Sonntag, 7. Dezember 2025

Schnelle Sonntagsbergung am Deich

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
X0524938
Produktionsdatum:2025-1-28
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:
10113)
Flugdatum: 7.
12.2025 0:00UT
Track
wettersonde.net

Maximale Höhe:
 28481m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.68 m/s

Landegeschwindigkeit:
1.8m/s

Fundstelle: HH-Overwerder 
LAT, LON:
 
53.52610,10.54765  Google Maps
Status: Geborgen am 7.12.2025
, 8:55 UT gemeinsam mit Axel (
DB7XO)
Methode:
 GPS Position nach der Landung sichtbar auf Wettersonde.net

Diese Sonde landet am Sonntagmorgen am Ufer der Tideelbe bei Overwerder. Ich verfolge die Sonde bis in Baumwipfelhöhe. Zeitweise droht sie in die Elbe, später in den Hohendeicher See zu fallen. Sascha vom Team Seevetal kann die Sonde auch nach der Landung noch empfangen und streamt die Daten nach Wettersonde.net. Sie befindet sich eingeklemmt zwischen Deich und Seeufer in einem Baum. 

 Nach dem Frühstück überlege ich eine schnelle Tour zur Landestelle. Die Sonde sendet immer noch. Axel hat laut der Whatsappgruppe die gleiche Idee wie ich: Von Altona die S-Bahn bis Tiefstack nehmen und dann mit dem 120er Bus direkt hinfahren. Die Bushaltestelle "Overwerder" liegt direkt an der Landestelle. Ich frage nach: "Wir sehen uns im Bus?". 

Tatsächlich sehen wir uns schon in der S-Bahn in Altona. Beide haben wir eine Teleskopstange unter dem Arm. Axel hat schon die ganzen Höhendaten gemittelt und kommt rechnerisch auf 15 Meter über Grund. Dennoch sind wir optimistisch. 

Schon aus dem fahrenden Bus sehen wir den Schirm von einem Baum herunterhängen.


Wir haben rasch auch den Baum mit der Sonde lokalsiert. Axels Höhenberechnung passt sehr gut. Die Sonde liegt locker auf der reisigartigen Krone auf, so dass ein Schnurzug kaum zum Verklemmen in einer Astgabel führen kann.  Zu zweit geht die Bergung sehr gut. Axel verfolgt, was die Sonde macht, während ich 50m entfernt vorsichtig mit immer mehr Kraft mit der Stange am Schirm ziehe.

 

 

 Beim ersten Versuch  flutscht die eine Box einen Ast weiter, beim zweiten segelt sie im hohen Bogen vom Baum. 




Wir raffen unsere Ausrüstung und die Sonde zusammen und gehen zurück zur Haltestelle, wo der Bus uns sehr bald mitnimmt. 

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Donnerstag, 4. Dezember 2025

Manöversonden aus Munster im Dezember

Sondentyp: DFM17
SN: 
21(342)068583
Produktionsdatum: 8.12.2021
Frequenz:
403.3 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Munster Süd
 (WMOID:-)
Flugdatum: 02.12.2025 08:48ZL
Track Radiosondy/Tower
Maximale Höhe: 17474m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.29
 m/s 
Landegeschwindigkeit: 8.9 m/s
Landestelle: Groß Pampau, LAT, LON: 
53.5261,10.54765, Google Maps
Status: Geborgen am 2.12.2025,10:24 UT
Methode: Empfang des Sondensignals mit TTGO (RDZsonde)

Am 2. und 3. Dezember werden vom Truppenübungsplatz Munster Süd Radiosonden in schneller Folge gestartet. Am 3.12. fliegen sie Richtung Norden und landeten überwiegend im Raum Lübeck. Die Sonden werden eingesammelt, hauptsächlich von Sputnik. Eine hat eine kürzere Reichweite, weil der Fallschirm schlechter funktioniert. Die landet bei Groß-Pampau. Ich bin gerade in Schmalenbeck und schneide die Landephase mit dem Tower bis in Baumwipfelhöhe mit. Einen Moment sieht es so aus, als ob sie in den Baggersee des örtlichen Kieswerks fällt. Danach droht eine Landung im Wäldchen. Am Ende kommt sie doch auf der angrenzenden Wiese herunter. Ich habe etwas Zeit und unternehme eine  Autofahrt zur Landestelle. Ich parke das Auto an der Zufahrt zum Kiesweg und habe sofort Empfang mit dem TTGO. Ein paar Hundert Meter Fußmarsch  und ich bin am Ziel. 

 

 

 

 

 






Die Schnur befindet sich größtenteils noch auf dem Abroller. 

Danach suche ich noch nach ein paar Kaltsonden im unmittelbaren Umfeld. Bei Wotersen befindet sich W3411078 in einem Urwald. Obwohl die Position recht gut bekannt ist, haben sich mehrere Sondenjäger ihre Zähne ausgebissen. Umgestürzte Baumriesen, mooriges Gelände und Wassergräben behindern den Zugang. Ich komme immerhin 15m an die Extrapolationslösung heran. Irgendwelche Spuren der Sonde kann ich aber nicht entdecken. Auch V3320614, eine Meppener Sonde, kann ich nicht mehr bergen. Das Maisfeld, auf dem sie gelandet ist und in das sich seinerzeit keiner vorwagte, ist inzwischen geerntet und neu bestellt. Irgendwann mache ich mich auf den Heimweg nach Schmalenbeck. 

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Montag, 24. November 2025

Latexklumpen in der Kälte

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
V1010868
Produktionsdatum: 6.03.2023
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h:00m
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 08.11.2025 (00:00Z)
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 33284 m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.04m/s
Landegeschwindigkeit: 4.9m/s
Landestelle: Emmendorf bei Uelzen, LAT, LON: 
53.01160,10.56365 Google Map 
Status: Geborgen am 23.11.2025, 13:07UT.  
Methode:
 Extrapolation aus Tower-Daten

 Diese Sonde landete am Morgen des 8.11.2025 in den Uferwiesen der Ilmenau nördlich von Uelzen. Da in dem Raum mehrere Kaltsonden auf ihre Bergung warten, breche ich 15 Tage später an einem Sonntag auf. Die Fahrt ist typisch 2025. Bis Lüneburg geht alles glatt - danach Signalstörung. Bei so etwas muss der Lokführer für jeden Streckenabschnitt einen Fahrbefehl einholen und darf dann im Schleichtempo auf Sicht den Abschnitt befahren. Die Strecke Hamburg-Hannover ist standardmäßig überlastet; hinzu kommen aktuell ICEs auf dem Weg nach Berlin, denn die Strecke Hamburg-Berlin ist ja für 9 Monate gesperrt. Natürlich gibt das einen Stau - auf Deutsch: Nix geht mehr voran. Zwischenzeitlich erwäge ich einen spontanen Ausstieg in Bienenbüttel und eine Suche nach den dortigen Radiosonden. Dann geht es aber wieder ETWAS schneller voran.

Das hat nun etwas gedauert, und ich bin ohnehin einen Zug später unterwegs als ursprünglich geplant. Im Winter wird es früh dunkel. Eine Radiosonde fliegt von der Liste. 

Wer nun glaubt, dass es mit dem Rad auf der Straße besser voran geht, täuscht sich. Baustellen auch hier. Angeblich sind auch die Fuß- und Radwege gesperrt. Aber davon ist real wenig zu sehen, und am Sonntag wird ja nicht gebaut. Jetzt führt die Strecke am örtlichen Knast vorbei. Und dann entlang der Bahn - auf der es offenbar wieder normal vorwärts geht - bis nahe zur Landestelle. 

Im Besitz von Tower-Daten zu sein, ist schon vorteilhaft und fast schon dekadent. Aber dazu musste ich am 8.11. um 3:20MEZ wach sein und die Landung mitschneiden. Und ohne die Tower-Daten wäre die Sonde nicht aufzufinden gewesen. Die Internetquellen versiegten nämlich in ca. 600m Höhe, Flugrichtung Nordost. Dass die Tawhiri-Prediction radikal um 90 Grad nach Westen schwenkt, nimmt man ja nicht unbedingt ernst. Dass die Sonde im richtigen Leben gleich zwei scharfe Wendmanöver durchführt, kommt ja auch nicht so oft vor. Im vorliegenden Fall ist das natürlich gut - Wiese ist besser als Uferbereiche der Ilmenau! 


Der Tower lieferte damals Daten bis 15m Bodenhöhe. Die weitere rechnerische Flugstrecke betrug 9m - das ist im Bereich des typischen GPS-Fehlers. Ich postete auf unserer Whatappgruppe die Position, die oben dargestellte Karte und den Hinweis "Ich schenke mir jede Extrapolation".

Die Sonde ist noch nicht als geborgen gemeldet, und angesichts der Flugbahn und der Uhrzeit der Landung rechne ich fast sicher mit der Bergung. Von unserer Community hat es keiner versucht. Bauern sind nicht mehr viel auf den Feldern unterwegs. Allenfalls Jäger könnten zufällig über die Sonde gestolpert sein. Ein Hochstand am Feldrand lässt mich skeptisch werden. 

 Ich parke das Faltrad am Wiesenrand und mache mich auf den Weg. In der fraglichen Richtung ist nur ein Schneefleck zu sehen. Erst umittelbar vor dem Ziel stolper ich über den Fallschirm und den Ballonrest. 

 


 

Die Wiese ist an einigen Stellen überflutet, und das Wasser ist gefroren. Die Schnur muss gewaltsam durch Zerren aus dem Eis befreit werden. Sie zielt exakt auf besagten Schneefleck. Aus der Nähe erweist er sich als Klumpen von mit Eisblumen bewachsenen Latexfetzen!



 

Die Sonde ist komplett vom Latex eingeschlossen. Der Sondenmast ist das einzige, was herausguckt.  Erst nach Herumdrehen des Pakets lässt sich die Beute besser zuordnen.

 

 

 





Ich beschließe noch einen Versuch bei der Radiosonde W1240897, Essen 0Z vom 28.1.2025. Essener Sonden sind bei uns selten. Auch von der habe ich exakte Landekoordinaten via Tower. Die Landestelle befindet sich im Wald bei Waldmannsruh - wo auch sonst. Die Sonde sendete nach der Landung aus schwankenden rechnerischen Höhen von 14-30 Metern, hing also wohl im Baum. Ich war sogar schon mal am 28.5. da und konnte in dem Buchen-Kiefern-Lärchen-Mischwald vor lauter Laub nichts erkennen. Jetzt nach dem Laubfall erhoffe ich mir zumindest eine Sichtung des Objekts. Aber ich werde enttäuscht. Weder liegt die Sonde am Boden, noch kann ich in den fraglichen Bäumen etwas mit dem Fernglas erkennen. Keine Schnüre, keine Sonde. Keine Latexstreifen am Boden. Nichts. 50m in Flugrichtung ist das Gesträuch übersichtlich. Reste des Fallschirms: Fehlanzeige. Entweder hängt alles in den absoluten Wipfeln der Kiefern, oder sie ist weg. Das glaube ich aber nicht, weil Zeitgenossen mit den entsprechenden Baumberge-Skills ihre Funde gemeinhin eintragen und Zufallsfinder das Gestrüpp nicht durchstreifen werden. 

 Da es langsam dunkel wird, sehe ich zu, dass ich aus dem Wald komme. Durch beißende Kälte geht es nach Uelzen. Leider ist der Zug gerade weg. Der nächste ist erwartungsgemäß voll und leidet an akuter Rollenkofferitis, bringt mich aber glatt zum Hamburger Hauptbahnhof. Jetzt noch mit der S-Bahn nach Hause. Was haben wir da? Signalstörung im Citytunnel. Rückstau, Fahrbefehle und Schleichfahrten....Gut, dass man dafür heute Mittag trainiert hat. 

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Montag, 17. November 2025

Am Grenzwall im Duvenstedter Brook

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
X0552606
Produktionsdatum:2025-1-31
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:
10113)
Flugdatum: 12.
11.2025 12:00UT
Track
radiosonde

Maximale Höhe:
33239m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.39 m/s

Landegeschwindigkeit: 
5.9m/s

Fundstelle: Duvenstedter Brook 
LAT, LON:
 
53.72333,10.15014  Google Maps
Status: Geborgen am 16.11.2025
, 12:37 UT
Methode:
 Extrapolation aus wettersonde.net-Daten

Diese Sonde landet im Duvenstedter Brook. Glücklicherweise liegt die nach den Internet-Daten vorhergesagte Landestelle direkt an dem Wanderweg am sogenannten Grenzwall, der auch jetzt nach der Hirschbrunft wieder offen zugänglich ist. Am Wochenende ist die Sonde noch nicht als geborgen eingetragen. Die Anreise ist durch den allgemein disfunktionalen ÖPNV ein wenig erschwert, weil die U1 zwischen Berne und Volksdorf unterbrochen ist. Ich bemerke, dass man mit dem 276er Bus von Poppenbüttel aus gut zum Brook kommt. 

Das Faltrad wird am Duvenstedter Triftweg ausgeklappt. Der mir gut bekannte Wanderweg auf dem Grenzwall darf mit Rädern nicht befahren werden, aber auf dem schmalen und teilweise überfluteten Pfad ist diese Einschränkung eher theoretischer Natur. Mehr als Schieben geht nicht, und an etlichen Stellen muss man das Rad tragen. Es sind aber nur 500 Meter. Da vorne beginnt auch schon der Mischwald, in dem die Sonde gelandet sein muss. Den Fallschirm erwarte ich unmittelbar am Wegrand. 

Mir kommt ein Ehepaar entgegen. Und direkt an der Vorhersageposition machen sie einen 90-Grad-Turn, überqueren mit einen langen Schritt  über den an dieser Stelle gottlob völlig verlandeten Graben und laufen schnurstracks auf die Landestelle zu! Das sind offensichtlich zwei mir unbekannte Sondenjäger-Kollegen! Ich spreche sie an. 

Es stellt sich heraus, dass sie das von ihnen erspähte Objekt als Fallschirm identifiziert haben. Aber sie haben keine Idee, was sie da gefunden haben.  Sie wollten den Müll aus der Natur entfernen - was ich eine sehr gute Idee finde.

 


 

 

Nach kurzer Vorstellung meinerseits und Erklärung der Situation rede ich ihnen aus, kräftig an der Schnur ziehen zu wollen. Da vorne schwebt die Sonde bereits über dem Boden. Als wir die Schnur wieder entspannen, liegt die Sonde wieder auch wieder im Gras. Die Teleskopstange und mein sonstiges Geraffel muss ich gar nicht erst holen. 

Sie haben ein Messer dabei, mit dem sie die Sonde abtrennen können. Ich überzeuge sie, dass man an dieser Stelle die Schnur besser von der Schirmseite aus bergen kann. Wir rollen die Schnur auf.  Die Umweltverschmutzung im Naturschutzgebiet finden sie berechtigterweise nicht so toll, und sie können kaum glauben, dass die Sonden herrenlos in der Umwelt belassen werden. Nach der Bergung  des gesamten Gespanns kommen wir ins Gespräch. Die beiden sind sehr nett und sehr interessiert und stellen viele Fragen. 

Zu dritt erreichen wir den Triftweg, der den Brook von Ost nach West durchquert. Dort verabschieden wir uns. 

Ich selber suche noch die Landestelle einer Manöver-DFM auf, die bei Ohlstedt seit 2022 im Wald hängt. Ich kann sie wie schon bei einem vorherigen Check weder in Baum noch auf dem Boden finden, obwohl Klaus damals die Position genau ermittelt hat. In Ohlstedt fährt mir die U-Bahn davon. 30 Minuten warten und dann eine durch den Schienenersatzverkehr unterbrochene U-Bahn zu besteigen, erscheint wenig sinnvoll. So nehme ich wieder den Bus nach Poppenbüttel. Das erweist sich als unweise. Ich hätte am Markt in Poppenbüttel aussteigen sollen und hätte dann den Bahnhof in 3 Minuten mit dem Rad erreicht. Stattdessen braucht der Bus aufgrund von Baustellen-Sperrungen mehr als 15 Minuten, da er einen riesigen Umweg quer durch den gesamten Norden Hamburgs fährt. 

 



 

 

 

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Mittwoch, 29. Oktober 2025

Feucht-fröhlicher Schirm

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
W4915523
Produktionsdatum:2024-12-2
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:
10113)
Flugdatum: 25.
10.2025 12:00UT
Track
radiosonde/Sondehub

Maximale Höhe:
31985m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.10 m/s

Landegeschwindigkeit: 
3.8m/s

Fundstelle: Hemmoor 
LAT, LON:
 
53.67891,9.134328  Google Maps
Status: Geborgen am 28.10.2025
, 16:52 UT
Methode:
 Extrapolation aus Sondehub-Daten

Diese Sonde landet in Hemmoor, einer Ortschaft an der Bahn Hamburg-Cuxhaven. Wettersonde.net ist gerade down, aber Bernds Daten von der anderen Elbseite kriegt man auch via Radiosondy.info. Auf Sondehub gibt es sogar noch niedrigere Positionen von "Mobil DZTTGO". Das klingt extrem nach einem aktiven Sondenjäger on Tour, und eine GPS-Höhe von 88m lässt auch an einen Empfang aus der näheren Umgebung denken. Merkwürdigerweise bleibt die erwartete Bergungsmeldung aus. Das kann mit dem miesen Wetter zu tun haben. Trotz der niedrigen Höhe ist die Sonde laut Extraplation aufgrund des guten Fallschirms und des starken Windes noch 125m weit geflogen und dürfte auf einer Wiese unweit der Straße Hemmoor-Heeßel gelandet sein. Da sollte man sie nicht zu lange liegen lassen. 3 Tage nach der Landung ist etwas Zeit und ich springe mit Faltrad in den Zug nach Cuxhaven. Vom Bahnhof Hemmoor zur Landeregion sind es nur 2,5km Radfahrt in der Lücke zwischen zwei Schauern. 

Aufgrund des Sommerzeit-Endes wird es jetzt schon am frühen Abend dunkel. So ist die Beleuchtung bereits sehr schummrig. Ich rechne damit, dass der große weiße Fallschirm auf der Wiese trotzdem auffällt - aber da liegt nichts! Hat jemand die Sonde geborgen? Drei Tage nach dem Flug muss man mit sowas rechnen. 

Die Wiese wird durchstreift - nichts! Allerdings kann sich in dem relativ hohen Gras die Sonde gut verstecken. Aber den Fallschirm sollte man sehen. Ist die Sonde vielleicht kürzer geflogen? Eine Baumreihe am Straßenrand wäre ärgerlich - ich habe erst gar keine Stange mitgenommen. Aber selbst dann sollte der Fallschirm auf dem Boden liegen. Ich leuchte die Bäume auf beiden Seiten ab - nichts! Ich beschließe in einem großen finalen Bogen über die Wiese zurück zum Rad zu laufen. Nachdem ich die Extrapolations-Position passiert habe, bemerke ich im Gras 10m Richtung Straße einen mattweißlichen Schimmer. Aus der Nähe ist es - eine RS41! 


 

Ich verfolge die Schnur bis zum Ufer des Heeßeler Mühlenbachs. Rüberspringen ist will überlegt sein. Am anderen Ufer liegt sichtbar auch kein Schirm herum. Kann ich den unsichtbaren Schirm vielleicht per Schnurzug zu mir befördern?. Die Schnur ist an irgendwelchem am Ufer wuchernden Carexzeugs verhakt- da lässt sich nichts ziehen. Aber auch nach Aushaken ist da immer noch reichlich Widerstand. Ich leuchte das Ufer gründlich ab. Die Leine hängt noch an anderen Seggen fest und verschwindet im Wasser, wo sie offenbar in Stromrichtung verläuft. Jetzt ist mir klar, warum ich den Schirm trotz der übersichtlichen Landestelle nicht finden konnte: Der Schirm dürfte IM Bach zu suchen sein! Ich leuchte ins recht klare Wasser. Mitten im Bach - in einiger Tiefe - driftet ein Gegenstand passender Größe. Das wird der Schirm sein. 

 


 

Nach einigen weiteren Carex-Aushake-Aktionen folgt die "Operation langer Arm", und ich kann den klatschnassen Schirm und die Ballonrest-Abroller-Kombi aus den Fluten heben.

  


Hatte es bei der Suchaktion ein wenig getröpfelt, ist es jetzt trocken. Schnell bin ich wieder im Ort Hemmoor. Rechtzeitig vor dem Beginn eines heftigen Platzregens erreiche ich den Bahnhof, und bald läuft der Zug nach Hamburg ein. 

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Freitag, 24. Oktober 2025

Tandem im Sturm

Sondentyp: DFM17 und RS41-SGP (Tandem)
SN:
 
D25(245)027676 und X1342257
Frequenzen: 403.13MHz (DFM17) und 404.5 MHz (RS41)
Timerkill: keiner
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Produktionsdatum: 2025-09-02 (DFM) und 2025-03-27 (RS41)
Flugdatum: 23.10.2025 8:00Z
Track radiosondy.info
Maximale Höhe: 32569m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.11m/s 
Landegeschwindigkeit: 6.6m/s
Landestelle: Wischhafen 
LAT, LON: 
53.77868,9.312607 Google Maps
Status: Geborgen am 24.10.2025, 12:14UT

Methode: Radiosondy.info-Daten

Meppen startet momentan mal wieder lustige Tandems aus DFM17 und RS41. Eines davon landet in Wischhafen. Hinsichtlich der Lokalisation des Landeplatzes  gibt es keinerlei Unsicherheiten, denn Bernd hat von der anderen Elbseite Koordinaten der Landung bis zur Grasnarbe mitgeschnitten. Eine Extrapolation ist unnötig. Ich wundere mich nur, dass dieser Radiosondy-Bot die Sonden nicht als "probably lost in the water" annotiert, weil der Acker 3-4 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Auch handelt es sich um eines der Exemplare, die die Meppen-typischen 26km Maximalhöhe weit übertrifft. 

Da der Orkan Joshua draußen orgelt und für die erste Sturmflut sorgt, mag die sich am Freitagmittag ergebende regenfreie Zeitperiode nicht für eine Kaltsuche im Wald nutzen. Und gegen den Wind radeln ist auch keine so gute Idee. Das Tandem aus Meppen ist für etwas weit weg von Hamburg, aber es existiert eine gute stündliche Busverbindung via Stade. Und man sollte diese Landestelle auch fußläufig von der nächsten Haltestelle erreichen können. Also fahre ich los. Der Zug nach Cuxhaven fährt zwar ab Harburg, bringt mich aber pünktlich nach Stade. Den 2500er Bus nach Freiburg/Elbe verlasse ich in Wischhafen-Hüttenweg und mache mich auf den Weg. 

Ich habe Glück. Da ein paar Häuser den Weg von der Straße versperren, habe ich befürchtet, dass ich einen 2km-Umweg laufen muss. Von der  Straße entdecke ich doch einen direkten Zugang auf den besagten Acker. Eine Treckerspur bringt mich in Richtung Landestelle. Aus der Ferne ist zunächsts nichts zu sehen. Aber als ich mich gegen den Wind voranarbeite, sehe ich von Weitem einen verdächtigen Gegenstand in der Ferne leuchten, sehr nahe an der erwarteten Position. Düngertüte oder Ballonrest - das ist hier die Frage!

 


 




Etwas näher sehe ich auch einen roten Fleck neben dem weißen etwas Rotes leuchten.  Das beseitigt alle Zweifel, und aus nächster Nähe erkenne auch die Sonden am Ende der Schnur. 

 

 

 

Die DFM17 erweist sich als ziemlich taufrisch, produziert letzten Monat. Das kann man immer erst an der aufgedruckten vollständigen Seriennummer erkennen. Bei der RS41 war aus der gesendeten Nummer im Vorwege klar, dass sie aus dem März 2025 stammte. 

 

 





 



Zurück in Wischhafen gibt es eine dumme Überraschung: Ich bin davon ausgegangen, dass der Bus stündlich fährt. Das stimmt auch - aber einmal am Tag nicht. Eine Überfahrt mit der Fähre über die Elbe nach Glückstadt ist bei Sturmflut sicherlich keine Option - ich brauch gar nicht das Netz zu konsultieren, ob sie noch fährt. Also erledige ich meinen Wochenendeinkauf statt zuhause im örtlichen Netto-Markt und nutze so die Zeit. Soll keiner sagen, dass durchreisende Sondenjäger nur den Elektroschrott mitnehmen, aber kein Geld im Lande lassen. 

Neuer Abroller der DFM17
Die genauere Inspektion der Beute ergibt ein paar Abweichungen vom bisherigen Meppen-Tandem-Setup. Es wird ein neuer Abroller (GRAW Next Generation Unwinder) an der DFM17 verwendet, dessen Aufbau noch einfacher ist als bisher. Die Holzspule ist dünner, und eine Stoppscheibe ist nicht mehr vorhanden. Die Schnur aus unbehandelter Baumwolle wird durch eine Bohrung gezogen.  Statt des Kinderballons, der das zu schnelle Abrollen der Schnur stoppen sollte, gibt es jetzt einen sehr dünnen, länglichen Gummi-Fingerling. 


 Kein Tape bei Meppen-Tandems mehr

 Bisher war die RS41 mit Tape an die DFM17 gehängt worden. Jetzt wird die Schnur um eine Nase am DFM17-Mast gefädelt und das Ganze mit dem Sonden-Aufkleber gesichert.



 

Da man schon erlebt hat, dass die Label sich bei Schlechtwetter ablösen, sollte man verfolgen, wie sicher das funktioniert. Tape gibt es jetzt bei Meppen nur noch beim Ballonhals.


 

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