Samstag, 22. April 2017

Landung auf der B75

"Ist das nicht gefährlich, wenn so ein Ding mit Fallschirm auf einer vielbefahrenen Straße runterkommt?" Das ist eine der häufigsten Fragen, die Freunde einem stellen. Die Sonde M5120026 hat sich tatsächlich die B75 zwischen Oldesloe und Bargteheide beim Dörfchen Neritz als Landeplatz ausgesucht.

Aber der Reihe nach: Die Schleswiger Nachtsonde M5120026 flog am 21.4.2017. Mich weckte mein Handy mit einer SMS von Wetterson.de. Mir war klar, um welche Sonde es sich handelte und improvisierte einen Empfang von meinem Balkon aus. Die RS41 kriege ich offenbar nicht so tief herunter wie die alten RS92-Sonden, aber immerhin hatte ich noch Messungen bis in 559m Höhe. Nach Abzug der Terrainhöhe und der Geoidhöhe wären das 490m über Grund. Die Bremer Seite hatte Daten bis in 971m Höhe. Die Predictions liefen recht instabil. Ich habe mit habub sofort nach der Landung auf Basis meiner Daten eine eigene Vorhersage gerechnet. Danach sollte die Landestelle bei Neritz liegen, und die Sonde hätte es noch einige Meter über die B75 geschafft.

Da eine Bushaltestelle Neritz-Herrenweg  nur einen knappen Kilometer von meiner Vorhersageposition entfernt lag, bin ich einen Tag nach dem Flug bei Schauerwetter aufgebrochen. Fahrrad, Rechner, SDR-Stick und Antenne konnten daheim bleiben. Ich erwartete die Sonde knapp 200m südlich der B75, während die Bremer Prediction 500m nördlich der Straße lag. Letzteres konnte ich mir aufgrund meines Groundtracks nicht vorstellen. Also habe ich die Felder und Wiesen südlich der Straße abgesucht. Ohne Erfolg. Es gab einen hohen Hügel, von dem aus ich die Gegend gut mit dem Fernglas überblicken konnte. Nichts. Ein paar Knicks wurden genauer inspiziert - nichts. Oben an der Straße leuchtet was Weißes - die obligatorische Plastiktüte. Was wäre, wenn die Sonde es vielleicht doch nicht ganz über die Straße geschafft hätte? Also in Sondenflugrichtung die angrenzenden Felder scannen. Das war nicht einfach: Direkt auf er anderen Seite war ein bereits hohes Rapsfeld. Wenn sowohl Fallschirm als auch Sonde tiefer im Gemüse liegen würden, hätte ich keine Chance. Oberflächlich gab es keine Auffälligkeiten. Daran angrenzend - genau auf der vermutlichen Flugbahn - befand sich Apfelplantage. Die war schwer einsehbar. Vom Radweg der B75 aus lag sie leicht erhöht. Wie könnte man an der Böschung hochsteigen, um sich einen Überblick zu verschaffen? Ich guckte mehr nach rechts oben, und eher im Augenwinkel erspähte ich im Augenwinkel plötzlich eine RS41 direkt AUF dem Radweg der Bundesstraße 20cm links von meinem linken Fuß!


Die Schnur verlief diagonal über die Straße, und Fallschirm und Ballonhals lagen gleich hinter der Leitplanke der anderen Straßenseite.




Seit mehr als 2 Tagen fuhren die Autos über die Schnur, was immer einen kleinen Ruck am Sondenmast auslöste.

Ich habe die Schnur an der Sonde abgeschnitten und dann im fließenden Verkehr, hinter der Leitplanke stehend,  schnell die 50m Schnur auf den Abroller gewickelt.

Ich vermute, dass der Platz des Fallschirms auf der anderen Seite der Leitplanke nicht die ursprüngliche Position des Schirms war, denn der Abroller war deutlich demoliert.


Hier eine Opentopomap-Karte der Location:
Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)
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Montag, 17. April 2017

Ostersondensuche

Am Ostersonntag war ich bei meiner Mutter (88) in Schmalenbeck. Der Osterausflug am Ostersonntag führte nach einer Spazierfahrt und einem umfangreichen Picknick in der schönen Natur ganz zuuufällig an der Landestelle von N0250459 vorbei, die ca. 40 Minuten vorher dort gelandet war. Hier hielt ich an verschiedenen Stellen eine Antenne in die Luft - kein Empfang. Ich suchte schnell die im Wald gelegene Prediction-Lokalilität auf und hielt die Augen offen - kein Erfolg. Ich fuhr mit dem Auto an verschiedenen Stellen rund um das Wäldchen herum - kein Erfolg. Ist sie auf die Straße gefallen und überrollt worden, verschwand sie in einem der umliegenden Teiche und Tümpel? Vielleicht hat sie der Osterhase gefressen? Keine Ahnung. Jedenfalls war dies eine erfolglose Sondenjagd.

Tags drauf flog N0250447 noch näher an meine Heimat heran. Die Habhub-Vorflugvorhersage sah die Landung bei Hammoor. Dort kenne ich einen guten Platz, wo man mit dem Auto warten kann, und von wo aus man auf verschiedenen Straßen schnell in alle Richtungen wegkommt. Vielleicht könnte man hier den Traum - schon vor der Landung vor Ort zu sein - realisieren. Also Auto meiner Ma ausleihen und nichts wie hin. Ab 9000m Höhe kamen die Landevorhersagen herein. Die lagen bei Schiphorst, etwa 9km von meinem Standplatz entfernt. Also rein ins Auto und per Navi dort hin. Als ich ankam, war die Sonde 4000m hoch und die Prognose hatte sich nach Steinhorst verschoben - 1300m von meinem Standort entfernt. Dort am Ortseingang lag die Prognose wieder bei Schiphorst. Ich versuchte von meinem Platz aus die landende Sonde mit einem Fernglas zu erfassen - vergeblich. Der Punkt "Radiosonde beim Landen beobachten" ist noch nicht abgebacken. Rückblickend hätte ich bis fast zur Landestelle weiterfahren können.

Nachdem die Sonde garantiert am Boden war, ging es wieder ins Auto und an eine Parkbucht am Rand der Straße nach Sandesneben. Dieser Ort war nur etwa 500m von der letzten Vorhersage entfernt. Hier wurde wieder eine Antenne und ein RTL-SDR bemüht - und diesmal freute ich mich über den sehr guten Empfang des Signals. Dies ist ja bei der RS41 gleichbedeutend mit der Kenntnis der GPS-Koordinaten. Ich entschloss mich, das Auto stehen zu lassen und die 400m zur Landestelle zu Fuß zurückzulegen. Ich sah als erstes eine Schnur, die über einen Knickwall ragte und in einem Kornfeld verschwand.
Am Ende der Schnur fand sich die Sonde



Auf der anderen Seite des Knicks lag dekorativ der Schirm.



Die Bergung war einfach. Auch hatte ich das Glück, die Sondenbergung bei schönstem Sonnenschein vornehmen zu dürfen - und nicht während eines Regengusses bzw. eines Hagelschauers.So blieb Zeit für ein leicht verkrampftes Selfie---

Mittwoch, 12. April 2017

Wo sich Wolf und Sonde gute Nacht sagen...

Diese Woche landete eine Sonde in einer Gegend, die ich  gut kenne: Die Region um Handeloh. Hier betreibt mein Astroverein, die GvA, eine Sternwarte. Mehrfach schon waren Sonden in der Gegend gelandet, zuletzt die Norderneyer Mittagssonde M4616101 am 12.4.2017. Ich hatte neben der Arbeit auf der Bremer Seite das Ding verfolgt, und phasenweise sah es so aus, als ob das Ding genau neben der Sternwarte einschlagen würde. Dann aber waren es doch 8 Kilometer. Die Sonde hatte einen guten Fallschirm, und sie landete nahe dem Dorf Schierhorn. Ich hatte jobbedingt weder die Möglichkeit einer Verfolgung des Signals, noch konnte ich am Abend hinfahren. So waren die Aussichten alles andere als gut, als ich am Karfreitag, den 14.4. mit dem Metronom und dem Heidesprinter nach Büsenbachtal (eine Station vor Handeloh) fuhr.

Von dort aus ging es dann zum Sondenlandeplatz.
Die Motivation für dieses Schild ist mir nicht so ganz klar, leider ließ sich kein Wolf blicken. 

Die Bremer Prediction war derart genau, dass der fehlende Empfang verschmerzbar war - keine 30 Meter Fehler!


Die Sonde ließ sich gut zum Boden bringen, aber leider riss die Schnur bei der Bergung, und meine 8m-Stange war etwa 2m zu kurz, um den Schirm zu greifen





Nach der Sondenbergung guckte ich rasch auf die Open Streetmap und sah, dass die Weseler Heide ganz in der Nähe war. Dort war am 2.3.2017 - also schon länger her - eine weitere Norderneyer Mittagssonde gelandet: M2033929. Allerdings hatte ich die genaue Lage der Landestelle nicht mehr ganz exakt im Kopf, wusste aber noch, dass es am östlichen Rand der Heidefläche war. Also suchte ich den ein wenig ab - ein Fernglas ist immer dabei - und fand nach einiger Zeit einen Fallschirm und einen typischen Automatenstart-Ballonrest.



 Leider fehlte die Sonde - die hatte wohl jemand an sich genommen und den Fallschirm möglicherweise ein wenig auf dem Stubben drapiert? Naja, wegen solcher Events sollte man Schnüre nicht in einem Naturschutzgebiet herumliegen lassen, und da habe ich den letzten Rest der M2033929-Mission lieber abgeräumt. Leider ist mir das im Falle der anderen Sonde ja nicht komplett gelungen.

Auf dem Rückweg noch kurz ein Besuch in Handeloh...
wo ich mich artig  beim "Neuen" vorstellte und beeindruckt verbeugte:


und schon brachte mich der Heidesprinter wieder zurück in die Stadt. 

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Sonntag, 9. April 2017

RS41 aus Schleswig

Als ich am 3.4. in Langenhorn erfolglos eine RS92SGPL suchte, konnte ich nicht ahnen, dass dies das drittletzte Exemplar dieses Sondentyps aus Schleswig sein würde. Am Mittag des Folgetages startete die erste Schleswiger RS41. Am 8.4. landete N0250446 nördlich von Oldesloe. Ich konnte die Sonde von Hamburg aus bis in 1100m verfolgen und auch erstmals Wetterdaten einer RS41 im Flug entschlüsseln. Hier mal die Temperatur als Funktion der Höhe


Danach nutzte ich das Wochenende zu einem Ausflug nach Seefeld. Die Züge nach Norden waren rappelvoll, aber in Fresenburg konnte ich endlich in die Pedale treten. Ca. 460m von der Landeposition entfernt konnte ich einen Empfang wagen, und Sondemonitor verriet mir auch gut die GPS-Koordinaten.


Also Gummistiefel an und auf zur Sonde. Die lag in einem Rapsfeld, und sie war in der gar nicht so hohen Vegetation bereits extrem gut getarnt.  Erst als ich fast drüber stolperte, sah ich die Schnur, obwohl die Kompassfunktion des GPS die Richtung und Entfernung korrekt anzeigte.




Die Sonde - direkt von oben fotografiert
Auch der riesige Ballonrest war nur direkt von oben sichtbar:

Aus der Vegetation herausgenommen sieht das Ding so aus:


Der Fallschirm hatte sich nicht geöffnet, und der Ballonrest war fast vollständig.

Hier die Sonde - offenbar haben sie in Schleswig nicht genug von den RS41-Aufklebern, wie sie Sasel verwendte.

 Nach der Bergung gab es noch eine längere Radour nach Schmalenbeck. Da ich diese Zeilen schreibe, landet gerade N0250458 in der selben Region.

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Samstag, 1. April 2017

Auf nach Himmelpforten...

Die Gemeinde, wo das Christkind seine Postanschrift hat, habe ich am 1.4.2017 besucht. Grund: Die Radiosonde M2633823 war 2 Tage vorher beim Nachbardorf  Oldendorf gelandet. Also fuhr ich am Morgen mit dem Zug nach Himmelpforten.
Ein Poster direkt am Bahnhof verriet einem auch gleich, wie man von dort zur Sonde kommt:


 Da die Bremer Radiosondenverfolgung das Gerät bis in 200m Höhe verfolgt hatte, rechnete ich mit einer relativ genauen Vorhersage der Position. Diese lag auf einem noch nicht bestellten Maisfeld:



Fallschirm und Ballonrest waren problemlos im Gelände auszumachen:






Die Sonde selbst war ein wenig kontaminiert:


Die GPS-Antenne ist eingedrückt, und der Sensorarm fehlt zur Hälfte, als wäre er glatt abgeschnitten: Der Tempertursensor und der obere Feuchtesensor ist weg.

Während ich die Sonde einsammelte, näherte sich auf dem Feldweg ein Auto, ein Typ mit Hund stiegt aus und beobachtete mein Tun extrem eingehend. Dachte schon an einen verspäteten Sondenjägerkollegen. Aber als ich dann zum Fahrweg zurückging, machte er sich genauso schnell vom Acker, wie er gekommen war.

Halb Himmelpforten war am Bahnsteig versammelt - alles stramme HSV-Fans auf dem Weg ins Stadion. So konnte ich auf dem Rückweg das Leben in vollen Zügen genießen.

Ach so:  Ein Rehbock trieb eine Ricke direkt 20m vor mir über die Straße, die beiden nahmen keinerlei Notiz von mir. Sehr ungewöhnlich für April, finde ich. Und die Mönchsgrasmücke ist aus dem Winterquartier zurück.

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