Dienstag, 27. Dezember 2022

Fallschirm widersteht brutaler Gewalt

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
T3310875

Frequenz:
405.3 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:10113)

Flugdatum:
28.11.2021 12:00Z

Track
wettersonde

Maximale Höhe:
32791 m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.05 m/s

Landegeschwindigkeit:
2.0 m/s

Landestelle:
Schwiederstorf  LAT, LON:
53.412261,9.80736, Google Map

Status:
Baumlander im Wald, von unten sichtbar, 13m hoch in Birke
. Geborgen am 27.12.2022, 14:19UT

Methode:
GPS-Koordinaten nach der Landung in wettersonde.net verfügbar, danke Kurt für die schönen Daten. Sonde lokalisiert am 6.8.2022, geborgen am 27.12.2022. 

Diese Sonde landete vor mehr als einem Jahr. Nach der Landung konnte sie direkt via Kurts Antenne empfangen ist. Ein Sondenjäger, DF2HY hatte sie sogar gleich nach der Landung versucht zu finden: "Die Sonde ist sehr wahrscheinlich im Baum auf 130m ü.NN. Gut zu empfangen, aber wegen Dunkelheit & Höhe nicht zu finden", notierte er in Radiosondy. Im August habe ich der Sonde einen Besuch abgestattet, und sie nach langer Suche in einer Birke erspäht. Das war definitiv nicht die ursprüngliche Landestelle - die Sonde muss ein ganzes Stück Richtung Fallschirm gependelt sein. Hinzu kam, dass man die Sonde wegen des Laubs direkt von unten nicht erkennen konnte, sondern nur aus einiger Distanz. Immerhin konnte ich ein Foto aufnehmen.


Bild vom 6.8.2022


Am 27.12.2022, also 13 Monate nach der Landung, will ich nach dem Laubfall diesen Baumhänger kontrollieren. Also geht es mit S-Bahn und Bus nach Elstorf-Bachheide. Mit dem Faltrad ist der gute Kilometer bis zum Waldeingang schnell bewältigt. Wieder geht es den Hügel hoch. Oben habe ich mich schnell orientiert. Die Sonde liegt nicht am Boden, hängt aber in der Birke. Die Schnur sieht auf weiten Strecken so aus wie ein Wattebausch. Diese Sonde kommt bald von selbst herunter. Aber kann ich nachhelfen? Letztes Mal war der Blick direkt von unten durch Blätter blockiert. Jetzt geht es einfacher. Ich bin nicht sicher, ob die Laguna-Stange reicht. Also fahre ich sie aus und sehe mir die Sache von der Seite an. Jetzt bin ich sicher, dass es gehen wird, wenn ich die Stange ein wenig anhebe. Im ersten Versuch gelingt es, die Sondenschnur einzuwickeln. Sie reißt bei geringer Belastung. Die Sonde fällt mir tatsächlich auf den Kopf....



Der gelbe DWD-Label ist stark verblichen, und dass dies das letzte Bild des Sondenhakens ist, kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht erahnen.



Beim letzten Besuch habe ich vergeblich nach dem Schirm gesucht. Dieses Mal gehe ich wieder in die fragliche Richtung und... werde fündig.



Ich mache einen weiteren Stangenbergeversuch - wieder mit der Schnur-Hakentechnik. Es gelingt mir, den Haken irreversibel in den Fallschirmschnüren zu verheddern. Ich kann ziehen und zerren wie ich will - das ist erfolglos. Fallschirmleinen zu zerreißen erfordert Kraft. Der Schirm ist stabil in den Zweigen vertütelt. Wenn man daran zieht, kann man auch die Sondenschnur nicht zerreißen, weil sich die Zweige beliebig verbiegen. Irgendwann wende ich derart viel Gewalt an, dass die Spule, auf der meine Sondenschnur aufgewickelt ist, bricht.


Der Schirm sieht ziemlich zerfetzt aus, aber ich kann ihn keinen Millimeter bewegen. Am Ende zerschneide ich die rote Leine und gebe auf. 

Wenn man, wie viele Sondenjäger, den Haken starr an der Stange befestigen, kann so eine Aktion leicht eine Beschädigung oder den Verlust einer Stange bewirken.

Geschlagen gehe ich bei Sonnenuntergang den Hügel herab, mache das geparkte Faltrad klar und radel gemütlich zum S-Bahnhof Neu Wulmstorf. Dort muss ich gegen die Uhr das Rad falten, um noch vor dem Türenschließen einsteigen zu können.

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Montag, 26. Dezember 2022

Sonden aufspüren am Ufer der Ilmenau

Berufliche Verpflichtungen haben im Dezember meine Sondenjagd ein wenig eingeschränkt. Bei den wenigen Versuchen kommt allgemeine Erfolglosigkeit hinzu. Ob Passanten oder nicht eintragende Sondenjäger der Grund waren: Sondenjagd ist gerne mal erfolglos - wäre es anders, wäre ja auch die Spannung weg.

Da hilft nur noch das Ausweichen auf abschreckende Waldlandungen mit unplausibler Prediction. Zwei davon haben sich im Oktober/November im Raum Bad Bevensen angesammelt. Wer sowas anpirscht, wird es sicher in Radiosondy eintragen. Also sind die Dinger höchtwahrscheinlich noch da. Als am 2. Weihnachtsfeiertag das Wetter weniger regnerisch ist als angekündigt, fahre ich spontan los.

Mit dem Zug geht es nach Bad Bevensen. Das Ziel sind die Flussufer der Ilmenau und die dortigen Wälder in Richtung des Nachbardorfes Medingen. Dort ist vor mehr als einem Monat eine Radiosonde unweit des Ilmenau-Uferwegs gelandet. Sounds easy.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
T3010170
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 23.11.2022 12:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe:
24505m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.59 m/s 
Landegeschwindigkeit: 11.8 m/s
Landestelle: Medingen
,
LAT, LON:
53.10655,10.57151  Google Maps
Status:
Geborgen am 26.12.2022, 12:05 UT
Methode: Extrapolation nach Wettersonde.net-Daten.

Die Sache ist aber nicht so simpel. Die Sonde ist  bis in 191m Höhe über Grund empfangen worden und zuletzt steinartig mit 11.8m/s abgesunken. Allerdings war die Windgeschwindigkeit hoch und zeigte stramm nordwärts. Laut Tawahiri sollte sie nur ein paar Meter entfernt westwärts im Wald liegen. Das ist extrem unplausibel. Eine schnell gerechnete Extrapolationslösung liegt viel weiter entfernt. Wahrscheinlich macht man nichts falsch, wenn man vom Ilmenau-Uferweg von der zur letzten Position nach Norden bis zu dieser Prediction läuft und aufmerksam die Bäume inspiziert. Ich rechne damit, dass die Sonde etwas kürzer geflogen ist, aber nicht viel. 

Neulich habe ich bei einer Göhrde-Tour eine etwas angehmere Fahrradroute durch Bevensen entdeckt, die mir jetzt zugute kommt. Dann geht es nördlich zum Elbe-Seitenkanal. Dessen Serviceweg ist wunderbar fürs Radfahren geeignet. Irgendwann muss ich allerdings links in den Wald abbiegen. Der Ilmenau-Uferweg ist auf den ersten Blick nicht zu entdecken. Erst bei genauem Inspizieren sehe ich einen schmalen und schlimmen Pfad nach rechts abzweigen. Soll ich das Rad anschließen und die ca. 400 Meter bis zur letzten Position zu Fuß gehen? Ein Blick auf die Karte zeigt mir eine bessere Option: Man kann von einem breiten Waldweg aus auch von Norden ins Landegebiet gelangen - das passt auch besser zu der geplanten Weiterfahrt nach dem Bergungsversuch. 

Es kommt noch schöner: Von dem Waldweg zweigt ein auf der Karte nicht angezeigter Pfad  ab, der mich bis auf 70m an die Extrapolationsposition heranbringt. Hier haben Waldarbeiter nur höhere Bäume stehen lassen. An der Extrapolationsposition ist leider nichts zu erkennen. Ich laufe nur 20m auf die letzte Position zu und sehe sofort die Schnur in einer Fichte verschwinden...

Ich gehe auf die andere Seite der Bäume, und da hängt die Sonde nach dem Motto: "Ein Männlein steht im Walde" ganz still und stumm direkt über der Grasnarbe.


Abschneiden bewirkt ein Absacken von Schirm und Ballonrest auf ca. 5 Meter. Sie bewegen sich auch danach noch im Zeitlupentempo abwärts. Würde ich ein Viertelstündchen warten, käme der Schirm sicher ganz herunter, aber die Ungeduld siegt....



 


Bei leichtem Nieselregen radel ich über Bruchstorf nach Medingen. Dort ist im Oktober eine weitere Bergener Sonde am Ilmenau-Ufer heruntergekommen. Die Situation ist exakt wie die eben. Wieder weichen Extrapolationslösung und Tawhiri extrem voneinander ab. Wieder liegt Tawhiri westlich, die Extrapolation nördlich, allerdings sind die vorhergesagten Rest-Strecken diesmal weniger diskrepant. Die letzte Position liegt über der wiesenartigen Uferniederung der Ilmenau, und zwar an der anderen Seite des Flusses. Sie muss es aber, egal wie man es dreht und wendet, über den Fluss bis in den Wald geschafft haben. Das Schlimme: Ich habe diese Sonde schon einmal mehr als zwei Stunden lang vergeblich gesucht. Irgendwie glaube ich nicht an eine Bergung durch Passanten, zumal man in den Wipfeln der extrem hohen Buchen nicht durch das Laubdach gucken konnte. Inzwischen liegen die Blätter am Boden. Das ist meine Hoffnung. Vielleicht ist es ja heute ganz leicht?


Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
T1330884
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 10.10.2022 00:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe:
18761m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.63 m/s 
Landegeschwindigkeit: 9.4 m/s
Landestelle: Medingen
,
LAT, LON: 
53.09447,10.5702  Google Maps
Status:
Baumlamder in 25m, lokalisiert  am 26.12.2022, 14:00 UT
Methode: Extrapolation nach Wettersonde.net-Daten. 

Ich suche mit dem Fernglas das Landegebiet ab. Eine Stunde lang. Nichts. Allmählich geht die Sonne unter.

Ein letzter Versuch: Rauf auf den Hang - von oben ist der Überblick besser. Als die Sonne durch ein Wolkenloch scheint, werden die Wipfel wunderbar rötlich beleuchtet. Aber da oben glänzt etwas Weißes in einer krummen Buche. 25m über dem Boden. 



Ich mache mich auf die Suche nach dem Schirm und entdecke ihn in 9m Höhe in einem Baum. Ich könnte den Schirm mit der Schnur-Hakentechnik zu Boden bringen. Die Sonde hängt nur 1m unter dem Ast - wenn ich jetzt am Schirm ziehe,  würde ich im besten Fall die Sonde in der Astgabel verklemmen. Das wäre dumm, denn damit würde ich verhindern, dass die Sonde von  selbst herunterkommt - was sie im jetztigen Zustand irgendwann garantiert tut.  Der einzige Weg wäre, die Sondenschnur über dem 12m hohen Abroller zu kappen. Sehr vielleicht kommt die Sonde dann herunter - zumindest macht man damit nichts schlimmer. Allerdings ist es sehr schwierig, die Stange mit dem Schneidwerkzeugt im Mikado-Stil, an allerlei Ästen vorbei in Position zu bringen. Mehrfach tippe ich den Abroller an. Inzwischen schwindet das Tageslicht, so dass ich abbreche, zurück zum Bahnhof Bevensen radel und den Heimweg antrete. Mit einem schmaleren Schneidetool könnte ich es noch einmal probieren. Immerhin ist diese schwer zu findende Sonde lokalisiert und eine weitere im Rucksack.

Nachtrag: Sonde geborgen am 22.10.2023

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Samstag, 5. November 2022

Auf dem Sofa zum Kriegsende...

 Seit Beginn der massiven Gaspreissteigerungen aufgrund des Ukraine-Krieges wird auch Helium immer teurer. Bergen erreichte früher oft Höhen von fast 40km, jetzt sind es eher 25. Und normalerweise starten 4 Sonden am Tag - daher ist Bergen im Raum Hamburg traditionell der häufigste Herkunftsort. Jetzt starten von diesem Platz nur noch 2 Stück. Und daher liegt für mich die letzte Auffindung einer Bergener Sonde schon länger zurück, wenn man mal von den jetzt aufgrund des Kriegs massenhaft startenden Manöver-DFMs absieht. Am 4.11. landet eine Sonde bei Wendhausen. Als sie am Samstagmorgen noch nicht geborgen ist, fahre ich früh morgens los.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
T2950452
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 04.11.2022 12:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe:
24797m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.14 m/s 
Landegeschwindigkeit: 3.5 m/s
Landestelle: Wendhausen
,
LAT, LON: 53.250216,10.575276 Google Maps
Status:
Geborgen am 5.11.2022, 7:11 UT
Methode: Tawhiri-Prediction nach Wettersonde.net-Daten. 

Bus und Bahn bringen mich und das Faltrad zu einer mir sehr vertrauten Haltestelle: Sülbeck, Bei den Eichen. Ich zähle nicht, wie oft ich dort ausgestiegen bin. Diesmal ignoriere ich die hartnäckig im Baum hängende DFM09 im nahen Wald -  ich war erst kürzlich da. Den Weg nach Wendhausen kenne ich. Gleich hinter dem Dorf sollte die Sonde auf dem Acker liegen. Da die Prediction sehr genau ist, sollte es keine Schwierigkeiten geben. Die Erwartung wird nicht enttäuscht:










 
 
Dieses Foto versprühe ich über die Whatsappgruppe. Sofort kommt folgende Antwort:

"Da liegt doch bestimmt noch was aufm Weg fürs „Sofa“ (Sondenfahrrad)"

Das hat Andreas ganz richtig vermutet. Wahrscheinlich war ihm klar, dass man für eine einfache Ackerbergung keine 14m-Stange ans "Sofa" schnallt. Also nehme ich auf der "Couch" Platz und strampel nach Wendisch-Evern. Dort sind Ende September zwei DFMs aus Putlos im Wald gelandet. Die eine der Landestellen liegt aber wahrscheinlich auf dem Gelände des örtlichen Schießplatzes. Die andere hat den Truppenübungsplatz knapp verfehlt; wahrscheinlich kann man da hin. Die ist das nächste Ziel:


Sondentyp: DFM09
SN:
 
19007836
Frequenz:
403.11 MHz
Timerkill: keiner
Startstation:
Putlos (Manöver, WMOID:-)
Flugdatum (Landezeit): 21.9.2022 10:29Z
Track radiosondy
Maximale Höhe:
18737m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.68 m/s 
Landegeschwindigkeit: 2.4 m/s
Landestelle: Wendisch Evern
,
LAT, LON: 53.20683,10.47669 Google Maps
Status:
Geborgen am 5.11.2022, 7:11 UT
Methode: Tawhiri-Prediction nach Wettersonde.net-Daten.



Je näher ich Wendisch-Evern komme, umso extremer wird die Geräuschkulisse, überwiegend Feuer aus Gewehren und Maschinenwaffen. Man könnte auf den Gedanken kommen, da würde der dritte Weltkrieg toben. Laut Karte geht genau am Rande des Platzes ein öffentlicher Weg vorbei. Ich könnte mir vorstellen, dass der heute doch gesperrt ist oder dass sogar Soldaten in dem Wald, in dem die Landestelle liegt, üben. Aber dem ist nicht so. Der Weg ist tatsächlich benutzbar, aber ohne Hörschutz ist das Geballer sehr extrem. Direkt am Weg beginnt linkerhand das Sperrgebiet, mit Schildern markiert und teilweise mit einem hohen Zaun abgesichert. Die Schützen sehe ich nicht, aber sie sind definitiv gleich hinter dem Zaun.


Der Wald rechterhand, in dem ich die Sonde vermute, ist allerdings, wie auf der Karte vermutet, frei zugänglich, und ich bin ganz froh, einen gewissen Abstand von der Front zu gewinnen. Das Rad wird angekettet, und bis zur Sonde ist es nicht weit. Plötzlich stehe ich vor zwei Schalen mit Mais am Boden. Und dann erst erkenne ich die Wildkamera... Bitte recht freundlich! Die Jäger dürften sich über ein seltenes Bilddokument eines gewöhnlichen Sondenjägers (mit kapitaler Stange!) in freier Wildbahn freuen.

Der Tawhiri-Prediction wird misstraut, die Extrapolation dürfte stimmen. Tatsächlich hängt da im Baum eine DFM09, ca. 8 Meter hoch. Der Fallschirm ist nicht zu erkennen.




Als ich sie mit der Stange herunterziehe, raschelt im Nachbarbaum der Schirm. Leider kann ich ihn nur ein paar Bäume weiterziehen, aber nicht an der Schnur ablassen. Der Versuch, die Reste mit Gewalt herunter zu bekommen, endet wie befürchtet mit Schnurriss.

 




Hier muss man wohl kapitulieren. Das hat ja an dieser Landestelle Tradition...Denn zurück auf dem Weg, der weiter direkt an der Grenze des Schießplatzes verläuft, stolpere ich über das hier...



 

 

Dort haben sich 1945 die deutschen Truppen in den Niederlanden, Norddeutschland und Dänemark dem britischen General Montgomery ergeben.  Der genaue Ort - von "Monty" liebevoll "Victory Hill" getauft,  befindet sich aber auf dem Truppenübungsplatz, der nur wenige Meter von dem Gedenkstein entfernt beginnt. In merkwürdigem Kontrast zu dem Motto der letzten Zeile erreicht drüben das Geballer einen weiteren Höhepunkt.  Wollen wir mal das beste hoffen....

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Freitag, 28. Oktober 2022

Begegnungen an der Landestelle

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
U2330457

Frequenz:
405.3 MHz

Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 28.10.2022 00:00Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 33903 m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.95 m/s
Landegeschwindigkeit: 8.3 m/s
Landestelle: Tanneneck (Quickborn)  LAT, LON: 53.75786,9.93546 Google Maps
Status: Geborgen am 28.10.2022, 5:15 UT
Methode: GPS-Decodierung per TTGO (RDZsonde). Sonde am Wegrand bodennah; Fallschirm mit Stange aus Eiche geborgen

Diese Sonde landet am Freitag Morgen nur 800m von der AKN-Station Tanneneck. Ich bin noch nicht sicher, ob ich spontan losfahren soll und entscheide mich dagegen. Nach etwas Schlaf schau ich noch einmal auf Radiosondy: Die Sonde ist noch da. Man könnte schnell mal hinfahren. Google Maps zeigt allerlei Bäume der Landstelle und einen Fußweg, der direkt dort hinführt. Die Tatsache, dass Kurts Antenne sie nach der Landung nicht hat, spricht eher für eine bodennahe Lage. Ich nehme aber sicherheitshalber die 14m Stange mit. Das Rad brauche ich für die kurze Strecke nicht.

Schon im Zug lokalisiert der TTGO die Sonde. Auf Bodenhöhe, und noch dichter am Fußweg als vorhergesagt. Am Bahnhof Tannenhof geht der Weg an der Bahn entlang. Ich laufe ein paar Hundert Meter auf der falschen Seite und muss dann ganz zum Bahnhof zurück. Gegen 7:00 bin ich dann an der Landetelle. 

Die Bäume sind hoch. Instinktiv gucke ich nach oben. Ich muss ein paar Minuten suchen, als ich am östlichen Wegrand die Schnur in den Brombeeren verschwinden sehe. Die Sonde steht aufrecht unmittelbar auf Bodenhöhe.


Auch den Fallschirm habe ich schnell lokalisiert. Er hängt in etwa 6-7m Höhe an einer Eiche. Leider stört ein recht hohes Gitter, welches den Weg vom Gelände des gemeindeeigenen Rückhaltebeckens abtrennt.

Einer der Anwohner kommt rausgelaufen und will wissen, was ich da mache. Nach einer kurzen Erläuterung will er mir gleich seinen Apfelpflücker leihen und ermuntert mich, doch unbedingt über den Zaun zu klettern, da drüben doch nur Gemeindegelände sei. Das Gitter ist aber nicht so einfach zu übersteigen, und außerdem vermeide ich generell solche auffälligen und sublegalen Stunts. Ich glaube, der Gute ist wegen meiner Beratungsresistenz ein wenig genervt. Das sollte mit etwas Stangenmikado auch vom Wegrand aus gehen. Allerdings ist es immer ein wenig nervig, mit einem GFK-Mast schräg anzusetzen, weil der sich dann ziemlich stark  durchbiegt. Beim dritten Versuch kann ich den Ballonrest einhaken und somit auch den Schirm und die Schnur bergen.

Ich packe gut gelaunt meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Da kommt mir ein Mann entgegen. Schon von Weitem verraten Gang und Blickrichtung, dass er aus dem gleichen Grunde hier ist wie ich. Mein Codewort lautet: "Radiosonde?!" Seine ebenfalls leicht fragend geäußerte Parole: "Astrohardy?!" bejahe ich. "Die Sonde sendet aber nicht mehr". "Nö, die habe ich gerade eben abgeschaltet".


Axel alias DB7XO kennt diesen Blog. Obwohl wir uns nie begegnet sind, haben wir schon einen gemeinsamen Sondenfund.  D18081169, eine DFM09 aus Munster Süd, hatte er im Raum Lüchow lokalisiert, konnte aber die Sonde nicht aus dem Baum bergen. Als ich ein paar Tage später, seine Koordinaten nutzend, die Landestelle besuchte, war sie ganz auf Bodenhöhe abgesackt, und ich konnte sie einfach abpflücken. So wie heute war auch damals die Fallschirmbergung der aufwändigere Part. Da ich die Sonde nur aufgrund seiner Vorarbeit gefunden hatte und er einfach auch riesiges Pech gehabt hatte, hatte ich ihn als Co-Finder eingetragen. Letztes Mal konnte ich mit der Sonde abziehen, dieses Mal erhält er zum Dank meine heutige Beute. Zu meinem unangehmen Erlebnis an der Landestelle konnte er beitragen, dass er bei seinem Besuch das Gefühl gehabt hat, dass sich da Leute rumdrückten, die ihn beobachteten...

Auch stellt sich heraus, dass er in Altona wohnt, und so erhalte ich netterweise einen Lift nach Hause. Unterwegs tauschen wir Handynummern aus, so dass er sicher demnächst auf der Whatsappgruppe mitschreiben kann. 


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Montag, 24. Oktober 2022

Der Zaun rettet die Sondenbergung

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
T2940270
Frequenz:
404.5 MHz
Timerkill:
keiner
Startstation:
Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum:
24.10.2022 11:00Z
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.57 m/s
Maximale Höhe:
25621 m
Landegeschwindigkeit:
4.7 m/s
Track  Radiosondy Wettersonde-Mix
Landestelle: Dollern ,
LAT, LON  
53.56233,9.557938  Google Maps
Status:
Geborgen am 24.10.2022, 15:37Z. Positionen nach der Landung in wettersonde.net (Danke Kurt für die schönen Daten).

Am 24.10.2022 fliegen die Meppener Sonden in unsere Region. Die Morgensonde landet bei Borstel nördlich von Pinneberg und wird gleich von Andreas (DL1LAJ) auf dem Weg zur Arbeit auf einem Mais-Stoppelfeld eingesammelt.  Meppen2 ist ein klassischer Erdnagel, der bei Bremervörde von Berthold geborgen wird, ebenfalls auf einem Ex-Maisfeld. Berthold wartet auf Meppen3, die aber zuerst die Elbe zu queren und dann in derselben zu wassern droht. Berthold macht sich auf den Heimweg. Ich selber habe eigentlich gar nicht vor, da irgendwie aktiv zu werden. Dann aber landet Meppen3 unerwartet nicht in der Elbe, sondern bei Dollern. Kurt kann sie nach der Landung durchgehend empfangen und speist die Daten in wettersonde.net ein. Niemand zeigt Interesse. Ich muss nur aus meiner Wohnung kurz in den Keller gehen, das Faltrad rausholen, die Straße überqueren, runter in den Schacht gehen. Dort kommt sofort die S-Bahn nach Stade. Dieselbe muss ich nur noch in Dollern verlassen.

In der Bahn kann ich mir die Landestelle in verschiedenen Satellitenbildern angucken. Die Position macht einen komplett eingequetschten Eindruck: Zwar führen Wege zu einigen Windrädern in die direkte Umgebung, aber kann man die auch befahren? Die Sonde selbst liegt direkt am Westrand einer Apfelplantage - die sind gerne mal abgezäunt. Unmittelbar westlich der Landestelle verläuft ein 8m breiter Kanal. Drüben, auf dem verbleibenden schmalen Geländestreifen direkt an der Autobahn, zeichnet OSM einen Weg ein, von dem man auf Google Maps allerdings keine Spur erkennt. Ich habe trotz der niedrigen Bodenhöhe die 14m Stange mitgenommen, um notfalls die Sonde aus einiger Entfernung angeln zu können.

Von Dollern sind es nur 3 Kilometer. Ich entschließe mich, den Weg zu den südlichen Windrädern als erstes zu probieren. Zwar führt der nicht so dicht an die Sonde heran, aber in Google Maps scheint mir der Zugang leichter zu sein.  Der Weg ist gut befahrbar. Das letzte Stück muss ich das Rad schieben. Aber die fragliche Apfelplantage ist abgezäunt. Und schon aus der Distanz sehe ich das Objekt der Begierde:


Ob ich mich zwischen Zaun und Kanal durchquetschen kann? Ja, ich kann, und gar so schmal ist es auch nicht. Und die Sonde hängt in kommoder Pflückhöhe im Zaun. Wäre die Sonde nicht am Zaun hängen gelieben, sondern auf die Apfelplantage geflogen, ist sehr fraglich, ob ich sie hätte bergen können.







Ob ich auch den Rest bergen kann? Die Schnur quert die Apfelplantage über Eck und verliert sich hinter dem Zaun im Ödland beim nördlichen Windrad. Unmittelbar am Zaun verläuft dort ein schmaler, aber tiefer Wassergraben. Dahinter liegt schwer begehbares Schilf- und Sumpfgebiet. Das hatte ich schon beim Betrachten der Satellitenbilder befürchtet. Ich habe zwar Wanderstiefel, aber keine Gummistiefel dabei. Also muss ich mich diesmal wirklich zwischen Zaun und Graben durchquetschen - 50cm Platz sind ja da. Ich hangel mich am Zaun entlang und  kann die Schnur ergreifen, den Schirm herbeiziehen und somit das gesamte Gespann bergen. Anders als bei den Meppener Sonden üblich ist die Schnur diesmal komplett abgewickelt.



Zurück geht es mit dem Rad zurück nach Dollern. Unterwegs überholt mich ein Traktor mit mehreren Anhängern, die alle voll mit Äpfeln sind. Zwei Minuten nach meiner Ankunft am Bahnhof läuft auch schon die S-Bahn nach Hause ein. Bereits in Neugraben ist es draußen dunkel - der Sommer ist definitiv vorbei.


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Samstag, 15. Oktober 2022

Die niedrig hängenden Früchte sind sofort weg

Im September/Oktober flogen aus Bergen und Munster allerlei Manöversonden. Drei landeten um das Dorf Holdenstedt südlich von Uelzen. Zwei davon hatten sehr niedrige Endhöhen, da der lokale Sondenjäger Clemibunge entsprechende Daten eingespeist hatte. Ich wunderte mich, dass er die Sonden nicht gleich eingesammelt hatte. Hat er aber nicht, denn er trägt normalerweise seine Funde in Radiosondy ein. Bei der dritten war die Landestelle sehr unsicher. Status laut Radiosondy ebenfalls "Unbekannt".

Am Samstagmorgen locken freie Abokarte und recht schönes Herbstwetter. Dem üblichen Bahnchaos kann ich durch entsprechendes Umdisponieren teilweise entgehen. Ich trudel allerdings eine Stunde verspätet in Stedersdorf (Kreis Uelzen) ein. Da ich vergessen habe, etwas Essbares einzustecken, muss dort noch schnell ein Discounter überfallen werden. Dann geht es westwärts. Nicht weit hinter dem Ortseingang Wrestedt biege ich in einen  kurzen Feldweg ein, direkt auf die recht genaue Prediction der DFM09 18082550 zu. Diese Sonde war vor 3 Tagen in Munster Nord gestartet worden. Ich mache vor Ort ergänzend zur Tawhiri-Prediction eine Extrapolation und kann damit die Landestelle auf wenige Meter eingrenzen. Tatsächlich liegt Clemibunges letzte Höhe nur 10 Meter über Grund. Und die Sonde ist, um es kurz zu machen, weg. 

Diese Klärung ging schnell. Wieder aufs Rad und weiter. Hinein geht es nach Holdenstedt. Gleich hinter dem Dorf befindet sich die Landestelle von 18082588, gleicher Flugtag, gleicher Startort, noch genauere Prediction.  Nach der Erfahrung eben bin ich pessimistisch. Berechtigterweise, denn auch diese  Sonde ist, um es kurz zu machen, weg. Auch das ist schnell erledigt. Da ist offenbar ein Kollege erfolgreich gewesen, der die Sonden nicht einträgt. Man muss ja auch nicht damit rechnen, dass eine Sonde, die problemlos mit perfekter Prediction auf einem Acker einzusammeln ist, nach 3 Tagen noch da liegt. Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt, dass ich mich jetzt den höher hängenden Früchten zuwenden muss!


Der Flug der  dritten Sonde, 18050767 liegt schon mehr als 2 Wochen zurück. Sie startete am 27.9.2022 vom normalen Bergener Startort aus, war aber vom ganzen Setup her auch eine Manöversonde. 

Sondentyp: DFM09
SN:
18050767
Frequenz: 403.331 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Bergen (Manöver)
Flugdatum: 27.09.2022 12:29UT L
Track radiosondy

Maximale Höhe:
17012m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.04 m/s

Landegeschwindigkeit:
4.1 m/s

Landestelle: Holdenstedt,
LAT, LON:
52.93333,10.53784, Google Maps
Status:
Stangenbergung von Sonde und Schirm am 15.10.2022, 14:00 UT
Methode:
Verschiedene Predictions nach Radiosondy.net-Daten.

 

Viele Chancen rechne ich mir hier nicht aus. Denn die letzte Höhe aus Radiosondy liegt bei 392m Höhe. Ihr Fallschirm hatte gut funktioniert, und es war ziemlicher Wind, so dass sie ein ganzes Stück geflogen sein muss - je nach Vorhersage 500-900m. Das macht die Vorhersage der Landestelle schwierig und ungenau. Der weitaus größte Teil des Gebiets liegt in einem Wald, der Rest auf einem Acker.

Der Weg in den Wald überquert per Holzbrücke einen munteren Heidebach. Ich fahre so weit, wie es die 16" Räder erlauben und kette das Rad an einen Baum. Hier bin ich schon mitten im Landegebiet.

Die Flugrichtungen der Tawhiri-Prediction und der Extrapolationslösung passen nicht gut zusammen. Dass die Extrapolation weiter flugbahnabwärts liegt, ist normal; wahrscheinlich ist die Sonde eher kürzer geflogen. Es bleibt nichts anderes übrig, als beide Lösungen zu überprüfen und den Bereich dazwischen auch.

Am einfachsten wäre es, wenn sie es auf den Acker hinter dem Wald geschafft hätte. Also gehe ich Schritt für Schritt in diese Richtung, die Bäume prüfend musternd. Nichts. Auf dem Acker liegt sie leider auch nicht. Danach gehe ich einen Waldweg hinein, der genau auf die Tawhiri-Lösung zuhält. Hier kann ich auch nichts entdecken. Nach einer guten Stunde Suche bin ich auf dem Querweg, auf dem ich mit dem Rad gekommen bin. Ich erwäge kurz, gleich zum Rad zu gehen und aufzugeben. Ich entschließe mich aber, ein paar Meter weiter zu gehen. Da geht auch ein auf der Karte nicht verzeichneter Parallelweg nach Südosten, und ich bemerke durch einen Blick auf die Locus-App, dass er ziemlich genau der Extrapolationsbahn folgt. Ich brauche nur ein paar Schritte den Weg hinaufzugehen, da sehe ich schon die Sonde aus großer Distanz in einem Baum direkt am Wegrand pendeln, Höhe etwa 11m. Die Position ist nur 60m von meinem Fahrrad entfernt. Die ganze Wanderung durch Felder und Wälder war also eigentlich unnötig.

 


 


 

Keine schwere Beute für meine etwas verkürzte Laguna-Stange. Mein Haken ist leider bei der letzten Bergung wie berichtet verloren gegangen, und das Ersatzmodell ist ein arger Kompromiss. So muss ich mehrfach ansetzen, um die Sonde herunter zu bekommen. 

 


 

Der Schirm hängt unerreichbar hoch in einer anderen Kiefer

Erstaunlicherweise kann ich beim Einziehen der Sondenschnur problemlos über drei Baumwipfel ziehen. Jetzt hängt er in dem Sondenbaum!


Ich traue mich nicht, ihn auch noch über den vierten Wipfel zu ziehen und nehme doch lieber die Stange...






Da nun alle hoch hängenden Früchte geerntet sind, kann ich die letzten 5km nach Uelzen radeln und mit dem Zug die Heimat wieder erreichen. 


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