Samstag, 31. Dezember 2016

Leuchtkäfer zum Jahreswechsel

Am Sylvestertag flogen die SGPA-Sonden aus Norderney in Richtung Hamburg. Die 12Z Sonde  M2033806 startete mit ca. 1 Stunde Verspätung um 12:45 - sehr ungewöhnlich für einen Automatenstart. Man konnte sie auf der Bremer Seite bis in 309 Meter Höhe verfolgen.


Der Fallschirm hatte nicht wirklich funktioniert - 12m/s Landegeschwindigkeit. Noch während sie im Anflug war, suchte ich mir eine Zugverbindung nach Harsefeld und packte meine Sachen. Vor Ort konnte ich die Sonde leicht durch Peilen orten; die Dekodierung des GPS gelang mit dem Zilog-Decoder auch mit perfekter Genauigkeit. Der GPS sah 7 Satelliten, und zwar obwohl die Sonde auf der Seite lag. Der letzte Rest Dämmerung reichte vollständig aus, um den großen Ballonrest auf einem abgeernteten Maisfeld zu entdecken.

 Der Fallschirm hatte sich zwar aufgebläht, der Ballonrest hatte die Fallschirmseile komplett verschnürt, und so blieb der Ballon wirkungslos. Wäre die Fallschirmleine 2 Meter länger, würden die meisten DWD-Sonden sanfter aufkommen, aber versagen die Schirme immer wieder, weil der sie einfach nicht weit genug vom Ballonrest wegkommen.

Die Sonde zu finden war dann natürlich ein Selbstgänger. Diese hier besaß den gelben DWD-Label, aber keinen Serienummer-Aufkleber


Freitag, 23. Dezember 2016

Leuchtende Sonde im Matsch

Die Sonde M2023762 aus Norderney schwebte heute über der Hansestadt. Ich hatte fest damit gerechnet, dass sie im strammen Westwind bis ca. Schwerin vorankommen würde. Offenbar hatte sie aber mal wieder das DWD-Fallschirm-Problem, jedenfalls fiel sie aus 33500m Höhe wie ein Stein vom Himmel und kam in Neuengamme herunter. Ich sah das auf dem Weg nach Hause per Handy auf auf der Bremer Seite, und die extrem nützliche HVV-App machte mir sofort eine Busverbindung zur Landestelle. Ich beschloss daher, die Fahrt bei mir zuhause nur für 10 Minuten zu unterbrechen, rasch ein paar Sachen einzupacken und gleich weiter über Bergedorf zur Busstation "Neuengammer Hinterdeich" zu fahren.


Das Setting war so ähnlich wie gestern: Auf dem Deich durch die Marsch. Aber anders als gestern war die Sonde nicht vom Deich aus zu sehen, und leider war auf den ersten Blick auch nichts zu empfangen! Auf den 2. Blick war da ein ganz schwaches Sondensignal im Wasserfalldiagramm von SDR#. Es wurde, wenn man den Weg auf dem Deich wieder halb zurücklief, etwas stärker. Ein langes Feld führte vom Deich an einem Bauernhaus vorbei in die Weite der Marsch, und die Peilung ergab, dass das schwache Signal genau aus der Orientierungsrichtung des Feldes kam. Glücklicherweise führte ein Feldweg genau in die erpeilte Richtung. Da die Sonde laut Bremer Seite mit 12m/s heruntergekommen war, konnte es nicht weit sein, und weil das Signal so schwach war, würde sie wohl am Boden liegen.Ich wollte den Weg entlanggehen und dann noch einmal peilen. Aber vorher sah ich sie dann schon rechterhand auf dem umgepflügten Feld liegen:





Der Ballonrest war riesig, und der übliche weiße DWD-Fallschirm hatte sich nicht geöffnet. Wenn die Schnur, die in den Ballon zum Fallschirm führt, 2-3mal so lang wäre, würde das nicht passieren. Die Sonde war meine erste aus Norderney und auch meine erste SGPA-Sonde - mit der schönen Leuchtdiode (fast schon wie eine Weihnachtskerze am Nachmittag vor Heiligabend)  und dem praktischen EIN/AUS-Schalter. Am Ballonhals befand sich wie erwartet der für Startautomaten typische Ventilstutzen. Der typische gelbe DWD-Label war nicht vorhanden.

Norderney ist außer Sasel hier im Norden die einzige Station mit Automatenstarts.



Das Bergen war auf dem klebrigen und schweren Marschboden extrem unangenehm, am Ende hatte ich zwei riesige Erdklumpen an meinen (aus Zeitmangel nicht gewechselten) Schuhen. Selbst Wanderschuhe hätten nichts gebracht, sondern nur Gummistiefel.

Obwohl durch die Sondenbergung und die nachfolgende Tiefen-Schuhreinigung die Weihnachtsvorbereitung etwas verzögert wurden, empfand  ich am Vorabend von Heiligabend ein gewisses Zufriedenheitsgefühl.
 

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Fallschirmdiebe auf dem Deich!

Leider habe ich beim Versuch, die Fotos vom Handy auf einen USB-Stick zu verschieben, die Dateien geschrottet. Sehr ärgerlich.

Heute landeten insgesamt 3 Meppener Sonden in Hamburg, und ich war unterwegs. Die erste (L2313294) flog am Morgen auf Schnelsen zu. Leider konnte weder SondeMonitor noch der Zilog-Decoder die GPS-Koordinaten entschlüsseln, was ärgerlich war, denn ich hatte die Sonde bis in eine Druckhöhe von 70 Metern verfolgen. Es muss an den Rinex-Daten gelegen haben, denn mit späteren Rinexdaten ging es dann.  So musste ich den Track aus den Daten der Bremer Sonde extrapolieren. Die AKN brachte mich nach Schnelsen, und da begann eine längere Wanderung. Nach einigem Hin- und Her hatte ich die Sondenposition erpeilt, aber erst, als ich aus Richtung Bahnhof Burgwedel von der anderen Seite auf die Landestelle sehen konnte, erkannte ich im Fernglas den roten Fallschirm im Wipfel einer Fichte. Leider war auch die Sonde, wie ich aus den Luftdrucksensordaten herausfand, ca. 30 Meter hoch, so dass ich es aufgab.
Die zweite Sonde (L2124093) landete laut Bremer Seite höchstwahrscheinlich in der Elbe. Zuhause konnte ich die Landung der 3. Sonde (L2133109) per Funk verfolgen, und zwar ohne Probleme bis in ca. 50 Meter Bodenhöhe. S-Bahn und Bus brachten mich schnell zur Landestelle. Ich brauchte nicht einmal den Empfänger in Betrieb nehmen, sondern einfach nur die Sonde (92SGPD) an der erwarteten Position einsacken - um dann sofort den Gegenbus zu nehmen, um mir eine Wartezeit von einer Stunde zu ersparen.

Die ganze Aktion vor Ort dauerte keine 15 Minuten. Der kleine Ballonrest lag auf der Krone des  Moorwerder Hauptdeichs, die Sonde sehr gut sichtbar am Fuß des Deiches. Aber der schöne große rote Fallschirm FEHLTE ganz - obwohl bei der Landung einer vorhanden war angesichts 2.4m/s Landegeschwindigkeit. Den hatte schon jemand mitgenommen. Die rote dicke Schnur an der berüchtigten "Meppen-Pappe" war mit einem Feuerzeug durchgekokelt. Da hatte wohl jemand ein Souvenir erbeutet - die Sonde war jedenfalls unberührt und der bekannte Begleitbrief noch mit Tape verklebt.

UPDATE 27.12.2016
Ich konnte L2313294 jetzt doch noch bergen! Dass ich aufgrund des Datenverlusts keine Fotos von der Landestelle hatte, ärgerte mich schon. Ich hatte am 22.12. den Fallschirm aus 180m Entfernung erspäht, und die Position passte sehr gut zu den Peilversuchen vorher. Auch meine Reanalyse des Audiomitschnitts von der Landestelle mittels Zilog-Decoder passte gut zu meiner Fallschirmsichtung und zu den Peilrichtungen im Gelände, so dass ich jetzt präzise Koordinaten hatte.

Am 22.12. hatte ich mich entmutigen lassen, da der Druck der Sonde 4hPa unter dem meines Handy-Manometers lag und eigentlich mein Handy immer ca. 1 hPa mehr anzeigt als die  Sonden. 3 hPa würden 24m Höhenunterschied entsprechen. Daher habe ich vermutet, dass die Sonde ebenfalls - wie der Fallschirm - im Baumwipfel hängen musste.

Da die Landestelle aber nicht weit von mir entfernt war, habe ich sie noch einmal aufgesucht, auch, um sie noch einmal aus nächster Nähe zu inspizieren. Da es am 2. Weihnachtsfeiertag recht stürmisch war, hoffte ich irgendwie auch auf eine Änderung der Konfiguration. Um zur Landestelle zu gelangen, musste ich mich durch dichtes Unterholz schlagen, bis ich fast an der AKN-Bahnstrecke herauskam.  Zunächst einmal sah man in den Wipfeln besagter Fichten nichts, aber aus einem bestimmten Winkel konnte ich den Schirm und die Ballonreste doch sehen. Diesmal hatte ich auch nicht nur ein Handy mit, sondern eine Kamera mit recht starkem Telezoom:
Inzwischen hatte ich gelernt, dass man bei einer Baumlandung nicht aufgeben darf, solange man die Radiosonde oder mindestens die 30m lange Schnur klar verortet hat. Also wurde die Umgebung des Baums abgesucht. Und zu meiner großen Überraschung stolperte ich fast über das Teil. Es lag am Boden!
Ich habe dann versucht, an der Schnur den Ballonrest herauszuziehen, was aber scheiterte. Ich hatte die Schnur - ohne alles - in der Hand. Etwas daneben fand sich abgerissen der Abroller - ohne jede Schnur. Offenbar hatte der sich von der Meppenpappe (von der keine Spur zu sehen war) abgerissen, denn in Meppen werden die Abroller ja an die Pappe und nicht an den Ballonhälsen mit roter Leine festgeknotet. Das führte aber nun dazu, dass an den Fallschirm kein Herankommen war.








Ich war zunächst davon ausgegangen, dass die Sonde wegen des windigen Wetters vom Baum gefallen ist. Aber das scheint nicht zu stimmen: Ganz offenbar lag die Sonde auch schon am 22.12. am Boden! Denn der Druckmesser zeigte bei einem Test fast 4 hPa weniger an als mein Handy-Drucksensor, was genau der Differenz vom 22.12. entspricht. Hier hatte mich das Vertrauen auf die "Fernaufklärung" vor Ort und der Augenschein des in großer Höhe hängenden Fallschirms zu sehr entmutigt. Andererseits erlaubte mir die schnelle Heimfahrt die rasche Bergung der Sonde L2133109 in Moorwerder.

Freitag, 16. Dezember 2016

DFM 09 aus Pinneberg ohne Fallschirm und ohne Label

Heute bemerkte ich vor dem Mittagessen auf der Bremer Radiosondenseite eine DFM09 aus Pinneberg. Die Windgeschwindigkeit und die Vorhersagen deuteten darauf hin, dass der Ballon nicht weit weg fliegen würde. Ich packte auf eine Laborbench mein Notebook und eine Yagiantenne und ließ das ganze laufen. Nach dem Mittagessen ein weiterer Blick auf Sondemonitor: Kein Empfang mehr. Auf der Bremer Seite war erkennbar, dass die Sonde inzwischen gelandet war und dass die Telemetrie in großer Höhe zeitweise unterbrochen war.
Open Streetmap / Bremer Daten


Ich stellte dann fest, dass auch meine Aufzeichnung genauso aussah, dass sie aber die GPS-Koordinaten bis in 284m Höhe zeigte - und nicht nur bis in 696m. Daher war auf meiner Aufzeichnung auch noch ein Schlenker erkennbar, den die Sonde Richtung Nordwesten zog.

Open Topomap / eigene Daten


Ich bin dann Bus und S-Bahn in die Nähe der Landestelle gefahren und hatte sofort Empfang, der aber schnell krächzender wurde - offenbar ging die Batterie zuende. Die GPS-Koordinaten der Landestelle konnte ich auch sofort ableiten. Die Landestelle befand sich offenbar in einem Garten eines Privatgrundstücks. Ich klingelte an der Tür, erklärte einer netten älteren Dame das Problem, und sie erlaubte mir eine kurze Suche. Sofort konnte ich einen kleinen Ballonrest  auf dem Rasen identifizieren und eine Schnur, die in einem relativ hohen Lebensbaum endete . Ein kräftiger Zug an der Schnur befreite die Sonde aus dem Wipfel. Die LEDs an Bord blinkten noch. Die Hausbesitzerin bekam die Sonde erklärt und ließ mir das Objekt der Begierde - danke!

Ich hatte zwar schon eine Pinneberger DFM09 fotografiert, aber noch nie geborgen. Zwei Dinge fand ich erstaunlich:

1) Die Sonde hatte keinen Fallschirm. Landegeschwindigkeit mit einem relativ kleinen Ballonrest war ca. 10km/s. Zwar ist das nach GRAW-Firmeninformationen möglich, aber bisher hatte jede der von mir bisher geborgenen DFMs einen Fallschirm (alle drei kamen von der Bundeswehr).

2) Es gab keinerlei Hinweis auf den Absender der Sonde - keinen Begleitbrief, keinen DWD-Label, nichts.


Der Startplatz ist aber klar der DWD-Standort in Pinneberg. Die Starts dort dienen nach Internetinformationen dem Testen von Radiosonden-Hard-und Software für Aufstiege von (Forschungs-) Schiffen aus. Klar ist, dass man auf See keine Label und keine Fallschirme braucht. Auch die in der besagten Quelle beschriebene Pinneberger DFM09 hatte keinen Fallschirm.



Dienstag, 6. Dezember 2016

SGP-Sonde nach GPS-Koordinaten gefunden

Die Radiosonde M2034073 startete am Sonntag , den 4.12.2016 um 10:45 von Schleswig. Ich konnte das Sondensignal von Hamburg Altona aus verfolgen und die Landestelle recht genau eingrenzen. Ich konnte allerdings erst in der späten Dämmerung am Landeort eintreffen. Ich habe dann versucht, die Sonde durch Peilen auf einem Stoppelfeld zu finden. Das Signal war sehr stark, aber in der absoluten Nähe der Sonde konnte ich nichts entdecken. Klar war, dass die Sonde sehr dicht am Rande des Stoppelfelds lag, aber im Schein meiner Taschenlampe war nichts zu sehen, auch nicht in den vom Lichtkegel erreichbaren Bäumen. Frustriert gab ich auf. Sondemonitor gab sogar Koordinaten, aber in derem weiterem Umfeld lag keine Sonde, und auch die Peilung passte nicht zu diesem Ort. .

Ich hatte aber ein wenig von dem Sondensignal als Audiodatei aufgezeichnet. Diese konnte ich  am Abend mit einem alternativen Decoder decodieren. Dieser ist vor allem genauer als Sondemonitor, und er kommt auch mit schlechten Satellitengeometrien (typisch für SGPs am Boden) besser klar.


Damit gelang es mir, die Position sehr genau festzustellen. Google-Earth zeigte: Die Sonde hing in einem Baum, wofür auch der enorm starke Empfang sprach. Sowohl GPS als auch eine Höhenberechnung aufgrund des Drucksensorsignals zeigten, dass die Sonde 10-15m über dem Boden hing. Alle Infos passten also zusammen.

Am 6.12. konnte ich den Landeort bei Tageslicht besuchen. Den großen Ballonrest sah man bei Tageslicht schon aus großer Distanz, und er hing tatsächlich  im besagtem Baum!


Wegen der erwarteten Baumlandung hatte erstmals ich meine 8m lange GFK-Teleskopstange dabei. Ich hatte Glück: Der ungeöffnete Fallschirm befand sich ca. 6m über Grund. Ich konnte mit einem am Ende angebrachten Haken die Fallschirmseile greifen und zu Boden ziehen. Nach allerlei Seilmanövern kam die Schnur von einigen Astgabeln frei, wodurch sie die Sonde, wenn man am Fallschirm zog oder die Schnur entlastete, nach oben und unten bewegte. Also wurde die Schnur gekappt, wodurch die Sonde gravitativ beschleunigt nach unten segelte.


Eine etwas schwere Geburt, diese Sondenbergung. Aber: Ich habe hierbei eine Menge gelernt.

Samstag, 3. Dezember 2016

Radiosonde am Himmel gesehen und am Boden gefunden

Heute flog die Schleswiger 12Z-Radiosonde ( M2043581) von Nordwesten auf Hamburg zu. Der Predictor sagte voraus, dass das Teil auf Höhe Norderstedt schnell nach Osten abgetrieben werden würde und dadurch in Reichweite meiner Balkonsternwarte gelangen würde.Also wurde nach der Jupiteraktion am Morgenhimmel das Fernrohr sorgsam vorfokussiert und in Home Position geparkt. Und kurz vor 12Z war wieder alles vorbereitet. Yagiantenne und RTL-SDR konnten die Sonde, sobald sie um die Dachkante kam, einwandfrei empfangen, und Sondemonitor verriet mir wie üblich Azimut und Höhe. Ich hatte das Ding auch schnell im Sucher und auch im  Gesichtsfeld des 38mm Kuhaugen-Okulars (65X). Mit freiem Auge war sowohl Radiosonde als auch sehr hell beleuchtet - Oppositionseffekt! - der Ballon zu sehen. Der sah aber merkwürdig aus, so ein flatterndes Etwas. Ein Blick auf Sondemonitor verriet, dass es bereits wieder rapide abwärts ging. Der Ballon war schon in 27500m Höhe geplatzt - aber nicht wie häufig in 1000 Stücke. Was da flatterte war offenbar ein riesiger Ballonrest. Ich versuchte noch, das Okular gegen die Kamera zu tauschen - aber leider ohne Erfolg. Dann baute ich rasch alles Optische ab und packte schon mal meine Sachen. Denn die Sonde hatte eine sehr hohe Fallgeschwindigkeit, der Fallschirm war weitgehend unwirksam. Daher rechnete ich mit einer Landestelle in S-Bahn-Reichweite - sehr passend zu den kurzen Tagen derzeit. Währenddessen zeichnete SondeMonitor brav alles auf.

Ich hatte die Sonde bis in eine Höhe von 104m erfasst. Das erwies sich als wesentlich. Denn die Sonde wechselte unmittelbar vor der Landung zweimal die Richtung um 90 Grad und flog statt Richtung SW auf dem letzten Stück ihrer Reise nach NNO.


Nur mit der Bremer Radiosondenseite wäre es heute schwieriger gewesen, denn die zeigt den letzten Schlenker nicht. Der Einschlagpunkt war unweit vom S-Bahnhof Moorfleet. Die nächste S-Bahn in die Richtung war meine, und in der Bahn konnte man ein wenig die Aktion vor Ort vorplanen.

An der Bahnbrücke Moorfleet war die Sonde gut zu empfangen, aber leider gelang es mir nicht, ihr GPS-Positionen mit Zilogs 2D-Decoder zu entlocken. Irgendwas mach ich gerade falsch - denn der Decoder spuckte auch mit dem Mitschnitt der Landephase nix aus. Also hilft nur peilen! Das Gelände war eine allgemeine Industriebraache mit zugeschütteten Fleeten und Gewerbegebieten, hohen Lagerhallen, Bürohäusern, Zäumen. Westlich vom Ikea. Zuerst war der Plan, von Norden her zu peilen, aber da war ein hoher Erdwall und kein Empfang. Und zwischen mir und der Sonde ein Spülfeld ("Vorsicht, Lebensgefahr"). Also gehts nur von Süden. Habe mich an die extrapolierte Position gehalten und stand am Ende vor einem großen LKW-Parkplatz - offenbar ein Logisttikunternehmen. Der lange schlauchförmige Parkplatz führte 200m Richtung erwarteter Landeposition.  Vor dem Tor ein Peilversuch mit dem letzten Tropfen Akku-Power. Jawoll: Das Signal war nicht sehr stark - aber die Richtung, in der der Parkplatz orientiert war, zeigte optimal auf die Signalquelle. Das macht Mut, obwohl letzte Zweifel bleiben. Peilen zwischen LKWs in Häuserschluchten ist nicht sehr sicher.

Das Tor war offen. Da hing diese Überwachungscam. Weit und breit war aber  niemand, den man hätte fragen können (Samstag eben), und da war auch keinerlei Verbotsschild. Also fühlte ich mich herzlich eingeladen.  Peilen konnte ich nicht mehr, Recherakku alle. Die Richtung war ohnehin klar. Also Augen aufgesperrt. Wer beschreibt meine Freude, dass nach ca. 150 Metern zwischen 2 LKWs sich folgender Anblick bot:
Yess. Es ist erstaunlich, wie sich bei bei wenig Bodenwind eine 30m lange Schnur in sich selbst aufzwirbelt und komplett verschwindet. Hatte ich neulich schon mal bei der Radiosonde in Ahrensburg. Der Fallschirm lag in der Ballonhülle - fein säuberlich zusammengefaltet. Ungewöhnlich. Normalerweise tragen die SGP-Sonden an der Programmier-Klappe eine Seriennummer, diese aber nicht. Öfter mal was Neues. Hatte auch schon mal eine Schleswiger Sonde ohne gelben Label.



Fazit: Mein erster Wetterballon, den ich am Himmel teleskopisch gesehen und dann am Boden eingesammelt habe. Jetzt fehlt nur ein Auffinden eines Ballons nach fotografischer Beobachtung am Himmel. 

Sonntag, 27. November 2016

Wetterballon am Himmel über Hamburg



Sooo, heute kam FAST alles zusammen: Radiosonde aus Schleswig (RS92SGPL; M2143165)  fliegt dicht östlich an Hamburg vorbei, blauer Himmel, prima Durchsicht und trotzdem gutes Seeing. Sondemonitor verriet mir wie schon neulich Azimut und Höhe. Mein 250/2500 Schmidt Cassegrain fährt auf die Position, und der Ballon ist sofort prima im Sucherfernrohr sichtbar - und auch, bei Kenntnis der Position als heller Punkt mit freiem Auge, deutlich heller als die Venus, also -6 bis -7mag . Zu Anfang bewegte sich die Sonde wegen der extremen Höhenwinde und der geringen Distanz (30km von mir zur Sonde) ziemlich schnell durchs Gesichtsfeld. Aber dann konnte ich die Sonde einigermaßen im Gesichtsfeld der DMK41-Kamera (Chipgröße 6.4X4.8mm, also am Himmel ca. 10' über die Bilddiagonale)  halten und bis zum Platzen verfolgen.

Ich habe die Videos jetzt eben durch PIPP gejagt (zentrieren auf Ballon, Flatfieldkorrektur), und hier gibts jetzt ein paar Resultate. Um es kurz zu machen: Alles, was ich neulich bei der DFM09 aus Pinneberg sehen konnte, war auch wieder zu sehen, nur wegen der geringen Distanz diesmal schön groß. Schon im Okular konnte man die Sonde erkennen, wie  sie unter dem Ballon daherpendelt. Im Video gab passte immer wieder mal der Glanzwinkel, so dass man die Schnur sah:


Und auch bei den SGPs gibt es Flares am Instrumententräger - kannte ich bisher nur von der DFM.







Hier mal ein Zusammenschnitt als Video, der alle Erscheinungen zusammen zeigt:






Das Platzen habe ich nicht optimal erwischt, da fehlen ein paar Frames. Auch musste ich auf 3FPS runterschalten, weil die Festplatte voll zu werden drohte



Obwohl ganz offenkunding die Hülle weitesgehend weggeflogen ist, hat sich der Fallschirm nicht optimal geöffnet. Die Landegeschwindigkeit war 14m/s, und das Ding dürfte nahe Stixe im Amt Neuhaus runtergekommen sein. Amt Neuhaus - der einzige Teil Niedersachsens, der bis zur Wende zur DDR gehörte - kein Witz. Für mich schlecht erreichbar - ich würde mir gerne mal eine der am Himmel fotografierten Sonden schnappen. In sofern wars nur FAST optimal.

Aktualisierung am 18.12.
Ich hab mal die Fotos von der teleskopischen Sondenverfolgung vom 27.11.2016 ein wenig weiter ausgewertet. Hier mal der Groundtrack laut Bremer Seite, mit meinem Standort und dem Burstpunkt:

Habe mittels Google-Earth die Entfernung und per Pythagoras die Luftlinien-Entfernung ausgerechnet (das ist nur eine Abschätzung, da Kugelform der Erde nicht berücksichtigt, aber für die quick and dirty Genauigkeit sollte das reichen). Danach war das Ding bei Beginn der Beobachtung 28km weg und beim Burst 61km.

Mit der Pixelgröße der DMK41 und der Brennweite des Teleskops habe ich dann die Größe des Ballons in Metern bestimmt.




Donnerstag, 27. Oktober 2016

Schleswiger Radiosonde landet in Ahrensburg

Die 0Z-Radiosonde (M2513771) aus Schleswig sollte laut Predictor in meiner Heimat landen - im Raum Ahrensburg, Großhansdorf. Spaßeshalber erzählte ich am Telefon meiner Mutter, dass wenn es nachts um 3:00 laut "klong" sagt, eine Radiosonde auf dem Dach ihres Hauses gelandet sein dürfte.

Daher habe ich gespannt diesen Flug auf meinem Balkon in Hamburg Altona mit Yagiantenne und USB-Stick verfolgt. Der Kontakt riss erst in einer Höhe von 75 Metern ab, Die Landestelle lag offensichtlich mitten in meiner Geburtsstadt Ahrensburg, ganz unweit vom Bahnhof, zwischen den Straßen Hagenau und einer Seitenstraße der Hagener Allee. Also bin ich mit einem der ersten Züge vor der Arbeit noch schnell hingefahren,obwohl eine Jagd mitten in einem Wohngebiet nicht unbedingt erfolgreich zu sein verspricht.

Die Vaisala RS92SGP- Sonden senden leider meist keine vernünftigen GPS-Positionen nach der Landung, sondern nur die meteorologischen Parameter. Diesmal konnte Sondemonitor sogar Länge und Breite ermitteln. Die lagen aber Kilometer daneben. Da half wie üblich nur peilen.

Es war noch dunkel, als ich ankam. In besagter Seitenstraße gab es ein starkes Signal. Zwischen den dort stehenden Mietshäusern wurde das Signal stets stärker, wenn man von der Straße weg Richtung Hagenau ging. Aber irgendwie lag die Landestelle wohl hinter der Grundstücksgrenze der Mietshäuser. Das machte auch von der Bahn der Sonde her Sinn, wenn man die allerletzte Position ignorierte. Also erkundete ich als nächstes die Straße Hagenau. Und hier war das Signal extrem stark.Auf dem Wasserfalldiagramm sah man jetzt auch diverse Nebenmaxima weitab der eigentlichen Frequenz. Das hat man nur, wenn man wenige Meter neben der Sonde steht. Die Nebenwellen veränderten die Stärke, je nachdem wohin man die Antenne zeigte. Irgendwann war klar, dass die Sonde in der Gegend eines hohen Nadelbaums und eines Apfelbaums auf der Nordseite der Straße liegen musste. Ein Blick über den Zaun gab kleinen Aufschluss, aber es war ja auch dunkel. Da auch meine Laptopakkus allmählich zur Neige gingen, ging ich zum Bahnhof Ahrensburg zurück und wärmte mich ein wenig auf und wartete die Dämmerung ab.

Zurück an der Landestelle war der Rest ohne weiteren Funkempfang schnell in Erfahrung gebracht. Man konnte neben den Bäumen von der Straße auf einen Vordergarten gucken, und in dem lagen fein ausgebreitet Fallschirm, Ballonrest, Schnur und Sonde.

In dem dazugehörigen Reihenhaus war Aktivität, und so klingelte ich mal an. Ein netter und interessierter Herr machte mir auf. Er hatte den Ballon auch schon bemerkt und war natürlich erstaunt, woher ich das auch schon wusste. Ich habs ihm erklärt. Seine Frage war natürlich, wem das Ding denn nun gehört. "Ihnen natürlich, denn Ihnen gehört schließlich das Grundstück". Bevor er es aber wegwirft, würde ich es schon gerne mitnehmen. Er war aber interessiert, wollte es als Andenken behalten und gerne Freunden und Kindern zeigen. Das konnte ich sehr gut verstehen und bat ihn, das Ding fotografieren zu dürfen. "Klar, gehen Sie einfach in den Hintergarten". Dort ergab sich folgender Eindruck:
Die Sonde war wegen der Windstille fast senkrecht gelandet, und daher hatte sich die 30m lange Schnur komplett in sich verzwirbelt, und das ganze lag sehr kompakt auf dem Rasen. Ich habe dem Besitzer noch die Batterie ausgebaut und nach einem Emailaddressenaustausch schieden wir freundlich.Ich finde, dass es bei der Radiosondenjagd nicht in erster Linie auf die Besitznahme des Objekts ankommt, sondern mehr auf die Vorbereitung, das Empfangen, das Kombinieren, Suchen, Peilen und erfolgreiche Finden, und wenn man dabei sogar noch andere Leute für  die Radiosonden interessiert, kann man mit dem Ausgang der Aktion sehr zufrieden sein.


Samstag, 22. Oktober 2016

RS41 Testserie in Sasel zuende?

Wir hatten in Hamburg Sasel eine längere Testserie von RS41-Sonden in den letzten Wochen. Es gab fast durchgehend Starts um 0Z und 12Z, also ein regulärer Flugbetrieb. Sie haben dort einen Autosonde-Startautomaten auf dem Dach. Da dieser Sondentyp ein verwertbares GPS-Signal auch nach der Landung aussendet, konnte man die Sonden relativ leicht finden, sofern man die Landestelle ungefähr kannte und vor Ort Empfang hatte.


Diese Woche fielen die Starts ab Mittwoch weitgehend aus, nur die Donnerstags 12Z-Sonde wurde gestartet. Sie landete im Raum Stade unweit einer S-Bahn.Station, leider auf dem Gelände eines größeren Umspannwerkes. Die Testserie scheint wohl vorbei zu sein, und Sasel kehrt möglicherweise zu dem Betrieb, den wir vorher hatten, zurück. Also: 1-2 mal die Woche ein Start, oder sogar noch  seltener - wochenlang keine Starts. Die RS41 ist der Nachfolger der SGP-Sonden, und offenbar wollte der DWD außerhalb seines regulären Flugprogramms Erfahrungen sammeln, wie sich die neue Sonde im Vergleich verhält. Eine alternative Erklärung: Sie haben ein paar technische Probleme und starten demnächst wieder häufiger.






Freitag, 14. Oktober 2016

Manöversonden über Schwarzenbek

Am 14.10.2016 sah ich nachmittags auf der Bremer Radiosondenseite eine bei Soltau gestartete Bundeswehr-Manöver-DFM09 in einem Bereich östlich von Hamburg einschweben. Derartige Massenaufstiege hatte es schon in der ganzen Woche gegeben, diesmal stimmte aber die Richtung. Das Landegebiet östlich von Lüneburg war aber schlecht mit Öffis erreichbar. Hab die Sache dann nicht weiter verfolgt, aber etwas später zeigte die Seite drei weitere DFM-Sonden. Eine war wohl ziemlich schnell geplatzt, aber die beiden anderen landeten gerade im Raum Schwarzenbek! Ich mach in solchen Fällen eine Quick-and-Dirty-Abschätzung der Landestellen. DFM09s senden auch am Boden genaue GPS-Koordinaten, so dass man nur schnell -bevor die Batterien verenden - vor Ort sein muss. Eine Landestelle lag im Sachsenwald - das klang auf den ersten Blick wenig aussichtsreich. Die andere Position befand sich in einem relativ freien Gelände nördlich von Schwarzenbek beim Dorf Grove - Felder, Wiesen, wenige Knicks und kaum Wald.






 Also rasch eine HVV-Ergänzungskarte und eine Fahrradkarte erstanden und auf nach Schwarzenbek. Dort kam ich um 19:45 an. Eine kleine Radtour - es war schon Nacht - brachte mich nach Grove. Die Idee war: Wenn die Landestelle ungünstig lag, könnte ich vielleicht immerhin ihre genaue Position in Erfahrung bringen und am nächsten Tag - einem Samstag, wiederkommen. Bushäuschen sind eine ideale Infrastruktur für den nächtlichen Sondenjäger! Um die Uhrzeit fährt dort kein Bus, man hat das Ding für sich und kann auf der kleinen Bank in Ruhe seine Antenne zusammenschrauben, den Rechner booten, ermittelte Landestellen im Netz checken usw. Einge Suche im Sondenband (die genaue Frequenz war mir unbekannt) und wirres Herumfuchteln mit der Antenne in der fraglichen Richtung ergab einen schwachen Empfang einer DFM09, die mir auch ihre GPS-Koordinaten verriet.



Google Earth zeigt die Landestelle auf einem freien Feld unweit eines gut erreichbaren Feldwegs! Das war doch schon mal der halbe Sieg!





Also nichts wie hin! Der Acker war ein teilweise abgeerntees gut begehbares Maisfeld. Per GPS hab ich mich im Taschenlampenschein zu der Stelle leiten lassen. Ich hatte Glück: Die Sonde lag gerade noch im abgeernteten Teil. Das Bild zeigt die Sonde und den Beginn der Schnur, die mich zum dem kleinen roten Fallschirm und dem noch kleineren roten Ballonrest (lieber rot als tot - Ihre Bundeswehr) brachte.



Der typische Bundeswehrzettel hatte den ungewöhnlichen Stationscode 10000, und die Startzeit war handschriftlich in MESZ und nicht in UT angegeben. Das sind wohl eher die Artilleristen als die Wetterfrösche - anders als bei den Sonden aus Bergen oder Meppen.




In Schwarzenbek fahren die Züge nach Hamburg am Freitag nur alle Stunde oder noch seltener. Da ich mich bei der Abfahrtszeit vertan hatte, nahm ich an, dass ich mich besser beeilen sollte, den Zug um 21:34 zu bekommen. Also wurde auf dem Rückweg richtig in die Pedale getreten. Vergebens - denn der Zug fuhr in Wirklichkeit erst in einer Dreiviertelstunde, um 22:22 - in einer Stunde! Wie schlägt man die Zeit tot? Da ich mich langweilte,wurde auf dem Bahnsteig meine Antenne zusammengeschraubt und in die Luft gehalten. Zu meiner großen Überraschung konnte ich ein schwaches Signal einer DFM detektieren! Das war die zweite DFM, die im Sachsenwald niedergegangen war. Ich hatte nicht erwartet, sie von dort aus empfangen zu können.



Die GPS-Koordinaten lagen tatsächlich im Wald, aber nur eine Fahrbahnbreite links vom Fahrradweg der B404! Wie schön ist doch mobiles Internet!



Was tun? Ich war vor Ort,  mein Fahrrad hätte mich sehr schnell zur keine 3km entfernten Landestelle und zurück gebracht. Der letzte Zug fuhr kurz vor 1:00. Zeit war mehr als genug vorhanden. Aber war das schlau? Kurz Terrainhöhe und Geoidhöhe abgschätzt und stark vermutet, dass die Sonde ca. 6m über dem Boden hängt - vermutlich in dem in Google Earth erkennbaren Baum. Für eine erhöhte Position sprach auch der für die Entfernung recht gute Empfang. Das Gelände sah in Google Earth unübersichtlich aus - Bäume und viel Unterholz. Für eine Suche im Dunkeln ist das vielleicht nicht so ganz optimal. Auf der anderen Seite war der Platz gut erreichbar. Ich entschloss mich, doch zurückzufahren und morgen bei Tageslicht zurückzukehren. Was sich als richtig herausstellte.

Nächsten Morgen - ein Samstag - hatte ich kein Rad, keinen Rechner und keine Antenne dabei, dafür Wanderschuhe und 2 Teleskopstangen, mit denen man 3.5m hoch reichen konnte. Also wanderte ich von Schwarzenbek aus zur Landestelle, wo man, wie erwartet, schon von der Straße aus einen freien Blick auf die am Baum pendelnde Radiosonde hatte.



Die Stangen waren sinnlos - die Sonde war zu hoch. Meine 6m - Schätzung vom Vorabend traf leider voll ins Schwarze. Die Schnur verschwand in den Wipfeln der Bäume. Wo war der Fallschirm? Ich schlug mich durchs Unterholz und fand ihn nach einiger Suche in einem anderen Strauch verklemmt vor, von wo aus die Schnur stramm gespannt über mehrer Bäume verlief. Und der Ballonrest war in erreichbarer Höhe! Daran konnte ich den Fallschirm und Abroller zu mir herunterziehen.


Brachte mich das weiter? Erstmal war dieser Teilerfolg eher kontraproduktiv: Wenn man die gespannte Schnur entlastete, hing sie leider durch, und am anderen Ende kam die Sonde nicht wie erhofft herunter. Man konnte sie nur nach oben ziehen, aber abwärts klemmte etwas. Durch mein Zerren war die Sonde auch bereits komplett und irreversibel meinen Blicken entschwunden! Mit ein paar Schnurmanövern konnte ich die Schnur von einigen Astgabeln loskriegen, aber das änderte nichts zu meinen Gunsten. Also habe ich die Sonde ganz nach oben gezogen und tatsächlich mit etwas Gewalt über den Widerstand hinaus befördern können, von wo aus sie mit einem Schwall Blätter abwärts segelte. Yeah!




Auf dem Heimweg durch die Außenbezirke von Schwarzenbek war guckten mich einige Eingeborene,  die adrett gekleidet ihre schmucken Gärten pflegten oder sich ein paar Brötchen holten, ziemlich lange an. Was war wohl von dem Typen zu halten, der zwei lange Stangen in der Hand, mit leicht verschlammten Wanderschuhen und breitem Grinsen, "guten Tag" sagend, an ihnen vorbeiging?



Sonntag, 9. Oktober 2016

Von Fallschirmen in Jauchegruben und in Vordergärten

Hatte 2 unterschiedlich erfolgreiche Sondenjagden dieses Wochenende. Einmal die Jagd nach einer Saseler RS 41 östlich von Winsen/Luhe. Allmählich wird es für die 12Z-Sonde etwas zu früh dunkel. Wenn sie nach 15:00 landet, braucht man zur Analyse der Situation und der Anreise schon zu lange bis zum Dunkelwerden. Ich bin mit dem Regionalzug nach Winsen gefahren und dann 12km mit dem Rad zur Landestelle, wobei es stark regnete. In einem Bushäuschen 1km von der vorhergesagten Landestelle (hatte bis 190m Höhe Empfang von Hamburg aus gehabt - Zilogs Decoder war besser als Sondemonitor), konnte ich den Rechner im Trockenen booten und einen Empfangsversuch unternehmen. NIX! Also einpacken. Allmählich hatte es aufgehört zu regnen. Weiter bis zur vorhergesagten Landestelle geradelt, wo ich schon in der Dämmerung ankam. Dort wieder ein Empfangsversuch: Jawoll - ein Signal! Und GPS-Koordinaten. Das Ding (M1020066) war nur 150m entfernt, und das Signal war immer noch merkwürdig schwach. OK, da hilft nur ein Ausflug zur Landestelle. Ein Feldweg führte bis dorthin, und auf den ersten Blick war es ein idealer Landeplatz auf einem abgeerntenen Feld. Aber dann war da dieser Erdwall und dieser 3m hohe Maschendrahtzaun, der ein 20X20m Gelände umgab. Ich war dann 15m von der Landestelle weg. Keine Spur von Fallschirm, Schnur oder Sonde!. Ich kletterte auf einen Erdwall, um mir im Schummerlicht einen Überblick zu verschaffen. Das eingezäunte Gelände war eine Grube, die mit Teichfolie abgedichtet war (Güllegrube? Düngervorrat? Rübenmiete?).



In der Grube lagen Fallschirm und Ballonrest und etwas Weißes, was wahrscheinlich die Sonde war - und laut Google Earth auch sicher war. Jetzt war klar, warum der Empfang so schlecht war: Die Sonde lag IN der Grube, ca. 5m unter Terrainhöhe. Ein paar Stallungen waren in der Nähe, das Haus in der Umgebung wurde nach Aufschrift nicht vom Bauern, sondern von einem Tischler bewohnt - und auf Verdacht jemandem auf die Hütte zu rücken am Sonntag Abend - ich weiß nicht. Also blieb nur eines: Zurückradeln - glücklicherweise bei trockenem Wetter. Freiluftbewegung ist auch mal ganz nett.

Nächsten Morgen ein Blick auf die Bremer Radiosondenseite. Die 0Z Sonde von HH-Sasel (M1020068)  hat in der Nacht eine Hamburger Stadtrundfahrt mit zwischenzeitlichem Ausflug in die Stratosphäre hingelegt.


Da kaum Wind war, schwebte sie über verschiedenen Stadtteilen, um nur 11km vom Startplatz im Stadtteil Lokstedt niederzugehen. Vor der Arbeit kurz mal da hin. An der Bushaltestelle Veilchenweg eine Antenne in die Luft gehalten, mit bestem Empfang und üblichem Erfolg. Landestelle lag links einer Straße mit elativ großräumigen Einzelhäusern. An dem fraglichen Grundstück lag schon der Fallschirm auf der Einfahrt. Die Schnur verschwand auf einem Vordach. Im Haus Licht und Aktivittät. Also klingeln. Eine ältere Dame war empört, dass "die Kinder einen Drachen" auf ihrer Einfahrt platziert haben. Hab sie dann über den wahren Urheber des "Drachens" aufgeklärt und die Vermutung abgelassen, dass mehr in ihrem Hintergarten liegen müsste. Sie hat dann eine ziemlich undurchdringliche Stahltür aufgemacht,  und direkt dahinter lag - surprise, surprise - eine RS41. Musste ich ihr erklären, was solche Sonden für einen Sinn haben und dabei mehrfach dementieren, dass ich vom Wetterdienst sei, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnte, dass jemand sowas aus Daffke macht. Wenn man das nicht ausdrücklich dementiert sondern nur erklärt, dass man hinter der Sonde her ist, ist man für die Leute automatisch "der Mann vom Wetterdienst". Sie wollte die Radiosonde nicht haben und war wohl ganz froh, dass jemand den Dreck freiwillig wegmacht. War ein wenig empört, dass sowas "mitten in der Stadt runterkommt". Auch darüber konnte ich sie aufklären - dass nämlich normalerweise die Dinger mehr als 100km entfernt auf dem flachen Land herunterkommen und die Leute, die sowas starten, keinen Einfluss auf das Landegebiet haben.