Samstag, 18. Mai 2024

Überraschungsstart in Lüneburg

Sondentyp: DFM17
SN:
21(334)065710

Frequenz: 403.709
Timerkill: keine
Startstation:
Lüneburg (WMOID:-)
Produktionsdatum: 2021-11-30
Flugdatum: 16.5.2024 12:10-13:57Z
Track Wettersonde.net - Sondehub-Mix
Maximale Höhe: 16937m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.91 m/s 
Landegeschwindigkeit: 5.6 m/s
Landestelle: Iserbrook
LAT, LON:
53.5771, 9.80373 Google Maps
Status: Lokalisiert am 16.5.2024, 14:30UT. Geborgen von Anwohnern 17.5.2024.

Methode: GPS-Decodierung mit TTGO (RDZsonde). 

Sondenstarts von der Theodor-Körner-Kaserne in Lüneburg sind nicht allzu häufig. Meist werden an einem Tag 1-2 Gespanne im Manöversondenstil gestartet, manchmal als Vorboten für massenhafte Starts bei Manövern auf den Truppenübungsplätzen im Raum Munster und Bergen. So ist es auch am 16.5.. Die Sonde erreicht die typische Höhe von über 16000m und schwebt danach am Fallschirm Richtung Hamburg. Eine ganze Weile liegt die Landeposition nördlich von Wedel bei Holm. Ich bin zu dem Zeitpunkt an meinem Arbeitsplatz in Klein Flottbek. Ich habe nach hinten heraus zu wenig Zeit, so dass mir das deutlich zu weit ist. Aber dann verkürzt sich die Reichweite der Sonde in den Prognosen immer mehr. Im Endanflug liegt die vorhergesagte Landestelle phasenweise nur 200 Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt, unweit des bekannten Kaffee-Knipps am S-Bahnhof Flottbek. Ich renne aus dem Institut, nur mit einem schlechten Fernglas und einem TTGO bewaffnet, in der festen Erwartung des Erlebnisses einer Live-Landung. Leider weht ein böiger Ostwind die Sonde dann doch 4km zu weiter bis Iserbrook.

 

 Auf dem S-Bahnhof Flottbek läuft gerade die S-Bahn nach Wedel ein. 3 Stationen weiter verlasse ich die S-Bahn. Schon am S-Bahnhof Iserbrook habe ich wieder Empfang: Und offenbar liegt die Sonde nicht am Boden. 


Von der Straße aus ist nichts zu sehen. Ich klingel an einer Tür und erkläre den Bewohnern die Lage. Sie kommen gleich mit und sind auch wissbegierig. Auch unter der Tanne ist nichts zu sehen. Irgendwann kann ich die im Sonnenlicht glänzende Schnur erkennen, die aus dem Wipfel der Tanne über 2 Grundstücke in eine 30m entfernte Buche zielt. Und dann sehe ich in der Tanne, ca. 8m hoch, die DFM17 baumeln. 

Ich habe aber keine Stange dabei (never leave home without it). Leider muss ich auch zurück zur Arbeit, und danach habe ich auch noch einen Termin in Barmbek. Wir tauschen aber Telefonnummern aus, und ich verspreche, am kommenden Nachmittag mit einer Stange wiederzukommen. 

Am kommenden Tag nehme ich eine 14m Otwo-Stange mit zur Arbeit. Als ich mich am fortgeschrittenen Nachmittag auf den Weg mache, erhalte ich eine Whatsapp: 





Wie er mir später erzählte, ist er tatsächlich aufs Dach geklettert, hat die Sonde mit einem abenteuerlichen Konstrukt aus Gartenstange und Reinigungsbürste geangelt und bei der Gelegenheit gleich noch die Dachrinne gereinigt. Er will mir aber, wie ein Telefonkontakt ergibt, die Sonde geben. Also fahre ich hin, diesmal mit Stange. 

Wir sehen uns gemeinsam die Lage nach der Bergung an. Drüben hängt der Fallschirm natürlich jetzt in einer Astgabel fest. Die Schnur verläuft immer noch in luftiger Höhe, offenbar sind nur die untersten 8 Meter abgerissen. Es gelingt mir, mit der Stange die Schur einzuhaken. Der Fallschirm hängt aber sehr, sehr fest. Die Schnur reißt vermutlich direkt am Abroller, immerhin konnten wir sie somit aus der Umwelt entfernen. 

Wir versuchen noch, ob man den Schirm von anderen Standorten im dichten Laubdach besser sehen kann, allerdings ohne Erfolg.

Irgendwann verabschiede ich mich von dem freundlichen Sondenberger, suche noch einen örtlichen Supermarkt für ein paar Einkäufe auf und fahre dann vom Bahnhof Sülldorf heimwärts.

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Dienstag, 14. Mai 2024

Thermik und eine halbe Live-Landung

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
V2930796a
Produktionsdatum: 2023-07-19
Frequenz: 402.7 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Sasel
(WMOID:10141)
Flugdatum: 13.05.2024, 12:00Z, Startzeit 10:45UT
Track
: wettersonde.net

Maximale Höhe:
25636
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.19m/s

Landegeschwindigkeit:
-3.2m/s

Landestelle: Pinneberg (Eggerstedt) 
LAT, LON:
53.63429, 9.80031, Google Maps
Status:
Geborgen am 13.5.2024, 14:50UT. Gemeinsame Bergug mit Jan.

Methode:
Lokalisiert mit Sonden-GPS (TTGO, RDZsonde). 

 

Am Montag, den 13.5.2024 startet Sasel unerwartet eine RS41. Sie erreicht die nominelle Höhe von 25-26km und schwebt dann mit einem gut funktionierenden Fallschirm zu Boden. Es ist kaum Bewegung in der Atmosphäre, so dass die ersten Prognosen eine Landung im Schanzenviertel nahelegen. Bei klarem blauen Himmel ist es aber recht warm, so dass die Thermik klar mitspielt. Das verlängert die Landestrecke. Ich schnappe mir mein Faltrad und fahre drei S-Bahn-Stationen bis Bahrenfeld. Von dort müsste man die Landeposition leicht mit dem Rad erreichen können. Ich setze mich auf eine Bank am Bahnsteig und verfolge die Lage. Der Landepunkt verschiebt sich nach Nordwesten. Als die Sonde 6500m Höhe erreicht hat, steht der Landepunkt schon seit  5 Minuten wie angewurzelt auf die Kreuzung Elbgaustraße/Farnhornweg fixiert. Das ist von der Linie S1 erreichbar, aber etwas weit.  Ich springe in einen Zug nach Altona und steige in die S3 nach Pinneberg. Man sollte den Landepunkt vom Bahnhof Elbgaustraße und 1km Radfahrt leicht erreichen können, und zwar deutlich vor der Landung! Eine Live-Landung mit dem Rad erscheint plötzlich machbar.

Das übliche S-Bahn-Chaos verzögert die Ankunft. Als ich Elbgaustraße aufs Rad steige, sieht es so aus, als ob die Sonde bereits deutlich vor dem erwarteten Landepunkt in den Volkspark plumpst. An besagter Kreuzung hat man eine wunderbare Rundumsicht. Inzwischen hat sich die Landestelle auf meine unmittelbare Umgebung verschoben. Noch ist die Sonde in 700m Höhe über dem nahen Friedhof. Endlich sehe ich neben dem bei kristallklarem Himmel deutlich erkennbaren Mond den weißen Punkt des Fallschirms.

 


 

Im 10X50 Fernglas ist auch die Sonde erkennbar. Da der Glanzwinkel perfekt getroffen ist, leuchtet zwischen Sonde und Schirm die Schnur hell auf. Die Sonde fliegt aber etwas weiter als vorhergesagt. Ich schwinge mich aufs Fahrrad fahre hinterher. Aber was ist das? Sie wird kleiner? Klettert sie etwa in der Thermik? Tatsächlich lässt sich das in den Daten eindeutig später eindeutig nachvollziehen.

 

Die verschiedenen Landevorhersage versagen komplett oder gehen ins zentrale Schleswig Holstein! Als die Sonde wieder konstant am Fallschirm zu sinken beginnt, ist das Landegebiet bis nach Pinneberg verschoben. Die Geschwindigkeit über Grund beträgt immer noch über 30kmh, da komm ich mit dem Rad nicht hinterher. Da  ich das Gespann noch vor der Landung aus den Augen verliere, ist das allenfalls eine halbe Live-Landung. Ich entscheide mich zu einer Rückkehr zum Bahnhof Elbgaustraße. Ich springe in den Zug nach Pinneberg, klappe wegen der Sperrzeit mein Rad zusammen. Die Sonde landet am südliche Rand von Pinneberg bei Eggerstedt, nur 2 Fahrradkilometer vom S-Bahnhof Thesdorf entfernt. Die Landestelle liegt auf einer Wiese mit hohem Gras. Da ahnt man ca. 40m von der Straße entfernt etwas Weißes durch die Vegetation hindurchschimmern. Das wird wohl der Schirm sein. Der TTGO zeigt auch Koordinaten auf der Wiese, und die passen zu der Fallschirmposition. 

Ich kette das Fahrrad an ein Verkehrsschild, finde einen Übergang auf die Wiese und laufe auf den Fallschirm zu. Von der Wiese aus sieht man ihn nicht, weil er zu tief in der Vegetation verborgen ist. Aber ich habe mir die Richtung gemerkt und werde nicht enttäuscht.

 

Die Schnur zielt auf einige Knickbüsche.Ich spule sie wie üblich auf den Abroller. An den Büschen angekommen wird deutlich, dass die Schnur auf den letzten Metern über den Wipfel des Busches herüber verläuft und dahinter verschwindet. 

 


 

Ich laufe um den Busch herum, in der Hoffnung, dort die Sonde zu finden. Ohne jeden Erfolg.  Also hängt die Sonde irgendwo unsichtbar im Busch. Das ist bitter, den vor allem auf der Sondenseite versperrt ein dichtes Brombeer- und Brennessel-Gestrüpp den Zugang. 

Noch etwas fällt auf: Etwas 30m südlich steht eine männliche Person, die gewiss nicht zum Pilzesuchen dort ist, zumal sie einen Handempfänger dabei hat. Wir kommen sehr rasch in ein angenehmes Gespräch. Jan ist auf dem Weg zu seiner ersten Sondenbergung.  Wir versuchen es noch einmal von der anderen Seite des Busches. Hier sind auch Brombeeren, aber lange nicht so viele. Irgendwann sehe ich die Sonde direkt am Fuß des Busches ca. 10cm über dem Boden an der Schnur hängen. Jan hat ein Taschenmesser zur Hand und kann den Rest der Schnur aufwickeln. 


 

Er nimmt natürlich die Sonde mit nach Hause. Auch hat er viele Fragen zu TTGOs, Sondenjagd im Allgemeinen und Speziellen und zum Eintragen in Radiosondy, und da kann ich ihm da natürlich weiterhelfen. Er wird natürlich auch sofort Mitglied unserer Whatsappgruppe. Das wird gewiss nicht seine letzte Radiosonde sein. Er ist auch auf zwei Rädern unterwegs, und zwar mit einem Motorroller. 

Nach einem netten Radiosondenjäger-Schwätzchen trennen sich unsere Wege. 

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Dienstag, 7. Mai 2024

Sonde Nr. 500

Sondentyp: DFM17
SN:
23(135)032076

Frequenzen: 402.01
Timerkill: keine
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Produktionsdatum: 2023-05-15
Flugdatum: 6.5.2024 13:20-1525Z
Track radiosondy
Maximale Höhe: 13706m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 2.14 m/s 
Landegeschwindigkeit: 10.6 m/s
Landestelle: Scharnebeck
LAT, LON:
53.30844,10.51922 Google Maps
Status: Geborgen am 6.5.2024, 17:56UT

Methode:GPS-Decodierung mit TTGO (RDZsonde)

Am Fallschirmjäger-Standort Seedorf werden beim Sprungtraining DFM-Sonden mit einem sehr minimalistischen Setup gestartet: Kleiner roter Ballon, kurze Schnur, kein Abroller, kein Fallschirm. Sehr hoch kommen sie auch nicht, 8-16km. Radiosondy listet als Startort das 60km entfernte Hamburg, weil es Seedorf nicht kennt. 

Am 29.4.24 beginnt eine neue Kampagne in Seedorf. Diesmal sind es DFM17-Radiosonden. Die erste fällt in die Ostsee. Tags darauf landen zwei Sonden am Nord-Ostsee-Kanal. Eine liegt unerreichbar in einem abgesperrten Wäldchen an einer Kanalbaustelle (Spülfeld). Die andere wird von Andreas geborgen. 

Am 6.5. komme ich von der Arbeit heim, als ich bemerke, dass der wettersonde.net-Bot mir eine Nachricht geschickt hat. Da ich die Entfernung vom Wohnort ziemlich weit eingestellt habe, kommt das häufiger vor. Diesmal ist es eine DFM17 aus Seedorf, die gerade bei Scharnebeck landet. Das lässt sich von der Bahnsstation Echem mit dem Rad gut erreichen. Es ist ein sonniger und milder Abend, ideal für eine kleine Radtour. Ein Check auf der HVV-App zeigt mir eine schnelle Verbindung. Wenn ich beherzt losfahre, erwische ich auch noch den Zug über Büchen. Also nichts wie hin. 

In Echem wird das Faltrad ausgeklappt. Im Dorf erlebe ich einen Formationsflug von Mauerseglern - auch die sind wieder da. Eine Stange habe ich nicht dabei. Der Weg zum Neetzekanal ist mir gut bekannt, der Radweg ist super. Ich höre am Wegrand mehrfach Pirole singen. Nachtigallen sind dieses Jahr häufig, und die Schafstelzen sind auch zu sehen. Es sind nur 6km bis zur Landestelle. Nur das letzte Stück Feldweg ist schlecht. Von hier habe ich den ersten Empfang der Sonde mit dem TTGO. Die RDZsonde-App liefert mir Koordinaten...


 

... zeigt aber eigenartigerweise keine Seriennummer und kein Icon auf der Karte. Ich mache einen Screenshot und tippe die Koordinaten händisch in die Locus-App ein. Die Sonde liegt nur ein paar Meter neben der Tawhiri-Prediction. 

Die Landestelle liegt am Rand einer Wiese zwischen Brennnesseln, nur 240m vom Weg am Neetzekanal entfernt. Es ist meine zweite Seedorfsonde und - wenn ich richtig gezählt habe - meine 500ste Radiosonde überhaupt.


 




Um einigermaßen schnell wieder nach Hamburg zu kommen, sollte ich zwingend den Zug in Echem noch erwischen. Ich hoffe, dass ich am Neetzekanal besser zur Straße zurückkomme als auf dem Feldweg vorhin - ein zeitfressender Trugschluss. An der Kanalbrücke fehlt seit 2022 immer noch jede Spur einer Saseler RS41 (S1630392), aber ich habe keine Zeit für eine weitere vergebliche Kaltsuche. Die Straße zurück nach Echem ist dann aber wieder Radfahrers Traum. Ich trete massiv in die Pedale und bin am Ende 4 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof.

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