Dienstag, 28. Februar 2017

Doppelmeppel

Im Februar 2017 startete Meppen wieder mal Gespanne, diesmal aus RS41 und SGPD. Die Gespanne waren offenbar flimsig zusammengebaut, was sich darin äußerte, dass mitunter die RS41 im Flug abfiel und ungebremst woanders vom Himmel fiel. Bei dem Gespann M0933720 & L1830304 war das aber nicht so. Ich konnte während der Arbeit auf der Bremer Seite die Landung am Südrand von Buxtehude verfolgen. Ich beschloss noch am Abend die Landestelle zu besuchen. Dies bedeutete, dass ich in der Dunkelheit aktiv werden musste. Aber wozu hat man eine starke Taschenlampe? Die S-Bahn brachte mich nach Buxtehude, und ich konnte gerade so eben noch in einen Bus springen. Es goss in Strömen - zum Glück nur ein kurzer, heftiger Schauer. An der Bushaltestelle konnte ich die SGP nur sehr schwach empfangen, was daran lag, dass ein Hügel im Weg war. Die RS41 war nicht zu detektieren. Ich bin dann erst einmal zu den vorhergesagten Landestellen gegangen (tatsächlich unterschieden sie sich für beide Sonden um 167m). Im ausleuchtbaren Umkreis lagen keine ungewöhnlichen Objekte. Aber ich hatte insofern Glück, dass die SGP noch sendete. Aber nur kurz: Wieder einmal erlebte ich, wie so eine SGP plötzlich verstummte - auch ihre Batterie war leer. Der kurze Empfang erlaubte mir aber eine schnelle Peilung, so dass ich wusste, in welche grobe Richtung ich laufen musste. Nämlich weiter von der erwarteten Landestelle weg. Diese Information  erwies sich als sehr wertvoll. Nach ca. 150-200 Metern sah ich im Schein der Lampe etwas Verdächtiges auf der Wiese herumliegen. Beim Näherkommen war der typische Umriss einer RS41 erkennbar.
 Bald sah ich auch eine "Meppenpappe", den roten Fallschirm und die SGP-Sonde.


  


 Alles lag ziemlich dicht beieinander, denn der Abroller hatte nicht funktioniert.


Das hatte auch ein NienburgerSondenfreund bei einem Meppener Gespann jüngst beobachtet. Vielleicht sind zwei Sonden für den weißen Vaisala-Abroller zu schwer, und die Schnur klemmt dann an der Kunststoffumrandung. Die zweite Sonde war einfach an den Sondenbaum der SGP geknotet. Alles wurde fotografiert, eingepackt, und zurück ging es in den Ort. Dort fuhr mir ein Bus vor der Nase weg, so dass ich die 2.5km zum Bahnhof Buxtehude wandern durfte. Wie angenehm doch ein Handy-Fußgänger-Navy doch in so einer Situation sein kann.              

Freitag, 17. Februar 2017

ENDLICH nach Grönland!

Eine Sondenjägertour nach GRÖNLAND? Warum nicht! Einfach nach Grönland fahren und im ewigen Eis eine  DFM09 bergen.  Keineswegs aber wollte ich heute den "Wegener des Tages" geben (Wissenschaftler, seiner Zeit voraus, verschollen beim Versuch, Grönland zu durchqueren). Ich hatte keineswegs Angst, aber Respekt, sah mich aber insgesamt glänzend vorbereitet.

 Wie kommt man dazu? Eigentlich galt die Grönlandexpedition der am  16.2.2016 mittags geflogenen M1234098, einer SGPA aus Norderney. Die war bei Süderau gelandet. Das liegt bei Krempe, nordwestlich von Hamburg. Nun markiere ich die vorhergesagten Landestellen aller Radiosonden, die im Hamburger Raum niedergehen, in Google Earth. Und bei der Planung der nötigen Radtour fiel der gelber Pin bei Grönland auf. Die Marke galt der Prediction der  DFM09-620892 aus Pinneberg, die bereits am Mittag des 1.2.2017 geflogen war. Über den ungewöhnlichen Ortsnamen hatte ich mich schon mehr als zwei Wochen vorher gewundert, aber keine Zeit gehabt, das Ding aufzusuchen. Da Grönland nur ein paar Kilometer von Süderau enfernt lag, konnte man auf dem Weg dahin vorbeischauen. Wegen der verstrichenen Zeit glaubte ich nicht ernsthaft an einen Erfolg.

Am 16.2. konnte ich nicht rechtzeitig vom Job loseisen, um M1234098 noch sendend anzutreffen,  aber am 17.2. saß ich nachmittags im Regionalzug nach Wristt, um von Horst aus beide Landeplätze noch bei Tageslicht besuchen zu können. Horst hat gegenüber Krempe den Vorteil, dass es noch im HVV-Bereich liegt , was die Aktion dramatisch verbilligte. Auch liegt Horst dichter an Grönland.

Also schwang ich mich in Horst aufs Rad, das mich rasch nach Grönland brachte. Am Ortsrand, und dann rechts in die Feldmark - das war der Plan. Die Landestelle lag 400m von der Straße entfernt. Schon von weitem sah ich einen weißen Fleck, fast ZU exakt an der fraglichen Stelle. Das ist sie, was soll es anderes sein? Um die Spannung aufrecht zu erhalten, verzichtete ich auf den Blick durchs Fernglas. Allmählich war es deutlich, dass der weiße Fleck die typische DFM09-Form aufwies, und auch der Ballonrest wurde erkennbar. Der Verdacht bestätigte sich glänzend aus der Nähe.


Man hätte meinen können, dass die Sonde vor Minuten niedergegangen sein könnte und nicht vor zwei Wochen. Pinnebergtypisch ohne Fallschirm und ohne Label. Erstaunlich war das fast völlige Übereinstimmen der Vorhersage und der tatsächlichen Position auf dem Google-Maps-Display meines Handys!

Einsacken und weiter! Schließlich wollte ich die andere Sonde noch bei Tageslicht erreichen. Das erste Dorf hinter Grönland hieß natürlich Sommerland, wahrscheinlich weil man dort  eisfreie Gewässer erreicht. Dort ging  rechts ab zur anderen Landestelle. Unterwegs fuhr ich noch unter einem Baum hindurch, auf dem in wenigen Metern Höhe ein Bussard saß und bei meinem Anblick FAUCHTE! Und seelenruhig sitzen blieb. Der Acker, auf dem M1234098 gelandet sein sollte, befand sich auf der anderen Seite eines breiten Kanals, der mir schon auf Google Earth Kopfzerbrechen gemacht hatte. Die einzige öffentliche Straße führte über eine Brücke auf die andere Seite, endete aber auf einem matschigen Feldweg hinter einem Bauerhof. Die freundliche Bäuerin meinte "hier geht es nicht weiter, der Weg ist supermatschig". "Ach, danke für den Hinweis, dann geh ich wohl besser zu Fuß weiter, Gummistiefel hab ich dabei!". Ich erklärte ihr kurz den Grund meines Besuchs, und sie wünschte mir gutes Gelingen. Ihre Warnung war berechtigt. Ich mußte das Rad durch den Matsch schieben und ließ es dann am Ende stehen. Endlich kam ich auf freies Gelände  und da lag, sehr genau an der erwarteten Stelle in der Ferne ein weißer Punkt. Fernglas raus: Jawohl, unverkennbar ein Fallschirm!



Ich musste zwischen zwei tiefen Marschackern zur Sonde laufen - an den Gummistiefeln bildeten sich rasch dicke Erdklumpen, und das machte es ziemlich anstrengend.

Die Sonde an sich war in ziemlich schlechtem Zustand. DerSensorarm war abgebrochen, und die Sonde ziemlich verdreckt



Der Fallschirm hatte sich wunderschön entfaltet, hatte aber bei genauerem Hinsehen ein Loch.





Wenn man mich gefragt hätte, welche der beiden Sonden seit zwei Wochen in der Landschaft lag und welche erst gestern gelandet war, wäre die Antwort eindeutig falsch gewesen.

Ich musste mich etwas beeilen, die 12km bis Horst (auf einem anderen Weg als auf dem Hinweg) zurückzulegen, denn  die Züge fuhren dort nur alle Stunde, und ich wollte nicht lange auf dem Bahnhof warten. Also wurde kräftig in die Pedale getreten. Gleich zu Beginn ein Highligt. Die Straße führte an besagtem Kanal vorbei. Und auf der anderen Seite standen zwei tiefenentspannte Rehe in 5 Metern Entfernung. Sie machten sich über Menschen auf der anderen Seite des Wassers keine Sorgen. Bei einbrechender Dunkelheit erreichte ich den Bahnhof und ganz locker den Zug.

Mittwoch, 15. Februar 2017

Nach Wedel in der Nacht

Ein Gast auf dem GvA-Treff vom 14.2. war Jürgen Wruck. Dieser hat in letzter Zeit einige Radiosonden geborgen und zeigte ein paar Bilder. Wir verfolgten nebenher auf der Bremer Seite die Sonde K4934112 aus Bergen und sahen sie auf der Bremer Seite die Elbe überqueren und in Wedel landen. Zurück in Altona entschloss ich mich, die Landestelle zu besuchen und die Sonde mindestens genau zu lokalisieren. Ich fuhr also mit der S1 bis Wedel und von dort mit dem Bus bis zur Station Moorweg. Dort hatte ich Empfang der Sonde, wobei auffiel, dass die Feuchtedaten und die Temperatur Mondwerte zeigten. Der Zilog-Decoder spuckte einigermaßen brauchbare Werte aus (DOP=6.1), leider etliche Meter auf einem der Grundstücke. Dort würde man gegen Mitternacht kaum einfach an der Tür klingeln können. Naja, vorbeigucken kann man ja aber mal. Wer beschreibt meine Freude, dass vor Ort von einem der Straßenbäume ein Fallschirm baumelte. Auf eine Landestelle auf öffentlichem Gelände hatte ich kaum zu hoffen gewagt

Ich hatte große Schwierigkeiten, die Schnur zu erkennen, die zur Sonde führte, obwohl ich mehrfach den Baum mit einer hellen Taschenlampe umrundete, war sie im Lichtkegel nicht auszumachen. Am Ende habe ich dann mittels GFK-Stange erstmal Schirm, Abroller und Ballonrest zu Boden gebracht und ein wenig an der Schur, die im Baum verschwand,  gezogen. Worauf man ein Klötern hinter von einem der Grundstücke hörte. Jetzt sah ich auch die Schnur hinter einer Hecke verschwinden.

Und ich hatte wieder Glück. Die GPS-Position laut Zilog war ca. 17m daneben, und zwar zu meinen Gunsten. Sie lag nämlich direkt neben einer betonierten  Auffahrt direkt an der Grenze des Grundstücks, und so konnte ich das Ding durch kräftigeres Ziehen zu mir befördern.


Die Sonde war  nicht durch meine etwas rabiate Bergemethode, sondern schon vorher durch den Aufschlag beschädigt (das war der Grund für die erratischen Temperatur- und Feuchtedaten). Der Sensorarm fehlt nämlich komplett - er ist glatt abgetrennt. Auch der Seriennummerlabel fehlt. Und der Schnurmast ist ebenfalls abgebrochen. Trotz des gut funktionierenden Fallschirms ist K4934112 wohl etwas hart aufgekommen.

Inzwischen werden die Bundeswehrzettel nicht mehr einfach an die Sonde geklebt, sondern befinden sich wieder in einer Plastikhülle und hat das übliche Aussehen. 


Die Bergung dauerte dann doch etwas länger als geplant. Zwischendurch musste ich die Aktion noch einem fragend dreinschauenden späten Spaziergänger erläutern. Die letzte S-Bahn in Wedel war weg. Dennoch hatte ich Glück: Ich hatte gerade alles im Rucksack verstaut, da hielt ein Bus direkt an der sehr nahen Haltestelle. Der Fahrer bemerkte mein hektisches Winken und nahm mich noch mit.  Von Wedel fuhr der Nachtbus nach Altona. Eigentlich war ja nur mein Plan gewesen, die genaue Position der Sonde in Erfahrung zu bringen und dann am nächsten Morgen bei Tageslicht wiederzukommen, aber dieser Ausgang der Unternehmung war doch wesentlich befriedigender.

Zur Übersicht über alle gefundenen Sonden



Freitag, 10. Februar 2017

Bergener Sonde in Neukloster

Am 10.2.2017 landete die Bergener Sonde K4934071 direkt am S-Bahnhof Neukloster westlich von Buxtehude. Gedacht war eine schnelle Tour. Vor Ort gab es nur schwachen Empfang, der dann komplett zusammenbrach. Also muste ich die ganze Gegend absuchen, um dann endlich auf einer Marschwiese den roten Fallschirm zu erpähen:





Zur Übersicht über alle gefundenen Sonden

Montag, 6. Februar 2017

Landung in Brest-Aspe

In der ganzen Gegend um Harsefeld häufen sich in letzter Zeit die Landungen von Wetterballons. Heute landete M1213965, eine SGPA-Sonde  aus Norderney, bei Brest-Aspe. Nach einem Modell auf Basis der Bremer Seiten bin ich mit dem ersten Zug zu diesem entlegenen Bahnhof am Rande des HVV-Bereichs gefahren und habe die vorhergesagte Landestelle zu Fuß aufgesucht. Die Strecke betrug knapp 2km. Im Licht der extrem hellen Taschenlampe konnte sofort ich  ohne jeden weiteren Empfangsversuch am Boden den weißen Fallschirm ausmachen. Dieser hatte sich mit dem Ballonrest verzwirbelt, so dass die Abstiegsgeschwindigkeit über weite Strecken 8-9m/s betrug. Erst unmittelbar vor dem Aufschlag reduzierte sich der Wert auf 6-7 m/s.

Die SGPA-Sonden haben ja eine helle Leuchtdiode, und die war aus weiter Entfernung hell sichtbar:
Bei der Sonde fehlte der Seriennummer-Label.
Übersicht über alle Radiosondenfunde HIER

Samstag, 4. Februar 2017

Bergener Sonde landet in Bergedorf

K4933964 war eine Bergener Sonde, die am 4.2.2017 um 4:45 in Bergen gestartet wurde. Ich hatte für diesen Flug mit einer Landung im Raum Schwarzenbek gerechnet. Der Ballon platzte aber bereits in 19429m Höhe, und so rückte der Landepunkt näher an Hamburg heran. Ich verfolgte die Sonde sowohl mit eigenem Empfang als auch auf der Bremer Seite. Die vorhergesagte Landestelle lag zunächst in Reinbek, um dann langsam nach Bergedorf zu wandern.

Bremer Daten, Kartengrundlage Open Streetmap


Eine ganze Zeit lag sah es so aus, als ob sie  über vertrautem Terrain niedergehen sollte: Auf dem Gelände der Bergedorfer Sternwarte. Von welcher Kuppel würde man die Sonde herunterkratzen?  Aber am Ende landete das Gespann in der Wentorfer Straße. Ich hatte die Sonde noch in einer GPS-Höhe von 118m erfasst. Zieht man hier 40m Geoidhöhe und 30m Terrainhöhe ab, waren das 44m über Grund. Ich war mir aufgrund der Bahn fast 100%ig sicher, in welchem Baum die Sonde wohl hängengeblieben sein würde. Aber da hilft nur nachgucken.

Eigene Daten, Landephase, Kartengrundlage: Open Streetmap. 
Untere rechte Ecke: Sternwarte Bergedorf

Also ab mit der S-Bahn und dem Bus zur Station Pfingstberg. Über die Straße, zu dem Baum. Hä? Ich konnte nichts Verdächtiges entdecken. Ist sie vielleicht gar nicht bis zum Baum gekommen? Ein Mehrfamilienhaus umrundet - nichts. Ein Blick auf den Baum von der anderen Seite - nichts. Die weitere Umgebung abgesucht. Nichts.

Also in dem bewährten Bushäuschen die Antenne fertig gemacht. Wahnsinnssignal, absolutes Nahfeld. Wenn man es überhaupt peilen konnte, kam es aus Richtung Baum, hmmm. Inzwischen hatte ich 3 Minuten WAV-Datei mitgeschnitten. Also rein mit dem Zeugs in den Zilog-Decoder. Bingo, der spuckt tatsächlich gute Koordinaten aus. Und wo ist die Position? EXAKT in dem besagten Baum!

Hä?  Ich musste wohl Tomaten auf den Augen gehabt haben, denn im Wipfel sah man schon von Weitem  unverkennbar und extrem auffällig einen großen roter Bundeswehrschirm, in großer Höhe!




An meiner Sinneswahrnehmung zweifelnd machte ich mich auf die Suche nach der Sonde. Die hing in 6-7 Meter Höhe, auch im Baum. Ich war beim Umrunden des Baums vorhin exakt UNTER der Sonde hindurchgelaufen und hatte den Baum m.E. gründlich inspiziert. Ich war reichlich perplex - wie kann so etwas passieren?


An dem Mehrfamilienhaus holte ich mir rasch das "Go" vom Besitzer (oder zumindest war da eine Person, die mir das Go gab ☺),  machte meinen Teleskopmast klar und angelte die Sonde herunter. Um auch den Fallschirm und die Schnur zu bergen, versuchte ich es mit gewaltsamen Ziehen,  aber der Schirm hing unrettbar fest. Irgendwann riss die Schnur. Ich versuch grundsätzlich - vor allem wegen der Tiere - alles mitzunehmen, aber da war diesmal nichts zu machen. 





 Die Nummer bedeutet: Herstellung im Dezember 2014! Die Bundeswehr muss noch große Vorräte an SGP-Sonden auf Lager haben. Wie lange es wohl braucht, bis die erschöpft sind? Dann werden sie wohl, wie alle Vaisala-User, auf RS41 umstellen müssen, denn angeblich werden die SGPs nur noch bis Mai 2017 geliefert.  Übrigens fehlte bei diesem Exemplar der ach so amüsante Bundeswehrzettel. Das ist doch ganz prima. Dann haftet diesmal vielleicht die Bundesrepublik Deutschland ausnahmsweise für die vielen Schäden, die beim Bergungsversuch entstehen?

Übersicht über alle Radiosondenfunde HIER