Mittwoch, 30. Oktober 2019

Schleswiger Sonde hoch im Baum

Startort: Schleswig, 29.10.2019, 12Z

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  R2410149
Frequenz: 405.1 MHz
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 29.10.2019 12Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.682781, 10.095547 Google maps
Status: Baumlander in 24m Höhe, erfolgreiche Stangenbergung am 31.10.2019, 9:47Z

Diese Sonde konnte ich bis in eine Höhe von 105m verfolgen. Wetterson.de (Bernd) hatte sogar noch einen tieferen Frame in 102m erfasst. Im Landeanflug sah es eine gewisse Zeit so aus, als ob die Sonde auf einem Golfplatz oder in einer Hochspannungsleitung niedergehen würde. Die Vorhersage lag dann aber am Ende auf der Kreuzung Eichelhäherkamp/Lemsahler Landstraße in Lemsahl/Mellingstedt. Da die Bushaltestelle "Ödenweg" direkt vor Ort lag, beschloss ich, mit der 15-Meter-Stange vorbeizufahren. Man sah nämlich auf Google Maps Satellitenansicht etliche hohe Bäume an der Stelle.

Als ich vor Ort ankam, war die Dämmerung schon fortgeschritten, und es wurde im Verlaufe der Erkundung rasch dunkel. Unter der Kreuzung fand ich einen Platz für einen Empfangsversuch. Einem vorbeikommenden Radfahrer kam ich "ungewöhnlich" vor. Nach der fälligen Erklärbäraktion konnte ich ein starkes Signal empfangen. Die GPS-Position lag nur 7 Meter entfernt. Allerdings in 23 Metern Höhe über dem Boden. Ich konnte in der betreffenden Eiche aber so direkt nichts erkennen.

Ich bin den Eichelhäherkamp nach Osten gegangen. Auf beiden Straßen war übrigens starker Autoverkehr. Im  Schein der starken Taschenlampe sah ich die Sonde hoch im Baum hängen.

Der Fallschirm und der Abroller fanden sich auf der Westseite der Lemsahler Landstraße ebenfalls im Baum. Von einem Erdwall aus könnte man dort die Schnur vielleicht mit einer Klinge an der 15-Meter-Stange durchschneiden, vielleicht fällt dann die Sonde an der anderen Seite schneller herunter. Aber das macht man besser bei Tageslicht, zumal die Hochspannungsleitung nur 12 Meter entfernt ist.

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Die Sonde kommt also auf die Baumlanderliste und gut.

Update: 31.10.2019
...und ist schon wieder von der Baumlanderliste runter! Heute am Feiertag habe ich das gute Wetter  genutzt, die Situation genauer zu erkunden. Seit der Landung war es mehr oder minder windstill, so dass Hoffnung bestand, dass sich die Schnüre nicht allzu schlimm weiter in den Ästen verheddert haben.15m Stange geschultert und mit Bus und Bahn zur  Landestelle.

In der Morgensonne glänzten die Schnüre, und von der erkundeten Position aus sah man auch die Sonde im Baum hängen.

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Die Schnur war straff gespannt. Auf der anderen Seite der Kreuzung war auch der weiße Schirm gut sichtbar.

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Die Hochspannungsleitung war zwar nur 12 Meter vom Schirm in horizontaler Richtung entfernt, aber weit weg in vertikaler Richtung, und die Schnur zeigte von der Leitung weg. Da bestand keine Gefahr.

Also wurde ein Konstrukt aus zwei Rasierklingen mit Tape an der 15m-Stange befestigt...

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... und damit versucht, die 50m Schnur direkt am Abroller zu kappen. Ich muss die Klingen wohl mal durch frische ersetzen, denn ich brauchte dazu eine Viertelstunde. Nach etlichen Berührungen mit der Klinge war die Schnur zwar sichtbar beschädigt, hielt aber noch an einigen Fasern. Als sich dann aber der Abroller an der Konstruktion verhakte, genügte ein schwacher Zug, um die Schnur an der geschaffenen Sollbruchstelle zu zerreißen.

Also rasch wieder über die Kreuzung zurück zur Sonde. Zu meiner großen Freude sah man schon von weitem die glänzende Schnur vom Baum herunterhängen.  Die Sonde war wirklich nur über den Schirm in ihrem Baum verankert gewesen und heruntergefallen.
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Also musste jetzt nur noch die Schnur aufgewickelt werden. Dann ging es zurück zum Schirm. An der 15-Meter-Stange wurde nun die Klinge durch die übliche Haken-Schnur-Kombination ersetzt und damit auch der Schirm aus dem Baum gepflückt.

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Dies war übrigens meine erste Schleswiger Sonde mit Automatenstartventil. Das Zeitalter des Handstarts ist jetzt auch in Schleswig vorbei.

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Montag, 14. Oktober 2019

Der Schornsteinfeger auf der Billerhuder Insel

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  R2330074
Frequenz: 405.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 14.10.2019 8:00Z
Track Bremen und eigene Daten
Landestelle: Hamburg-Rothenburgsort, LAT, LON: 53.54444,10.05718, Google Maps
Status: Geborgen am 14.10.2019 um 10:40 UT durch Tawhiri-Prediction nach eigenen Daten

Am 14.10. flogen drei Sonden aus Meppen in unsere Gegend. Die erste und die letzte mochten es nass: Sie landeten im Ratzeburger See bzw. in der Ostsee.  R2330074 sah im Landeanflug so aus, als wolle sie im Raum Linau/Wentorf A.S. niedergehen. Ich whatsappte diese Einschätzung und konnte mich arbeitsbedingt nicht weiter um die Sache kümmern. Plötzlich antwortete Bernd: "Oder doch in HH!" Was war da los? Offenbar funktionierte der Fallschirm inzwischen etwas schlechter. Jedenfalls sah die Prediction jetzt nach einer Landung im Osten Hamburgs aus.  Ich hielt eine Yagi aus einem Laborfenster und konnte die Landephase bis in eine Höhe von 84m mitschneiden. Die Landestelle ließ sich daraus prima eingrenzen auf zwei Lauben einer Kleingartenkolonie auf der Billerhuder Insel in Hamburg Rothenburgsort. Gar nicht so weit weg. Rasch einen Termin vom späten Vormittag auf den frühen Nachmittag geschoben und auf das Mittagessen verzichten, und das nötige Zeitfenster wäre da. Sollte man es versuchen?

Leider hatte ich auf Arbeit zwar einen RTL-SDR und eine Yagi, aber keine Stange dabei. Landungen im Wohngebiet sind immer zeitkritisch, das sprach für eine schnelle Aktion. Mal eben kurz zuhause rausspringen geht aufgrund der aktuellen Sperrung des S-Bahn-Citytunnels nicht zeitneutral. Ich habe mich doch dazu entschieden, da in dem Gelände eine Stange nützlich sein könnte. Um den Zeitverlust zu minimieren, wurde auch das Faltrad herausgeholt. Damit käme ich schnell zurück zum Bahnhof Altona und vom S-Bahnhof Rothenburgsort in wenigen Minuten zur und von der Landestelle.  Denn viel Zeit hatte ich nach hinten heraus natürlich nicht.

Am vorhergesagten Landeort stand ein Schornsteinfeger auf einer der Lauben. Dem erklärte ich mein Anliegen. Aus luftiger Höhe meldete er mir, dass auf dem Dach nichts liegt und auf den Dächern der Nachbarlauben auch nicht. So eine Luftaufklärung war natürlich sehr nützlich. Ich wollte gerade Empfangsequipment herausholen, als ich die Schnur zwischen zwei Büschen den öffentlichen Weg queren sah.  An der problemlos mit der Stange geangelten Schnur konnte ich sowohl Sonde als auch Schirm und den ziemlich großen Ballonrest zu mir ziehen, ohne fremde Grundstücke zu betreten. 

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Die Spule war, wie bei der gestrigen Sonde, nur teilweise abgewickelt:
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Alles lief unglaublich glatt ab. Nur wenige Minuten nach dem Gespräch mit dem Schornsteinfeger war ich schon wieder auf dem Weg nach Flottbek zu meinem Termin, den ich locker erreichte. Da sage mal einer, dass Schornsteinfeger bei der Sondensuche kein Glück bringen.

Witz des Tages: Im Gegensatz zu der gestrigen Sonde, die zwei Monate auf einem Acker gelegen hatte und eine Begegnung mit einem Maishächsler überlebt hatte, hatte diese einen beschädigten Feuchtesensor und blinkte "Error".

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Sonntag, 13. Oktober 2019

Im Matsch spielen...

Sondentyp: RS41-SGP
SN: R2040239
Frequenz: 404.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 20.08.2019 05:00Z
Track Bremen
Landestelle: Raa-Besenbek, LAT, LON: 53.74720,9.610676, Google Maps
Status: Geborgen am 13.10.2019 um 15:47 UT durch Tawhiri-Prediction nach wetterson.de Daten


Am 20.8.2019 landeten zwei Meppener Sonden nordwestlich von Hamburg. Zunächst einmal die Frühsonde R2040239, um die es hier überwiegend geht. Dann folgte Mittags R2031130. Ich kam erst relativ spät los und habe dann von Elmshorn aus die Sache aufgerollt. Das Faltrad brachte mich damals zur ersten Landestelle (R2040239). Mit Empfang war nicht mehr zu rechnen. Leider lag die Stelle tief in einem Maisfeld. Ich habe von verschiedenen Stellen aus versucht, ob ich den großen roten Fallschirm vielleicht mit dem Fernglas ausmachen könnte: Fehlanzeige. Es war bei einer Landegeschwindigkeit von 11m/s auch damit zu rechnen, dass alles auf den Boden durchgeschlagen ist. Ich bin dann sofort weiter zu R2031130 gefahren, weil hier mit einem Empfang des Sondensignals zu rechnen war. An einer Stelle war Schluss: Eine größere Rinderherde wurde auf eine andere Weide getrieben. Die Bauern erklärten mir, dass die Krückau die Gegend durchschneidet, und dass man derzeit auch nicht über das Sperrwerk auf die andere Seite kommen kann. Leider war auch nicht klar, auf welcher Seite man nach der Sonde suchen muss. Ich erhoffte mir immerhin eine Ermittlung der Landestelle aus dem Sondensignal.

Es war auch kompliziert, überhaupt an den Deich der Krückau zu gelangen, weil meistens Bullenwiesen im Weg waren. Ohne genaue Ortskenntnis war da nichts zu machen. An einer Stelle kam man fast ans Ufer. Da sendete aber nichts mehr, obwohl ich nicht weit von der Prediction entfernt stand. Entweder hatte jemand auf der anderen Seite die Sonde schon weggeräumt, oder sie war nach Landung im Fluss von der Tide weggeschwemmt worden. Irgendwann hatte ich sogar ein schwaches Signal auf der Frequenz. Ich befestigte die Antenne an der GFK-Stange --- und es war die Abendsonde aus Idar-Oberstein, über 400km entfernt. Ich beschloss aufzugeben.

Die Sonde im Maisfeld sollte aber ein gutes Ziel für eine Kaltsondensuche abgeben. Ich habe eines Abends das doppelt mannshohe Maisfeld auf Treckerspuren durchstreift und konnte nichts finden. Sehr nahe an der Prediction gab es ein feuchtes Gebiet, wo z.T. Schilf im Maisfeld wuchs und was ich nicht durchsuchen konnte. Dennoch war der Misserfolg eigenartig, da die 50m lange Schnur senkrecht zu meiner Suchrichtung verlaufen sollte und ich sie in jedem Fall mehrfach hätte queren müssen.

Fast zwei Monate nach dem Sondenflug hatte ich etwas Zeit am Sonntag Abend.  Vielleicht war das Maisfeld schon geerntet? Die Stelle war ja schnell erreichbar. Und tatsächlich: Der Mais war weg. Allerdings hatte es in den vergangenene Tagen tüchtig geregnet, so dass das Stoppelfeld recht schlammig war. Der lehmige Boden backte an den Wanderschuhen und an allen Klamotten. Ein paar helle Objekte erwiesen sich als herumliegende Maiskolben oder Reflexe an Maisstoppeln. Bei der Ernte war das Schilf stehen geblieben. Gleich daneben lag ein Objekt, das aus einiger Distanz sehr wie ein zerfaserter Ballonrest aussah. Aus der Nähe bestätigte sich dieser Verdacht - da lagen ein großer roter Schirm, ein Spreizring, ein ziemlich großer Ballonrest und ein Abroller. Alles komplett verdreckt.



Etwas Archäologie führte zur Freilegung der Spule der Rolle aus dem Lehm. Es stellte sich heraus, dass sich die Schnur noch größtenteils auf der Spule befand.


Dann konnte die Sonde, oder was von ihr vielleicht noch übrig war, nicht weit sein. Die Schnur war offenbar von der Erntemaschine durchtrennt worden. Also die letzte bekannte Position im Handy-Navy als Zielpunkt gewählt und in die Richtung gelaufen. Nur wenige Meter entfernt fand sich die Sonde, natürlich auch komplett verschlammt und in einem Gewirr von Maiswurzeln verhakt.




Eine 50m-Schnur, auf die ich auf meiner Suche im Mais so stark geachtet hatte, lag niemals in diesem Maisfeld, von daher konnte meine damalige Suchstrategie nicht funktionieren. Das kompakte Objekt lag auch in direkt an dem nicht zugänglichen sumpfigen Teil, den ich damals nicht abgesucht hatte. Umso erfreulicher der Erfolg.

Die Sonde konnte ich sogar einschalten, und sie blinkte nicht einmal Error. Allerdings ging sie wegen der leeren Batterie nach wenigen Sekunden wieder aus. Am Bahnhof Elmshorn verschwanden der verschlammte Ballonrest und der Schirm erst einmal in einem Abfalleimer. Zuhause brauchten Sondenjäger, seine Klamotten und seine gesamte Ausrüstung eine gründliche Reinigung.






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Donnerstag, 10. Oktober 2019

Nach der Pause eine Sonde aus Norderney

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P3510186
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 10.10.2019 12:00Z
Track Bremen
Landestelle: Neuendeich, LAT, LON: 53.683703, 9.593079, Google Maps
Status: Geborgen am 10.10.2019 um 15:51 UT nach Prediction aus wetterson.de Daten

Die Mitternachtssonde vom 6.10.2019 war für ein paar Tage die letzte Sonde aus Norderney. Das war etwas ärgerlich, weil die Sonden durchaus in den südwestlichen Hamburger Raum geflogen wären. Meist sind Wartungsarbeiten an den Startautomaten ursächlich für solche Pausen - Norderney hatte auch zu Jahresbeginn 2018 pausiert. Die Mitternachtssonde des 9.10. flog wieder, allerdings mit der ungewöhnlichen Frequenz von 405.3 MHz. Sie landete bei Neustadt/Holstein, weit außerhalb meines normalen Aktionsradius. Die gleichzeitig nicht weit weg fliegende Essener Mitternachtssonde sendete auf der gleichen Frequenz.

Die Mittagssonde und die folgende Mitternachtssonde fielen dann wieder aus. Aber mit ein paar Minuten Verspätung startete die Mittagssonde des 10.10. in Norderney. Sie erreichte die Maximalhöhe von 32200m. Während der Landung wurde immer deutlicher, dass sie den Sprung über die Elbe schaffen und im Raum Uetersen niedergehen würde. Wetterson.de hatte Empfang bis in 319m Höhe. Die vorhergesagte Landestelle lag bei Neuendeich auf freiem Feld. 

Eine kurze Analyse des nicht allzu regelmäßigen Busverkehrs der Region ergab, dass man am besten bis Pinneberg den Regionalzug nach Pinneberg nimmt, von dort aus per Bus nach Uetersen fährt und von dort aus mit dem Rad die Sonde erreicht. Die Idee war gar nicht so gut und schon nach 2 Minuten Zugfahrt undurchführbar. Denn der Zug nach Elmshorn blieb stehen, weil er von einem angeblich verspäteten Zug überholt werden musste. So war der Bus in Pinneberg nicht mehr erreichbar. Inzwischen hatte ich gesehen, dass der sowieso 30 Minuten über die Dörfer gezuckelt wäre. Also wurde umdisponiert. Neuer Startpunkt war der Bahnhof Tornesch. Die Strecke war zwar 6km länger, aber dennoch war es schneller.

Nach 10km erreichte ich die Landestelle, eine gemähte Wiese. Vom Weg aus sah man ein weißes Objekt sehr nah an der Prediction: Ein Blick durch den Feldstecher ergab: Das war der gut ausgebreitete Fallschirm! 





Der Rest war dann natürlich extrem einfach. Da ich kein Empfangsgerät dabei hatte, war das auch gut so.



Nach der problemlosen Bergung ging es mit dem Rad weiter. Bei Sonnenuntergang erreichte ich Heist und dort einen Bus nach Wedel.

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