Samstag, 31. August 2019

2 Kilometer für 22 Meter

Am 28.8. flogen die Bergener Sonden in den Raum Lüneburg. Beruflich und privat war an dem Tag an eine gepflegte Sondenjagd nicht zu denken. Ich hatte kaum Zeit für eine Vorhersage der Landestellen. Denn außer den vier planmäßigen Bergener RS41 waren auch noch ein paar Manöver-DFMs in der Luft. Zwei von ihnen konnte ich sogar mit einer Antenne durchs Fenster tracken. 618002 erfasste ich sogar etwas weiter als die Bremer Seite. Eine Tawhiri-Prediction konnte ich erstellen; ich optimierte sie ein wenig, da mir die Windrichtung nicht ganz stimmig schien, markierte ich eine Position etwas westlich der nominellen Landestelle und nannte sie "best guess". Sie lag mitten im Wald, aber nicht weit weg von der B216 und auch nicht weit weg vom Elbe-Seitenkanal.

Etwas schwieriger war die Abschätzung der Landestelle der regulären Bergener Mittagssonde P2040239. Die hatte ich weder getrackt, noch hatte ich die Zeit gefunden, eine Tawhiri-Prediction zu rechnen. Und als ich nächsten Morgen daran dachte, war es dafür natürlich zu spät. Also wurde auf Basis der letzten Sinkgeschwindigkeiten und Windgeschwindigkeiten, der Geoidhöhe und der lokalen Geländehöhe die Position extrapoliert. Die Landestelle lag direkt an der B4, die dort als vierspurige Schnellstraße ausgebaut war. Ich habe gemischte Erinnerungen an die Gegend, seit mir direkt in der Gegend einmal ein Sondenjägerrucksack geklaut worden ist. Es gibt da zwar einen Radweg, aber nur wenige Unterführungen und Übergänge, und die Felder sind gegen die Straße abgezäunt. Die Nachtsonde vom 29.8. (P2040655) landete ganz in der Nähe im Wald - allmählich formierte sich die Idee einer Kaltsondenjagd am Freitagnachmittag. Die Nachtsonde flog allerdings bei genauerer Karteninspektion von der Liste - sie lag auf dem Standortübungsplatz Wendisch-Evern. Aber die DFM und die RS41 sollten es sein. Da der Fallschirm der RS41 auf der Straße liegen könnte, war die dringlicher. Eine weitere DFM lag auch im Wald weiter östlich und würde zeitlich bis zum Dunkelwerden wohl nur, wenn alles flutscht, erreichbar sein.

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2040239
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 28.08.2019 15:08Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen
Landestelle Melbeck, LAT LON: 53.187560, 10.405140 Google Maps
Status: Gefunden am 30.8.2019, 15Z
Methode: Extrapolation aus Bremer Daten

Am Freitag Spätnachmittag sitze ich in einem hoffnungslos überfüllten Regionalzug nach Lüneburg. 3 Klassenreisen haben die Idee, sich und alle Koffer im Fahrradwagen zu stapeln, und natürlich ist Berufsverkehr. Gut, dass ich dank Faltrad keine Fahrradwagen mehr brauche. In Lüneburg kann ich das Faltrad in den Bus packen und etwas Strecke sparen. Von der Station "Neu-Häcklingen" sind es nur etwas mehr als 2km. Auf dem Acker da hinten habe ich schon mal eine Kaltsonde gesucht und nicht gefunden. Da war das mit dem Rucksack. Weiter. Dort rechts auf dem Rübenacker sollte die Sonde am Straßenrand liegen. Und schon ist eine Vollbremsung erforderlich, denn da liegt etwas Rotes  direkt am Radweg....

 Die Position des Schirms passt, wenn man die Schnurlänge berücksichtigt, fast exakt zur Prediction. Die Schnur geht über einen Knickbaum, und das lose Ende hängt in der Leitplanke. Leider ist die Fortsetzung zur Sonde nicht mehr vorhanden. Sicher ist die Schnur durch die Autos durchtrennt worden, und die Sonde liegt drüben auf der anderen Seite.

Die Straße ist 20m breit. Sie ist auf einer Seite stark befahren, auf der anderen gibt es auch nur ein paar kurze Lücken zwischen den Autos. Rüberlaufen mit Überklettern der Mittelleitplanke  ist sublegal und außerdem gefährlich. Zudem dürfte die Sonde wohl eher ein paar Meter weit auf dem Acker drüben liegen - und der ist durch einen hohen Zaun von der Straße getrennt.

Ich sacke Schirm und Schnur ein und radele 500 Meter nach Melbeck. Dort an der Kreuzung kann man die Straße per Ampel überqueren. 50 Meter zurück zweigt ein Feldweg ab, von dem man ohne jede Umstände auf den Rübenacker gelangt. Das Rad wird an einem Schild angeschlossen. Von da aus wandere ich die 500m am Zaun zurück. Gegenüber der Schirmposition erwarte ich, über die Schnur zu stolpern. Aber: Keine Schnur, keine Sonde. Als ich aber durch den Zaun den Straßengraben gucke, liegen da zwei weiße Objekte. Das eine ist ein Margarinebecher (wtf). Das andere ist auf den ersten Blick undefinierbar, auf den zweiten aber verdächtig.

Genauere Inspektion ergibt mit 95%iger Sicherheit, dass das eine RS41 ist. Nirgends eine Schnur, die man mit der Stange hätte angeln können.

Also 500m zurück Richtung Fahrrad, dann an der Leitplanke entlang 500m wieder Richtung Sonde. 95% war zu pessimistisch geschätzt.


Der Schnurmast ist abgerissen, der Sensorarm sieht schlimm aus, und das Gehäuse ist oben ziemlich beschädigt und auch sonst vielerorts eingedrückt. Die Sonde lässt sich anschalten und blinkt Error. Aber es gibt Probleme, sie abzuschalten, weil das Gehäuse um den Schalter eingedrückt ist...






Ganz sicher ist die Sonde an der Schnur in Richtung Fahrbahn geschleudert und wahrscheinlich von einem KFZ erfasst worden.

Und nun weitere 500m an der Leitplanke. Insgesamt habe ich über 2km zu Fuß zurücklegen müssen, um die 20m entfernt liegende Sonde zu lokalisieren und zu bergen.

Das hat, obwohl es eigentlich einfach war, Zeit gefressen. Aber für einen Besuch bei der DFM ist noch genug Zeit. Auf dem Hinweg hatte ich schon gesehen, dass die B209 eine Kraftfahrstraße ohne Radweg ist. Also ist kreatives Radfahren über Deutsch-Evern und Wendisch-Evern gefragt. So komme ich der Landestelle auf dem Truppenübungsplatz sehr nahe. Auf dem Truppenübungsplatz fanden 1945 auf dem Timeloberg die Verhandlungen für die Teilkapitulation statt; das Datum ist in einigen Ländern ein Feiertag. Am Parkplatz erinnert eine Info-Tafel an das historische Ereignis. Es gibt wohl noch mehr Infotafeln an einer Gedenkstätte direkt am Zaun des Manövergeländes. Interessant, aber ich muss weiter zur DFM.

Sondentyp: DFM09
SN: 618002
Frequenz: 403.55 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 28.08.2019 7Z
Timerkill: keiner
Track Radiosondy Info und eigene Daten
Landestelle Lüneburg, LAT LON: 53.232390, 10.493520 Google Maps
Status: Gefunden am 30.8.2019, 16:38Z
Methode: optimierte Tawhiri-Prediction aus eigenen Daten


Dann geht die Straße über den Elbe-Seitenkanal. Waldwege bringen mich unmittelbar an die Vorhersageposition. Die erkunde ich gar nicht erst, sondern schlage mich gleich erst einmal zur " Best Guess-Position" durch. Und da steht eine DFM09 wie das Männlein im Walde...Abweichung 14 Meter. Ist schon irre, wenn nach Empfang, Prediction und ein bisschen ergänzender Überlegung alles derart zusammenläuft.


Der Fallschirm befindet sich in einer benachbarten Fichte, leider minimal zu hoch für die 10m Stange. Beim Versuch, den Schirm an der Schnur herunterzuzerren, reisst die Schnur


Der einzige Wermutstropfen bei dieser fast perfekten Kaltsondensuche.



Interessant ist der handausgefüllte Zettel. Früher war die Startstation bei Manöversonden immer als "10000" angegeben, diesmal war es der WMOID-Code von Bergen.

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Montag, 26. August 2019

Ein Frühplatzer aus Sasel

Sondentyp: RS41-SGP
SN:   P3410501
Frequenz: 402.7 MHz
Startstation: Sasel (WMOID:10141)
Flugdatum: 26.08.2019 12Z
Track  Bremen/eigene Daten
Landestelle Bönningstedt, LAT LON: 53.678217,9.90573 Google maps
Funddatum: 26.08.2019, 14:36Z
Status: Gefunden durch eigenem Empfang (GPS-Decodierung)

Am 26.8. herrschte in allen Etagen der Atmosphäre weitgehende Flaute. Gegen Mittag startete Sasel eine ihrer Sonden. Es war klar, dass sie nicht weit kommen würde. Dann platzte der Ballon bereits in der indiskutablen Höhe von 16842m. Der Fallschirm funktionierte auch erst gegen Ende etwas. So kam es, dass das Gespann in einem Industrie- und Wohngebiet nördlich von Bönningstedt niederging. Während die Essener Sonde von letzter Woche fast 300km zurückgelegt hatte, brauchte es diese auf 18km.

Ich konnte die Endphase aus einem Bürofenster bis in eine GPS-Höhe von 105 Metern mitschneiden.  Die Prediction sollte daher sehr genau sein. Parkplatz, Straße, Wohnhaus war die Diagnose. André whatsappte: "Die wird bestimmt von den Bewohnern eingsammelt werden." Er sollte Recht behalten.

Ich bin bei schwülem, heißen Sommerwetter per AKN und Faltrad angereist, wobei der Zug auf dem Hinweg berufsverkehrsbedingt drastisch überfüllt war. Vor Ort ein Check: In der fraglichen, recht übersichtlichen Gegend lag nichts herum. Also mal einen Empfang wagen! Zu meinem Erstaunen sendete die Sonde. Die GPS-Koordinaten deckten sich mit einem Haus auf der anderen Straßenseite. Dieses beherbergte links ein paar Wohnungen, und und in der rechten Hälfte war eine Autowerkstatt untergebracht.

Auf dem Dach lag nichts, Schnüre lagen auch nirgends herum. So war klar: Die Sonde sendete aus dem Haus oder direkt am Haus. Die Werkstattleute hatten sie nicht. Ich drückte bei den Wohnungen allen Klingelknöpfe, aber nur einer der Bewohner öffnete auch. Der hatte sie auch nicht, wollte aber mal aus den Fenstern seiner Dachgeschosswohnung gucken. Ich bedankte mich bei ihm, war aber ziemlich sicher, dass da nichts zu sehen sein dürfte.

Nördlich lag eine Handlung für Motorboote. Deren Besitzer gehörte das Mietshaus, aber er hatte auch nichts gesehen. Ich durfte auf dem Gelände nachgucken - da lag, wie schon vermutet, nichts.

Die GPS-Höhe ließ auf eine Position der Sonde auf dem Boden im oder am Haus schließen. Im Untergeschoss war nur eine Wohnung mit einem kleinen, sehr schmalen Vordergarten. Es war nicht einfach, über Zaun und Hecke in den Garten zu gucken, aber an einer Stelle konnte man doch einen Blick erhaschen. Und da lag auf einem Gartenstuhl, sorgfältig zusammengelegt, das da:


Da der Bewohner ja nicht öffnete, ging ich durch eine Gartenpforte und machte durch Winken auf mich aufmerksam. Der nette Herr war anfänglich etwas unbegeistert, weil ich einfach so in seinen Garten kam. "Sie hätten doch aber an der Tür klingeln können". Ähm, ja. Ich erläuterte mein Anliegen, er ließ sich alles interessiert erklären und ließ mir die Sonde.

Er berichtete, dass er den Fallschirm in seinem Garten vorgefunden hatte, als er nach Hause kam. Dann hat er so lange an der Schnur gezogen, bis die Sonde über seine Hecke flutschte. Am Ende hatte er den Gegenstand rätselratend auf den Stuhl gelegt, mit dem Vorsatz, es wegzuwerfen. Wieder einmal war günstig, dass das Abschalten der RS41 etwas kniffelig ist. Sonst hätte ich keine Chance gehabt.

Wenn man von der Position des Gartens 40-50m Schnurlänge in Rechnung stellt, könnte die Sonde ursprünglich sehr nahe an der Prediction gelegen haben, wahrscheinlich auf der Straße oder auf dem Gehweg.


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Montag, 19. August 2019

Meine erste Essener Sonde

Sondentyp: RS41-SGP
SN:   P2540305
Frequenz: 405.3 MHz
Startstation: Essen (WMOID:10410)
Flugdatum: 19.08.2019 0Z
Track  Bremen
Landestelle Benkeloh bei Lauenbrück, LAT LON: 53.17727,9.60605 Google maps
Funddatum: 19.08.2019, 4:56Z
Status: Gefunden durch Tawhiri-Prediction aus wetterson.de-Daten und eigenem Empfang (GPS-Decodierung)

Sonden aus Essen brauchen extrem starke Höhenwinde, um überhaupt in den Bereich Hamburg zu gelangen. Eine der wenigen Essener Sonden, die hier niedergingen, war P2740507 vom 21.9.2018, die in einem Wald östlich Lüneburg fiel und die ich bei einer anschließenden umfangreichen Kaltsondenjagd nicht finden konnte. Essener Sonden habe ich auch bei Besuchen bei Freunden in Westfalen mitunter versucht zu bergen. Aber immer war jemand schneller.

P2540305 war die Essener Mitternachtssonde vom 19.8.2019. Sie landete mit gut funktionierendem Fallschirm bei Benkeloh unweit Lauenbrück. Ich bin am frühen Montag kurz mal nach Lauenbrück gefahren - knapp außerhalb des HVV-Bereichs. Die Gegend ist mir von einer winterlichen Jagd nach einer Ozonsonde 2017 in angenehmer Erinnerung. 

Wetterson.de hatte die Essener Sonde bis in eine GPS-Höhe von 140 Metern erfast. Die Prediction lag an einem Waldrand, und alle Anzeichen deuteten auf eine Landung auf dem Acker hin.
In Lauenbrück wurde das Rad auseinandergeklappt und los ging es. Eine schnurgerade Nebenstraße führte direkt nach Benkeloh. Dort links auf die Hauptstraße und dann auf einen Feldweg. Die Koppel mit der Landestelle war ein hoch bewachsenes Maisfeld. Ein Empfangsversuch war eigentlich überflüssig. Denn in der Morgensonne glänzte eine Schnur, die aus dem Maisfeld kam und irgendwo hoch in einer Knickeiche direkt an meinem Feldweg endete. 





Eine genaue Inspektion des Baumes führte zur Entdeckung des weißen Fallschirms 6-7m hoch im Baum.




Da die Sicht im Maisfeld oft schlecht ist, habe ich dennoch das Sondensignal empfangen und dekodiert. Aber eigentlich erwies sich  das als überflüssig, denn ich konnte die Schnur im Feld über mir die ganze Zeit gut erkennen. Dort, wo sie im Mais verschwand, hing die Sonde verhakt in den Maisblättern.










Die Bergung war etwas umständlich. Die Schnur wurde um eine am Boden liegende abgerissene Maispflanze gewickelt. Leider konnte man an der nun entspannten Schnur den Fallschirm nicht herunterlassen. So musste hier eine Stangenbergung erfolgen, damit auch dieses Gespann restlos aus der Umwelt entfernt werden konnte.




Das alles hatte so lange gedauert, dass ich den Zug um 7:40 nicht mehr erreichen würde. So habe ich den kleinen Umweg über das Nachbardorf Vahlde gemacht. Am Himmel flogen Kraniche, weitere der schönen Vögel standen neben Reihern und Rehen auf den Feldern. Nach wenigen hundert Metern passierte ich direkt die Landestelle der Ozonsonde von damals und konnte aus einiger Distanz den Graben sehen, in dem die Sonde lag. Von dieser Seite aus wäre es einfacher gewesen.


Die Straße von Vahlde nach Lauenbrück hatte ich damals bei schlimmen Winterbedingungen zurückgelegt. Jetzt war es Genussradeln im Morgenlicht. Von Lauenbrück aus konnte ich, wie damals, mit dem Metronom wieder nach Hause fahren.


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Donnerstag, 15. August 2019

Einige erfolglose Kaltsondenjagden


Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P2130889
Frequenz: 405.1 MHz
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 07.08.2019 8Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.867911,9.772475 Google maps
Nicht gefunden

Am 7.8. schwebten zwei Meppener Sonden in den Hamburger Raum. Eine landete nördlich von Barmstedt, die andere fiel in die Elbe. Ich kam an dem Tag nicht dazu, etwas zu unternehmen. Aber am folgenden Tag war mir am Spätnachmittag nach einer Radtour. Die AKN brachte mich nach Barmstedt, von dort aus wären es ca. 10km bis zur Landeposition. Ob die Sonde da noch liegen würde, stand in den Sternen.


Die Anreise war aber komplex. Als ich in Barmstedt ankam, ging ein Wolkenbruch nieder. Das Regenradar versprach aber eine schnelle Besserung. Also stellte ich mich am Bahnhof unter. Nach 20 Minuten schien die Sonne. Laut Radarprognose sollte nichts nachkommen. Kurz vor Erreichen der Landestelle zogen wieder Wolken auf, und es schüttete erneut. Eine große Knickeiche bot hinreichend Schutz für den kurzen, aber heftigen Gewitterschauer. Schon war ich vor Ort. Allerdings war mein Hinterreifen platt. Mit den Schwalbe Marathon Plus Reifen (Werbespruch: "Unplattbar") hatte ich auf 2 Rädern 3000km ohne Platten zurückgelegt. Ein Platter war daher vor allem erstaunlich.

Das sowieso nicht mehr fahrbare Rad wurde an einem Zaunpfahl angeschlossen, und nun begann die Erkundung der Gegend. Die Wiesen, auf denen die Sonde liegen sollten, waren frei von weißen  Boxen oder roten Fallschirmen. Auf die Koppeln am Forellenbach lag auch nichts. Der Wald war teilweise schwer einsehbar. Zwei Schonungen mit dichtem Unterholz waren eingezäunt. Die Sonde war nicht auffindbar. Auf dem Feldweg stand ein großer Kombi, der vorher noch nicht da war.
Jetzt wurde das Flickzeug rausgeholt. Ich war gerade dabei, den Schlauch herauszuoperieren, als jemand aus der Ferne rief: "Hallo Sondenjäger!" Es handelte sich um niemand anderes als Bernd! Wir inspizierten die Gegend noch mal kurz gemeinsam, und während ich mich wieder dem Rad widmete, machte Bernd noch eine kleine weitere Suchexpedition. Das Loch war auf der Innenseite des Schlauchs - im Pannenschutz des "Unplattbar"-Reifens steckte auch kein Fremdkörper. Nach dem Aufpumpen bemerkten wir aber in der Karkasse des Mantels ein kleines Loch, aus dem ein klein wenig Schlauch wie ein Ballon herausquoll.
Bernd bot mir an: "Pack das Ding doch in meinen Kofferraum, dann setz ich Dich in Oldesloe ab". Das war richtig nett, und so konnten wir auf der Fahrt noch ein wenig fachsimpeln. Wie nützlich diese Mitfahrgelegenheit war, sah ich am nächsten Morgen. Der Reifen hatte zwar den Druck gehalten, aber es hatte sich der Schaden an der Karkasse von einem winzigen Loch zu einem zentimeterlangen Riss verwandelt, aus dem eine fingerkuppendicke Schlauchblase herausquoll. Dieser Reifen hätte unter Belastung sicher nur ein paar Kilometer gehalten, und es ist fraglich, ob ich damit Barmstedt erreicht hätte.

Am Freitag Abend war daher ein Besuch bei der Hamburger Brompton-Junction Pflicht, der den Reifen am Lager hatte. Noch am selben Abend habe ich den neuen Reifen aufgezogen und bei der Gelegenheit den Antrieb gründlich gereinigt.

Die Testfahrt am Sonntag war eine schon länger geplante Kaltsondensuche im Raum Pattensen. Alle vier Landestellen auf der Route versprachen aber keine besonderen Erfolgsaussichten. Denn die Sonden lagen da schon länger; in einem Fall hatte ein erfahrener Sondenjäger schon entnervt aufgegeben.

Die Fahrt begann an der Station Ashausen. Von dort aus ging es bei starkem Gegenwind nach Pattensen. Dort hatte ich schon mal ein Meppener Tandem von einer Scheune gezogen. Nur 200m südlich befand sich die Landestelle einer Bergener Sonde aus dem Mai. Leider lag auf der Wiese nichts mehr - so richtig hatte ich auch nicht mehr damit gerechnet, dort etwas zu finden. Also zurück nach Pattensen und dann Richtung Garstedt. An einem kleinen Wäldchen war die nächste Landestelle.

Startort: Bergen, 7.8.2019, 8Z
Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P0520249
Frequenz: 405.1 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 09.05.2019 12Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.278650, 10.188297 Google maps
Nicht gefunden

Waldrand an einer Wiese, nach Norden Straße und ebenfalls Wald und Wiese. Das Waldgelände war recht unübersichtlich, und ich habe die Sonde nicht gefunden. Also weiter.

Östlich von Garstedt lagen die beiden nächsten Landestellen tief im Wald.


Startort: Schleswig, 7.1.2019, 12Z
Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P2221024
Frequenz: 402.5 MHz
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 07.01.2019 12Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.258606, 10.255382 Google maps
Status damals: Nicht gefunden, Fallschirm und Ballonrest geborgen
Status heute: Geborgen am 15.2.2020 14Z

Die nächste Sonde war P2221024, die Mittagssonde aus Schleswig vom 7. Januar. Diese hatte "Clemibunge" noch sendend angetroffen, aber nicht finden können. Sein Kommentar in radiosondy: "Sehr dichter Wald, schwer zu finden... zu schwer für mich".
Es ging auf langen Waldwegen zu dem Schauplatz dieser erfolglosen Sondenjagd. GPS-Koordinaten der Sonde waren nicht bekant, aber ich hatte damals eine Prediction aus 412m Höhe auf Basis der radiosondy.info-Daten gerechnet. Die war noch auf meinem Handy. Ein Waldweg führte direkt an der Landestelle vorbei. Irgendwelche großen Perlmutterfalter flogen hier herum - oder sind das Kaisermäntel? Tatsächlich, als sich einer mal zusammenfaltet und man die Flügelunterseite sehen konnte, war kein Zweifel mehr möglich.
Kaisermantel

Die Prediction lag in dem von Clemibunge beschriebenen extrem dichten Wald. Die obere Etage bildeten 30 Meter hohe Kiefern, und darunter kam ein extrem dichtes Buchenunterholz mit 10m hohen Bäumen . Links vom Weg waren die Bäume lockerer, aber da lag nichts. In das Unterholz gingen aber bei genauem Hingucken schmale Pirschwege, die mit Gestrüpphaufen versperrt waren. Die gingen quer durch das infrage kommende Gebiet, alle 30 Meter oder so. Über einen erreichte ich die Prediction. Da war nichts. Man konnte aber durch das extrem dichte Laubdach nicht nach oben gucken und einen Blick in die Wipfel der Kiefern werfen. Und auch Sonden, Schnüre oder Fallschrme hätte man durch das Laub nicht unbedingt sehen können.
Da die Pirschwege das Unterholz parallel durchzogen, konnte man darüber das Unterholz geradezu abrastern. Da sehe ich plötzlich einen sackartigen Gegenstand vom Baum hängen. Der Fallschirm und der Ballonrest in 3-4 Metern Höhe!




Ein Blick auf das Handy-GPS verriet: Abstand zur Prediction 20 Meter. Clemibunge hat recht - dieses Gelände ist sehr sehr schwierig. 20 Meter neben der Prediction, aber mehr als eine Stunde gesucht.
Was nun? Ich versuchte wie üblich, die Schnur zu verfolgen. Die geht senkrecht in die Höhe. Über den Wipfel der Buche in den Wipfel einer 30 Meter hohen Kiefer. Die Fortsetzung ist vom Boden aus nicht einfach zu erforschen. Ich bin eine weitere Stunde um die Kiefer herumgeschlichen und habe versucht, mal durch die Blätter mit dem Fernglas einen Blick zu erhaschen. Ich bin auch 30-50 Meter gegen die Flugrichtung gelaufen und habe versucht, jeden Baum zu inspizieren. Ohne Erfolg.
An dem Fallschirm mochte ich nicht zerren - im Zweifel verhakt sich die Sonde dann nur noch fester in irgendeiner Astgabel. Hier galt es, die alte Apollo-flight-control-Weisheit zu beherzigen: "If you don't know what to do, don't do anything". Also schnitt ich den Fallschirm ab. Die straff gespannte Schnur schnellte hoch in den Baum. Der Anblick der Schnüre in der Kiefer hatte sich aber nicht verändert. Es war auch nichts sondenartiges herabgefallen.

Am Ende musste ich, genau wie Clemibunge vorher, aufgeben. Aber immerhim kann man jetzt die Position der Sonde ziemlich genau eingrenzen. Da wird man wohl nach Blattfall wiederkommen müssen. Ohne Blätter wird man den Verlauf der Schnurreste besser verfolgen und vielleicht die Sonde irgendwo da oben ausmachen können. Um sie dann, wie andere Baumlander, gelegentlich zu besuchen und eines schönen Tages am Boden einsammeln zu können.   

Jetzt ging es nach Norden, zur letzten Position dieser Radtour.


Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P2120617
Frequenz: 405.1 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 18.06.2019 6Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.2816, 10.24965 Google maps
Nicht gefunden

Hier befand sich eine Ökologiestation direkt westlich der Landestelle. Die war wohl mal ein BGS-Schießplatz, woran aus Jux weiter aufgehängte Warnschilder ("der Standortkommandeur") erinnern. Die Umgebung ist ähnlich strukturiert wie die der vorigen Sonde: Zum Teil dichtes Unterholz mit Pirschwegen, von denen man nichts sieht. Die Stelle kann man aber bei einem Besuch der anderen Sonde nach Blattfall noch mal kontrollieren; vom Bahnhof Radbruch aus kommt man ja vorbei.

Eine kurze Fahrt brachte mich zum Bahnhof Radbruch, den ich nach 33km mit nicht gebrochenem Rad erreichte.


Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2620018
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 26.12.2018 00:00Z
Track Polen
Landestelle Exter (NRW), LAT, LON: 52.13108, 8.814216, Position nach der Landung aus wetterson.de,  Google Maps
Status: Baumlander, 25m hoch. Nachsuche im Gelände am 14.8.2019, Sonde nicht mehr im Baum. Fallschirm und Ballon gut sichtbar.

Diese Norderney-Sonde landete am Morgen des 2. Weihnachtstages 2018 nahe am kleinen Dorf Exter in Westfalen. Nach der Landung sah man die Position des Baumlanders in wetterson.de. Lokale Sondenjäger besuchten die Sonde, die auffällig im Wipfel einer hohen Fichte hing, und posteten Bilder in Facebook. Danach hörte man von der Sonde nichts mehr.

Am 14.8.2019 war ich bei Freunden im Westfälischen, und wir haben die Landestelle besucht. Fallschirm, kleiner Ballonrest und Abroller hingen gut vom Weg sichtbar in einer Fichte, ca. 15-20m hoch. Die Schnur Richtung Sonde hing lose im Wind.

Die Sondenposition von damals  befand sich in einer anderen Fichte, die aber sehr schwer zugänglich war. Ein Erdwall umgab eine Art Krater. Der Zugang zu dem Wäldchen war mit großen Bauschutthalden versperrt. Alles war mit umgestürzten Bäumen und dichtem Brombeergestrüpp bedeckt. Ich musste mich zu der Fichte richtig durchkämpfen. Am Baum hing die Sonde aber nicht mehr.

Zwei Möglichkeiten gibt es zum Verbleib der Sonde: Sie ist heruntergefallen und liegt noch irgendwo unter den Brombeeren. Zwar habe ich den Boden ziemlich intensiv abgesucht, aber diese Variante kann ich wegen der extrem dichten Vegetation nicht ausschließen.

Der Waldboden um den Stamm der Fichte....


Oder sie hat andere Liebhaber gefunden, die aber ihren Fund nicht über die üblichen Kanäle kundgetan haben. 
 
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Mittwoch, 7. August 2019

Fußmarsch durchs Grabenlabyrinth

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P0720071
Frequenz: 404.5 MHz
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 06.08.2018 11Z
Track  Bremen und eigener Empfang
Landestelle Altengamme, LAT LON: 53.43925,10.27055 Google maps
Funddatum: 6.08.2018, 16:49Z
Gefunden durch eigenen Empfang (GPS-Decodierung)



Meppener Mittagssonde im Anflug! Es sah zunächst so aus, als ob der Fallschirm nicht öffnet und das Ding im Bereich Bremen herunterkommen würde. Dort würde es nicht einmal Rainer in Bremervörde interessieren. Als ich dann nach einiger Zeit schnell auf Wetterson.de guckte, flog die Sonde auf Buchholz zu, mit einer Sinkgeschwindigkeit von 2m/s. Die Geschwindigkeit änderte sich ständig. Offenbar war bei dem schönen Sommerwetter die Thermik nicht zu vernachlässigen. Kurz vor der Landung gab es sogar eine Aufstiegsphase. Demzufolge änderte sich der vorhergesagte Landepunkt ständig  zwischen Winsen/Luhe, Geesthacht und Schwarzenbek. Es war nicht einmal klar, welche Seite der Elbe die Sonde bevorzugte. Wegen der Sperrung der S-Bahn beschloss ich, mit dem Rad nach Hause zu fahren und da die Endphase der Landung zu verfolgen. Dort angekommen, stabilisierten sich die Positionen immer mehr in die Elbmarschen bei Altengamme. Dort ist es immer sehr schwierig, eine Sonde zu bergen, weil dort RUSH (Rapid unidentified Sonde Hunter) die Dinger einsammelt. Auch sind die Marschwiesen von tiefen Entwässerungsgräben durchzogen, so dass es immer ein wenig anstrengend ist, dort voranzukommen. 

Dennoch sah es diesmal sehr einfach aus. Ich konnte die Sonde bis 164m GPS-Höhe tracken und hatte damit bessere Daten als alle Internetquellen. Die vorhergesagte Landestelle lag nur 500m von der Bushaltestelle "Gammer Weg 146" entfernt. Ein Weg ging von dort in die richtige Richtung, und auf Google Maps waren ein paar Übergänge über einen breiten Graben erkennbar. Das Faltrad konnte zuhause bleiben, dachte ich. Sah nach einer einfachen Sache aus. 

Der Bus spuckt mich an besagter Bushaltestelle aus. Mit der Moxonantenne und dem RTL-SDR habe ich ein gutes Signal und einwandfreie Decodierung. Die Sonde liegt erstaunlich weit südlich, aber sogar einen Graben dichter dran als erwartet. Keine 10 Minuten bis zur Bergung, denke ich.

Tja, alles nicht so einfach. Die erste bizarre Unterhaltung mit einer Autofahrerin. Die hat mich unter ihrem Lieblingsbaum sitzen sehen und hält mich für einen Maler. Und will mir das Bild abkaufen! Ist dann sehr enttäuscht über die Story vom Wetterballon. Der Guten kann heute leider nicht geholfen werden. 

Mir aber auch nicht: Metallgitterzaun, "Betreten Verboten, Wasserschutzgebiet!" Der Weg, der auf der Karte so schön von der Bushaltestelle Richtung Sonde verläuft, ist mit einem hohen Zaun und einem Gatter versperrt. Und die auf Google-Maps sichtbaren Grabenübergänge sind noch mal extra abgezäunt....

Vielleicht geht etwas auf der anderen Grabenseite über das Stoppelfeld. Wo mich nach 200m ein breiter Quergraben stoppt. Links jede Menge Störche, ein paar Reiher, Schwäne. Bauern versprühen Gülle auf dem Stoppelfeld. Einen spreche ich an. Der erzählt mir, dass mehrere unüberwindbare Gräben zwischen uns und der Sonde liegen. Vom dem Altengammer Marschbahndamm könne man zu den entsprechenden Koppeln gelangen. Der liegt am anderen Ende der Altengammer Marsch. Was hilfts? Ohne Rad muss ich wohl wandern. 

Den Altengammer Marschbahndamm kenne ich von einer kürzlichen erfolglosen Sondensuche. Wo ich exakt an der Prediction auf einen radfahrenden älteren Herren getroffen war, der aber behauptete, nicht hinter der Sonde her zu sein - dafür aber sehr schöne Fotos des Fallschirms mit seiner Digiknipse anfertigte.... 

Die gerade Straße zieht sich in die Länge, aber endlich ist der Moorbahndamm erreicht. Der ist heute ein asphaltierter Fahr- Wander- und Radweg. Diesmal muss ich in die andere Richtung abbiegen. Direkt am Eingang steht wieder ein älterer Herr mit einem gut ausgestatteten Rad - gleiche Farbe, Größe, Typ wie neulich. Allein der Herr scheint ein anderer zu sein, aber ganz sicher bin ich da nicht. Es sind von hier aus 1000m bis zur Sonde. Auf dem Moorbahndamm sind viele Radfahrer unterwegs. Das Fahrrad an sich sieht unverdächtig aus. Aber da sagt mir meine Menschenkenntnis: Der ist hier nicht zum Brombeerenpflücken.  Spreche ihn an. Ja, er ist tatsächlich wegen der Sonde da.

Aber ein richtiges Gespräch oder gar eine gemeinsame Aktion kommen nicht zustande. Misstrauen? Skepsis? Er antwortet meist nur mit Schulterzucken, verweist mit einer knappen Geste auf eine Elektronikbox an seinem Lenker. Als Nicht-Funkamateur disqualifiziere ich mich umgehend, weil ich das Ding nicht sofort als Handempfänger erkenne und noch mal nachfrage. Danach antwortet er kaum noch auf Fragen. Immerhin kann ich ihm entlocken, dass er die Sonde noch nicht geborgen hat...Und dann macht er sich auch schon ganz rush vom Acker. Was seine weiteren Pläne sind, ob sich Peilequipment in  seinen Gepäckträgertaschen befindet usw. bleibt leider im Dunkeln. Will er nach dem Empfangsversuch jetzt sinnloserweise von Norden vorstoßen?  Naja, zu einer nicht optimal gelungenen Kommunikation gehören immer zwei. Vielleicht habe ich ihn doch ein wenig zu doll überrumpelt. Dass ein ahnungsloser Nicht-Amateurfunker einem Sondenjäger weitab der Sonde auf den Kopf zusagt, was er hier macht, und auch noch behauptet, auch er hätte die Sonde empfangen, war womöglich etwas zu frech. 

Ich gehe den Moorbahndamm runter und biege dann auf einen schnurgeraden Feldweg ab, der nach Norden führt. Einige Reiter kommen mir entgegen. Einen vollen Kilometer muss ich laufen. Und wie kommt man von hier aus über die Gräben?

Tatsächlich gibt es eine Art Brett,  das als "Brücke" über den breitesten der Gräben führt. Ich lege die Tasche mit den Gummistiefeln und den Rucksack ab und balanciere herüber. Nur noch 125 Meter.  Die anderen Gräben kann man umgehen, und endlich stehe ich vor der  Sonde. 




Die Schnur kreuzt einen breiten, unüberwindlichen Graben. Es gelingt mir aber, die Schnur einzuziehen und den Fallschirm und den kleinen Ballonrest auf meine Seite zu befördern. Somit ist das Gespann komplett geborgen. 




Danach wandere ich wieder zurück. Als ich an der Busstation "Altenwerder Feuerwehr" ankomme, habe ich deutlich mehr als 6km zurückgelegt.


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Samstag, 3. August 2019

Unerwartete Begegnung unter der Sonde


Sondentyp: RS41-SGP
SN: P3430712
Frequenz: 402.7 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Sasel (WMOID:10141) 
Flugdatum: 02.08.2019 12:00Z
Track Wetterson_de
Landestelle  Beimoorwald, LAT,LONG = 53.688922, 10.325465, Google Maps. Baumlander, 23m hoch im Baum
Status: Geborgen am 28.2.2020, 17:30 Z


2.8.2019
 Diese Saseler Sonde flog über meiner engeren Heimat und landete in dem mir seit Kindesbeinen sehr vertrauten Beimoorwald. Ich war  sowieso unterwegs zu meiner Mutter in Schmalenbeck und lieh mir  mir ca. 30 Minuten vor der Landung ihr Auto, in der Hoffnung, vielleicht die Landung beobachten zu können. Bei Oetjendorf hielt ich an und verfolgte die letzten Meter des Fluges. Ich war im entscheidenden Augenblick etwa 1700m von der Landestelle entfernt. Es gab guten Empfang, im Fernglas war aber nichts zu erkennnen. Die Landestelle lag auf dem kleinen Teil des Waldes östlich der Autobahn, unweit der Autobahnraststätte Buddikate. 108 Meter GPS-Höhe bedeuteten leider 23 Meter über dem Boden. Bernd whatsappte mir, dass die Sonde auf wetterson.de nach der Landung noch zu sendete. Das ist immer ein sicheres Zeichen für eine Baumlandung.

Ich bin über Todendorf so weit ich konnte gefahren, parkte das Auto vor einem Privathaus, nicht ohne den Bewohnern bescheid zu sagen, was das Auto da soll. Lautes Donnergrollen versprach nichts Gutes. Die Bewohner machten sich einige Sorgen: "Sehen Sie bloß zu, dass Sie bis zum Gewitter wieder aus dem Wald raus sind!"

Ein Weg führte bis fast zur Landestelle. Ich habe mich rücklings unter den Baum gelegt und konnte im Fernglas die Sonde direkt über mehr sehen. Ich habe mich dann aufgerichtet, versuchte dann eine ganze Weile vergeblich, das Objekt erneut zu erfassen. Aber irgendwie hatte ich es verloren, und offenbar war der Blick von Zweigen und Blättern versperrt.

Ein Rascheln und Knacken verriet die Annäherung von Spaziergängern! Ein junges Paar erschien. "Na? Sonden suchen?" war meine Begrüßung. Er meinte gleich "Astrohardy, so lernt man sich kennen!" und rief mir seine Amateurfunkkennung zu. Die ich als Nicht-Amateurfunker natürlich nicht zuordnen konnte. Sein Name war Tycho. Den Namensvetter des epochalen Astronomen kannte ich von der Facebookgruppe und von gelegentlichen Fundmeldungen aus dem Raum Flensburg. Ziemlich erstaunlich, die beiden wenige Minuten nach der Landung einer Sonde hier anzutreffen.

Des Rätsels Lösung: Sie hatten auf der Heimfahrt nach Norden auf dem Rasthof Buddikate Pause gemacht. Tychos Freundin war dann wohl auf den Gedanken gekommen, mal auf wetterson.de  die Lage zu peilen. Da sahen sie, dass nur ein paar hundert Meter entfernt eine Radiosonde frisch gelandet war und noch sendete. Sie nahmen spontan den selben Waldweg wie ich, und jetzt waren sie da.

Leider konnte ich ihnen die Sonde nicht im Fernglas zeigen, weil es mir immer noch nicht gelungen war,  sie zwischen den Blättern wiederzufinden. Offenbar muss man da noch mal wiederkommen, nach den Herbsttürmen bzw. nach dem Blattfall.

Auch Ballonrest und Fallschirm, die in unserer Anmarschrichtung liegen müssen, konnten wir so schnell nicht erspähen. Da das Donnergrollen immer lauter wurde, sahen wir auch zu, schnell zu unseren jeweiligen Autos zu kommen und haben nicht mehr lange Nachforschungen im Gelände angestellt. Die Sonde schaltete übrigens am Abend nach mehr als 10 Stunden exakt bei Frame 37000 ab. 

Update vom 28.2.2020
Am 28.2. kümmerte ich mich mal wieder um meine Mutter (91). Als ich fragte "Kann ich mir mal Dein Auto leihen? Ich guck mal rasch nach, ob die Radiosonde im Beimoorwald inzwischen runtergefallen ist", meinte sie "Ich komm mit". Also fuhren wir zu besagtem Waldeingang. Sie ist leider  nicht mehr so gut zu Fuß, dass sie die 400m bewältigen konnte, und wartete also auf meine Rückkehr.

Es war bereits dunkel, als wir ankamen. Ich hatte nur meine Handy-Funzel, um den Weg zu finden. Teile des Geländes waren überflutet, und etliche von bei den kürzlichen Stürmen umgeworfene Bäume erschwerten das Vorankommen. Der Sondenbaum stand noch. Und exakt unter der letzten Position lag die Sonde, wenn auch arg von Wildtieren zerkaut. Vaisala RS41 ist offenbar die finnische Antwort auf Wriggleys.

Ich habe schnell ein paar Fotos gemacht und bin dann zurückgestratzt, wo meine Mutter die Sondenbergung begeistert feierte. Bei meiner allerersten echten eigenen Sondenbergung 2016 war sie ja ähnlich spontan mitgekommen.

 






Der Täter konnte identifiziert werden. Bei der Bergung von P3450423 habe ich ja diverse Unterkiefer von Waldbewohnern gefunden. Und, naja, der Zahnabstand vom Keiler passt wie Arsch auf Eimer. Erstaunlich, wie tief die Schweine so eine RS41 in den Mund nehmen und darauf rumkauen...Lecker.


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Donnerstag, 1. August 2019

Einmal Pech und einmal Glück

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2140898
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 31.07.2019 0Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen und eigene Daten
Landestelle Blankenese, LAT LON: 53.55862, 9.79933 Google Maps
Status: Lokalisiert, aber unzugängliches Privatgelände
Methode: Eigener Empfang vor Ort

Am 31.7.2019 flogen Bergener Sonden in den Hamburger Raum ein. Die Nachtsonde landete  im Hamburger Nobelviertel Blankenese, direkt neben einer Villa in der Elbterrasse. Ich konnte die Position zwar in aller Frühe vor Zuschlagen des Killtimers sichern, aber die Sonde dennoch nicht bergen. Sie hängt wahrscheinlich in einer großen Linde auf dem Villa-Grundstück. Ein Hallo-Wach- Klingelstreich um 5 Uhr morgens war sicher nicht zu empfehlen. Leider reagierte am Nachmittag auf mein Klingeln dort niemand. Von den Nachbargrundstücken konnte ich mit Genehmigung der Besitzer einen Blick riskieren, aber die Sonde nicht sehen. Die Schnur sollte eigentlich in Richtung der Nachbargrundstücke verlaufen, war aber von dort aus nicht zu erkennnen. Schade. Die Prediction hatte so schön genau auf einer der Elbtreppen gelegen; es sollte wohl nicht sein.

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2140899
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 31.07.2019 6Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen
Landestelle Fischbek, LAT LON: 53.49390, 9.81859 Google Maps
Status: GEBORGEN
Methode: Eigener Empfang vor Ort

Erfolgreicher war meine Suche nach der Morgensonde. Sie landete bei Fischbek. Die Prediction lag an einem Entwässerungskanal, dem Moorwettern. Vom Bahnhof Fischbek bin ich auf Feldwegen dort hingefahren. Die Wege waren sandig und durch Pferdehufen soweit ruiniert, dass man sie mit einem Faltrad nicht befahren konnte. Also wurde geschoben. Um 11:42 war ich noch etwa 800m von der Sonde entfernt und musste dringend vor Zuschlagen des Killtimers eine Position sichern. Das war allein schon deshalb nötig, weil man herauskriegen musste, auf welcher Seite des Grabens die Sonde lag.

Der Empfang war unerwartet schwach, ließ sich aber decodieren. Die Sonde lag knapp auf der anderen Seite der Moorwettern. Laut Karte gab es einen Weg und eine Brücke.

Lautes Knurren, Fauchen und Kleffen! Zwei große Hunde standen an der Kreuzung und waren gar nicht freundlich. Ein Schild "Achtung, Herdenschutzhunde" brachte Aufklärung, und jetzt sah ich eine Handvoll Schafe und einen Zaun. Diese Hunde nahmen wohl in Ermangelung von Wölfen notfalls auch Sondenjäger.

Links war jetzt die Brücke sichtbar, die den Entwässerungskanal querte. Ein asphaltierter Weg folgte jetzt dem Verlauf des dahinter befindlichen Binnendeichs.  Hier waren durchaus Spaziergänger und Radfahrer anzutreffen.

Die Bergung der Sonde erwies sich als extrem einfach. Der Fallschirm lag am Wegesrand, die Schnur kreuzte den Weg und verschwand auf der anderen Seite hinter der Deichkrone.






Von der Deichkrone aus war zu sehen, warum der Empfang so schlecht war. Es ist erstaunlich, dass da überhaupt noch etwas ging, denn die Sonde lag auf dem Rücken, und die Antenne tauchte wohl sogar ins Wasser ein.







Ich hatte richtig Glück gehabt: Einerseits war die Sonde nicht auf der Bullenweide auf der anderen Seite des Grabens gelandet, andererseits hatten die Passanten den extrem auffällig am Weg liegenden Gegenstand zweienhalb Stunden lang komplett ignoriert.

Da ich von den Sandwegen genug hatte, folgte ich für den Rückweg dem gut befahrbaren Deichweg und einer Straße bis zur S-Bahnstation Neuwulmstorf. Ich konnte dann am Nachmittag noch verfolgen, wie die Bergener Mittagssonde auf dem unzugänglichen Gelände eines Aluminiumwerks im Hafen niederging.


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