Montag, 27. März 2023

Sonde in der Göhrde liegt jetzt auf der Örde

Die Göhrde ist ja ein schöner Geheimtipp für Kaltsonden-Fans und Baumhänger-Kontrolleure. Die Predictions sind meist mäßig genau. Hat man trotzdem eine Sonde nach langer Suche lokalisiert, wird sie mit Chance hoch im Baum hängen. Auch ist das Gebiet entlegen. Ich hatte auf meiner Dringlichkeitsliste drei bekannte Baumhänger und mindestens vier noch noch nicht lokalisierte Kaltsonden stehen. Und dann schlug das Verkehrsfiasko zu. Nach einem Unfall in Bayern stehen bestimmte Betonschwellen im Verdacht, und genau die sind auch in der Göhrdebahn Lüneburg-Dannenberg verbaut. Die Bahn hat die Strecke sperren lassen. Seit November hat sie dreimal die Arbeiten ausgeschrieben und jeweils null Bewerbungen erhalten. Also fährt auf absehbare Zeit keine Bahn mehr, sondern ein Ersatzbus. Momentan schwirren Gerüchte, dass die Bahn erst 2024, womöglich auch erst 2028 wieder eröffnet wird.

Nach den Frühjahrsstürmen und vor dem Ausschlagen der Blätter wollte ich auf jeden Fall dringend eine Göhrde-Tour unternehmen. Da sich allerhand Landestellen angesammelt haben, habe ich auch eine Auto-Expedition erwogen. Aber dann wurde die B216 gesperrt, was massive Umwege erfordert. Also bin ich am Sonntag, den 26.3.2023 früh am Morgen mit Bahn und Faltrad nach Lüneburg aufgebrochen. Von dort bringt mich der Ersatzbus zur Station "Göhrde" bei Pommoisel. Und dort geht es auch gut bekannten Wegen  südostwärts.


Da die B216 bei Göhrde gesperrt ist, muss ich diesmal den Bereich der Baustelle auf Schleichwegen umfahren. Die B216 ist hinter der Baustelle zwar auch gesperrt, aber der Radweg ist befahrbar. Die Idee, zu der Landestelle der Sonde S3140888 über den bekannten Waldweg zu erreichen, scheitert: Walderntemaschinen und das feuchte Wetter haben den Zugang in unpassierbaren Matsch verwandelt. Also geht es weiter bis zu dem Dorf Schmessau zur Landestelle von U2420231,der Schleswiger Nachtsonde vom 5.3. Leider ist deren Prediction extrem ungenau. Da meine weitere Strecke 45km lang ist und aussichtsreichere Kandidaten warten, checke ich die Gegend nur flüchtig und kann nichts entdecken. Dann geht es weiter Richtung Mailage. Dort befindet sich, direkt an der Straße, die Landestelle von T1330193, der Meppener Mittagssonde vom 18.2.2022. Die hatte ich nach längerer Suche im Gelände zwei Tage nach der Landung im Wipfel einer Kiefer in 25m Höhe entdeckt.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
T1330193
Produktionsdatum: 2021-03-31
Frequenz:
404.5 MHz
Timerkill:
keiner
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum:
18.2.2022 12:00Z
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 7.9 m/s
Maximale Höhe:
27466 m
Landegeschwindigkeit:
6.4 m/s
Track  Radiosondy
Landestelle: Mailage/Göhrde ,
LAT, LON 
53.11984,10.91057 Google Maps
Status:
Baumlander, von unten schwer sichtbar, 20-25m. Geborgen am 26.3.2023, 10:04UT



Der Fallschirm war schon damals abgerissen. Ich hatte die Landestelle seither mehrfach gecheckt. Heute aber habe ich Glück; die Sonde liegt am Boden.





Der Zettel hat inzwischen antiquarischen Wert. Wer es noch nicht gewusst haben sollte:


Ich poste den Erfolgsbericht über unsere Whatsappgruppe. Sofort erhalte ich von Heyn die Antwort:

Sonde in der Göhrde
liegt nun auf der Örde;

und  kann mich nicht halten vor Lachen. 

Weiter geht es, die bekannte Straße herunter. Ich komme auf den Gedanken, mal von Süden aus die alte Landestelle der Bergener Sonde S3140888 vom 27.9.2021 anzusteuern. Vielleicht ist dieser mir noch unbekannte Zugang nicht so zermatscht. Und tatsächlich: Über weite Strecken kann ich den Weg mit dem Faltrad gut befahren. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
S3140888
Produktionsdatum: 2020-07-30
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 27.9.2021 12:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 33822m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.39 m/s 
Landegeschwindigkeit: 9.7 m/s
Landestelle: Kollase
, LAT, LON:
53.12471,10.88685 Google Maps
Status: Baumlander, 30m hoch in einer Kiefer. Vom Baum gefallen. Geborgen am 26.3.2023, 10:41

Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten


Diese Sonde hatte zuerst Andreas, ein Mitglied unserer Whatsappgruppe versucht zu finden. Leider kam er nicht auf das abgezäunte Waldgebiet. Als ich am 31.10.2021 die Landestelle erstmals besuchte, hatten Herbststürme diverse Bäume umgeworfen und das Landegebiet völlig verändert. Die Zäune waren zerstört, und unübersehbar lagen der Fallschirm und der große Ballonrest direkt am Rand des abgezäunten Gebiets. Die Sonde selbst hing sehr hoch am Baum. Abschneiden der Last führte leider nicht zum Herunterfallen der Sonde. Dieses Bild zeigt die Sonde ein paar Stürme später am 20.3.2022.


Foto vom 19.3.2022

Jetzt hing sie in 16-17m Höhe an einer Astgabel. Bei einer späteren Nachkontrolle  am 3.10.2022 lag sie jetzt gut versteckt und eingeklemmt in der Gabel des kurzen Aststumpfes direkt am Hauptstamm. Daher bin ich heute nicht allzu optimistisch. Doch ich habe wieder Glück. Schon aus der Distanz kann ich mit dem Fernglas nur Schnurreste an der Astgabel erkennen. Und tatsächlich liegt auch diese Sonde "auf der Örde". 



Wildschweine haben diese Sonde schon angebissen, aber nicht wie üblich komplett zerkleinert. 

Weiter geht's. Zurück über den Hauptweg Richtung Westen. Bei der Einmündung auf die Hauptstraße muss ich feststellen, dass an der Kreuzung alle Abzweigungen gesperrt sind - nicht nur die Richtung Göhrde. Eine Auto-Expedition wäre hier sehr komplex geworden. 

Und nach weiteren 4km bin ich an dem bereits sehr vertrauten Waldweg, der zur Landestelle von T1910260 und befestige das Rad am bewährten Baum:

 


Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T1910260
Produktionsdatum: 2021-17-05
Frequenz: 405.3 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 5.2.2022 00:00Z
Track wettersonde.net und eigener Empfang
Maximale Höhe: 32347 m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.90 m/s
Landegeschwindigkeit: 5.13 m/s
Landestelle: Hohenflier/Göhrde  LAT, LON:
53.106474,10.796806, Google Maps
Status: Baumlander, von unten sichtbar in 20-25m Höhe, geborgen am 26.3.2023, 11:43UT
Methode: Tawhiri-Prediction. 

Diese Sonde hatte ich am Flugtag lokalisiert. Den Schirm hatte ich mitgenommen, an die Sonde war kein Herankommen. Dann pendelte sie in einen anderen Baum, ebenfalls zu hoch für meine Stange:

Foto vom 19.3.2022

Die Forstarbeiter haben auch die letzten Baumleichen vom neuen Zugangsweg entfernt, so dass ich sehr schnell an der Landestelle bin. Und auch hier habe ich Glück: 




Somit ist meine persönliche Liste der lokalisierten Baumlander in der Göhrde erstmals seit langer Zeit genullt. Leider gelingt es mir nicht, die Liste im Folgenden zu erweitern oder weitere Sonden zu finden. In direktem Umkreis kenne ich drei weiterere Landestellen, alles Bergener Sonden aus dem November 2022. Allerdings sind die Landevorhersagen wegen der langsamen Landegeschwindigkeiten und der relativ großen Endhöhen ziemlich ungenau, so dass man jeweils große Areale unübersichtlicer Wälder absuchen muss. Ich checke ein zweites Mal die Landeregion von T3010451. Obwohl die Beleuchtung dieses Mal sehr viel besser ist, kann ich nichts entdecken. Noch größer und unübersichtlicher ist die Landeellipse von T3010305. Ich kann das Gelände bis Sonnenuntergang nur teilweise inspizieren. Danach geht es, wie üblich nach einer Göhrde-Expedition, auf guten Straßen die letzten 15km bis Bad Bevensen. Man hatte gehört, dass es eventuell schon am Vorabend des Eisenbahnerstreiks zu Problemen kommen könnte; in sofern war ich über die problemlose Heimfahrt sehr erfreut.

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Donnerstag, 9. März 2023

Im schwarzen Loch des ÖPNV

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U1460508
Produktionsdatum: 2022-04-09
Frequenz:
404.1 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:10113)

Flugdatum:
09.03.2023 00:00Z

Track
wettersonde.net/radiosondy-Mix

Maximale Höhe:
31286 m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.2 m/s

Landegeschwindigkeit:
2.0 m/s

Landestelle:
Hamburg-Bramfeld  LAT, LON:
53.62169,10.09123, Google Maps
Status:
 
Geborgen am 9.3.2023, ca. 5:45UT
Methode: Decodierung des Sonden-GPS mit TTGO (RDZsonde). Bergung durch Stangenmanöver vom Nachbargrundstück unter Mithilfe einer Anwohnerin


 Bramfeld ist das schwarze Loch. Kein schienengebundener ÖPNV zwischen Ohlsdorf und Wandsbek, nur obskure Busse. Das macht die Tour von Altona in diese Region zu einem allgemeinen Desaster. Völlig unerwartet kriegt die Mitternachtssonde aus Norderney einen extrem guten Fallschirm ab und fliegt bis Stapelfeld. In den niedrigen Luftschichten hat es OSTwind, so dass die Sonde wieder nach Hamburg zurückschwebt. Wo landet sie? Direkt am Ereignishorizont des schwarzen Lochs in Bramfeld, mitten in einem Wohngebiet mit Einzelhausbebauung. 

 Das Schienenverkehrs-Vakkuum in der Gegend ist nicht das einzige Problem: Die S-Bahn nach Barmbek ist baustellenbedingt dauergesperrt. So hilft nur kreatives U-Bahn-Fahren. Immerhin liegt die Bushaltetstelle "Hohnerkamp Mitte" direkt neben der Landestelle. Allzu optimistisch bin ich ja nicht. Kurts Daten bis in Baumwipfelhöhe sehen die Landestelle direkt auf Privatgelände. Wahrscheinlich kann ich die Landekoordinaten sichern und den Leuten einen Flyer in den Briefkasten werfen. 

Immerhin sendet die Sonde noch, als ich den Bus endlich verlasse. Die Koordinaten liegen laut RDZsonde-Empfang nur 4 Meter neben meiner Vorhersage. 



 

 

Leider rechnet sich die GPS-Höhe auf 7m über dem Boden um. Dann wird sie wohl in dem Bäumchen hängen, das man auf Google Maps Satellitenansicht gut sehen konnte Und leider ist die Auffahrt zu dem relevanten Grundstück durch ein elektrisch betriebenes Tor versperrt. Drüben ist im Dunkeln nichts zu sehen. 

Kommt man von der anderen Seite heran? Dort stehen Häuser. Irgendwie müssen die Leute dort doch auch zu ihren Grundstücken kommen! Also zurück zum Hohnerkamp. Über der Straße hängt tatsächlich der Fallschirm von einem Busch herunter!



Den kann ich einfach zu Boden ziehen und von der Schnur abtrennen. Groß daran ziehen mag ich aus bekannten Gründen nicht. Leider ändert die Beseitigung der Schnurspannung nichts an der GPS-Höhe.


Ich habe Glück! Aus dem Haus, das direkt nördlich der Landestelle steht, kommt ein junger Mann heraus und stratzt zu seinem PKW. Er will zur Arbeit fahren, gibt mir aber sofort das Go. Von seiner Grundstücksgrenze kann ich aber nichts erkennen, obwohl ich nur 13m von der Sonde entfernt sein soll. 

Also zurück zu dem Grundstück mit dem Tor! Mir ist nicht ganz klar, wie die Leute auf der anderen Seite des Tores ihre Post erhalten. An dem Haus vor dem Gatter hängt ein Briefkasten. Aber da läuft mir doch glatt eine Anwohnerin über den Weg. Ich erkläre mein Anliegen, zeige ihr den Schirm, und sie verschafft mir doch glatt Zugang! Wir gehen bis zum Ende des Grundstücks durch - nichts! Das kann nicht sein. Auf dem Handy sehe ich auf der Locus-Karte, dass wir zu weit westlich stehen. Die Sonde ist also auf dem angrenzenden Nachbargrundstück.

Das ist natürlich tragisch. Irgendwann sehe ich über mir die Schnur in 5 Metern Höhe dahinziehen. Sie endet im Wipfel des Baumes auf dem Nachbargrundstück. 

Um niemanden zur Unzeit zu nerven, angel ich mit der Stange rasch die Sonde aus dem Wipfel. Jetzt kann ich sie an der Schnur ablassen und dann im zweiten Schritt zu mir zu befördern. Gott sei Dank habe ist die Bergung sehr einfach zu bewerkstelligen. 

Etwas komplizierter ist die Bergung der Schnur. Ein kurzes Schnurstück muss leider im Baum verbleiben, aber es hängt bis zum Boden. Die Nachbarn meiner Helferin werden sie leicht aus dem Baum bekommen. Die Schnur, die über das Dach zur Straße verlief, kann ich komplett bergen. Da ich meiner Helferin nicht unnötig lange auf die Nerven gehen möchte, verzichte ich auf Fotos der Sonde im Baum. Dafür kriegt sie gleich 3 Flyer in die Hand gedrückt, für die beteiligten Grundstücksbesitzer jeweils einen.

 





Die Rückfahrt scheint zunächst einfacher zu sein als der Hinweg, weil der Bus in der Hauptverkehrszeit alle 10 Minuten fährt. In Barmbek kann ich beim Bäcker noch ein paar Brötchen erstehen. Die Weiterfahrt ist dann eine echte Folter. Die U-Bahnen sind rappelvoll, weil sie wegen der ausfallenden S-Bahn die einzige Verbindung in das Stadtzentrum bieten. Zuhause duschen, Kaffee kochen, frühstücken und auf zur Arbeit. 

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Sonntag, 5. März 2023

Das ist sofort - unverzüglich!

Am 2.3. startet in der Kaserne Lüneburg eine DFM09. Oft sind diese Starts der Auftakt zu einem größeren Einsatz von Manöversonden. Die Sonde landet bei Uelzen unweit des Dorfs Hansen. Die Predicton ist etwas unsicher. Da die Sonde sich in 500m Höhe kaum von Fleck bewegte und im Kreis taumelt, kann ich nicht recht an die Tawhiri-Prediction glauben. Somit ist unsicher, ob die Sonde im Wald oder auf den Waldwiesen zu suchen wäre. Als am 4.3. niemand die Sonde als geborgen eingetragen hat, beschließe ich eine Tour nach Uelzen. 

 

Sondentyp: DFM09
SN:
D18072310
Produktionsdatum: 2018
Frequenz: 402.909 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Kaserne Lüneburg (WMOID:-)
Flugdatum: 02.03.2023 14:30Z
Track
radiosondy
Maximale Höhe:
16762m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.81 m/s

Landegeschwindigkeit:
3.5 m/s

Landestelle: Medingen,
LAT, LON:
52.96564,10.49427, Google Maps
Status:
geborgen am 4.3.2023, 12:40UT

Methode:
Tawhiri-Prediction aus radiosondy.info - Daten.

 

Die Methode "Abo-Karte am Wochenende -> keine Spritkosten" droht aber bereits im Ansatz zu scheitern. Als ich mit dem Faltrad zeitig den Bahnhof Königstraße betrete, steht da schon eine S3. Zahllose verwirrt dreinblickende Menschen auf dem Bahnsteig lassen sofort an ein ausgewachsenes S-Bahn-Chaos denken. Das bestätigt sich auch: Polizeieinsatz, Tunnelstrecke gesperrt. Als nach 15 Minuten die Lage unverändert ist, gehe ich nach Hause. Zwar könnte ich mit dem Rad nach Altona fahren und von dort den Hauptbahnhof erreichen. Aber bis dahin ist der Zug nach Uelzen weg, und angesichts des HSV-Spiels ist ein 60-Minuten-Warteaufenthalt dort ziemlich abturnend. 

45 Minuten später rollen die Züge wieder, aber unregelmäßig. Dafür ist die Tour nach Uelzen unproblematisch. Dort, am berühmten Hundertwasserbahnhof, wird das Rad entfaltet und ich nehme die 7km nach Hansen in Angriff. Die Strecke geht bergauf, und der eisige Winterwind kommt von vorne. In Hansen führt ein Fahrweg an irgendeinem Reit-und Fahrverein-Pferde-Event vorbei. Das Problem sind nicht die Vierbeiner, sondern ihre Besitzer, die für Mensch und Tier einen Slalom durch die Blechlawine ihrer Krampfpanzer erzwingen. 

Danach geht es nordwärts. Da ist auch schon der Wald, an dessen Rand die Tawhiri-Prediction liegt. An diese Prediction glaube ich nicht. 50m nördlich denke ich darüber nach, langsam vom Fahr-Modus in den Such-Modus umzuschalten und steige ab. Obwohl ich bestimmt noch zu weit südlich bin. 

Die Suche erledigt sich überraschend im Schabowski-Stil, bevor ich mich überhaupt richtig umsehe: "Das ist sofort - unverzüglich". Da liegt nämlich völlig unübersehbar eine DFM09 linkerhand, 20m von dem Fahrweg entfernt, auf dem Waldboden.



Die Schnur verschwindet im Baum. Dort hängen manövertypische Ballonreste und der kleine Bundeswehr-Fallschirm fast 30m hoch.






Ich ziehe an der Schnur und sehe, wie der Ballon-Abroller oben im Baum  herumwirbelt. Die Schnur hat sich beim Start nur teilweise abgerollt. Leider gelingt es mir nicht, den Ballonrest über die Astgabel zu ziehen, und die Schnur reißt.

Ein rascher Blick auf die HVV-App: Ich muß mich sputen, sonst muss ich in Uelzen eine Stunde warten. Die schnelle Rückfahrt erweist sich als problemlos. Die Blechlawine bei dem Pferdedings hat sich aufgelöst, es ist Rückenwind und geht überwiegend bergab. 

Sofort nach Hause fahren habe ich keine Lust. Gibt es ein "Target of Opportunity"? Ja klar, bei Bienenbüttel ist doch diese RS41 aus Norderney, für die sich keiner interessiert, weil sie werktags im Wald gelandet ist. Also spring ich nach 2 Stationen aus dem Zug und radel den Talhang Richtung Wulfsdorf hinauf.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U1460275
Produktionsdatum: 2022-04-09
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:10113)

Flugdatum:
16.2.2023 12:00Z

Track
wettersonde.net

Maximale Höhe:
33304 m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.37 m/s

Landegeschwindigkeit:
4.2 m/s

Landestelle:
Wulfsdorf bei Bienenbüttel  LAT, LON:
53.18185, 10.50926, Google Maps
Status:
 
Baumlander, 18m hoch
Methode: Tawhiri-Prediction nach wettersonde.net-Daten

Der letzte Kilometer ist auf einem von Pferden arg zertretenen Waldweg etwas anstrengend. Das Suchgebiet ist recht gut einzugrenzen. Ich parke das Rad an einem Baum direkt an der Extrapolations-Prediction. Die Landestelle dürfte nicht weit weg von dem Weg liegen, der direkt über dem Elbe-Seitenkanal endet. Ich mache mich auf den Rückweg Richtung Rad und gehe ein paar Seitenwege links und rechts ab. So richtig schabowskimäßig ist das hier nicht. Auch ist mein Handyakku leer.

Also muss ich zurück zum Rad, wo ich in einer Tasche eine Powerbank habe. Und da hängt ja rechts ein weißer DWD-Schirm im Baum, gar nicht weit weg vom Rad!



Die Schnur verfolge ich von Baum zu Baum. Das Handy-GPS verrät mir, dass ich schon 50m vom Schirm entfernt bin. Und tatsächlich hängt die Sonde hoch im Baum. Ein Test mit der Lagunastange zeigt leider nur, dass sie etwas zu kurz ist. 




Hier hilft nur ein Wiederkommen anderen Gerätschaften oder ein Abwarten. Das Teil kommt auf die Baumlanderliste und gut. Immerhin ist sie lokalisiert. 

Ich packe die Sachen ein und mache mich auf den Weg nach Bienenbüttel. Auf die fahrplanmäßige Verspätung kann man sich auch dort verlassen. 

Update vom 9.4.2023: Sonde lag am Boden!

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