Sonntag, 27. Juni 2021

Mücken, Bremsen und ein Kaltsonden-Bergen-Hattrick

Letzte Woche schaffe ich es zeitbedingt nicht, alle Bergen-Flüge, die südwestlich von Hamburg niedergehen, zeitnah mit Tawhiri-Predictions zu versehen. Ich gehe davon aus, dass die Szene vor Ort schon losfahren will. Am Freitag guck ich mal in Radiosondy nach, welche Sonden denn nun eingesammelt sind und stelle erstaunt fest, dass drei aufeinander folgende Sonden im Raum Zeven noch nicht als geborgen eingetragen wurden. Die Landestellen sind alle relativ entlegen, so dass eine gute Chance besteht, dass sie  noch da sind. 

Da ich so lange nach den Flügen keine Tawhiri-Prediction machen kann, rechne ich einfach eine Extrapolation auf Basis der letzten Positionen, Geschwindigkeiten, Flugrichtung, Geländehöhe, Geodidhöhe usw. Kurts Daten zeigen die Sonden grundsätzlich bis knapp über dem Boden. In solchen Situationen sind Extrapolationen oft genauer als wettermodellbasierte Predictions, so dass ich recht optimistisch bin, dass die Orte sehr genau stimmen.

Am Samstag ist das Wetter prima, und ich habe unbändige Lust auf eine längere Radtour. Ich plane eine Tour, die alle drei Landestellen und ein paar ältere Positionen umfasst. Leider ist das Gebiet ein schwarzes Loch des öffentlichen Nahverkehrs. Starten müsste man in Lauenbrück, und die ganze Tour bis zum Bahnhof Apensen ist 55km, nicht gerechnet ein paar Umwege, die man auch noch fahren muss. 

Mir fehlen noch ein paar Dinge, die ich in der Stadtwohnung habe, und ich muss auch noch meine kaputten Wanderschuhe vom örtlichen Schuhmachermeister abholen. So bin ich erst recht spät in Lauenbrück. Knapp 60km muss man, selbst wenn man pro Sonde 30 Minuten rechnet, locker bis zum Zug um 21:10 ab Apensen abbacken können, und zur Not fährt auch noch einer um 23:10. Ich weiß natürlich, dass diese Rechnungen immer zu optmistsch sind.

Es geht zunächst nach Stemmen. Hier leiste ich mir einen kleinen Umweg. Nicht weit weg sehe ich auf Locus eine Landestelle einer Sonde von 2019 (P3330258). Die Prediction ist schlecht und der Bereich ist teilweise beackert, es gibt aber einen bewaldeten Rand eines Kieskuhlengeländes direkt an der Straße, wo so eine Sonde vielleicht überdauert haben könnte. Ich fahre hin. Für eine richtige Suche habe ich keine Zeit, und auffällig liegen da nur ein paar weiße Joghurtbecher herum. Zurück in Stemmen geht es weiter auf der ursprünglich geplanten Route.

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
 
S3120714
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 23.6.2021 00:00Z
Track Wettersonde.net und Radiosondy
Maximale Höhe: 35006m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.16 m/s 
Landegeschwindigkeit: 10.3 m/s
Landestelle: Tister Moor, LAT, LON: 
53.257332,9.549593, Google Maps
Status: Stangenbergung, 26.6.2021, 13:54UT
Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten

 

Das erste Ziel ist das Tister Moor. Der Ostteil dieses Moores ist renaturiert und Naturschutzgebiet. Meine Landestelle liegt im Westen. Hier ist das entwässerte ehemalige Moor aufgeforstet und von Gräben und Pfaden durchzogen. Vom Hauptweg zweigt ein passender Querpfad ab, und von dem führt ein auf den Karten nicht eingezeichneter schmalerer Weg nach Norden. Hier kette ich mein Rad an einen Baum und sehe ein paar Meter vor mir eine Schnur herunterhängen. Was hängt dran? Fallschirm und Ballonrest.


Wo ist die Sonde? Ich gehe in Flugrichtung und sehe sie nach einiger Suche am Baum hängen. Entlastung der Schnur auf der Fallschirmseite hat keinen Effekt, also nehme ich Maß mit der 10m Teleskopstange. Sie ist um ca. 1.5 Meter zu kurz. Zudem bin ich von einer Wolke blutrünstiger Mücken umgeben und habe leider kein Autan dabei. Dies ist eben ein ehemaliges Moor mit vielen Torfstichtümpeln. 

 Im weiten Umkreis liegen überall abgestorbene Lärchenzweige herum. Die sind superleicht, und da ich prima exakt unter der Sonde stehen kann, versuche ich, mit etwas Isolierband einen solchen an der Spitze der Stange anzubringen 


Der erste Zweig reicht, um den Boden der Sonde anzutippen. Also wird er gegen einen längeren, dieses mal das Modell mit ausladenden Seitenzweigen, ausgetaucht. Die könnten als Hakenersatz taugen. Und tatsächlich gelingt es, im 4. Versuch die Schnur zu fassen und Stück für Stück nach unten zu ziehen






Das Einpacken der Sachen und das Verschwinden von der Landestelle kann wegen der Mückenwolke nicht schnell genug gehen. Auf dem Hauptweg sind weniger Mücken, und ich möchte noch ein paar Fotos für die Whatsappgruppe posten und auf Radiosondy das Ding als geborgen melden. Jetzt aber greifen die großen Bremsen an, so muss ich das abbrechen. Der Fahrtwind bläst die Viecher weg, aber bei jedem Anhalten beginnt das Spiel von Neuem: Je nach Umgebung Bremsen, Mückenwolken oder beides. 

Weiter geht es über Sittensen nach Groß-Meckelsen. Hier hängt dicht an der Oste eine DFM17 aus Pinneberg 20m hoch in einem Baum. Alex hatte D20039190 nach dem Flug lokalisiert. Da es kein große Umweg ist, schaue ich kurz vorbei. Unter dem Baum liegt keine Sonde, und oben kann ich nichts sehen. Als ich ein paar Meter auf das im Ostetal liegende Maisfeld trete, kann ich eine straff gespannte Schnur im Wipfel erkennen. Die Sonde selbst sehe ich nicht. Der Sache weiter nachzugehen, hat keinen Zweck.  Die komplizierte Sondenbergung im Tister Moor hat viel Zeit verschlungen, und bis Brest-Aspe ist es noch weit. Am Abend danach entdecke ich auf Radiosondy, dass die Sonde schon am Tag nach dem Flug von Layork mit einer 20m-Stange geborgen wurde. Diesen Umweg hätte ich mir schenken können.

In Kuhmühlen sitzen die Leute vor einem sehr hübschen Restaurant an einem kleinen See. Für eine kleine Pause dort ist aber auch keine Zeit. Weiter gehts. Nördlich von Marschhorst liegt die nächste Bergener Sonde. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
 
S3210767
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 23.6.2021 06:00Z
Track Wettersonde.net und Radiosondy
Maximale Höhe: 36553m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.99 m/s 
Landegeschwindigkeit: 7.4 m/s
Landestelle: Groß-Ippensen, LAT, LON: 
53.330856,9.444224, Google Maps
Status: Stangenbergung, 26.6.2021, 17:53UT
Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten

 Die Landestelle liegt direkt am Waldrand. Ein Feldweg führt in die korrekte Richtung, und dann muss ich zwischen zwei Feldern auf einer sehr breiten Treckerspur auf den Wald zulaufen. Und da hängt, von Weitem sichtbar, hoch im Baum ein Ballonrest und der rote Schirm. 

 


 

Zur eigentlichen Landestelle geht es über eine Wiese. Die Sonde hängt allerdings im Knick, und zwischen Wiese und Knick befindet sich ein breiter Graben. 


 




Hier hilft wieder die Stange. An den Schirm komm ich allerdings mit meinen Mitteln nicht heran. Die Schnur ist weiter oben verhakt und lässt sich nicht aushaken,  Schnurzug endet mit Schnurriss.

Zurück am Rad kann ich wieder nichts posten. Nach einem Schauer sind Mückenwolken und einige Bremsen unterwegs. Also schnell zusammenpacken und fluchtartig weiterfahren. 

Das wird auch Zeit, will ich den letzten Zug nach Hause noch erreichen und etwas Zeit bei der dritten Sonde zur Verfügung haben. Hinter Klein-Wohnste geht es direkt an einem alten Baumlander vorbei. Dessen Landestelle hatte Rainer identifiziert, sie liegt nur 30m von der Straße entfernt im Wald. Irgendwann sah man ihn nicht mehr im Baum, und unten lag er auch nicht. Ich hatte die Stelle vor einem Jahr schon einmal erfolglos gecheckt und die Bäume mit dem Fernglas inspiziert. Heute reicht die Zeit nur für eine kurze Überprüfung, ob sie damals nicht doch unbemerkt oben hing und inzwischen heruntergefallen ist. Nach zwei Minuten sitze ich wieder auf dem Rad. 500m weiter starte ich die dritte und letzte Sondenjagd. Ich schließe das Rad an ein Verkehrsschild an der Kreuzung an und orientiere mich. 

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
S3210759
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 23.6.2021 12:00Z
Track Wettersonde.net und Radiosondy
Maximale Höhe: 33270m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.25m/s 
Landegeschwindigkeit: 6.7 m/s
Landestelle: Bockhorst, LAT, LON:
53.353256,9.579760, Google Maps
Status: Geborgen auf Maisfeld, 26.6.2021, 19:40UT
Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten

Ein Feldrand bietet einen bequemen Zugang zur 500m entfernten Landestelle. Wenn sie wieder auf ein paar Meter genau sein sollte, ist die Sonde auf meiner Seite des Grabens herunter gekommen, wenn nicht, habe ich mir im Vorwege einen Übergang ausgeguckt. Tatsächlich liegt die Sonde präzise auf der extrapolierten Position zwischen den noch kleinen Maispflanzen.

Schirm und Ballonrest befinden sich auf der anderen Seite des Grabens, aber hier hilft ein beherzter Schnurzug.


Der Beipackzettel fehlt dieses Mal. Obwohl es einen von Gänsen bevölkerten Tümpel gibt, sind hier wenig Mücken, und den Bremsen ist es offenbar zu kühl.

Zurück am Fahrrad packe ich meine Sachen ein. Ein Velomobil kommt um die Ecke, der Fahrer stoppt und fragt nach, ob ich Probleme hätte. Er erzählt, dass er bei einem Velomobiltreffen war und jetzt in Richtung Heimat unterwegs sei.

In Sauensiek hätte man mit mehr Zeit noch einen Baumlander checken können. Drei Sonden - ein kompletter Bergen-Hattrick übrigens - sind ja auch genug.   Da sage einer, dass es keine Kaltsonden mehr gibt. 25 Minuten vor Abfahrt des Zuges entspanne ich mich auf dem Bahnhof von Apensen. In Buxtehude geht es in den Regionalzug nach Hamburg, der aber baustellenbedingt in Harburg endet. Am Hauptbahnhof stelle ich fest, dass ein direkter Zug nach Ahrensburg fährt, und von da aus bin ich nach einer kurzen Radfahrt gegen 1 Uhr wieder in Schmalenbeck



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Sonntag, 20. Juni 2021

Volltreffer auf dem Garagendach

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
S3120154
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 20.6.2021 12:00Z
Track wettersonde.net, Radiosondy und eigener Empfang
Maximale Höhe: 34578m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.64 m/s 
Landegeschwindigkeit: 11.1 m/s
Landestelle: Stubben, LAT, LON:
53.54115,10.126528, Google Maps
Status: Kaltsondenbergung ; 20.06.2021, 14:06 UT
Methode:Tawhiri-Prediction nach eigenen Daten

Am 20.6.2021 bin ich in Altona, will aber wieder nach Schmalenbeck zurückfahren. Am Morgen toben Gewitter, am Nachmittag beruhigt sich das Wetter. Ich packe die Sachen. Die Mittagssonde aus Bergen soll zunächst nach Langelohe oder Stemwarde fliegen, dann nach Oststeinbek. Am Ende landet sie direkt am U-Bahnhof Merkenstraße. Ich kann die Landung direkt von meinem Balkon bis in 87m Höhe GPS verfolgen. Das ist weniger als Baumwipfelhöhe. Wieder mal eine Stadtlandung, also starte ich das dritte Mal in 3 Tagen die "Operation Urban Rescue". Die vorhergesagte Landestelle liegt laut Karte genau auf dem Dach eines länglichen Gebäudes, von denen je eines auf jeder Seite eines kleinen Weges liegt. Ob man da rankommt? Kann auch sein, dass sie auf dem am Ende des Weges befindlichen Spielplatz liegt. Da wird sie nicht lange unbeachtet bleiben.

Der Rucksack mit den Schmalenbeck-Sachen wird noch rasch mit ein paar Sondenbergungsgerätschaften ergänzt. Dann noch rasch die 10m Stange aus dem Keller geholt und los. So eine  Stadtbergung bedeutet immer einen Wettlauf mit der Zeit. Als ich aus der Station Merkenstraße herauskomme, bin ich nur 250m von der Landestelle entfernt. Leider meldet der TTGO  keinen Empfang - ich bin ganz offensichtlich zu spät.

Direkt aufgeben möchte ich auch nicht, also geh ich erst einmal an der Landestelle vorbei. Die länglichen Gebäude sind Garagen der Mieter der gerade in Renovierung befindlichen Häuser. 
Von einem Baum hängt die Schnur herunter und verschwindet auf dem Dach der flachen Garage. Man kann auf eine Mauer am Rande des Spielplates steigen und hat einen guten Blick über die Dachpappe. 



Offenbar hat sich die Sonde bei dem harten Aufschlag (11m/s Landegeschwindigkeit) ausgeschaltet, aber da oben liegt sie unauffällig und sicher. Mit der Stange wird die Schnur geangelt und gut. Die Bergung ist simpel. Aber wo ist der Schirm?

Ich schneide die Sonde ab und verknote die Schnur an dem Garagen-Türgriff. Die Schnur verschwindet im Baum. Hinter dem Baum kommt sie senkrecht hinter einer Gartenmauer herunter. Wieder kommt die Stange zum Einsatz. Wieder komm ich an die mit sehr viel Latexfetzen geschmückte Schnur, und so kann ich den ziemlich großen Ballonrest und den damit verknoteten roten Schirm über die Mauer heben.


 

Auf dem Spielplatz spielt ein stolzer Vater mit seiner vielleicht dreijährigen Tochter. Die kriegen den Schirm. Daddy hängt da irgendwas als Gewicht dran. Während ich die Sachen packe, haben die beiden bereits ganz viel Spaß mit dem neuen roten Spielzeug.

Die Sonde hatte diesmal keinen Zettel, genau wie bei einer anderen Bergen-Sonde, die Sputnik gestern geborgen hat. Arne hat auch berichtet, dass seine letzte Bergen-Sonde am Schirm mit einem Gummiband befestigt wurde. Das war hier auch der Fall.

Ich fahre vom Bahnhof Merkenstraße direkt nach Schmalenbeck und komme mit der Methode "kreatives U-Bahn-Fahren" auch sehr schnell durch. Jetzt sind ALLE meine GFK-Stangen in Schmalenbeck - das muss ich Dienstag mal ändern. Wird Zeit, dass diese zerfaserte Haushaltsführung mal beendet wird. 


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Freitag, 18. Juni 2021

Zwei Landungen in der Großstadt

 

Am 17.6.2021 landeten zwei Sonden im Hamburger Stadtgebiet. Temperatur: 34°C. Ich bin gerade in Schmalenbeck, muss aber Abends oder morgen früh sowieso nach Hamburg. Wieso nicht ein paar Stunden eher nach Hause fahren und in der unmittelbaren Nachbarschaft meines Hauptwohnsitzes eine frisch gelandete Radiosonde einsacken?

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
 S3110648
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 17.6.2021 12:00Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 31018m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.05 m/s 
Landegeschwindigkeit: 6.4 m/s
Landestelle: Altona, LAT, LON:
53.55005, 9.93242, Google Maps
Status: Unrettbar auf Hausdach; 17.06.2021, 15:20 UT
Methode: Decodierung des Sondensignals, TTGO

Als ich ankomme, sendet die Sonde noch - bei Operation Urban Rescue normalerweise der halbe Sieg. Leider scheint sie auf einem Dach in Lobuschstraße zu liegen - von unten nicht sichtbar. In der Verlängerung der Flugrichtung kann ich von der Klausstraße aus die Schnur hoch am Himmel entdecken




 

In der Klausstraße sehe ich, dass die Schnur oben bei einer Dachluke endet, die die Bewohner zur Abkühlung offen stehen haben. Am Eingang des Hauses treffe ich eine Anwohnerin, die mir Zutritt zu ihrem Dachboden verschafft. Es stellt sich heraus, dass Ballonrest und Fallschirm durch die Luke in der Dachbodenbox des Nachbarn gefallen sind. Er ist leider nicht da, kann aber per Handy über die Natur des Teiles aufgeklärt werden. Ich kann durch die Luke meiner Helferin die Schnur ergreifen, aber leider gelingt es mir nicht, die Sonde auf der anderen Seite per Schnurzug zu befreien und vom Haus zu bekommen. Am Ende reißt die Schnur. Auf der anderen Seite ist auch nichts heruntergefallen.


Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
 S3110649
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 17.6.2021 18:00Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 34371m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.54 m/s 
Landegeschwindigkeit: 9.5 m/s
Landestelle: Harburg, LAT, LON: 
53.46133,9.98049, Google Maps
Status: Geborgen; 17.06.2021, 20:45 UT
Methode: Decodierung des Sondensignals, TTGO

 Nach dem GvA-Anfängerworkshop sehe ich, dass die Bergener 18Z-Sonde in Harburg gelandet ist. Ich brauche nur in die S-Bahn zu steigen, in Harburg-Rathaus auszusteigen und zu dem großen Marktplatz "Sand" zu wandern. Es stellt sich heraus, dass Teile des Platzes eine Baustelle sind, und dass Bäume um den Platz herum stehen. Auch hier sendet die Sonde noch. Aufgrund der Höhenangabe vermute ich die Sonde im Baum, kann aber nichts erkennen. Ich gehe ein wenig in der Gegend herum, um vielleicht über den Schirm an die Sonde heranzukommen. Erfolglos. Noch einmal passiere ich die eigentliche Landestelle und muss feststellen, dass ich eben betriebsblind an der am Boden liegenden RS41 vorbeigelaufen war. Da liegt sie doch!


 

Eine junge Dame ist Gast der daneben befindlichen Kneipe und kommt angelaufen und fragt mich, ob ich auch Geocasher wäre! Sie findet das natürlich spannend und stellt viele Fragen. Nach diesem "Interview" bin ich erst einmal auf der Suche nach dem Fallschirm. Bei vorsichtigem Schnurzug zeigen mir schwankende Äste die exakte Flugrichtung, und da sehe ich ihn über einem Sonnenschirm oben im Baum hängen. Irgendwelche Elstern beobachten meine Aktion schimpfend von oben aus. Die Reste werden eine leichte Beute für meine 10m-Stange, so dass dieses Gespann komplett geborgen werden kann.





Auf dem Rückweg sind die S-Bahnen rappelvoll wie sonst nur im Saturday Night Fever um diese Uhrzeit. Dabei ist Donnerstag. Jede Menge nur notdürftig maskierter jüngerer Leute sind auf dem Weg in die Stadt zu irgendwelchen halblegalen Partys, die offenbar im Raum Hauptbahnhof stattfinden - im Raum Reeperbahn und auf der Schanze sind wohl zu viele Ordnungskräfte. Die Pandemie ist gefühlt vorbei, und unsere Politiker im Wahlkampfmodus unterstützen solche Gedanken nach Kräften, obwohl der Impfstatus der deutschen Bevölkerung das noch nicht rechtfertigt. Es ist ziemlich schockierend, wie unvorsichtig sich die überwiegend ungeimpften Leute verhalten. Ich denke, die nächste Welle kommt im Spätsommer, und die wird man leider noch nicht komplett ignorieren können. 

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Montag, 14. Juni 2021

Kleine Rundfahrt zur Kaltsonde


Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
R2320613
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 4.8.2020 00:00Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 31822m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.19 m/s 
Landegeschwindigkeit: 4.1 m/s
Landestelle: Stubben, LAT, LON:
53.28688,10.55093, Google Maps
Status: Kaltsondenbergung ; 14.06.2021, 13:20 UT
Methode:Tawhiri-Prediction nach Radiosondy-Daten


Als ich neulich bei Echem eine Sonde aus Pinneberg eingesammelt habe, hatte ich die diffuse Erinnerung, dass in der Gegend noch irgendwas Lohnendes in der Landschaft rumoxidiert. Leider fand ich keinen passenden Eintrag auf meiner Locus-Karte. P2221075, eine Schleswiger Sonde von 2018 wollte ich nicht noch ein viertes Mal probieren. Die anderen Eintragungen waren mir zu weit weg, und so bin ich dann zurück nach Echem geradelt. Als ich dann ein paar Tage später mit dem Sondenmodul von Radiosondy die Sache recherchierte fiel mir R2320613 auf, eine Sonde vom August 2020. Diese Sonde hatte einen guten Fallschirm, und so rechnete ich schnell eine Extrapolation. Zurückblättern in unserem Whatsapp-Archiv gab sogar eine echte Tawhiri-Prediction, die ich damals veröffentlicht hatte. Die deckte sich auf ein paar Meter mit der Extrapolation. Das sieht doch ganz gut aus! Seither hat sich wohl niemand um das Ding gekümmert, auf Radiosondy ist der Status "unknown". Also dürfte sich das Teil noch im Wald befinden. Irgendwie ärgerlich; die Sonde lag von der Pinneberg-Landestelle nur 3 Fahrradkilometer entfernt, da hätte man doch bequem mal nachgucken können. Also war das Ding auf der Prioritätenliste ganz oben. 

14.6.2021: Ich habe Zeit für eine Radtour am Nachmittag, und das traumhafte Sommerwetter ist hierfür extrem einladend. Das Ziel ist klar. Es geht mit dem Regionalzug wieder nach Echem, dann mit dem Rad an dem Golfplatz vorbei. Dort ist schon die Abzweigung zu der Sonde von neulich. Also gerade weiter, vorbei an der hoffnungslosen Landestelle von P2221075. Und schon geht es links über einen Bahnübergang in den Wald auf recht festem Gravel. 

Motordröhnen von hinten, immer lauter. Ein Kieslaster! Dem folgt eine riesige namibiakompatible Staubfahne und Husten meinerseits. Maske aufsetzen  bei der Sondenjagd im Wald? Mindestens 20 Kieslaster, Kiestrecker, PKWs mit fetten Kies-Anhängern folgen dem ersten im Laufe meiner Suche. Die vorhergesagte Landeposition ist dummerweise genau an der Weggabelung, bei der es rechts zum Kieswerk Menneke geht, so dass es nicht bei einer einzigen Hustenattacke bleibt.

Ich finde einen geeigeneten Baum zum Anketten des Rades und mache mich auf die Suche. An der Weggabelung gibt es eine dichte Vegetation aus Brombeeren, Brennnesseln und Klebkraut. Wenn die Sonde da liegt, wird es schwer. Ich scanne mit dem Fernglas die Wipfel des Mischwaldes nach Schnüren und Schirmresten. Buchen, Eichen, Lärchen, Kiefern. Nichts. Ich mache einen Ausflug in Richtung auf die letzte Position - nichts. Allerdings ist das Laubdach auch recht dicht, und die Vegetation am Boden kann eine heruntergefallene Sonde auch hier gut verstecken.

Als nächstes inspiziere ich noch einmal die Gegend östlich des Weges, denn eigentlich kann die Prediction doch nicht so schlecht sein. Ein schmaler Pfad geht in die passende Richtung. Nichts.  Als ich nach einer Stunde Suche wieder zurück laufe, sehe ich plötzlich die Sonde am Baum hängen - keine 30m von der Prediction entfernt.


Das ist mit der 10m Stange kein nennenswertes Problem. 






Es stellt sich heraus, dass die Schnur gar nicht mehr durchgehend vorhanden ist. Das lose Schnurende ist hoch oben in einer Lärche verhakt, und nur daran hängt die Sonde noch. Es kommt zusammen mit einem Zweig und ein paar Zapfen mit etwas Zug herunter. Ich mache mich noch auf die Suche nach Ballonrest und Schirm. Die Flugrichtung ist ja eindeutig. Ich kann aber nirgends etwas entdecken und gebe es auf. Wahrscheinlich hängen die Sachen unsichtbar irgendwo im Laubdach. 

Vorbei an weiteren nervigen Kieslastern rolle ich wieder zurück zur Hauptstraße. Von hier ist es nicht weit bis zur Meppener Sonde P2310341, die seit Januar 2020 hoch im Baum am Neetzekanal hängt. Da es in den letzten Tagen recht windig war, kann man ja mal vorbeigucken. Hier besteht immer die Gefahr, dass sie in den Kanal fällt, denn sie hängt exakt über der Uferlinie. Leider ergibt die Kontrolle, dass sie immer noch oben ist, aber an einem längeren Schnurstück als bisher. 

Wie komme ich jetzt nach Hause? Den Bus am Schierenweg werde ich nicht erwischen, aber vielleicht mit scharfen Sprint den Zug in Bardowick? Der fährt nur alle Stunde. Es gelingt, da der Zug eine Minute Verspätung hat.


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Freitag, 4. Juni 2021

Einen Tag später als gewünscht


Sondentyp: DFM17
SN:
20039056
Frequenz:
402.011 MHz
Timerkill: keiner
Startstation:
Pinneberg (WMOID:-)
Flugdatum: 4.6.2021 12:00Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 24903m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 
4.49 m/s 
Landegeschwindigkeit: 13.5 m/s
Landestelle: Papendorf, LAT, LON:
53.61119, 10.27811, Google Maps
Status: Kaltsondenbergung; 4.6.2021, 14:13 UT
Methode: Decodierung des Sondensignals durch TTGO

 

Am Donnerstag brechen Jürgen und ich zu einer Suche nach ultrakalten Sonden (Operation Liquid Nitrogen) auf. Der Sachsenwald gehört teilweise dem Fürsten Bismarck (Nachfahren von dem Typem mit dem Hering und der Emser Depesche). Bismarck hat neulich einen Prozess verloren und muss nun die Zäune abbauen, mit denen er dem gemeinen Sondenjäger den Zutritt versperrte. Das eröffnet ein paar Chancen. Die Sonden müssten längst vom Baum gefallen sein. Zwei sind RS41-Weichplastiksonden, und wir wissen, was Wildschweine mit denen zu machen pflegen. Die eine Landestelle entpuppt sich als Futterstelle für das Wild, und das ganze Areal ist extrem von den Wildschweinen durchwühlt. Bei der anderen kennen wir den Baum, in dem die Sonde hing – darunter liegt nichts. Die dritte ist eine RS92 von 2017. Ich habe sogar den Sondemonitor-File von damals noch einmal durch Zilog gejagt und kenne daher die Landestelle recht gut. Dennoch können wir keine Sonde entdecken. Wir haben den Eindruck, das Bismarck vor der Öffnung noch einmal überall gründlich geholzt hat, was die Suche nach ultrakalten Sonden auch nicht gerade erleichtert.


Unsere Hoffnung ist die Atlantic Sky, die im Hamburger Hafen liegt. Würde die eine Sonde loslassen, würde sie in unser Suchgebiet fallen. Auch die Landestelle einer Sonde  aus Pinneberg wäre vom Sachsenwald aus mit dem Auto schnell erreichbar. Aber die beiden Verdächtigen lassen keine Sonde fliegen.

 

Wie zum Hohn startet am nächsten Tag Pinneberg, als ich gerade auf Arbeit den Sack zumache. Der TTGO erfasst sie brav aus dem Büro heraus.

Diese DFM17 fliegt bei ruhigem Hochdruckwetter nicht sehr weit. Sie kurbelt sich über der Stadt in knapp 25km Höhe und fällt dann wie ein Stein vom Himmel. Das Aufschlaggebiet befindet sich bei Papendorf, direkt in meiner Heimat. „Hätten die das nicht gestern machen können?“ fragt Jürgen auf Whatsapp.

Ich muss heute eh nach Schmalenbeck und kann dann rasch mit dem Auto nach Papendorf fahren. Vorteil des Autos: Ich bin schneller vor Ort als mit dem Rad. Nachteil des Autos: Vom letzten legalen Abstellplatz sind es 1km auf Feldwegen, die ich mit dem Auto nicht befahren darf, wohl aber mit dem Rad befahren dürfte. Also parke ich das Auto brav ab und gehe zu Fuß

Sieht ganz nach klassischem Gorbatschow aus, mit Sondenjäger Hartwig als Honni in der Nebenrolle. Denn ich höre zwar eine Nachtigall, mein TTGO aber keine DFM17. Ich nähere mich der Landestelle. Als die beiden hohen Knickbäume, die mir auf Goole Earth schon aufgefallen waren, schon voll im Blick sind, gibt es immer noch keinen Empfang von der Sonde. „Wer zu spät kommt…“Aber als ich kaum noch dran glaube, ich bin schon weniger als 400m entfernt, da blinkt plötzlich die LED auf dem kleinen Wunderding, und die RDZsonde-App zeigt die Koordinaten an. Auf Locus erkenne ich, dass die Sonde nur 10m von der Prediction entfernt liegt. Am Rande eines Maisfeldes führt der Weg an dem Knickwall entlang. Endlich bin ich da. Locus weist den Weg nach rechts. Die Sonde scheint auf der anderen Seite des angedeuteten Knickwalls zu liegen. Es können aber nur wenige Meter in den Gerstenfeld sein. Und da liegt, auf den zweiten Blick erkennbar, auf den Ähren auch aufgeringelt die Schnur. 


 

Die Sonde liegt tief im Getreide.

 


 

 Der Ballonrest lässt sich ohne Flurschaden durch Schnurzug bergen. Seit einiger Zeit verzichtet Pinneberg auf die Kunststoffhülse über der Holzspule, was das Aufwickeln der Schnur erheblich erleichtert.


 

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