Freitag, 27. Dezember 2019

Heiligabend-Sonde aus Norderney

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  R1210367
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 24.12.2019 12:00Z
Track wetterson.de
Landestelle: Hoisbüttel, LAT, LON: 53.69934,10.18473, Google Maps
Status: geborgen am 27.12.2019 um 14:30 UT
Methode: Tawhiri-Prediction auf Basis vom wetterson.de-Daten

Am 24.12. tauschten wir über unsere Whatssappgruppe die üblichen Weihnachtsgrüße. Ich selber war familienmäßig mit Weihnachtsvorbereitungen befasst, so dass ich den Flug dieser Sonde überhaupt nicht mitbekam. Bernd machte mich dann am Nachmittag darauf aufmerksam, dass das Ding, wenn ich Weihnachten in Schmalenbeck war, ja in Schlagdistanz gelandet war - gewissermaßen ein Weihnachtsgeschenk.

Ich bin aber erst am 27.12. dazu gekommen, der Sache auf den Grund zu gehen. Es gab wegen der sehr niedrigen Endposition auf wetterson.de eine sehr sichere Prediction. Die Landestelle lag am Rande eines Bauernhofes. Ich bin mit dem Faltrad von der U-Bahn-Station Hoisbüttel aus hingefahren. Links vom Zaun des Bauernhof-Grundstücks verlief eine Mittelspannungsleitung in einer Schneise, und links davon war Wald. Rechts war hinter dem Zaun ein Hühner-Freilaufgelände. In der Schneise standen einzelne Büsche, und in einem erspähte ich schon von der Straße aus Fallschirm und Ballonrest.

Die Schneise bot guten Zugang. Rechts auf der Seite des Farmgrundstücks, aber direkt über dem Zaun, sah ich auch die Sonde. Sie lag mit einem große Büschel aus Latexresten in einer Astgabel 3-4 Meter über dem Boden und war schnell mit der Stange geborgen.

Ebenso war der Fallschirm eine leichte Beute.





Die Schnur war, anderes als erwartet, irgendwie extrem verhakt. Als ich sie verfolgte, sah ich, dass sie an einer der Stromleitungen verknotet war. Ich war bis dahin davon ausgegangen, dass sie nur über die Baumwipfel verlief. Ich hatte kein Bedürftnis, unnötig an den Stromleitungen herumzuzerren und habe daher, was sonst nicht meine Art ist, viel Schnur zurückgelassen.




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Samstag, 21. Dezember 2019

3 Sonden in 1,5km Umkreis

Am 19.12.2019 landete die Bergener Radiosonde P2310191 direkt im Wald bei dem kleinen Dörfchen Langenlehsten nahe Büchen. Ich schrieb in der Whatsappgruppe: "Auf der anderen Straßenseite muss ich ohnehin mal einen hartnäckigen Baumlander kontrollieren." "Musst Du das wirklich?" kam mahnend als Antwort. Natürlich muss sowas kein Mensch, da hatte Harry durchaus Recht.

Der Baumlander hatte allerdings eine lange Geschichte. Um ihn zu erreichen, muss man 10km Rad fahren und dann einen längeren Marsch durch einen Wald anschließen. Ich hatte ihn am 8.8.2018 erstmals unmittelbar nach der Landung besucht. Damals hatte ich den Zugang von der Straße Büchen-Gudow gewählt - einen langen Waldweg. Die Sonde sendete noch, und ich konnte sie bei Sonnenuntergang hoch im Baum erspähen. Auf dem Rückweg gab es einen mächtigen Adrenalinschub - eine ungemütlich nahe Begegnung mit einer Rotte Wildschweine - direkt am Ausgang des Waldes zur Straße, wo keiner mehr mit so etwas rechnet. Glücklicherweise waren die Tiere ähnlich erschrocken wie ich und stoben davon.

Da immer mal Sonden im Raum Büchen landeten, hatte ich die Landestelle insgesamt dreimal besucht, diesmal über einen einfacheren Weg von Langenlehsten aus. Die Sonde hing immer am Baum und war zum Teil im hohen Geäst der Nadelbäume verhakt. Irgendwie sah das nicht nach einem schnellen Herunterfallen aus.

Da ich eine Menge Energie in diese Sonde gesteckt hatte, fand ich es zumindest interessant, dass nun eine frische Sonde nur 2500m entfernt lag.

Und einen Tag später kam dann das Ereignis, welches das Fass zum Überlaufen brachte: Da landete die Bergener Abendsonde P2310212 noch dichter an der alten Landestelle: Nur 1100m entfernt, direkt am Zugangsweg zu dem Wald, offenbar auf freiem Feld. Jetzt lagen da zwei Sonden in der direkten Umgebung des alten Baumlanders!



Samstag 21.12.: Ein schöner, frühlingshafter Dezembertag mit viel Sonnensschein lädt zu einer Radtour ein. Irgendwann kommen so viele Dinge zusammen, dass man wirklich einen Baumlander kontrollieren muss.

Also Faltrad unter den Arm geklemmt und mit dem Regionalzug auf nach Büchen. Zu meinem Erstaunen spuckt die HVV-App aus, dass ein Bus von Büchen bis Langenlehsten und Besenthal fährt - damit könnte man wesentlich schneller in der Region sein. Um 10:01 soll er abfahren, es ist 9:55. Faulheit siegt. Um 10:01 stehe ich alleine an der Haltestelle. Es wird 10:05, kein Bus, keine Leute. Mal den Haltestellenaushang kontrollieren: AHA, am Samstag ist kein Betrieb auf dieser Strecke. Einen Fehler in der HVV-App kannte ich bisher nicht. Also Rad aufklappen und los.

Die nach dem Motto "es ist doch Winter" eingesteckte Fleece-Unterjacke frisst nur Volumen in der Tasche. Genussradeln bei bestem Wetter, Kraniche in der Luft. Hinter Langenlehsten ein merkwürdiger Anblick: In dem Knick am Straßenrand sitzen mindestens ein Dutzend Kolkraben. Wenn man bedenkt, dass in meiner Kinderzeit in ganz Schleswig Holstein nur 40 Tiere lebten, ist das erfreulich. Die sind überhaupt nicht scheu, machen einen langen Hals und gucken neugierig nach unten. Der ganze Habitus der Tiere erinnerte schon an die Geier in Namibia, denke ich. Und tatsächlich: Ein Reh ist Opfer des Straßenverkehrs geworden, und bei den Raben gibt es heute ein verfrühtes Weihnachts-Festmal. Ich wünsche den schwarzen Gesellen, dass es noch ein Weilchen dauert, bis jemand den Kadaver entfernt.
Geier? Namibia?: In dem Land gab es doch so einen Ausdruck für alles, was den Einsatz von mehr als zwei Neuronen erfordert:  "Wir machen einen Plan". Mir fällt gerade auf, dass ich durchaus noch keinen habe, außer aufs Zielgebiet zuzuradeln. Aber eigentlich ist es ganz einfach:  Die womöglich auffällig auf freiem Feld liegende Sonde ist am dringensten, dann check ich den Baumlander gleich nebenan, und auf dem Rückweg ist die Sonde im Wald dran. Ich fahre also an der Abzweigung, die zu  P2310191 führt, vorbei, durch das kleine Dörfchen Besenthal hindurch und von da aus auf einem Feldfahrweg nach Süden.

 
Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2310212
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 20.12.2019 18Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen
Landestelle Besenthal, LAT LON: 53.518352,10.732957 Google Maps
Status: gefunden am 21.12.2019,10:30Z
Methode: Tawhiri-Prediction auf Basis von wetterson.de

Im Landegebiet der gestrigen Sonde bin ich zunächst erfolglos: 11m/s Landegeschwindigkeit, 331m Höhe, da sollte die Prediction auf wenige Meter stimmen. Na? Wo liegt der rote Punkt?  Ich suche die Wiese ab, nichts. Daneben ist ein Streifen Brache, wo sich so ein Gespann schon verstecken kann. Nichts. Das kleine Wäldchen? Ist nicht wirklich in der Flugrichtung und reichlich weit weg von der Prediction. Abgesehen davon ist da nichts zu sehen. Hinter dem Wäldchen ist ein Hügel, von dem sich die ganze Landegegend prima überblicken lässt. Auch das Fernglas hilft nicht. War da einer schneller?

Auch zu weit flugbahnabwärts, aber besser in der Verlängerung der Flugrichtung, befindet sich noch eine Wiese, die ich bisher nur flüchtig gescannt habe. Da liegt kein Fallschirm. Ich bewege mich dennoch in Flugrichtung über die Wiese. Vor mir liegt  im Gras etwas Graues. Nein, das Objekt ist weiß. Joghurtbecher? Styoroporstück? Oder RS41? Kein Irrtum möglich, denn da ist eine Schnur. Sonde Nr. 1 ist gefunden! Uff.

Wo ist der Schirm? Hinter dem kleinen Wall am Rand der Wiese! Er hat sich in den Schnüren am Abroller mit der Spitze verhakt - das führte zu der schnellen Landung.




Irgendwie habe ich der letzten Zeit das Gefühl, dass die Tawhiri-Prediction derzeit nicht mehr so gut funktioniert wie vor einem Jahr. Diese Sonde ist, von der letzten Position aus gesehen, mehr als doppelt so weit geflogen wie vorhergesagt. Ist die GFS-Prognose der Winde in Bodennähe nicht mehr so genau, hat sich was in dem Predictor verändert? Ich muss mir das mal genauer angucken, aber die Fälle schlechter Vorhersagen häufen sich bei mir. Sofern die Sonde noch sendet, ist das verschmerzbar. Aber eine Kaltsondenjagd wird durch eine unerwartet ungenaue Prediction nicht eben einfacher.



Weiter gehts. Der Fahrweg, über den ich die Landestelle erreichte, führt geradewegs in den Wald, in dem sich die Baumlandersonde befindet. Der Zugang von dieser Seite ist viel einfacher als meine bisherigen Anfahrt-Routen.

Sondentyp: RS41-SGP
SN: N2230327
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 08.08.2018 12Z
Timerkill: nein
Track Bremen
Landestelle Langenlehsten, LAT LON: 53.5121575,10.71904188  Google Maps
Status: Baumlander, am Boden aufgesammelt am 21.12.2019
Methode: GPS-Decodierung des Sondensignals

Ich habe Glück: Die Sonde liegt am Boden. Offenbar hat die Rotte Wildschweine, die den Wald umgegraben hat, mit der Sonde viel Spaß gehabt. Der korrodierte Sensorarm und die Tüte mit dem Papier liegen verstreut herum, und die Sonde liegt auch nicht  mehr unter dem fraglichen Baum. Sonde Nr. 2 ist eingesackt. Mehr hier.
 


Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2310191
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 19.12.2019 18Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen
Landestelle Besenthal, LAT LON: 53.512107,10.75737 Google Maps
Status: nicht gefunden
Methode: Tawhiri-Prediction auf Basis von wetterson.de

Mit Sonde Nr. 3 habe ich kein Glück. Ich suche die Gegend der  Prediction relativ intensiv ab, und so ganz unübersichtlich ist der lockere Kiefernwald eigentlich auch nicht. Die Sonde hatte aber einen erheblich besseren Fallschirm, und daher war die letzte Position 1200m von der vorhergesagten Landestelle entfernt, was die Prediction ungenau werden lassen dürfte. Ich gebe auf.
Irgendwann geht ein schöner Tag zuende. Auf dem Rückweg wird deutlich, dass die Raben Verstärkung von zwei Elstern und ein paar Rabenkrähen erhalten haben. Wohl bekomm's. Als ich in Büchen in den Zug steige, bewegt sich gerade ein V aus ca. 45 Kranichen langsam über den Dämmerungshimmel. 


Freitag, 20. Dezember 2019

Sondenbergung im Ruderboot

Sondentyp: RS41-SGP
SN: R1230597
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 13.12.2019 12:00Z
Track wetterson.de und eigene Daten
Landestelle: Wedeler Marsch, LAT, LON:53.58980,9.65552, Google Maps
Status: Lokalisiert durch GPS-Decodierung am Boden, Bergung am 20.12.2019 durch NABU-Naturschützer unter Einsatz eines Ruderboots


Bei der Bergung dieser Radiosonde war ich überhaupt nicht dabei. Ich war aber dennoch nicht ganz unbeteiligt, und daher muss von diesere Sonde hier berichtet werden. 

13.12.2019, nachmittags: Im Landeanflug der Norderneyer Mittagssonde ist eine ganze Zeit unklar, auf welcher Seite der Elbe die Landung erfolgen sollte. Oder wollte die RS41 einfach in die Elbe fallen? Ich konnte die Spnde bis in die Endphase mit einer aus dem Fenster gehaltenen Yagiantenne empfangen. Meine letzte Position lag 148m über Grund. Die vorhergesagte Landestelle liegt in der Wedeler Marsch und dürfte ganz gut stimmen. Wie üblich bei Marschlandungen versuche ich mich vor dem Aufbruch per Google Maps Satellitenansicht über die Lage von Graben-Übergängen zu informieren und sehe mehrere Möglichkeiten. Von einem Feldweg, der durch die Marsch verläuft, sollte man über die Wiesen zur Landestelle gelangen. Für den Fall, dass die Position auf der anderen Seite der Hetlinger Binnenelbe die Sonde liegt, muss an umdisponieren und es gegebenenfalls vom Elbdeich aus versuchen.

Ich fahre wie üblich per S-Bahn nach Wedel und dann mit dem Faltrad in die Marsch.  Auf dem Depenwischweg komme ich gut voran. Gleich hinter einem Bauernhof bin ich nur 500m von der Prediction entfernt. Es wird schon dunkel. Zeit für einen Empfangsversuch. Auf der Koppel rechts vom Weg laufen allerlei Kühe zusammen und bestaunen neugierig meine Aktion. Das Signal ist erstaunlich schwach. Aber es ist decodierbar. Die Koordinaten werden in die Karten-App eingehackt, und rasch verfliegt das sichere optimistische Gefühl: Die Sonde ist deutlich weiter geflogen als gedacht und liegt jetzt am Rand einer Insel mitten in einem See. Das ist mitten in dem bekannten Vogelschutzgebiet Wedeler Marsch. Direkt an diesem See befindet sich die vorbildliche öffentliche Vogelbeobachtungsstation Wedeler Marsch.  Da ist kein Herankommen. 

Ich finde, dass eine Radiosonde nicht in ein Vogelschutzgebiet gehört. Das Bild einer toten Ringeltaube in einer Sondenschnur kommt mir sofort in den Sinn. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Watvögel wie Reiher oder Brachvögel in der Schnur verheddern. Als Kontakt wird auf der Homepage Marco Sommerfeld genannt. Dem schreibe ich noch am Abend eine Email mit etwas Info, Links zu einschlägigen Bildern und einem Screenshot der Position in Google Earth. Es folgt ein nettes Telefonat am folgenden Tag. In der folgenden Woche hält mich Marco mit kurzen Emails auf dem Laufenden. Sonde an der bezeichneten Position gesichtet. Wir versuchen, die Sonde bei nächster Gelegenheit mit dem Ruderboot zu bergen.

20.12.2019: Abends finde ich in meinem Posteingang folgende Mail: 


"wir haben die Sonde mit dem Boot geborgen. Danke für den wertvollen Hinweis. Melde Dich gerne nach dem 6.1., um eine Übergabe zu verabreden.
Ich wünsche Dir frohe Weihnachten und ein glückliches und friedvolles Jahr 2020."

Welch ein Engagement! Mir ging es mehr darum, die Sonde aus der Natur entfernt zu wissen, aber dass ich diese vermeintlich völlig unerreichbarbare Sonde wohl sogar  in die Hand nehmen darf, ist wirklich nur großartig.

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Mittwoch, 18. Dezember 2019

Spontane Jagd auf eine DFM17


Sondentyp: RS41-SGP und GRAW DFM17 (Tandem)
SN:  P2140929 & 19212015694
Frequenz: 404.5 MHz und 403.05
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 18.12.2019 6:00Z
Track Bremen
Landestelle: Wenzendorf, LAT, LON: 53.35024,9.767960, Google Maps
Status: Geborgen am 19.12.2019 um 9:00  UT nach Decodierung der GPS-Koordinaten

Die Nürnberger Firma GRAW hat eine neue Sonde entwickelt, die DFM17. Prototypen, deren Befestigungsarme zum Teil einem 3-D-Drucker entstammten, wurden vom Werk in Nürnberg gestartet. Seit ein paar Monaten werden die ersten Exemplare an die Kunden ausgeliefert. Dennoch gibt es noch kaum Berichte von DFM17 in freier Wildbahn. 
Seit ein paar Wochen starten in Meppem Tandems aus RS41 und DFM17. Ich konnte einige Sonden dieser Art im Flug verfolgen. Der Zilog-Decoder zeigt sie als "ID-B" an, und das Signal muss genau wie bei der alten DFM06 invertiert werden. Leider wehten die DFM17-Tandems grundsätzlich in andere Gegenden. So hat z.B. Günther Hirsch eine bei Walsrode gefunden und in der gewohnt perfekten Weise dokumentiert
Um den 11.12. und seit dem 16.12. stand der Wind günstig für Sonden aus Meppen. Allerdings waren zunächst keine DFM17 mit dabei. Dann flog am 17.12. ein Tandem P2140928 & 19014005. Dieses hatte einen Super-Fallschirm abgekriegt und flog sehr sehr weit. Und stürzte zu allem Überfluss in den großen Plöner See.

Für den 18.12. waren Landungen im Raum Hamburg vorhergesagt. Doof bloß, dass ich allenfalls am frühen Vormittag Zeit für eine Sondenjagd erübrigen konnte, und die Tandems flogen bisher meistens mit dem Mittagsstart. Da sehe ich morgens um 6 Uhr auf wetterson.de, dass eine DFM aus Meppen unterwegs ist.  Eine Antenne wird aus dem Fenster gehalten, und Zilog zeigt als Sondennummer eindeutig "ID-B:19015694" an - es ist eine DFM17.
Der Ballon platzt in 21720m Höhe, und der Abstieg ist zunächst relativ schnell. Landegebiet würde der Raum nördlich von Tostedt bzw. Sprötze sein. Sondenjäger Uli, der in der Region wohnt, ist gerade auf dem Weg zur Arbeit und könnte erst am Abend suchen. Am Ende landet das Ding mitten in dem kleinen Dorf Wenzendorf.  Landung im Wohngebiet bedeutet: Die wird nach ein paar Stunden von den Bewohnern aufgelesen. Mir ist das eigentlich zu weit, aber eine DFM17 rechtfertigt schon ungewöhnliche Aktionen. Es muss aber schnell gehen.

Also rasch mit dem schnellen Regionalzug nach Buchholz. Sprötze wäre näher dran, aber Geschwindigkeit ist heute morgen wichtig. Von da aus mit dem Rad 10km nach Wenzendorf. Direkt an der Prediction steht der Inhaber eines metallverarbeitenden Betriebs, mit dem ich einen netten Smalltalk über das Leben im Dorf an sich halte. Währenddessen mal schnell eine Position der DFM durch eigenen Empfang gesichert. Die hängt offenbar in einem Gebiet mit Einzelhausbebauung nicht weit weg, und laut GPS-Höhe 10m über dem Grund. 

Am Einhang des Grundstücks kann ich das Objekt der Begierde an einem Baum hängen sehen. Leider sind die Bewohner nicht da. Ein vermeintlicher Bewohner des Nachbarhauses erweist sich als Handwerker. Der tatsächliche Nachbar, Typ rüstiger Rentner, gewährt mir Zutritt zu seinem Grundstück. Auf dem Nachbargrundstück seien Hunde. Er meint allerdings das südlich angrenzende Grundstück. Und tatsächlich, Grundstücksbesitzerin nebst Hund ist unterwegs. Ich komme mit ihr ins Gespräch, und sie entscheidet. "Ich kenn die Besitzer gut und darf in so Fällen da rauf". Sie geht gleich auf das Grundstück - und bestätigt, dass da zwei Sonden im Baum hängen. Sie lässt mich dann auf das Grundstück ihrer Nachbarn. "Aber wie wollen Sie da rankommen? Da brauchen Sie aber eine lange Stange". "Die hab ich dabei". Die Sonden hängen in kommoder Pflückhöhe und sind eine leichte Beute für die 10m Stange (never leave home without it). Leider gelingt es mir nicht, den Fallschirm aus dem Baum auf dem übernächsten Grundstück frei zu ziehen, und am Ende reißt die Schnur. Der Hund ist höchst interessiert und würde am liebsten die DFM17 apportieren.





Im Gegensatz zu einigen Bildern im Netz sind die Meppener DFM17 bereits komplette Serienmodelle mit serienmäßig gefertigten Befestigungsarm




Die Seriennummer wird im Zilog-Decoder verkürzt dargestellt - ohne die Ziffern 3-5.


 
Das An- und Ausschalten ist etwas gewöhnungsbefürftig. Zum Ausschalten muss man längere Zeit drücken, bis die rechte der 3 Leuchtdioden ausgeht. Beim Loslassen des Schalters gehen dann die anderen Dioden auch aus. Zum Wiederanschalten muss man so lange drücken, bis die rechte LED aufhört zu blinken. Meine Sonde zeigt dann "Error" an, und die mittlere Leuchdiode "OK", die im Flug grün konstant leuchtet, geht nicht wieder an. Bin mir jetzt nicht sicher, ob ein Sensor beschädigt ist oder ob die Errormeldung sich auf die nicht vorhandene Initialisierung bezieht.  Der Stecker soll keine USB-Schnittstelle sein, aber den gleichen Stecker zu verwenden.




Leuchtdioden, Sonde zeigt Error an...




3 Generationen von DFM-Sonden: DFM17, DFM09 und DFM06



Der Sondenzettel bezieht sich nur auf die RS41-Sonde des Tandems, handschriftlich hat jemand eine "5" ergänzt.



Der Rückweg erforderte einen Sprint nach Sprötze, um da noch einen früheren Zug zu erwischen. Zuhause kurz unter die Dusche, umziehen, dann zur Arbeit. Ab dem Spätnachmittag und Abend entwickelte sich das eher zu einer Weihnachtsfeier-Tournee (die von der Arbeitsgruppe und die meines Astrovereins).


Dieser Tag war für die DFM17-Sondenjäger ein guter Tag. Gestern landete eine DFM in einem See südwestlich von Berlin und konnte mit einer aufwändigen Schlauchbootaktion heute geborgen werden. Das Exemplar erwies sich als DFM17, und zwar das Modell mit Drucksensor. Dieses wird offenbar in Zilog als "ID: C.." angezeigt. Startplatz war offenbar das Institut für Atmosphäre und Umwelt Frankfurt - Taunus Observatorium am kleinen Feldberg. Der Befestigungsarm dieser Sonde entstammte noch einem 3D-Drucker.



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Dienstag, 17. Dezember 2019

Zwei Sonden aus Meppen

Am 16.und 17.12.2019 standen die Winde günstig für Meppener Sonden. Gespannt konnte man vor allem deswegen sein, weil an den Meppener Ballons in letzter Zeit zusätzlich zu den RS41 öfter mal die neue DFM17-Sonde hing.  
Die Morgensonde flog nach Handeloh:

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P2150243
Frequenz: 404.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 16.12.2019 8:00Z
Track Bremen
Landestelle: Handeloh, LAT, LON: 53.245286,9.815843, Google Maps
Status: Geborgen am 16.12.2019 um 10:50 UT von Heinz-Günther Vollmer nach Bremer Prediction

Da mein Astronomieverein dort eine Sternwarte betreibt, ist mir die Gegend sehr vertraut. GvA-Mitglied Heinz-Günther Vollmer wohnt dort und ist auch in der Sternwarte sehr aktiv. Ich schickte ihm eine Whatsapp mit der Landestelle. "Ich muß sowieso gerade mit dem Hund raus", kam zurück. Und kurz danach Beweisfotos:


Der Zettel dieser Sonde ist vertauscht:
Er passt zu der Sonde P2140199, die tatsächlich am nächsten Tag um 7:45 in Meppen gestartet wurde. Bernd, der die Sonde fand, guckte dann nach  nach, was auf deren Zettel stand:





Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P2150254
Frequenz: 404.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 16.12.2019 12:00Z
Track Bremen
Landestelle: Kirchwerder, LAT, LON: 53.43050,10.18455, Google Maps
Status: Geborgen am 16.12.2019 um 15:30 UT durch GPS-Decodierung des Sondensignals

Die Mittagssonde aus Meppen kam dichter an Hamburg heran und landete bei Kirchwerder in den Vierlanden. Hier sind Gummistiefel Pflicht, und eine vorherige Aufklärung mit der Satellitenansicht von Google Earth erlaubt einem die Identifikation der raren Übergänge über die vielen Gräben. Eine Busverbindung zur Station "Kirchwerder-Kirche" ist wegen der vielen S-Bahn-Störungen der letzten Zeit theoretischer Natur. In Bergedorf entschließe ich mich spontan, die Sache von der Hower Seite aus zu anzugehen, von der Station "Fersenweg" aus. Dieser lange gerade Feldweg verbindet das von der Weihnachtsbaumlandung bekannte Dorf Fünfhausen mit Kirchwerder und ist ideal per Rad befahrbar. Allmählich kennt man die Wege im Hamburger Raum. Das Rad wird an einem Verkehrsschild angeschlossen und ein Empfangsversuch gestartet. Der ist erfolgreich. Die Sonde ist, wie so häufig in letzter Zeit, etwas weiter geflogen als laut Tawhiri-Prediction. Die Landschaft besteht aus sehr schmalen, durch Gräben durchzogenen Wiesen. Ich weiß dank des Google-Earth-Fotos, dass ein Übergang über den sehr breiten "Nördlichen Kirchwerder Sammelgraben" gleich hinter dem Baum da hinten besteht. Das ist nützlich, weil so gleich der richtige Wiesenstreifen identifiziert ist. Allerdings liegt die sofort im Gelände gut sichtbare Sonde doch eine Wiese weiter links als gedacht. Ich denke an einen Rückmarsch zum Sammelgraben, sehe dann aber genau auf Höhe der Sonde einen Übergang über den Graben. 

Wo ist die Schnur? Der Fallschirm liegt offenbar weit auf dem nächsten Wiesenstreifen. Der Graben hat hier natürlich keinen Übergang. Ich versuche, per Schnurzug den Schirm zu mir zu bewegen. Das klappt. Als er auf der anderen Seite des Grabens ankommt, verhakt er sich unrettbar in irgendwelchem niedrigen Gestrüpp. Allerlei Seilmanöver sind erfolglos, obwohl man das Hindernis kaum ausmachen kann. Also schneide ich die Schnur erst einmal ab und wickel sie um die Sonde. 200m zurück bis zum Sammelgraben, dann über einen Stacheldrahtzaun, dann auf der anderen Seite des Grabens 200m bis zum Schirm. Raumgewinn 5 Meter.



Der lässt sich bequem lösen und mitnehmen, so dass das Gespann mal wieder komplett aus der Umwelt entfernt wurde.

Zurück zum Fahrrad. Inzwischen ist es komplett dunkel geworden. Da hier in der Gegend ein anonymer Sondenjäger unterwegs ist, lasse ich die Sonde noch ein wenig laufen. Dann geht es mit dem Rad nach Kirchwerder, von wo aus ich superpünktlich mit Bus,  Bahn und Rad den Workshop meines Astrovereins in Allermöhe erreiche.

Die Sonde ist merkwürdig beschriftet. Die Meppener schreiben ja das Datum (hier "16" für 16. Dezember) und die auf volle Stunden gerundete Startzeit (hier 11 für 10:45Z) mit Edding auf die Sonde. Hier fällt auf, dass "08" durchgestrichen wurde.

  Auf dem Begleitzettel steht aber noch die falsche Startzeit.


Meppen gehört damit zum Favoritenkreis für den Günter-Schabowski-Preis für kreative Zettelwirtschaft 2019.

Am folgenden Tag ging es lustig weiter mit Meppener Sonden. P2140376 landete bei Pinneberg und wurde, wie man hört, von einem Funkamateur aus Uetersen geborgen. P2140199 um 8 Uhr flog bis Hartenholm und wurde von Bernd geborgen. P2140928 legte ein perfektes Splashdown im Apollo-Stil im Plöner See hin, was ärgerlich ist. Denn auf diesem Ballon flog als zusätzliche Sonde die DFM17 19014005 mit. Schade schade.






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Samstag, 14. Dezember 2019

Früher war mehr Lametta

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  R1221043
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 14.12.2019 00:00Z
Track wetterson.de
Landestelle: Fünfhausen, LAT, LON: 53.44386,10.12954, Google Maps
Status: Lokalisiert durch GPS-Decodierung, Bergung am 14.12.2019 um 5:40 UT


So mancher Sondenjäger hat sich in den Weihnachtsbaum statt ein paar Christbaumkugeln eine Sonde gehängt. Diesbezügliche Bilder geistern durch die Foren. Einen Sondenschirm, der tatsächlich in einen gescbmücken Christbaum fällt, ist mir aber bisher nicht untergekommen. 

Diese Radiosonde flog am Morgen des 14.12. in den Hamburger Raum ein. Sie ging in Fünfhausen nieder. In aller Frühe bringen mich Bahn und Bus in das Dorf in den Hamburger Marschlanden. Ein Empfangsversuch und eine Zilog-Decodierung sind erfolgreich. Die Sonde liegt tatsächlich mitten im Zentrum des kleinen Dorfes. Die Stelle sieht auf den ersten Blick schwer zugänglich aus. In der Hoffnung auf die Chance für einen Schnurzug  erforsche ich zunächst einen Parkplatz. Der gehört zu einem Edeka-Laden und einem Getränkemarkt. Hier ist aufgrund der Windrichtung der Fallschirm zu vermuten. In der Mitte steht ein großer Scheinwerfermast, darunter ein festlich geschmückter Christbaum. Früher war mehr Lametta, heute hat man  eben DWD-Fallschirme als Baumschmuck...









Die Schnur geht über den Weihnachtsbaum, dann hoch über den Parkplatz und verschwindet über einen Bretterzaun. Also wird es Zeit, die Situation auf der Sondenseite näher zu erkunden. Hinter dem Zaun zeigt die Karte einen Fleet, und dahinter muss die Sonde liegen. Man kann laut Karte über den Parkplatz einer Apotheke auf die andere Seite dicht an die Sonde gelangen. Von dort aus sehe ich die Sonde auf einem Rasen liegen. Die Schnur geht über ein kleines Bäumchen und eine Hecke über den Fleet  Drüben verschwindet er über einer weitere Hecke und dem besagten Bretterzaun in Richtung Weihnachtsbaum.

Von der Parkplatzseite die Sonde an der Schnur über einen Baum, zwei Hecken, einen Fleet und einen Zaun ziehen zu wollen, würde sicher damit enden, dass sich die Sonde irgendwo verhakt. Eine Bergungsaktion am frühen Samstagmorgen auf Privatgrundstücken erfordert einen "Hallo-Wach"-Klingelstreich.

Da sehe ich, dass der schmale Geländestreifen zwischen Fleet und Hecke frei zugänglich ist. Dort kann ich die Schnur ergreifen und die Sonde vorsichtig über Bäumchen und erste Hecke ziehen.

Drüben am Christbaum trudeln bereits die ersten Lieferanten an. Die Schnur ist noch im Christbaum verhakt; ich kann sie aber am Bretterzaun kappen und beide Teile aufwickeln. 



In unmittelbarer Nähe der heutigen Landestelle habe ich in meiner Anfangszeit erfolglos eine RS92 zu erbeuten versucht: M2713028 aus Schleswig vom 31.10.2016. Gelandete RS92 galten damals als nicht decodierbar - man musste sie erpeilen. Und so durchstreifte ich die Gegend bei Einbruch der Dunkelheit und schwang eifrig eine Yagi-Antenne. Die Sonde verstummte allerdings, als die Batterien leer waren, und danach war ich im Dunkeln hilflos. Sehr viel später fand ich heraus, dass man mit Zilog das GPS-Signal auch gelandeter RS92 decodieren kann. Auf der Festplatte fand sich noch die alte Rohdatei aus Sondemonitor. Und tatsächlich konnte Zilog daraus die Koordinaten der Landestelle ermitteln. Sie befand sich auf dem Dach eines Gewächshauses, um das ich damals  herumgeschlichen war.  Nur 80 Meter von der heutigen Position entfernt.

1000 Meter südöstlich der heutigen Sonde hatte ich ein paar Wochen später ein anderes Aha-Erlebnis zum RS92-GPS-Decodier-Problem. Danach war ich sicher, dass Sondemonitor auch bei fliegenden RS92 ungenaue Positionen liefert. Obwohl das alles nur 3 Jahre her ist, ist diese Erkenntnis heute  obsoletes Wissen. Die heutigen Sonden senden alle vernünftige GPS-Koordinaten, und auch Sondemonitor liefert mit ihnen korrekte Daten. Dennoch ist Zilog nach wie vor mein liebster Decoder.


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Mittwoch, 11. Dezember 2019

Ausweiskontrolle

Auf der Sondenjagd hat man mit seinen Mitmenschen schon viel erlebt - und zwar fast nur Positives. Die Reaktionen von Waidmännern sind irgendwie anders. Sie sind, wenn man sein Anliegen vernünftig erläutert, nie wirklich negativ, im Gegenteil. Sie machen einen aber mitunter sprachlos. Top 1 der Hitparade bleibt unangefochten "Ach, dann ist ja alles gut. Ich dachte Sie sind einer dieser selbsternannten Fledermauszähler". Top 2 ist seit heute: Jäger will Sondenbergerausweis sehen... Aber der Reihe nach:

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  P2150243
Frequenz: 404.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 11.12.2019 8:00Z
Track Bremen
Landestelle: Wiepenkathen bei Stade, LAT, LON: 53.56832,9.39254, Google Maps
Status: Geborgen am 11.12.2019 um 15:04 UT durch GPS-Decodierung Signals der Sonde am Boden.

Ich hatte mir an diesem Tag vorsorglich ein wenig Zeit freigeschaufelt, weil Meppener Sonden im Bereich Hamburg landen würden. Und in den letzten Tagen haben die Meppener Ballons mehrfach Tandems aus RS41 und der brandneuen DFM17 befördert. 

Leider wurde die Hoffnung nicht erfüllt. Die Frühsonde P2150253 landete in der Ostsee, die Morgensonde P2150243 südlich von Stade, die Mittagssonde P2140437 zwischen Otterndorf und Bremervörde.

Rainer aus Bremervörde hat gerade ein Problem mit seinem Auto und kann nichts machen. Obwohl es etwas weit weg ist, spring ich in den Zug nach Stade.  Von dort aus bringt mich das Faltrad in die Schwinger Tannen südlich von Wiepenkathen. Die vorhergesagte Landestelle liegt auf einem Feld am Waldrand. Dieses ist mit Zwischensaat (Gras, Rübsen) bepflanzt. In dem recht dichten Bewuchs ist im Fernglas kein Fallschirm zu sehen. 

Ich habe einen Zilog-Raspby mit Antenne dabei. Der hat besten Empfang und sprudelt brav die Koordinaten heraus.


Die liegen nur 14 Meter von der Prediction und 110m vom Weg entfernt. Also wieder alles einpacken und los. In diesem Augenblick rollt ein Auto auf dem Weg heran. Wendet, um sich in Rückfahrposition zu bringen. Will er wieder wegfahren? Nach einiger Zeit steigt ein junger Mann heraus, geht langsam auf mich zu, ernste Mine. Sondenjägerkollege? Die grüne Tarntracht lässt anderes vermuten.

"Sind Sie auch hinter der Radiosonde her?", beginne ich ein Gespräch.
"Nein, ich bin Jäger"
Ich erkläre ihm die Sachlage und die Position der Sonde auf der Karte. Wieder mustert mich der Mann von oben bis unten. 

Ich erkläre ihm, dass eine 50m Nylonschnur auch nicht so gut für sein Wild sein könnte.

"Schlecht für das Wild sind vor allem Leute wie Sie, die hier einfach so rumlaufen".
Dazu muss man wissen: Das Gespräch findet  (noch) auf einem öffentlichen Weg statt.  Da hilft nur eines: Gaaanz ruhig und sachlich bleiben.
"Wissen Sie was? Ich hole das Ding eben mal, und dann bin ich auch ganz schnell weg, und Sie haben Ihre Ruhe".
Ein Grummeln,  dann die Frage:
"Zeige sie doch bitte mal Ihren Ausweis, dass Sie die Sonde überhaupt an sich nehmen dürfen".
"Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich das rein als Hobby mache. Sowas wie einen Sondenjagdschein gibt es nicht. An der Sonde hängt aber ein roter Zettel von der Bundeswehr. Da steht drauf, dass man das Ding einer geordneten Entsorgung zuführen soll. Den kann ich Ihnen gerne zeigen. Aber dazu muss ich die Sonde  erst einmal holen."
"Naja, dann, hmmm."
Das werte ich mal als Zustimmung. Die Sonde ist schnell an der GPS-Position gefunden und eingesackt. Den Fallschirm halte ich erst für das kleine Modell, weil er sich nur teilweise entfaltet hat. Die Schnur auf der Rolle war nicht ganz abgewickelt.


Inzwischen hat mein Gesprächspartner seinen Jagdstand erreicht und hantiert unten mit seinem Feldstecher (Objektivöffnung ca. 60mm). Ich zeige ihm kurz die Sonde und weise auf den Zettel hin (den ich nicht auspacke). Er stellt jetzt sogar ein paar interessierte Nachfragen, klagt über den Müll in der Landschaft. Ich erzähle kurz das Erlebnis mit der toten Ringeltaube in der Sondenschnur. Ich wünsche ihm noch "viel Erfolg" und mache mich auf den Heimweg. 






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Dienstag, 10. Dezember 2019

Verlorene Sonde am Bahnhof Ashausen

Sondentyp: RS41-SGP
SN:   R1230576
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 09.12.2019, 00:00Z
Track wetterson.de
Landestelle: Ashausen LAT, LON: 53.368559,10.149148 (Schirm), Google Maps
Status: VERLOREN, zwei Nachsuchen am Morgen des Landetages
Methode: Tawhiri-Prediction nach wetterson.de - Daten

Am Morgen des 9.12. landete die Sonde in Ashausen. Da die vorhergesagte Landeposition aus 255m GPS-Höhe sich direkt AUF der Brücke direkt am Bahnhof befand, reifte um 5:00 der Entschluss, mal eben vor der Arbeit nachzusehen. Ob die Sonde auf der Straße, auf dem Eisenbahngelände oder in dessen Umgebung liegt, war ein 50:50 Joker. Inzwischen war das 0Z-GFS-Modell herausgekommen, was die Position ein paar Meter von der Brücke auf den Fahrradparkplatz direkt vor dem Bahnhof verschob. Ein Empfangsversuch direkt vor Ort war erfolglos, was meinen Optimismus deutlich dämpfte.

Die Suche im Dunkeln ergab ebenfalls nichts. Ich wollte mit dem nächsten Zug zurückfahren. Am Bahnsteig zeigte die Digitalanzeige: Der würde sich um 40 Minuten verspäten. Also nutzte ich die Zeit für eine weitere Suche. In einem Gebüsch östlich von dem Fahrdamm, der zur Brücke führte, entdeckte ich den Fallschirm und den recht großen Ballonrest.

Ganz offenbar war die Schnur durchtrennt und baumelte lose im Wind. Ich vermute, dass die Sonde sehr genau auf der Straße niedergegangen war und von einem Auto mitgeschleift wurde. Dass ein anonymer früher Vogel die Sonde abgeschnitten hat, ist denkbar, aber unwahrscheinlich. Ich habe etwas aufwärts und abwärts die Straßenränder abgesucht - erfolglos.

Am Nachmittag konnte ich kurz vor Sonnenuntergang die Sache noch mal bei Tageslicht inspizieren und den Fallschirm bergen.

Inzwischen hatte ich die Sache auf einer Karte noch mal genauer angeguckt. Die Sonde dürfte wirklich auf der Fahrbahn gelegen haben, wenn man eine effektive Schnurlänge von 40m annimmt (sie ging etwas durch die Bäume am Straßenrand), gibt es kaum eine andere Möglichkeit.



Die Schnur war offenbar beim Reißen in die Bäume zurückgeschnellt. Auf der westlichen Straßenseite und in den Bäumen lagen keine Reste der Schnur oder der Sonde. Ich habe den Straßengraben bis zur Ortschaft Gehrden und auf der anderen Seite bis ins Dorf Ashausen inspiziert, weil ich mit solchen Verkehrsopfersonden schon gute Erfahrungen gemacht hatte. Diesmal hatte ich aber kein Glück, so dass man die Sache wohl leider abhaken muss.

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Sonntag, 1. Dezember 2019

Sonde im Dunst

Sondentyp: RS41-SGP
SN:  R1230574
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 01.12.2019, 12:00Z
Track wetterson.de
Landestelle: Elstorf, LAT, LON: 53.41333,9.79431, Google Maps
Status: Gefunden 1.12.19, 14:49 UT
Methode: Lokalisiert durch Tawhiri-Prediction nach wetterson.de - Daten


Diese Radiosonde flog programmgemäß in das Hamburger Gebiet ein. Zunächst fiel sie relativ steinartig vom Himmel. Statt der erwarteten Region Winsen/Luhe lagen die ersten Vorhersagen bei Alveslohe westlich von Buxtehude. Dann berappelte sich der Fallschirm, so dass sich der Landepunkt während des Abstiegs immer mehr nach Osten verschob. Am Ende landete sie gut erreichbar südlich von Neu-Wulmstorf. Spontan wurde ein Advents-Nachmittagsausflug beschlossen. Nach Neu-Wulmstorf braucht man mit der S-Bahn nur eine dreiviertel Stunde, und die Landestelle war von dort nur 7 Fahrradkilometer entfernt. Die Strecke kannte ich, weil mein Astronomieverein bei Neu-Wulmstorf im Bassental mal eine Sternwarte betrieben hatte. Auch hatte ich in der Gegend schon vor Jahren eine Radiosonde eingesammelt. Tatsächlich passierte ich die die alte Sternwarte und die alte Landestelle auf dem Hinweg bei diesig-hochnebligen Wetter. Unweit wies Google Maps ein "Fachgeschäft für Weihnachtsartikel" aus. Dort könnte ich ja gleich passend zum Advent einen Weihnachtsbaum mitnehmen, kamen Anregungen aus der Whatsapp-Community. Leider hat der Laden laut Google nur am 3. und 4. Advent auf.

Von einem Feldweg aus konnte ich sofort den Fallschirm auf einem Weizenfeld erkennen. Empfangsausrüstung blieb im Rucksack, und am Ende lag die Sonde nur 17m von der Bremer Tawhiri-Prediction entfernt.












Als ich beim Zusammenpacken war, hielt neben mir ein VW-Bus. Der Fahrer fragte, ob ich Probleme hätte. Ich verneinte dankend und erklärte ihm kurz, was ich hier mache. Er war sehr erstaunt, dass man so eine Sonde gezielt aufspüren konnte. Das müsse ja wohl schwer sein. 

Ehrlicherweise war dies eine der einfachsten Sondenbergungen der letzten Zeit. Aber die nächste harte Nuss im hohen Baum kommt bestimmt.


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