Samstag, 26. Oktober 2024

Eine Sonde "fliegt" gegen den Wind

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
V3730434
Frequenzen: 402.5 MHz
Timerkill: keine
Startstation:
Schleswig (WMOID:10035)
Produktionsdatum: 2023-09-13
Flugdatum: 23.06.2024 0Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 34294m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.42 m/s 
Landegeschwindigkeit: 3.5m/s
Landestelle: Wulfsmoor
LAT, LON:
53.90416,9.72844 Google Maps
Status: Geborgen am 25.10.2024, 10:03UT

Methode: Decodierung des Sondensignals per TTGO; RDZsonde. Sonde lokalisiert am Tag des Fluges. Baumlander 20m. Am Boden aufgelesen nach 4 Monaten. 

23.6.2024

Diese Schleswiger Sonde landete bei Wulfsmoor bei Wrist. Ich bin an diesem Juni-Sonntag in aller Frühe mit dem Regionalzug nach Wrist gefahren. Die Bahnlinie führt nur 260m an der Landestelle vorbei. Ich konnte bereits aus der Bahn heraus mit dem TTGO seine Position ermitteln. Von Wrist aus waren es 5 Fahrradkilometer auf besten Fahrradwegen. Sowohl Sonde als auch Fallschirm hingen leider 20m hoch im Knickbaum:




Die Schnur dazwischen war wie ein Flitzebogen gespannt. Hier konnte ich zunächst nichts unternehmen. 

25.10.2024

Zwei Tage zuvor waren - wie berichtet - nordwestlich von Hamburg drei Meppener Sonden niedergegangen. Andreas konnte die eine direkt AUF dem Pinneberger Startplatz einsammeln. Ich selber pflückte eine weitere bei Henstedt-Ulzburg aus einem Baum am Rande eines Rastplatzes ab. Zwei Tage später ist die dritte Sonde noch immer nicht als geborgen eingetragen. Da die AKN gesperrt ist und ich auf einen Schienenersatzbus keine Lust habe, beschließe ich das schöne Sommerwetter für eine Radtour zu nutzen und von Elmshorn zur Landestelle zu fahren.

Dabei fällt mir die Schleswiger Sonde ein. Da es ein paar Stürme gegeben hat, sind die Schnüre sicherlich inzwischen zerrissen, und mit Chance kommt man jetzt an die Sonde heran. Mein Regionalzug fährt bis Wrist - warum also nicht erst einmal diesen Baumlander kontrollieren, wenn man schon in der Gegend ist? Auf bekanntem Weg radle ich also erneut zur Landestelle. Der Fallschirm hängt noch immer unerreichbar an der alten Stelle, aber die Sonde liegt etwas versteckt im Gras!

 

...vor mir ist jemand auf die Sonde getreten oder über die Sonde gefahren.



Nach diesem Erfolg geht es nach wenigen Minuten wieder zurück nach Wrist. Dort kommt sehr bald der Regionalzug nach Hamburg, den ich aber schon gleich in Elmshorn wieder verlasse. 

Durch das von der Meteoritensuche bekannte Gebiet radle ich aus der Stadt heraus Richtung Barmstedt. Die Route verläuft auf wunderbaren Rad- und Wirtschaftswegen über topfebenes Gelände. Sehr schnell bin ich vor Ort.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
V1051187
Frequenzen: 404.5 MHz
Timerkill: keine
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Produktionsdatum: 2023-03-10
Flugdatum: 22.10.2024 5:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 23785m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.48 m/s 
Landegeschwindigkeit: 8.3m/s
Fundstelle (nicht Landestelle): Barmstedt
LAT, LON:
53.77725,9.788553 Google Maps
Status: Geborgen am 25.10.2024 ca. 13:22UT

Methode: Extrapolation und viel Glück

Die Prediction sollte auf wenige Meter genau stimmen. Die erwartete Landestelle befindet sich auf einer Pferdekoppel oder einem direkt daneben befindlichen Wintergetreideacker.  Ein Feldweg führt zwischen zwei Knicks nordöstlich an dem Gelände vorbei. An einer Stelle hat man einem recht guten Einblick. Mit dem Fernglas ist nichts zu erkennen - dort liegen keine Fallschirme, Schnüre oder Sonden herum. Auf Pferdekoppeln bleibt nichts lange liegen.  Ich gehe stark davon aus, dass die Besitzer der Pferdekoppeln die Sachen eingesammelt haben, also wird man die fragen müssen. 

Auf dem direkt an die Landestelle angrenzenden Haus ist ein älterer Herr fleißig am Werkeln. Er ist extrem misstrauisch und überhaupt nicht willens, in irgendeiner Form zu helfen - es würde eh so viel eingebrochen usw. Misstrauen ist manchmal durchaus sinnvoll, aber dieser Mensch reagiert so eigentümlich ausweichend. Von der Radiosonde wisse er nichts. Als ich ihm mein Infoblatt gebe, will er es mir gleich wieder zurückgeben. Er wird noch misstrauischer - wieso macht jemand den Aufwand, ein Infoblatt für solche Fälle zu verfassen? Er fragt mich jetzt die ganze Zeit, was ich von der Aktion denn überhaupt an materiellem Nutzen hätte - dass man sowas aus Spaß an der Freud machen kann, will ihm nicht in den Kopf. Hier werde ich nichts. Bei seinen Nachbarn könne ich ja fragen - die wären aber nicht da weil berufstätig. 

Was sich umgehend als falsch herausstellt. Der junge Mann erweist sich als hilfsbereit und interessiert. Solange einen die Leute als durchgeknallt, aber harmlos  einsortieren,  hat man eben gewonnen. Gemeinsam scannen wir seine Hälfte der Pferdekoppel. Von einer Radiosondenlandung hat er nichts mitbekommen. Er meint auch, dass da kaum eine Chance wäre, denn sowohl er als auch sein Nachbar würden jeden Tag die Pferdeäpfel von den Pferdekoppeln entfernen. Man hat hier auch einen guten Blick auf die Liegenschaft des eben besuchten Nachbarn - da liegt auch nichts herum. Auch nicht auf dem angrenzenden Wintergetreidefeld. Eigentlich ist auch zwischen der letzten bekannten Position in 106m Bodenhöhe und der Extrapolationslösung kaum Platz. Die Sonde ist nicht mehr da.

Nachdem ich mich bei dem jungen Landwirt bedankt habe, ist mein erster Impuls, den Rückweg anzutreten. Dann überlege ich, ob man nicht vorher doch noch mal schnell ein paar extrem unwahrscheinliche Optionen überprüft. Was ist, wenn die Sonde weiter geflogen ist als erwartet? Dann sollte sie in den Knickbäumen an der Hauptstraße hängen. Da ist nichts. Auf dem an der gegenüberliegenden Straßenseite angrenzenden Acker ist auch nichts. Aus irgendeinem Grund beschließe ich, den vorhin gecheckten Feldweg auch noch mal zu überprüfen - falls die Bodenwinde die Sonde von den Pferdekoppeln mehr Richtung Osten geweht hätten. Eigentlich ist das angesichts der sehr konsistenten Prediction und der geringen Endhöhe komplett sinnlos. In der fraglichen Gegend hängt nichts in den hohen Knickbäumen. Auf die östlich angrenzenden Koppeln kann man nicht durch das Buschwerk gucken. Aber 50m weiter neben der Eiche, da ist weniger Gestrüpp, da könnte man über den Zaun gucken. Ich stelle das Rad ab und trete an den Zaun heran...


 

 - da liegt etwas Weißes neben meinem linken Fuß tief im Gras. 


Wahrscheinlich nur ein Stück hygienisch fragwürdiges Papier? Nein! Eine RS41!  Unfassbar. 

 





 

Dass dieser Fundort nicht die Landestelle sein kann, ist logisch. Welche Sonde fliegt aus 100m Höhe plötzlich 200m wie ein Bumerang gegen den Wind? An der Sonde hängt auch keine Schnur mehr. Hat der Mensch, der das hier ins Gebüsch gepfeffert hat, irgendwo auch noch Fallschirm und Ballonrest abgelegt? Nein - zumindest kann ich die Sachen nirgends finden. Um von der erwarteten Landestelle die Dinge hierher zu verbringen, ist etwas Aufwand erforderlich. Ich hab da so meine Theorie, aber die kann ich nicht beweisen.

Anyway, Beute einsacken und frohgemut den Rückweg nach Elmshorn angetreten. 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier




Donnerstag, 24. Oktober 2024

Landung am Parkplatz und Luftpost aus Meppen

Am 22.10.2024 landen drei Meppener Sonden nördlich und östlich von Hamburg. Nr. 1 bei Barmstedt wurde bisher weder gesucht noch geborgen. Nr. 2 habe ich geborgen - wird sofort erzählt. Bei der Bergung von Nr. 3 habe ich nur per Internet mitgefiebert - das war ein absolutes Highlight.

Eigentlich habe ich Urlaub. Und ich bin in Altona, von wo man normalerweise mit den Öffis überall schnell hinkommt. Aber die Öffis sind disfunktional, und in den Herbstferien wird zudem überall am Schienennetz gebaut. An diesem Tag konkret (Auswahl): 

  • Schienenersatzverkehr auf der AKN Richtung Henstedt-Ulzburg.
  • Sperrung der AKN Elmshorn-Barnstedt-Henstedt-Ulzburg
  • Sperrung der U1 Richtung Norderstedt
  • Sperrungen auf der Regionalbahn Richtung Lübeck
  • Sperrung der S1 zwischen Othmarschen und Bahrenfeld

Auf Deutsch gesagt: Sonde 1 und 2 gehen nur, indem man das Faltrad in einen Ersatzbus wuchtet, Geschubse und Gedrängel in Kauf nimmt und 30 Minuten Verlängerung der Fahrzeit in Kauf nimmt. Sonde 3 wäre gegangen, aber da bin ich schon auf dem Weg zu meinem Zweitwohnsitz in Schmalenbeck am anderen Ende der Metropolregion.

Sonde 2 landet direkt auf einem Rastplatz bei Götzberg bei Henstedt-Ulzburg. Ich schnapp mir mein Auto und fahre hin. 

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
V1051229
Frequenzen: 405.1 MHz
Timerkill: keine
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Produktionsdatum: 2023-03-10
Flugdatum: 22.10.2024 8:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 26101m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.21 m/s 
Landegeschwindigkeit: 3.7m/s
Landestelle: Götzberg
LAT, LON:
53.79149,10.05189 Google Maps
Status: Geborgen am 22.10.2024, 13:55UT

Methode: Decodierung des Sondensignals per TTGO; RDZsonde

Die Sonde soll direkt am Parkplatz gelandet sein. Das ist für den autofahrenden Sondensucher natürlich ein Traum-Szenario. Die Sache ist ziemlich einfach, denn die Sonde hängt gut sichtbar 3-4m hoch über dem Landstraßenrand. 





Mit der Teleskopstange ist das schnell erledigt. Von Ballonrest und Fallschirm keine Spur. Sicherlich liegen die Sachen auf dem Acker hinter dem Parkplatz. Und tatsächlich kann man durch die Büsche auf dem umgebenden Knick etwas Rotes sehen. Der Rest ist einfach.

 


 





Der Knaller war aber die gleichzeitige Bergung der Sonde Nr. 3.  Diese startete in Meppen und landete exakt AUF dem Sondenstartplatz Pinneberg des DWD. Pinneberg betreibt dort den Seefunkwetterdienst und startet bekanntlich Radiosonden. Da es so ein Sondenjäger-Highlight ist, werde ich das hier etwas ausführlicher berichten, obwohl ich außer Mitfiebern via Internet und Daumendrücken nichts dazu beigetragen habe.


Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
V1051200
Frequenzen: 404.5 MHz
Timerkill: keine
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Produktionsdatum: 2023-03-10
Flugdatum: 22.10.2024 11:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 26838m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.34 m/s 
Landegeschwindigkeit: 9.5m/s
Landestelle: DWD Pinneberg
LAT, LON:
53.79149,10.05189 Google Maps
Status: Geborgen am 22.10.2024 ca. 14:06UT durch
 DL1LAJ (Andreas).
Methode: Decodierung des Sondensignals per TTGO

 

 

Irgendwann schrieb dann DL1LAJ (Alexander):


Das hat er dann gemacht. Ihm wurde Zutritt gewährt. Die Leute vom DWD hatten noch nicht gemerkt, dass sie von einem anderem Sondenstartplatz Luftpost erhalten hatten und waren entsprechend erstaunt. Die Wahrscheinlichkeit eines derartigen Volltreffers ist ja auch sehr gering.

Foto: DL1LAJ (Andreas)


Eine Mitarbeiterin zog sich umgehend Gummistiefel an und konnte auch noch den Fallschirm bergen. Was für eine Geschichte!

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier

Sonntag, 20. Oktober 2024

Landung in der Hochspannungsleitung - trotzdem sicher geborgen

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U3240269
Produktionsdatum: 2022-08-11
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 19.10.2024 (00:00Z)
Track
Radiosondy.info

Maximale Höhe:
34669m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.91m/s

Landegeschwindigkeit:
3.2m/s

Landestelle: Salzhausen,
LAT, LON:
53.44196,10.41748 Google Maps
Status:
Geborgen am 20.10.2024 11:25UT
Methode: Extrapolation nach radiosondy-Daten

Am 19.10. landet die Nachtsonde aus Bergen direkt am Ortsrand von Geesthacht. Ich kann mich nicht darum kümmern. Am Abend habe ich in Schmalenbeck einen Kometen zu beobachten. Ich starte eine Belichtungsreihe, aber nach 2 Minuten kommen die Cirren...


 

Ich bleibe gleich da. Am Morgen kurz nach 4:00 rasselt der Wecker, da die Max-Koch-Sternwarte in Cuxhaven ihren 50. Geburtstag groß feiert und man mich für einen der Vorträge eingeladen hat. Auf geht es mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof, mit der S-Bahn nach Harburg und von dort mit dem Regionalzug nach Cuxhaven. Im Zug habe ich genug Zeit zur Bearbeitung der Kometenbilder letzter Nacht. Gegen 9:00 bin ich in Cuxhaven. Um 9:30 soll es losgehen. Die Cuxhavener Sternfreunde haben sich mächtig ins Zeug gelegt: Catering, Bürgermeisterin, geladene Gäste - das volle Programm. Erst abends bin ich wieder in Hamburg. 

Am nächsten Morgen lockt unerwartet warmes Herbstwetter - ideal für eine Radtour. Mich erstaunt, dass die Sonde bisher niemand eingesammelt hat.  Das muss nicht bedeuten, dass sie noch da ist, weil in letzter Zeit ein Rad fahrender Sondenjäger in der Gegend ganz RUSH alles einsammelt, aber nichts einträgt.

Auch ist das ganze Setting potentiell gefährlich: Eine Betrachtung der Tawhiri-Prediction und der Extrapolationslösungen sowie der Flugbahn verrät keine Möglichkeit, wie das sich Gespann durch das Kabelgewirr der beiden Hochspannungsleitungen hindurchgemogelt haben könnte.

Natürlich ist der desolate Zustand der Öffis bei der Planung der Tour bedenkenswert. Die S-Bahn nach Bergedorf ist gesperrt. Aber da auch der Regionalzug nach Rostock ab Hagenow-Land durch eine SEV unterbrochen ist, eignet er sich nicht mehr für Berlin-Reisen und auch nicht für die Anreise der HSV-Fans zum Auswärtsspiel. Daher erweist sich die einzige funktionierende Schienenverbindung in den Hamburger Osten als erfreulich wenig frequentiert. Mit dem Bus fahre ich von Bergedorf bis zur Endstation Geesthacht-Oberstadt. Von da aus sind es keine 2km mit dem Rad bis zur Landestelle. Schon von der Straße aus werden die Leitungen aus 200m Entfernung mit dem Fernglas abgescant - darin hängt nichts. Zu meiner Erleichterung liegt auch kein paralysierter überambitionierter Vorgänger auf dem Acker herum. Aber auf den ersten Blick auch sonst keine relevanten Gegenstände. Ich mache mich auf Treckerspuren in Richtung der Predictions auf, um das Desaster aus der Nähe erkunden zu können.

 



Aus einiger Entfernung entdecke ich doch noch ein verdächtiges Objekt. Wohl der Ballonrest? Position und Größe könnten passen. Im Feldstecher sieht das allerdings eher nach einem Stück Düngertüte aus, aber die letzte Sicherheit fehlt. Beim Näherkommen sichte ich in dazu passender Richtung etwas, was eine RS41 sein könnte. Und tatsächlich, da liegt die Radiosonde am Boden, und zwar genau zwischen beiden Leitungen. 

 


 

Sicherheitshalber verfolge ich die Schnur und stelle sicher, dass sie nicht doch über einen der Drähte verläuft. Da besteht keine Gefahr. Ich gehe ein paar Schritte auf den vermeintlichen Ballonrest zu, um von dort aus die Schnur auf dem Abroller aufzuspulen. Es ist - doch eine Düngertüte.

Da!  Drüben in der Landschaft erblicke ich einen roten Punkt, und der Verdacht bestätigt sich.


Die Schnur aufzuspulen erweist sich als unmöglich - an dem Abroller hängen nur 50cm Leine! Man hat es öfter, dass sich eine Ballonschnur an den Hochspannungskabeln schnell aufscheuern oder bei Stromfluss durchbritzeln. Dann fallen die guten Sachen herunter und können unten gefahrlos eingesammelt werden. Das ist hier der Fall. An der Sonde hängt sehr viel mehr Schnur, aber von den 50m sind mindestens 20m vom Wind verweht. Die Sonde ist verdreckt, aber intakt. 






2km sind für eine Radtour ein Witz. Also fahre ich weiter Richtung Wangelau. Dort hängt im Wald an einer Lärche U2420246. Leider ist dieser Baumlander sehr hartnäckig. Im Feldstecher erscheint die Sonde so nah und ist doch so weit. Und zu meiner Bestürzung sind jede Menge Waldmaschinen in der unmittelbaren Umgebung abgeparkt; hier scheint eine Fällaktion bevorzustehen. 

Auf vertrautem Weg geht es zurück nach Büchen, wo mich der - ebenfalls erfreulich leere - Regionalzug zurück in die Stadt bringt. 


Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier





 


Freitag, 11. Oktober 2024

Höhenflug einer Meppen-Sonde

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
V3340741
Frequenzen: 405.1 MHz
Timerkill: keine
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Produktionsdatum: 2023-08-17
Flugdatum: 10.10.2024 8:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 34607m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.36 m/s 
Landegeschwindigkeit: 4.1 m/s
Landestelle: Ruschwedel
LAT, LON:
53.44489,9.548 Google Maps
Status: Geborgen am 10.10.2024, 11:21UT

Methode: Decodierung des Sondensignals per TTGO; RDZsonde


Normalerweise erreichen die Sonden aus Meppen nur ca. 23-26km Höhe. In diesem Fall platzt der Ballon in 34km Höhe. Das weckt meine Neugier. Denn ich erinnere drei derartige Höhenflüge aus der Vergangenheit. Einer war eine Sonde, die Meppen in Zusammenarbeit mit einer Schule startete. Hier hing eine von der Schul-AG gebaute Nutzlast zusätzlich an dem Gespann. Und an den Tagen vorher wurde das Setup getestet, damit bei dem Schulstart auch alles klappt. Statt der Schüler-Nutzlast flog Ballast mit - in Gestalt einer uralten DFM97. Der betreffende Radiosondenjäger war extrem erstaunt.

Daher bin ich sofort in Abwandlung meiner Tagesplanung in der S-Bahn und dann im Regionalzug. Vielleicht kann man dem Schulprojekt helfen. Oder vielleicht gibt es wieder ein Überraschungsei aus Meppen. In jedem Fall ist schnelles Handeln angesagt. 

Ich breche auf, als die Sonde noch fliegt. Die Vorhersagen sind aber sehr stabil: Die Sonde wird eindeutig am Bahnhof Ruschwedel (da, wo die Fahrkartenautomaten öfter mal gesprengt werden) niedergehen, wahrscheinlich im Wald. Als ich im Zug sitze, wird deutlich, dass die Sonde auf freiem Feld gelandet ist, etwa 600m vom Bahnhof entfernt. 

Ich starte den TTGO schon im Zug, da ich damit rechne, gleich am Bahnhof Empfang zu haben. Als ich aussteige, ist nichts zu empfangen. Dafür zeigt jetzt wettersonde.net die Position der gelandeten Sonde an. Also ist noch jemand unterwegs, der gerade Positionen einspeist. Kurz danach bin ich abfahrbereit und halte den TTGO am ausgestreckten Arm himmelwärts. Jetzt blinkt er tatsächlich und zeigt Positionen. Eile ist angesagt, wenn man mit dem Sondenjäger-Kollegen noch ein Schwätzchen halten will. Denn obwohl die Sonde nur 700m enzfernt liegt, gibt es keinen direkten Zugang.

Ich nehme die Abkürzung durch den Wald. Sie ist nur 1.7km lang, und ich spare ungefähr dieselbe Distanz gegenüber der zivilisierteren Anfahrt durchs Dorf Ruschwedel. Das erweist sich als schlechte Idee:  Der Weg ist matschig, steinig, mit Baumwurzel und Ästen versperrt und mit einem Faltrad nur teilweise befahrbar. Völlig ausgepumpt komme ich auf der Straße an, die zu dem Acker führt, und Zeit habe ich auch keine gespart. Zu meinem Erstaunen ist weit und breit niemand zu sehen. Die Sonde sendet unverrückt auf der Position. Offensichtlich hatte ich unbemerkt schon im Zug ein paar Frames empfangen und war selber derjenige, der die Daten eingespeist hat.

Der Weg führt über einen frisch umgepflügtes, matschiges Ex-Mais-Feld. Sehr unauffällig liegt da eine RS41...



...und nicht weit entfernt ein kleiner roter Fallschirm nebst kleinem Ballonrest. 

 


aber leider keine der erhofften Meppen-Goodys.


Diesmal ist die Schnur komplett abgerollt. Obwohl der Fallschirm ziemlich verdrillt ist, ist die Sonde mit gemütlichen 4m/s gelandet.

Ich nehme einen etwas sinnvolleren Weg zurück zum Fahrrad. Obwohl nicht mehr viel Zeit bis zur Ankunft des Zuges ist, vermeide ich auf dem Rückweg die vermeintliche Abkürzung und habe am Bahnsteig noch genug Zeit mich reisefertig zu machen. 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier