Sonntag, 29. Januar 2023

Kaltsondenjagd: Furchtbar schwer und fast schon zu leicht

 Ende Januar 2023 war mal wieder Saurierzeit. Meppen hängte doch glatt eine DFM97 (!) an eines seiner Gespanne, und am 25. und 26.1. ließ Pinneberg mal wieder die inzwischen heiß begehrten RS92-Sonden los. Die eine landete mit exzellenter Prediction auf einem Parkplatz in Hoisbüttel, wo sie ein mir unbekannter Sondenjäger einsammelte. Dirk aus unserer Gruppe kam wenige Minuten zu spät. Er lag umso motivierter auf der Lauer und war wieder pünktlich zur Stelle, als am 26.1. wieder eine RS92 startete. Aber die Nuss war zu hart. 

  • Die Sonde verschwand auf den Internetseiten in 1300m Höhe, und dank veralteteter Rinexdaten lieferten einige Einspeisestationen müllige Koordinaten. 
  • Das Landegebiet war groß und unübersichtlich und teilweise unzugänglich.
  • Der TTGO konnte die RS92 zwar decodieren, aber die Koordinaten waren extrem ungenau. Wahrscheinlich lag die Helixantenne waagerecht und hatte wenig Himmelsabdeckung. Zwar kann RDZsonde die RS92 so gut wie die Zilog-Software decodieren, aber nach der Landung braucht man d- und dop-Werte, um brauchbare von unbrauchbaren Koordinaten zu unterscheiden - und die liefert RDZsonde leider nicht.
  •  Dirk hatte keine Richtantenne dabei.
  •  Auf einem Obsthandy läuft die RDZsonde-App nicht. 
  • Die Akkus seiner Geräte waren schnell leer.


Es bestätigte sich mal wieder die alte orientalische Weisheit: Die RS92 ist ein komplett anderes Biest als die RS41. 

Ich erwog vor Erlöschen des Signals spontan nach Lüneburg zu eilen. Ausgestattet mit Richtantenne, Laptop und Zilog-Decoder hätten ich im alten Stil womöglich wirksam helfen können.  Ich hatte aber am Abend noch einen Termin, und so konnte ich leider nichts machen. 

Dirk hatte aber allerlei Dinge herausgefunden. Auf dem Dach eines Studentenwohnheims lag ein rotes Etwas, welches auf seinem Handyfoto sehr nach einem Ballonrest aussah. Auch hatte er natürlich berichtet, wo er starken Empfang hatte und auch Koordinaten des TTGO mitgeteilt. Leider passten die beiden Gebiete nicht zusammen. Am Samstag plante ich eine längere Baumlanderkontrolle und Kaltsondenjagd im Raum Drögenindorf. Da kann man dann ja mal vorher im Landegebiet herumlaufen, und vielleicht wird man ja fündig. Sonnenschein würde eine gute Beleuchtung gewährleisten. Besonders hoch sind die Chancen nicht, aber einen Versuch ist es wert. 

Sondentyp: RS92-SGPL
SN:
L2123276
Frequenz:
402.74 MHz
Timerkill: keiner
Startstation:Pinneberg
(WMOID:-)
Flugdatum: 26.1.2021 12:00Z
Track Radiosondy-Wettersonde-Mix
Maximale Höhe: 23697m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 3.4 m/s 
Landegeschwindigkeit: 15.5 m/s
Landestelle: Lüneburg, LAT, LON:
ca. 53.2515, ca. 10.385, Google Maps
Status: nicht gefunden
Methode: Tawhiri-Prediction und Extrapolation nach Radiosondy-Daten

Der Regionalzug bringt mich am Morgen nach Lüneburg, und mit dem Rad sind es nur 3km bis zur Landestelle. Plan A ist das rote Objekt auf dem Haus Nr. 7. Das entpuppt sich im Fernglas leider als Textil und nicht als Latex. Danach suche ich das Gebiet - offenbar Studentenwohnhäuser - ab. Die Region um den Kalkbruchsee ist mit dicken Zäunen abgesperrt und zunächst nicht einsehbar. An der GPS-Position liegt erkennbar nichts. Teilweise ist die Gegend natürlich auch durch chaotisches Gesträuch unübersichtlich.

Liegt die Sonde auf dem nördlich anschließenden Gelände? Dies ist eine psychatrische Klinik. Direkt am Zaun wird heftig gebaut. Ich versuche einfach über den Eingang auf das Gelände zu kommen. Von der Baustellenzufahrt kann ich das Gelände überblicken, aber eine Inspektion mit Fernglas lässt nichts erkennen. Das parkartige Klinikgelände ist öffentlich zugänglich, sieht aber wie geleckt aus. Da räumt jemand ganz offenbar gründlichst allen Müll weg. Von hier aus kann man aber das Kalkbruchsee-Gelände recht gut übersehen und auch die Baustelle. Irgendwann gebe ich auf. Pinneberger Gespanne sind auch nicht sehr auffällig, und diese Nuss ist mir doch zu hart. Hier besteht auch die Chance, dass die Sonde gar nicht mehr da ist.

Zurück am ZOB stelle ich fest, dass der Bus nach Drögenindorf erst in einer knappen Stunde fährt. Die geplante Tour mit 3 Kaltsondensuchen schaffe ich nicht mehr bei Tageslicht. Soll ich nach Hause fahren? Ein Blick auf Locus zeigt mir, dass 5km entfernt bei Adendorf seit dem 13.11. eine Bergener Sonde auf einem Acker liegen soll. Exzellente Prediction, nicht weit weg von einem Weg - die ist bestimmt schon weg. Auf der anderen Seite könnte ich zumindest einen Eintrag auf meiner Liste klären, außerdem ist das Wetter schön. Die Radtour führt vorbei an der Lüne-Best-Fabrik über das Kloster Lüne und den Lüner Wald direkt zu besagtem Acker. Über einen Weg am Bahndamm gelange ich bis 120m an die Prediction heran. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
T2940814
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 13.11.2022 00:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe:
26557m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.42 m/s 
Landegeschwindigkeit: 8.8 m/s
Landestelle: Medingen
,
LAT, LON:
53.27582,10.44864  Google Maps
Status:
Geborgen am 28.1.2023, 13:25 UT
Methode: Extrapolation nach Wettersonde.net-Daten.  

Die Sonde ist tatsächlich noch da. Ganz im Gegensatz zu der Aktion eben ist die Bergung leicht - fast schon zu leicht.  Die Sonde liegt nur 20m neben der Prediction.





 

Der Sensorarm ist beschädigt und die Schnur zerrissen, aber alle Teile können geborgen werden.

 




Wie komme ich jetzt nach Hause? Ich beschließe, den Weg bis zum Bahnhof Echem fortzusetzen und den Fall der Saseler Sonde S1630392 vom 27.4.2022 zu klären. Die habe ich schon mehrfach erfolglos gesucht - allerdings versperrte immer eine Menge Laub den Blick in die Wipfel der hohen Bäume an der Neetzebrücke. Der Weg führt unter dem Schiffshebewerk Scharnebek hindurch.


 

An der Neetzebrücke bleibt genug Zeit, um die Gegend am Neetzekanal bzw. in dem Wald daneben abzusuchen. Mir fällt nichts auf. Es besteht auch die Chance, dass damals die Sonde auf der Straße oder auf dem benachbarten Acker niedergegangen ist und schon vor meiner ersten Suche von einem Unbekannten aufgelesen wurde. Ich streiche das Ding mal von meiner persönlichen Liste und radel zum Bahnhof Echem. Die Heimfahrt nach Hamburg verkompliziert sich durch die "fahrplanmäßigen" Verspätungen und verpasste Anschlüsse; am Ende muss ich eine Stunde bei eisigen Temperaturen auf dem Bahnhof Büchen warten.


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Samstag, 21. Januar 2023

DWD Blue Label

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U1440085
Frequenz:
404.1 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:10113)

Flugdatum:
21.1.2023 00:00Z

Track
wettersonde

Maximale Höhe:
32386
m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.35 m/s

Landegeschwindigkeit:
1.8 m/s

Landestelle:
Düdenbüttel  LAT, LON:
53.36809,9.68355, Google Maps
Status:
Geborgen 21.1.2023, 9:11UT

Methode:
Extrapolation nach wettersonde.net-Daten. Komplexe Stangenbergung aus 15m Höhe

Die Label von Radiosonden sind m.E. so etwas ähnliches wie Briefmarken. Die Bundeswehr hatte immer diese Finderbriefe. Die wurden in Tütchen gefaltet und mit Tesafilm aufgeklebt, (oder in Meppen mit TAPE, was sonst). Da kamen sogar Fehldrucke vor. Das ist vorbei. Ein einheitlicher blauer Label mit QR-Code hat die Finderbriefe ersetzt. Alles toll; aber was macht der 95-Jahre alte Rentner, dem das Dingens vor die Haustür fällt?  Hoffentlich ruft der seine Enkel an und nicht die Polizei. Der DWD verwendete bisher quietschgelbe Aufkleber mit den wichtigsten Infos für den Finder. Jetzt ist das Blue Label Zeitalter auch beim DWD ausgebrochen. Sie verlinken sogar nur auf eine Bundeswehr-Seite und leisten sich nichts Eigenes mehr. Meine erste blaue DWD-Sonde wollte ich eigentlich gar nicht.  Eigentlich wollte ich gepflegt Kaltsonden jagen gehen, wenn überhaupt, zumal nichts im direkten Umkreis herunterkommen sollte.

Völlig unerwartet landet am Samstagmorgen eine Sonde aus Norderney bei Hollenstedt. Vorhergesagt ist das nicht, aber generell scheinen an diesem Tag die Windvorhersagen a la Tawhiri mit der Realität nichts zu tun zu haben. Auch die Landevorhersage sieht wüst aus. Ich rechne gleich eine Extrapolation, poste das an die Whatsappgruppe, drehe mich um und will weiter schlafen. Da kommt aber sofort noch ein Whatsapp-Beep. Dirk wohnt nicht weit weg, ist auf dem Weg. Ich wünsche ihm viel Glück. Die Gegend sieht mir auf der Satellitenansicht teilweise eingezäunt aus - offenbar Weihnachtsbaumplantagen. Hoffentlich kommt er überhaupt an die Landestelle heran.

Wieder ein Beep. Dirk ist vor Ort. Die Sonde hat sich ein kleines Wäldchen ausgesucht. Das hat immerhin den Vorteil, dass es offen zugänglich ist. Natürlich hängt sie weit oben im Baum, 18m schätzt Dirk. Vom Fallschirm keine Spur. Ich berechne ihm schnell, wo er ihn ausgehend von seiner Position finden sollte. Dirk kann ihn jetzt im Licht der Taschenlampe sehen. Leider auch im Baum, aber soll niedriger hängen. Die Schnur glänzt im Lampenlicht. Seine Idee wäre, mit einer Angel eine Schnur herüberzuwerfen, um dann die Schnur zu kappen. Dann käme mit Glück drüben die Sonde runter. Leider hat er seine Angel nicht eingesteckt. Und am Morgen muss er verreisen und kann nichts weiter machen. Wie zum Spott hat jetzt auch Kurts Towerpower-Empfänger  in Uetersen die Position der gelandeten Sonde von der anderen Elbseite aus decodiert und ins Netz gepustet.

Allmählich bin ich soweit wach. Die Busstation "Holtorfsbostel, Kreisstraße" ist 360 Meter entfernt. Soll ich ein Rad mitnehmen? Eigentlich sinnlos! Aber vielleicht lieber doch? Weil die Busse nur alle 2 Stunden fahren, ist Plan B für die Rückreise gut.  Macht die ganze Aktion überhaupt Sinn? Meine Laguna-Stange könnte nach Dirks Beschreibung etwas zu kurz sein, und auch die ersten GPS-Höhen aus Kurts Empfang scheinen das zu bestätigen. Aber offenbar hängt die Schnur niedriger. Ich nehme noch 2 Ersatzspitzen und etwas Tape zum Verlängern mit und fahre los. Von der S-Bahnstation Neu Wulmstorf kann ich direkt in den Bus umsteigen und bin 20 Minuten nach Sonnenaufgang in dem Wäldchen.

Die Sonde ist bei Tageslicht sofort zu sehen. Fast im Wipfel. Recht hoch, wahrscheinlich zu hoch. 


 

 

Aber erst einmal nach dem Fallschirm gucken. Der erscheint tatsächlich deutlich niedriger zu hängen. 




 

 

Aber das täuscht. Das Gelände ist nämlich abschüssig. Von unten ist es auch furchtbar hoch. Ich nehme mit der Stange am Fallschirm Maß - und die Stange reicht knapp nicht, selbst wenn ich meine eigene Körperlänge einsetze. Der Abroller und der Beginn der Sondenschnur hängen noch höher. Hier wird man nichts. 

Vielleicht kommt man weiter Richtung Sonde an die Schnur heran. Sie geht über ein paar Bäume Richtung Sonde und ist straff gespannt - genau, wie von Dirk beschrieben. Einer der Baumwipfel ist niedriger. Geht da etwas? Ich nehme noch einmal Maß. Nein, auch das ist zu hoch. 

Da hinten liegt ein Steinhaufen. Kann man da heraufklettern und so die Distanz verkürzen? Nein, an der Stelle verläuft die Schnur bereits höher über dem Boden. Hier kann man nur aufgeben. 

Was ist mit der Sonde? Die erscheint ebenfalls zu hoch zu hängen. Auch ist da viel Geäst. Mit einer 15m Stange könnte es knapp gehen. Aber die liegt in Schmalenbeck. Die Laguna-Stange ist deutlich kürzer. Besser teste ich das aber noch mal vor dem Aufgeben, denn man verschätzt sich da gerne.

Stange ohne Haken hochfahren. Schon dieser Vorversuch ist Mikado vom Feinsten. Stange reicht nicht. Ich stemme sie hoch. Das reicht nicht. Ich strecke meine Arme ganz aus und warte ab bis sie aufhört zu schwingen. Nein, die Äste drücken die Spitze zur Seite. Noch einmal 2 Meter einfahren und dann anders herum durch das Astloch fädeln. Und was soll ich sagen: Die Spitze tippt das Gehäuse beim nächsten Hochpushen ganz sachte an! Yess?!?

Also Stange herunterfahren. Mit Tape die Ersatzspitze an das ohnehin ramponierte Orignal bappen. Das bringt noch einmal 50cm. Haken und Schnur aufstecken. Los geht es.

Versuch 1: Mit dem Haken riskiert man, dass man irreversibel verhakt. Auch ist das Stangenmikado schwieriger. Ich komme fast heran, aber jetzt hängt der Haken im Ast. Mit Seilmanövern das Ding freigeschüttelt. Haken fällt herunter. Aber die Länge reicht.

Versuch 2: Diesmal GANZ langsam und ruhig die Stange präzise durch die Astlücken fädeln. Ich kann die Sonde nach ein paar Manövern einhaken. Dann krieg ich sie auch runter. Der Haken löst sich für meinen Geschmack zu früh von der Stange. Schnurzug befördert die Sonde immerhin 2 Meter tiefer. Dann löst sich wie befürchtet der Haken....Dafür hängt die Sonde jetzt UNTER dem nervigen Querast. Das ist der halbe Sieg.

Versuch Nr. 3: Jetzt kann ich die Stange auf dem Boden aufstellen, was viel angenehmer ist. Allerdings muss man jetzt höllisch aufpassen, dass man nicht die Stange an besagtem Querast verhakt. Am Ende habe ich die Sonde wieder eingehakt. Aber leider hat sich jetzt die Sondenschnur an einem Ast vertütelt. Wenn ich an der Schnur ziehe, klettert die Sonde nach oben....



Nach einem Check mit dem Fernglas entscheide ich mich zu brutalem Schnurzug. Oben pendelt die Sonde herum, und der Haken fällt herunter. Jetzt hängt sie aber völlig frei und noch tiefer. Der Versuch Nr. 4 bringt sie nach Schnurriss zu Boden.



Das ist er also, der berühmte Blue Label. Wird total überbewertet, soll im richtigen Leben ja auch nicht anders sein. Trotzdem slàinte mhath.

Was macht jetzt die Schnurseite? Die Schnur hängt jetzt zwischen den Bäumen durch. Da sollte man einen Versuch unternehmen, den Fallschirm und die Schnur zu bergen. Ich kann die Schnur auch einhaken und herunterziehen. Aber sie hängt an beiden Seiten fest und ... reißt. An der anderen Stelle kommt man jetzt auch heran. Die Schnur hängt auch hier an beiden Bäumen fest. Eine Angelschnur hätte man herüberkommen, sicher auch die Schnur mit der Angelschnur durchgescheuert bekommen. Aber davon wäre die Sonde nicht heruntergefallen.

Immerhin befindet sich jetzt auch der Abroller in Reichweite der Stange. Leider reiße ich am Ende den Haken von der Schnur. Ich hatte ihn bei einem Seilmanöver sicherheitshalber abgeschnitten und schlampig verknotet - einen Ersatz habe ich nicht. Hier ist mit meinen Möglichkeiten leider nichts in Sachen Schnur- und Schirmbergung zu machen. Schade.

Soll ich mit dem Bus nach Hause fahren? Nein, der fährt in knapp zwei Stunden. Also lohnt sich wieder einmal die Mitnahme des Faltrades. 12 Kilometer Radeln in eisiger Luft bringt mich zum Bahnhof Sprötze, wo auch zeitnah eine Bahn nach Hamburg fährt.

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Sonntag, 8. Januar 2023

Schneller Trip nach Hammah

Die Nachtsonde aus Norderney vom 7.1.2023 hatte ich ja ignoriert. Sie war südlich von Hammah nahe dem Dorf Düdenbüttel auf einem Acker gelandet. Am Morgen des 8.1. ist die Sonde noch nicht als geborgen eingetragen, und niemand aus unserer Whatsappgruppe scheint hinfahren zu wollen. Mit dem S-Bahn-Anschluss nach Harburg und Stade ist die Gegend für mich gut erreichbar. Also fahre ich los, vielleicht ist sie ja noch da.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U1460414

Frequenz:
404.1 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:10113)

Flugdatum:
7.1.2023 00:00Z

Track
wettersonde

Maximale Höhe:
21654m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.38 m/s

Landegeschwindigkeit:
4.1 m/s

Landestelle:
Düdenbüttel  LAT, LON:
53.59173,9.339924, Google Maps
Status:
Geborgen 8.1.2023, 12:26UT

Methode:
Extrapolation nach wettersonde.net-Daten

In Harburg steige ich in den Regionalzug nach Cuxhaven um, der mich nach Hammah bringt. Mit dem Rad sind 3.5km schnell bewältigt. Ist die Sonde noch da? Ja! Schon von der Straße aus ist der Fallschirm unübersehbar.





Die Bergung ist reine Formsache, denn die Sonde liegt 8m neben der Prediction:



Danach muss ich mich ein wenig sputen, um den nächsten Zug nach Hause nicht zu verpassen. Eine Stunde auf dem Bahnhof Hammah zu warten habe ich auch keine Lust.


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Samstag, 7. Januar 2023

Ein Hinweis über Whatsapp

Am 6.1. landet die Nachtsonde aus Norderney südlich von Schwarzenbek. Der Flug ist ungewöhnlich. Erst platzt der Ballon schon in 23km Höhe über Bederkesa, und dann erwischt sie einen Super-Fallschirm und fetzige Höhenwinde. Und so segelt sie weit über Hamburg hinaus und geht am Waldrand bei Gülzow nieder. Die Tawhiri-Prediction hat sie auf der Wiese vor dem Wald, aber daran mag ich nicht glauben. Ich würde erst frühestens nach Dunkelwerden dort aufschlagen können. Eigenartigerweise fahren auch die üblichen Verdächtigen nicht los. 


Mein Faltrad hat eine neue Kette und neue Ritzel bekommen und kann wieder benutzt werden. Die Probefahrt nach der Reparatur um den Block reicht mir nicht.  Am Samstag Morgen würde ich gerne losfahren. Nach Hammah - wo eine weitere Norderneysonde heruntergekommen ist. Aber irgendwie dauert der Aufbruch länger als gedacht. Eine Stunde warten bis zur nächsten HVV-Verbindung? Das ist nicht so spannend. Aber nach Schwarzenbek kommt man schneller, warum also nicht umdisponieren auf die Sonde vom Vortag? 

In Schwarzenbek regnet es unerwartet. Ein Blick auf das Regenradar zeigt aber, dass das Regengebiet nur klein ist und gleich weg sein dürfte. Also warte ich 5 Minuten und radel los. Die erste Strecke geht über die B209, dann über Feld- und Waldwege zur Landestelle.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U1460240
Frequenz:
404.1 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:10113)

Flugdatum:
6.1.2023 00:00Z

Track
wettersonde

Maximale Höhe:
23101 m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.51 m/s

Landegeschwindigkeit:
2.7 m/s

Landestelle:
Gülzow  LAT, LON:
53.45927,10.50727, Google Maps
Status:
  Lokalisiert am 7.1.2023: Baumlander, direkt über dem Nordrand des Fahrweges, von unten sichtbar, 30m hoch in Birke
.
Fallschirm 17m, Ballonrest 20m.
Geborgen am 19.2.2023, 9:13UT.
Methode: Aufwändige Suche nach Extrapolations-Vorhersage. Lag am 19.2. am Boden

Mir ist vorher klar, dass die Tawhiri-Prediction nicht stimmen kann. Mehr als einen flüchtige Blick auf den Acker zur Bestätigung braucht es nicht. Ich habe gehofft, dass man den Fallschirm sosort erspäht, denn von dem Fahrweg kann es nicht weit weg sein. Auf den ersten Blick ist da nichts zu sehen. Sehr hohe Buchen und unübersichtliche Fichten machen es nicht einfacher. Ich verfolge die Flugrichtung der Extrapolation. Durchstreife den Wald - nichts. Nach mehr als einer Stunde gehe ich noch mal auf den Acker. Inspiziere die hohen Bäume mit dem Fernglas - nichs. Aber was ist das? Ein Ballonrest, keine Frage. Aus einem anderen Blickwinkel ist auch der Fallschirm erkennbar. Uff! 
 



Die Höhe des Ballonrest ist sicher 20 Meter, die des Schirms vielleicht 16-17m.



Die Suche nach der Sonde gestaltet sich als schwierig. Irgendwann sehe ich sie ganz oben an einer Buche im dünnen Geäst hängen. Vielleicht zieht der Wind sie einmal heraus, dann könnte sie rasch herunterpendeln.



Wenn sie dereinst herunterfällt, kann sie leider auf dem Fahrweg landen und verloren gehen. Die Laguna-Stange ist, auch wenn ich mich lang mache, deutlich zu kurz, um den Schirm zu fassen und nachzuhelfen. Hier kann ich nur aufgeben. Immerhin ist sie lokalisiert. Ich poste die traurige Meldung auf unserer Whatsappgruppe.
Nachtrag am 19.2.2023: Sonde geborgen!

Axel (DB7XO) antwortet sofort: "Moin Hartwig, das ist ja schade,   ich habe gerade gesehen dass in der Nähe eine Bergener Sonde von 2022-11-28 als unbekannt eingetragen ist. Mit dem Klappfix ca. 12 Strampel-km. T3010175 bei Zweedorf bei Dalldorf über den Kanal.
Grüße Axel
"

Hinweisen aus der Bevölkerung sollte man immer nachgehen! Die Sonde habe ich überhaupt nicht auf dem Schirm, und immerhin ist es ja schon mehr als ein Monat her.
 
Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
T3010175
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 28.11.2022 00:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe:
24753m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.01 m/s 
Landegeschwindigkeit: 11.1 m/s
Landestelle: Medingen
,
LAT, LON: 
53.42733,10.622077  Google Maps
Status:
Geborgen am 7.1.2023, 12:05 UT
Methode: Extrapolation nach Wettersonde.net-Daten. 

 
Macht das Sinn? Eine kurze Untersuchung mit Wettersonde.net und Radiosondy zeigt, dass das Gebiet ziemlich wenig bewirtschaftet aussieht - Wiesen, Büsche, Gräben. Wegen der hohen Landegeschwindigkeit und geringen Endhöhe sollte die Tawhiri-Prediction sehr gut stimmen. Die Route ist mir vertraut - also kann man die Radtour ein wenig ausdehnen. Es geht zunächst zurück zur Hauptstraße, dann aber Richtung Schulendorf. Hier brennt es! Rauchschwaden nebeln das ganze Dorf ein. Die Feuerwehr ist auch schon da. Erklärung: Das Verbrennen der Weihnachtsbäume ist Big Party im Dorf.

Ab Witzeetze geht es weiter auf dem wunderbaren Serviceweg des Elbe Lübeck-Kanals, der direkt zu der von Axel erwähnten und mir gut bekannten Kanalbrücke bei Dalldorf führt. Gleich hinter der Stecknitzbrücke soll ein Weg abzweigen. Zwischen zwei Gräben soll er in die unmittelbare Nähe der Tawhiri-Prediction führen. Einen Weg kann man das aber kaum nennen, eher eine gemähte, unebene und recht nasse Wiese, auf der sich eine nur erahnbare Treckerspur verliert. So sie besser sichtbar ist, steht darin Wasser. Mit dem Rad werde ich hier nichts, das wird an ein Verkehrrschild angeschlossen. Ich stapfe los - ein feucht-fröhliches Vergnügen.

An der Tawhiri-Prediction liegt weiträumig nichts. Da ist ein Latexrest im Busch? Nein, ein Wollfetzen - offenbar wurden auf dem Gelände im Sommer Schafe gehalten. 
Anders als normalerweise muss ich mich noch einmal mit der Landesituation vertraut machen. Die letzte Position ist exakt über dem Graben östlich von mir. Auf meiner mit Büschen durchwachsenen Fläche zwischen den Gräben liegt nichts. Vielleicht hat sie es doch über den westlichen Graben geschafft. Ich suche mir eine Stelle ohne Büsche und Gras,  wo man die fragiche Region einsehen kann. Nichts. Ich greife zum Fernglas. Und da schwimmt in einer großen Wasserlache, 50m weit entfernt, etwas Verdächtiges. Nach einem weiteren Blick durch das Fernglas rede ich mir ein, dass das weiße Dingens Ähnlichkeiten mit einer RS41 haben könnte. Erstaunlich - ich hätte nicht gedacht, dass sie so weit geflogen ist.

Da es wirklich feucht ist, sind die Gräben breit, tief und voller Wasser. Rüber kommt man da nicht. Ich poste mal ein Lebenszeichen:

"Bin auf der falschen Seite des Nils. Glaub ich habe sie drüben im Fernglas gesehen."

Also: Alles einpacken und die 750m zurück. An der Straße habe ich auf dem Hinweg einen Übergang auf die andere Seite des "Nils" gesehen. Auf dieser Seite ist zwar kein Weg eingezeichnet, aber es gibt hier eine deutlichere Treckerspur. Dafür ist es noch feuchter. Nach weiteren 750m bin ich wieder dort, bloß auf dem richtigen Ufer. Und der weiße Fleck ist tatsächlich eine RS41.







Weiter Richtung Stecknitz liegt ein Fremdkörper herum. Bestimmt der Fallschirm. Die Theorie erhärtet sich durch Inspektion vor Ort. Offenbar bin ich aber zu spät, um ein Drama zu verhindern. Die Schnur ist zerrissen - da hat sich wohl ein Tier durch Zerfetzen der Schnur befreit. Hoffentlich ist es glimpflich ausgegangen.








Nach dem vierten 750-Meter-Trip durch den Sumpf bin ich wieder am Fahrrad. Auf der Stecknitzbrücke bemerke ich im Augenwinkel, dass da ein biberartiges Wesen in Wasser steigt. Ziemlich fett das Vieh - ist das tatsächlich ein Biber? Es schwimmt relativ schnell aus der Sichtweite, bevor ich das Fernglas herauskramen kann. Ich warte 20 Minuten auf der Brücke. Da ist es wieder, und da ist ein zweites Tier. Und ein drittes! Sie grasen nach Meerschweinchenart auf der Uferwiese. Nein, das sind keine Biber. Zwar wohlgenährt, aber doch zu klein. Und der Blick auf den Schwanz der Tiere zerstreut alle Zweifel. Nutrias. Allerdings die fettesten Exemplare, die ich je gesehen habe.

In der Gegend kenn ich noch einen weiteren Baumlander, der kontrolliert werden könnte. Allerdings habe ich die Koordinaten seit einem Handy-Crash nicht mehr zur Hand, und außerdem wird es langsam dunkel. Ich radel auf dem schönen Serviceweg des Elbe-Lübeck-Kanals nach Büchen. Es war ein schöner Tag. Dank noch mal an Axel für den Hinweis zu der alten Bergen-Sonde - you made my day!''

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