Donnerstag, 10. September 2020

Der schmale Weg zwischen den Gärten...

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
S0630543
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 10.09.2020 00:00Z
Track wetterson.de und radiosondy.info
Landestelle: HH-Harburg, LAT, LON: 53.437187,9.984298, Google Maps
Status: geborgen am 10.09.2020 um 3:45 UT
Methode:GPS-Decodierung mit TTGO


In letzter Zeit fliegen alle Norderney-Sonden extrem weit, da ihr Fallschirm hervorragend funktioniert. Diese schaffte es unerwarteterweise bis nach Hamburg-Harburg. Ich beschloss, in aller Frühe die Sonde zu suchen. Gegen 5:00 verließ ich, noch im Dunkeln, den Bus. Auf Google-Maps sah das Ganze nach Privatgärten aus, aber auf Open Streetmaps führte ein Weg bis fast exakt zur Sondenposition. Ob man zur Landestelle gelangen konnte, war unklar, aber zumindest würde man auf diese Weise die Position in Erfahrung bringen und dann später am Tag die Besitzer fragen können. 

Es stellte sich heraus, dass der schmale Weg tatsächlich öffentlich war; links und rechts waren die Gärten abgezäunt. Man kam  bis 8m an die TTGO-Position heran, aber die Sonde war nicht zu sehen. Ich mochte auch nicht mit ganz starken Taschenlampen morgens um 5:00 im Wohngebiet herumfunzeln, obwohl die eigentlichen Häuser recht weit weg waren. Klingeln und fragen, wie ich es normalerweise machen würde, ging um die Zeit auch nicht. Ich konnte aber im Schein der Taschenlampe hoch über mir die Schnur aufleuchten sehen. Der Fallschirm lag rechterhand im Garten. Die Schnur ging über einen Baum, aber ihr Ende war nicht zu sehen. Ich konnte die Schnur mit der Stange herunterholen und per Schnurzug den Abroller erbeuten - der Fallschirm blieb im Baum hängen, und ich habe den Abroller abgerissen und dabei beschädigt. Auf der Sondenseite war nichts verknotet oder verdrillt - mein Glück. Ich konnte ich das Objekt der Begierde einen Baum hochziehen, aber leider nicht über eine Fichte hinweg befördern. Per Stange konnte ich jetzt aber auch hier die Schnur ergreifen und somit die Sonde vom Weg aus zu mir befördern. Das Ganze war ein relativ aufwändiges Stangen- und Schnur-Mikado. Da es immer noch dunkel war, habe ich natürlich keine Bilder der Landestelle. 

 



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Montag, 7. September 2020

Heimatgemeinde knapp verfehlt

 

Sondentyp: RS41-SGP  
SN:  R2810059
Frequenz: 402.5 MHz 
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)  
Flugdatum: 07.09.2020 12Z
Timerkill: Keiner
Track  wetterson.de
Landestelle  Hoisdorf,  LAT LON: 53.658108,10.304451 Google maps 
Status: geborgen am 07.09.2020, 13:24 UT 
Methode: GPS-Decodierung mit TTGO 
 
Ich habe an diesem Tag in meinem Elternhaus in Schmalenbeck (Gemeinde Großhansdorf) zu tun. Eigentlich will ich etwas später hinfahren, aber als die Predictions dieser Radiosonde Landeplätze in und um Großhansdorf auswirft, ist etwas Eile angebracht. Aus Corona-Gründen fahre ich jetzt meistens nicht mit der U-Bahn nach Schmalenbeck, sondern mit dem wesentlich schnelleren Regionalzug in meine Geburtsstadt Ahrensburg und von dort aus mit dem Faltrad. 
 
Als ich in Ahrensburg aussteige, ist die Sonde noch in der Luft, mit Predictions nahe des U-Bahnhofs Großhansdorf. Am Ende liegt die Landestelle knapp in der Nachbargemeinde Hoisdorf. Also am Manhagen vorbei, am Bahnhof Großhansdorf vorbei, über die Autobahnbrücke. Ein Navi braucht das nicht. Gleich rechts in die Kastanienallee einbiegen. Ich habe irrtümlich die Landestelle 150m die Kastanienallee herunter vermutet, halte aber an der Abzweigung an.
 
Vielleicht sollte man langsam den eingeschalteten TTGO zu Rate ziehen. Bingo, der liefert Koordinaten. Wie schön das ist, sie mit einem Klick in Locus einzuspeisen. WAS? Die Sonde liegt danach exakt AUF meiner derzeitigen Position. DAS kann nicht sein, ist da was faul?. Also nochmal, gleiches Resultat. Reinzoomen. Jetzt sieht man, dass beide Markierungen nicht exakt aufeinanderliegen. "Distanz 12 Meter", meint Locus. Wenn das so ist, sollte man vielleicht vom Rad absteigen und sich  doch mal in der Gegend umschauen. Schnüre? Schirme? Sonden? Auf den ersten Blick ist da nichts. Aber das Ding da vorne auf dem Gehweg, neben dem  Verkehrsschild,  sieht doch verdächtig nach einer RS41 aus....
 

Jetzt erkenne ich auch die Schnur. Sie verschwindet über ein Hausdach.


Obwohl die Sonde ja auf öffentlichem Gelände liegt, versuche ich die Bewohner zu kontakten, aber dort antwortet auf mein Klingeln nur der Hund. Die Bergung der Sonde ist natürlich einfach: Ich ziehe an der Schnur und kappe sie. Und sie flutscht über das Haus. Der Fallschirm hängt hoch in einer Buche an der Hosidorfer Landstraße/Achtern Diek. Der Baumstamm steht auf Privatgrund, das Gelumpe hängt über dem Gehweg und ist durch das Laub kaum auszumachen. 


 
Viel Hoffnung bezüglich einer Stangenbergung habe ich nicht - zu hoch. Aber ein Versuch ist es wert. Wieder klingel ich an der Tür, um mögliche Missverständnisse zu vermeiden. Auch auch hier ist keiner da. Also auf dem Gehweg die Stange klarmachen und erst einmal die Schnur erangeln. Ein Versuch mit Seilmanövern ist ermutigend. Ich kann die Schnur ganz oben aushaken und dann den offenkundig großen Ballonrest und den Schirm langsam und zäh ablassen. Jetzt ist der Kram nur noch 8 Meter hoch und liegt aber auf dem dichten Blattwerk auf. Inzwischen biegt der Besitzer des Grundstücks auf seine Einfahrt ein. Kommt natürlich auf ein freundlichen Schwätzchen vorbei und wünscht mir viel Glück. Beim 1 Versuch befördere ich sehr viel Latex, beim zweiten noch viel viel mehr Latex und beim dritten den Schirm zu Boden. Dann noch die Schnur aufgewickelt, und wieder einmal hat man ein Gespann komplett aus der Umwelt entfernt. Und nun rasch nach Schmalenbeck. Yeah.

Erst danach seh ich, dass mir Bernd mir in letzter Minute eine perfekte Prediction geschickt hat - allerdings liegt die Sonde danach auf dem Hausdach. Der Abstand von der Realität sind nur 14 Meter.
 


 
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Sonntag, 6. September 2020

Kein Schwan

 Sondentyp: RS41-SGP

SN:S0630562
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 06.09.2020 11:04Z
Track wetterson.de und radiosondy.info
Landestelle: Oldendorf, LAT, LON: 53.5759055,9.2328623, Google Maps
Status: geborgen am 06.09.2020 um 5:09 UT
Methode:Tawhiri-Prediction aus Radiosondy-Daten (danke Kurt für die schönen Daten)


Ich hatte dringend mal das Bedürftnis nach einer Radtour; das Ziel war eigentlich egal. Ruhig etwas weiter weg, denn am Wochenende kann man die Abokarte im Gesamtbereich des HVV verwenden. In Ermangelung aktueller Sonden wollte ich S1650017 mal einen Besuch abstatten. Diese Sonde war am 10.7. geflogen und im Wald bei Sauensiek gelandet. Uetersen konnte die Sonde noch nach der Landung klar empfangen. Die GPS-Koordinaten deuteten dann auch auf eine Höhe von 20-30m über Grund hin. Irgendwie hatte da noch niemand nachgeschaut. Ich selber hatte es eigentlich am 28.7. vor, weil da bei Neeze eine Meppener Sonde gelandet war. Bevor ich nach der Bergung nach Sauensiek weiterradeln konnte, landete unerwartet eine weitere Meppener Sonde bei Grauen, und die habe ich dann vorgezogen. 

Das Wetter war herbstlich-sonnig mit Kumuluswolken und kleineren Schauerköpfen. Südlich von Himmelpforten war da noch in der Nacht eine  Norderney-Sonde gelandet, aber für die gab es bestimmt schon andere Interessenten. Um 11:45 lief der Zug in Buxtehude ein. Da  auf wiederholte Rückfrage noch niemand Interesse angemeldet hatte, beschloss ich, die Landestelle zu besuchen und stieg nicht Richtung Bremerhaven bzw. Sauensiek um. In Himmelpforten wurde das Faltrad gesattelt. Von da waren es 8km bis Oldendorf, wo die Sonde auf einer Wiese liegen würde - jedenfalls sah es danach laut Google Maps Satellitenansicht aus. Die Schauerköpfe machten den Himmelsanblick unwirklich. Ich hatte aber Glück, dass ich bis auf etwas Nieseln nichts abbekommen habe. Aus 300m Distanz lag da ein weißes Objekt auf der Wiese. Das war mir etwas zu groß und bewegte sich etwas. Oft rasten Schwäne auf solchen Wiesen, und ich war sehr sicher. Ein Blick durch das Fernglas: Kein Schwan....




 

Der Rest war einfach - allerdings war das Gras ziemlich nass, und ich hatte keine Gummistiefel mit.  





Jetzt musste ich in die Pedale treten, um die Bahn in Himmelpforten zu erwischen. Die fährt nämlich nur alle Stunde. In Buxtehude stieg ich um, und ab Apensen kann ich auf vertrauter Straße nach Sauensiek radeln. Gleich hinter dem Bahnübergang der Moorbahn wird  das Rad an ein Verkehrsschild angeschlossen. Die Sondenlandestelle konnte ich auf Wegen erreichen, dabei musste eine eingezäunte Schonung umgangen werden. Die GPS-Position war ja exakt bekannt.  

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
  S1650017
Frequenz:
404.5 MHz
Timerkill:
keiner 
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum:
10.07.2020 12:00Z 
Track Bremen/Polen
Landestelle: Sausensiek,
LAT, LON: 53.3817,9.57926, Google Maps
Methode:
Sonde war nach der Landung in Radiosondy sichtbar; danke Kurt
Status:
Baumlander, 25-30m hoch, von unten sichtbar, in Lärche

Ich brauchte etwas, um die Sonde zu erblicken, die an einem 2m langen Schnurstück im Wind pendelte. Ein Foto konnte ich nicht machen, da ich meine "richtige" Kamera mit ihrem Telezoom nicht dabei hatte. 20m weiter entdeckte ich Fallschirm und Ballonrest in ähnlicher Höhe; darüber kommt man also auch nicht an die Sonde heran. 
 

 
 
Da muss man wohl abwarten, bis die Sonde herunterfällt, z.B. nach den Herbststürmen. Immerhin ist die Lage und der Zugang erkundet. Und da die Gegend ein Sondenmagnet ist, wird sich schon eine Gelegenheit ergeben, nach den Herbststürmen die Lage zu checken. 
 
Nachtrag 

 


Ich hatte kaum das Rad erreicht, als es zu schütten begann. Ich habe mich zunächst untergestellt und dann den frisch erworbenen Poncho ausprobiert. Dicht hält er, er hält auch die Nässe von Hose und Schuhen ab. Das war nach der Rückkehr nach Apensen sicher. Die Kombinierbarkeit mit einem Fahrradhelm ist begrenzt. Das Unterstellen hatte allerdings dazu geführt, dass ich den Zug nicht mehr erwischt habe und in Apensen 45 Minuten warten musste.

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Montag, 31. August 2020

Die DFM09 - Ein echter Wertstoff

 

Sondentyp: DFM09
SN:19032566
Frequenz: 402.608 MHz
Startstation: Pinneberg (WMOID:-)
Flugdatum: 31.08.2020 12:00
Track  Radiosondy und wetterson.de
Landestelle LAT LON: 53.49707,10.253472 Google maps
Gefunden am 31.8.2020 13:10UT
Methode: Decodierung des Sonden-GPS und Peilung (TTGO)
 
Diese Sonde startet in Pinneberg und sendet auf der ungewöhnlichen Frequenz 402.608 MHz. Weshalb sie im Internet nur von wenigen Stationen verfolgt wird. Selbst habe ich auch keine Daten produziert, weil ich ohnehin Richtung Bergedorf unterwegs bin. Die Sonde ist gerade gelandet, als ich am S-Bahnhof Reinbek die S-Bahn verlasse. Die Landestelle ist nur 1,6 Fahrradkilometer entfernt. Es geht aber fast die ganze Strecke für norddeutsche Verhältnisse aber stramm bergauf - die Hänge des Billetals. Unterwegs wird der TTGO gestartet und liefert auch recht bald Positionsdaten der Sonde. Und schon bin ich da. Und ich bin ratlos. 
Ein Fahrweg führt an Wohnblockhäusern vorbei. Extremer Baulärm. Überall wird gebaut. Bevor ich mich orientieren kann, kommt eine nette Dame Typ Bauingenieur angelaufen und fragt mich nach dem Grund meines Auftritts und wünscht viel Glück. Dann taucht noch ein ebenso netter Mann Typ praktischer Handwerker/Hausmeister auf. Auch dem wird alles erklärt. Nun aber mal die Sonde suchen.
 
Rechts in Richtung Mietshaus ist alles recht übersichtlich. Im üblichen GPS-Fehlerkreis stehen links zwei Bäume. Da ist aber nichts zu erkennen. Ich inspiziere sie von der Straße aus. Nichts. Das Sondensignal ist auch noch da und stabil an der gleichen Stelle. Harry empfiehlt über Whatsapp bereits das Putzen der Brille. Das kann doch nicht sein.
 
Ist vielleicht das Ding dicht bei den Häusern und hat da mal wieder schlechten GPS-Empfang? Aber da liegt auch nichts herum.  Da hilft nur Peilen. Ich habe ja den TTGO dabei, und der zeigt ja die Signalstärke. Ich hatte mal ein paar Peil-Tests gemacht, die ließen sich ganz gut an. Das hier ist jetzt der Ernstfall. 

Antennenstummel ab, Moxon ran. Und das Ding erweist sich sofort als tolles Peilgerät, und zwar auch im Nahbereich. Einfach drauf zulaufen. Die Quelle des Signals steht unweit der GPS-Position und lässt sich einfach identifizieren.


Deckel aufmachen. Die Mülltonne ist rappelvoll und ganz obenauf liegt, surprise,  eine ganz entzückende DFM09! Die Sache ist luschig eingeworfen worden. Die Ballonreste sind von dem gehäuften Müll heruntergerutscht und liegen jetzt am Boden vor dem Müllbehälter. Ich komme überhaupt nicht dazu, sie an der Schnur hochzuziehen, denn Hausmeister-Man ist schon zur Stelle und öffnet mir mit seinem Vierkantschlüssel die Frontklpappe. Und schwupp ist er wieder weg, ich komme kaum dazu, mich verdattert zu bedanken. 

Auf jeden Fall habe ich gelernt, dass man mit einem TTGO bei Bedarf auch peilen kann. Und zwar bin ich komplett erstaunt, wie gut das auch im extremen Nahbereich geht - viel besser als mit irgendeinem SDR-Stick. Und wieder bestätigt sich, dass frühes Erscheinen im Wohngebiet hilft. 20 Minuten nach der Landung kann das Ding schon entsorgt sein.

 

Und die Ballons aus Pinneberg sind jetzt wieder rot.

 





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Dienstag, 25. August 2020

Das Moor am Flugplatz

 

Sondentyp: RS41-SGP  
SN:  R2810144 
Frequenz: 402.5 MHz 
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)  
Flugdatum: 07.05.2020 0Z
Timerkill: Keiner
Landestelle  Heist/Uetersen,  LAT LON: 53.642,9.70361 Google maps 
Status: geborgen am 25.8.2020, 12:44 UT 
Methode: Positionsdaten nach der Landung aus radiosondy.info (danke, Kurt)

Diese Sonde landete im Mai 2020 direkt südlich vom Flugplatz Stenkelfeld. Kurt aus Uetersen konnte sie dank seines Antennenturms auch nach der Landung im Moor noch empfangen, daher war eine exakte Position bekannt. Hein, ein lokaler Funkamateur, hat natürlich versucht, die Sonde zu finden. Er konnte sich bis auf 60 Meter der Landeposition nähern - aber dann stoppte ihn das Moor. Wir hatten jetzt eine wochenlange extreme Dürreperiode - vielleicht geht da inzwischen was. In den letzten Tagen regnete es allerdings zum Teil wieder heftig. Wenn überhaupt noch etwas ging, dann bald nicht mehr. Da Hein im Urlaub ist, habe ich heute spontan beschlossen, eine Bergung zu versuchen. 

Es war trotz der Trockenperiode und trotz meiner Vertrautheit mit solchem Gelände nicht ganz einfach. An der Stelle, wo Hein aufgeben musste, wäre ich beinahe auch umgedreht. Aber dann sah ich einen schmalen Zugang zwischen zwei Moortümpeln oder Torfstichen, und dahinter konnte man auf einem Sphagnum-Teppich, einigen Wildpfaden folgend, bis zur Landestelle gelangen. Etwas mehr Feuchtigkeit, und da geht gar nichts. Die Sonde lag abgerissen exakt auf Kurts Koordinaten am Boden. Von Fallschirm, Ballonrest und Schnur war nichts zu erkennen. Da überall drumrum der Boden ungemütlich nachgiebig war, habe ich auch nicht näher nachgeforscht und habe den Rückweg angetreten. Glücklicherweise hatte ich die GPS-Koordinaten des Ausgangs noch gespeichert.

Zurück habe ich noch darüber nachgedacht, mich am Flugplatzimbiss zu stärken - sie warben mit einem leckeren Grillteller. Rechtzeitig fiel mir aber diese Warnung ein und habe lieber den Magen knurren lassen. Alles ziemlich militärisch dort - vor dem Flugplatz steht ein ausgemusterter Kampfjet.  Bedrohlich wirkte das Geballer auf dem Bundeswehrstandort nebenan, und links und rechts vom Heimweg ist alles mit weißen Schildern gesperrt. Ich komme auch an der extrem eigenartigen Landestelle von N4220144 vorbei. Merkwürdige Gegend, also Maske aufsetzten und bloß rein in den Bus nach Wedel.




Montag, 10. August 2020

Operation Urban Rescue

Wir haben hier eine lustige Whatsappgruppe, die die Entwicklung am Radiosondenhimmel im Großraum Hamburg verfolgt und grundsätzlich humorig kommentiert. 

"Pinneberg hat soeben eine DFM09 gestartet. Zielgebiet Hamburg-Eimsbüttel"
"Urban Rescue. Das ist Dein Spezialgebiet 😀."

Sondentyp: DFM09
SN:19032102
Frequenz: 402.01 MHz
Startstation: Pinneberg (WMOID:-)
Flugdatum: 10.08.2020 12:37LZ
Track  Radiosondy und eigener Empfang
Landestelle HH-Hafencity LAT LON: 53.53745,10.0105  Google maps
Gefunden am 10.8.2020 13:48UT
Methode: kreatives Befragen von Anwohnern / Decodierung des Sonden-GPS (TTGO)

 

Bei der derzeitigen Flaute wird die Sonde nicht weit kommen. Eine Yagi wird auf dem Balkon aufgestellt und die Landephase mitgeschnitten. 

Die Sonde droht anfangs in die Elbe zu fallen und  landet dann aber 5km entfernt direkt am Ufer. Ich kann sie bis in 64m Höhe verfolgen. Die Landestelle liegt nicht in Eimsbüttel, sondern in der Hafencity, also in jenem politisch stark gewollten Stadtteil der Hansestadt, zu dem mir bisher jegliche innere Einstellung fehlt. Auf Google Maps sieht die Gegend nach einer Baustelle aus. Aussteigen an der Station "Hafen City Universität". Schon beim Verlassen des Tunnels kriegt der TTGO ein GPS-Signal der Sonde. Erfreulicherweise nicht auf dem Baustellengelände, sondern direkt an der Straße, dort, wo am Kai eine Art Museumsschiff rumdümpelt. Das passt nicht zur Prediction, aber wer will sich beschweren, wenn es einfacher wird als gedacht? Bei 33°C ist eine einfache Sondenbergung doch auch sehr schön. Zumal eine weitere Pinneberger Sonde hinterkommt und angesichts der Windlage auch irgendwo in der Nähe landen dürfte. 

Schon bin ich bei der GPS-Position. Aber wo ist die Sonde? Die Baustelle ist fertig -  das einzige fertige Wohnhaus. Alle anderen Häuser sind noch im Bau. Aber an der TTGO-Position liegt weit und breit keine Sonde. Schwimmt sie im Wasser? Liegt sie auf dem Schiff oder hängt sie in den Masten? NEIN. Das kann doch nicht sein.

Sendet sie überhaupt noch? Ja, meint der TTGO. Ich lasse mir 20 Positionen auf Locus anzeigen. OK, das streut etwas, passt aber zu der ersten Position. Im ganzen Bereich liegt keine Sonde. Was ist hier los?

Mir fällt ein, dass DFMs und RS41 bei extrem eingeschränkter Himmelssicht allen möglichen Bullshit anzeigen, DOP sei Dank. Die angezeigte Höhe spricht auch gegen einen akkuraten GPS-Fix. 36m ist an der angezeigten Position nichts hoch. Bei der nächsten Sturmflut steht die Straße unter Wasser....Vielleicht liegt sie im Innenhof des fertiggestellten Hauses? DORT hätte sie eindeutig keinen guten GPS-Empfang.

Der Innenhof ist eine eine nette gartenartige Freianlage hoch über der Ufermauer, die ich aber von unten nicht einsehen kann. Oben laufen ein paar Eltern und Kinder herum. Ich rufe zu ihnen hoch, ob sie die Radiosonde gesehen hätten. "Wie sieht das denn aus?" "Weiße Styroporbox, 30m Schnur, Latexreste". "Wie groß, wie ein Schuhkarton?". "Kleiner", und ich deute den Umriss einer DFM09 an. "Da!, ist das...?". Der Mann hält eine DFM09 und einen Haufen Schnur über die Mauer! Yess, das Ding lag offenbar 40m von der GPS-Position der Sonde entfernt. Ich muss über die Baustelle ca. 200m laufen, dann finde ich nach 3 Fehlversuchen von der anderen Seite Zugang zu dem Garten der netten Bergungshelfer. "Ich hatte schon gedacht, dass es ein neues Spielzeug der Kids wäre, denn es lag zwischen lauter Spielsachen". Nach der üblichen Erklärung kann ich meines Weges gehen. Vorher guck ich noch mal auf mein Handy-GPS - es zeigt auch nur Unfug an.

 

Inzwischen ist die zweite DFM gelandet - in Hamburg-Horn. Die hatte ich bei der verzweifelte Suche nur am Rand mitgekriegt. Hein - er macht gerade Urlaub in Polen - und Bernd haben mir aber passende Predictions per Whatsapp geschickt. Das ist extrem praktisch, weil ich nur noch die Koordinaten in Locus einhacken muss. 

  

Sondentyp: DFM09
SN:19031941
Frequenz: 402.308 MHz
Startstation: Pinneberg (WMOID:-)
Flugdatum: 10.08.2020 13:32LZ
Track  Radiosondy
Landestelle HH-Horn LAT LON: 53.55043,10.06755  Google maps
Gefunden am 10.8.2020 14:30UT
Methode: Decodierung des Sonden-GPS (TTGO)

Bernds Korrdinaten liegen AUF einer vielbefahrenen Einbiegung auf die Eiffestraße, nicht weit weg von der früheren Residenz des Astroshops. Wenn das stimmt, ist es höchste Zeit für Urban Rescue. Im glücklicherweise klimatisierten U-Bahnwagen kann ich mir Kurts Landedaten in Radiosondy angucken und gehe von einer Landung in der benachbarten Kleingartenkolonie aus. Die U-Bahn fährt direkt hin, ich kann gerade noch den TTGO auf 402.308 MHz umstellen und muss auch schon an der U-Bahn-Station "Rauhes Haus" raus. Der TTGO schlägt erneut an - die Position liegt in der Kleingartensiedlung. Beruhigend: Patient 19031941 geht es gut, und der urbane Rettungsdienst ist gleich am Absturzort.

 

 

Ich gehe durch die Kleingartensiedlung bis zu dem Südende des Weges. Dort steht ein junger Mann. Dem erkläre ich die Sachlage. "Kein Problem, der Kleingarten mit der Sonde gehört meiner Mutter". Quer durch den Garten verläuft sofort sichtbar die Schnur, geht eine Telefonleitung und verschwindet in der Hecke. Per Schnurzug lässt sich der Ballonrest wie eine Fahne hissen, und ein anderer Schnurzug befördert eine DFM09 vom Dach. 

 


Wieder muss ich meinem Bergungshelfer und seinen herbeigeeilten Freunden die Sonde erklären. Was in beiden Fällen neu ist: Pinneberg geht wieder zu weißen Ballons über. 

Beim genaueren Betrachten der Beute fiel mir bei einer Sonde ein Fehler im Label auf. Es gibt einen kleinen Label auf dem Styroporgehäuse und einen großen auf der Schutzhülle. Offenbar steckt die richtige Sonde in dem falschen Gehäuse.

Bei der anderen Sonde ist alles korrekt



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Dienstag, 4. August 2020

Sondenmagnet in Vögelsen

In Lüneburg habe ich mal eben schnell von der Firma Panasonic eine Radiosonde (R2320566 ) abgeholt. Sie war am Sonntag gelandet. Ich hatte auf den Anrufbeantworter gesprochen, sie hatten die Sonde unter dem Baum eingesammelt - die Schnur ging über den Baum - und mich mit der Frage "Sollen wir das wegschmeißen, oder wollen Sie die haben?" zurückgerufen.
Am Morgen ist bei Vögelsen auf einer freien Fläche die Bergener Morgesonde R2320582 gelandet. Die sendet jetzt natürlich nicht mehr. Die erste Bahnstation auf dem Weg von Lüneburg nach Hamburg ist Bardowick. Von dort sind es nur 3km bis zur Landestelle - und ich habe ja mein Faltrad mit.
Die Mittagessonde aus Bergen (R2320605) ist in der Luft und will im Auge behalten werden. Vielleicht landet sie auf dieser Seite der Elbe? Es stellt sich heraus, dass ihr Fallschirm verheerend schlecht funktioniert und sie in der Gegend, in der ich gerade unterwegs bin, herunterkommt. Als ich an der Landestelle der Morgensonde ankomme, ist die Mittagssonde nur 800m entfernt niedergegangen. Die Landestelle der Morgensonde liegt auf einem doppelt mannshohen Maisfeld. Das wird anstrengend. Wichtiger erscheint mir eine sofortige Aktion bei der frisch gelandeten Sonde!

Sondentyp: RS41-SGP
SN:   R2320605
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 3.8.2020 12Z
Timerkill: 5:00h
Track  Bremen und Radiosondy
Landestelle Vögelsen, LAT LON: 53.299618,10.324543  Google Maps
Status: geborgen am 03.08.2020, 13:30 UT
Methode: GPS-Decodierung mit TTGO

Wieder brauche ich keine Prediction selber zu machen - ein Screenshot der Satellitenansicht kommt von Hein per Whatsapp. Die Landestelle kenne ich gut. In der Gegend habe ich diverse teilweise auch erfolglose Radiosondensuchen erlebt:

Zuletzt habe ich am  28.6. dort die Bergener Mitternachtssonde R2340071 eingesammelt. 200m entfernt hatte ich auch im November 2019 eine erfolglose Kaltsondensuche durchgeführt. Damals hatte ich mein Rad an ein Verkehrsschild angeschlossen. Das Schild tut heute wieder seinen Dienst.


Der TTGO lässt Koordinaten sprudeln. Die Sonde liegt wenige Meter im Maisfeld, allerdings stellt sich heraus, dass die Schnur über einen Knickbaum verläuft. Der Rest ist einfach....






 

Sondentyp: RS41-SGP
SN: R2320582
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 3.8.2020 6Z
Timerkill: 5:00h
Track  Bremen und Radiosondy
Landestelle Vögelsen, LAT LON: 53.300268,10.337678  Google Maps
Status: Nicht gefunden
Methode: Tawhiri Prediction aus Radiosondy-Daten


Nach der erfolgreichen Bergung geht es zurück zu dem Maisfeld mit der kalten Morgensonde. Das Resultat, nach dem Ablaufen einiger Treckerspuren: Sondensucher komplett gelb mit Maispollen.Weitere Erkenntnisse: Keine. Eigentlich verläuft die Schnur quer zu den Spuren, und ich müsste sie mehrfach gekreuzt haben. Ich habe speziell auf Maisfeldern die Erfahrung gemacht, dass die Sonden, sofern sie auf dem Boden liegen, auch nach der Ernte noch abgeholt werden können.

Egal, die Ausbeute an Bergen-Sonden der letzten Tage ist einigermaßen zufriedenstellend. Bin richtig froh, dass sich der Wind gerade dreht.


Update zu R2320582: War am 31.10. noch mal an dem Maisfeld. Inzwischen ist es geerntet, aber es wurde leider in einem Abwasch sofort geeggt. Keine Reste der Sonde gefunden.

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