Letzte Woche flog eine Sonde aus dem Raum Hamburg in
Richtung Mecklenburg-Vorpommern. In Sondenjägerkreisen wurde sie eifrig
diskutiert. Denn die Seriennummer, die Sonde funkte, begann mit einem
"C". Das bedeutet: Produktionsdatum war der 30.11.2007. Ein uraltes Schätzchen. Es wurde
erwogen, dass dieses Modell vielleicht sogar eine Wasserbatterie enthalten
könnte. Ich bin relativ frisch im Sondenjägergeschäft und werde sicher nicht
mehr so schnell eine Sonde mit Wasserbatterie erbeuten können. Und auch Sonden
mit einem "C" in der Seriennummer haben nur die ganz alten Hasen
im Schrank. Als allerdings ein paar neue Daten auftauchten, die den Startort
als "Pinneberg" auswiesen, hätte ich skeptischer werden müssen. Denn ein
sondenbegeisterter Astrofreund, Jürgen Wruck, hatte neulich eine Pinneberger
SGP mit Lithiumbatterie aus dem Schnee gezogen.
Dennoch gab es kein Halten mehr, als am Morgen des 6.3. eine
weitere Uraltsonde, C4853147, in Pinneberg startete. Sie stieg extrem langsam
auf, drehte ein paar Schleifen über den Hamburger Westen, überquerte dann die
Elbe. Die rasante Landephase - Pinneberg verzichtet grundsätzlich auf
Fallschirme - konnte ich durch eigenen Empfang von meinem Arbeitsplatz aus verfolgen. Die Sonde landete wieder in der
Fischbeker Heide, einem Waldgebiet in den Harburger Bergen, in dem ich schon 2
Tage vorher aktiv war. Die Stelle war in einem fast weglosen schmalen Streifen Hamburger
Territorium, der nach Niedersachsen hineinragt. Die finale GPS-Höhe betrug
211m, davon muss man noch 40 Meter Geodhöhe und 100m Geländehöhe abziehen. Zum
Vergleich: Die Bremer Radiosondenseite hatte die Sonde in 580m Höhe verloren.
Es gelang mir, mich auf Arbeit am Frühnachmittag loszueisen.
Meinen Sondenjägerrucksack hatte ich gleich mitgenommen. S-Bahn und ein Bus
brachten mich nach Alvesen. Von da aus ging es auf verschlungenen matschigen Waldwegen und
Waldfahrwegen bei Nieselwetter zur Landestelle. Ich habe ein paarmal versucht,
das Signal zu erfassen - leider erfolglos. Hatte die vermutete Wasserbatterie
ausgeblubbert?
In unmittelbarer Nähe der Landestelle wurde die Lage
durchdacht. So schnell würde ich nicht aufgeben. Ich stand in einem Tal,
Richtung Landestelle erhoben sich Hügel.
Gleich nördlich vom höchsten Gipfel
befand sich meine letzte Sondenposition. 211-40-100 ergibt 71 Meter über Grund,
und die Bäume waren sehr hoch. Somit hatte ich das Signal fast bis in
Baumwipfelhöhe empfangen. Zur Zeit der Sondenlandung war es recht windstill
gewesen. Daher gab es eine gute Chance, die Sonde direkt unter der letzten Position aufsammeln
zu können. Also weg vom Weg und den bewaldeten Hügel hinauf. Um mir eine
Übersicht zu verschaffen, ging es rauf auf den Gipfel, auf dem ein Jäger einen
Beobachtungsstuhl errichtet hatte. Ein Blick in die fragliche Richtung zeigte sofort
einen schneeweißen Fleck. Das war die spätantike Sonde. Die Position lag nur 30m
nördlich meiner letzten Position aus Flottbek.
Die spannende Frage: Was für eine Batterie ist da drin?
Drauf stand "SGPD". Das bedeutet: AA-Batterien und
Zusatz-Wassergewichte, also keine Wasserbatterie. Drin war aber, was ich schon aufgrund
des Gewichts vermutet hatte: Ein Paket von Lithiumbatterien.
Also hat man wohl uralte SPGDs nachträglich mit
Batteriekästen der SGPL versehen...
Der relativ große Ballonrest hing hoch im Baumwipfel. Ein
strammer Zug ließ ihn heruntersegeln. Pinnebergtypisch war der Abroller mit
einem Kabelbinder befestigt. Der Sensorträger ist, anders als bei den heutigen
Sonden, nicht rundherum verspiegelt, sondern die untere Hälfte ist matt.
Der Rückweg wurde etwas koordinierter durchgeführt. Vor
allem ging er schneller, denn eigentlich war die Landeregion von der Busstation
"Waldfrieden (Kehre)" aus schneller erreichbar. Das ist die gleiche Bushaltestelle,
von der aus die Sonde M2153160 nur 2 Tage vorher besucht wurde.
Kurz vor der Busstation kam ich an einer Mutter mit 2 drei- bis fünfjährigen Kindern an. Einer der Jungs guckte mich ein wenig fragend an und meinte, auf meinen GFK-Mast im Rucksack deutend: "Bestimmt ein Schießgewehr". Ich hab dann Mutter und Kiddys den Ballonrest und die Sonde gezeigt und sie raten lassen, was das ist. Sie kamen drauf und stellten viele Fragen.