Donnerstag, 9. März 2023

Im schwarzen Loch des ÖPNV

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U1460508
Produktionsdatum: 2022-04-09
Frequenz:
404.1 MHz

Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:10113)

Flugdatum:
09.03.2023 00:00Z

Track
wettersonde.net/radiosondy-Mix

Maximale Höhe:
31286 m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.2 m/s

Landegeschwindigkeit:
2.0 m/s

Landestelle:
Hamburg-Bramfeld  LAT, LON:
53.62169,10.09123, Google Maps
Status:
 
Geborgen am 9.3.2023, ca. 5:45UT
Methode: Decodierung des Sonden-GPS mit TTGO (RDZsonde). Bergung durch Stangenmanöver vom Nachbargrundstück unter Mithilfe einer Anwohnerin


 Bramfeld ist das schwarze Loch. Kein schienengebundener ÖPNV zwischen Ohlsdorf und Wandsbek, nur obskure Busse. Das macht die Tour von Altona in diese Region zu einem allgemeinen Desaster. Völlig unerwartet kriegt die Mitternachtssonde aus Norderney einen extrem guten Fallschirm ab und fliegt bis Stapelfeld. In den niedrigen Luftschichten hat es OSTwind, so dass die Sonde wieder nach Hamburg zurückschwebt. Wo landet sie? Direkt am Ereignishorizont des schwarzen Lochs in Bramfeld, mitten in einem Wohngebiet mit Einzelhausbebauung. 

 Das Schienenverkehrs-Vakkuum in der Gegend ist nicht das einzige Problem: Die S-Bahn nach Barmbek ist baustellenbedingt dauergesperrt. So hilft nur kreatives U-Bahn-Fahren. Immerhin liegt die Bushaltetstelle "Hohnerkamp Mitte" direkt neben der Landestelle. Allzu optimistisch bin ich ja nicht. Kurts Daten bis in Baumwipfelhöhe sehen die Landestelle direkt auf Privatgelände. Wahrscheinlich kann ich die Landekoordinaten sichern und den Leuten einen Flyer in den Briefkasten werfen. 

Immerhin sendet die Sonde noch, als ich den Bus endlich verlasse. Die Koordinaten liegen laut RDZsonde-Empfang nur 4 Meter neben meiner Vorhersage. 



 

 

Leider rechnet sich die GPS-Höhe auf 7m über dem Boden um. Dann wird sie wohl in dem Bäumchen hängen, das man auf Google Maps Satellitenansicht gut sehen konnte Und leider ist die Auffahrt zu dem relevanten Grundstück durch ein elektrisch betriebenes Tor versperrt. Drüben ist im Dunkeln nichts zu sehen. 

Kommt man von der anderen Seite heran? Dort stehen Häuser. Irgendwie müssen die Leute dort doch auch zu ihren Grundstücken kommen! Also zurück zum Hohnerkamp. Über der Straße hängt tatsächlich der Fallschirm von einem Busch herunter!



Den kann ich einfach zu Boden ziehen und von der Schnur abtrennen. Groß daran ziehen mag ich aus bekannten Gründen nicht. Leider ändert die Beseitigung der Schnurspannung nichts an der GPS-Höhe.


Ich habe Glück! Aus dem Haus, das direkt nördlich der Landestelle steht, kommt ein junger Mann heraus und stratzt zu seinem PKW. Er will zur Arbeit fahren, gibt mir aber sofort das Go. Von seiner Grundstücksgrenze kann ich aber nichts erkennen, obwohl ich nur 13m von der Sonde entfernt sein soll. 

Also zurück zu dem Grundstück mit dem Tor! Mir ist nicht ganz klar, wie die Leute auf der anderen Seite des Tores ihre Post erhalten. An dem Haus vor dem Gatter hängt ein Briefkasten. Aber da läuft mir doch glatt eine Anwohnerin über den Weg. Ich erkläre mein Anliegen, zeige ihr den Schirm, und sie verschafft mir doch glatt Zugang! Wir gehen bis zum Ende des Grundstücks durch - nichts! Das kann nicht sein. Auf dem Handy sehe ich auf der Locus-Karte, dass wir zu weit westlich stehen. Die Sonde ist also auf dem angrenzenden Nachbargrundstück.

Das ist natürlich tragisch. Irgendwann sehe ich über mir die Schnur in 5 Metern Höhe dahinziehen. Sie endet im Wipfel des Baumes auf dem Nachbargrundstück. 

Um niemanden zur Unzeit zu nerven, angel ich mit der Stange rasch die Sonde aus dem Wipfel. Jetzt kann ich sie an der Schnur ablassen und dann im zweiten Schritt zu mir zu befördern. Gott sei Dank habe ist die Bergung sehr einfach zu bewerkstelligen. 

Etwas komplizierter ist die Bergung der Schnur. Ein kurzes Schnurstück muss leider im Baum verbleiben, aber es hängt bis zum Boden. Die Nachbarn meiner Helferin werden sie leicht aus dem Baum bekommen. Die Schnur, die über das Dach zur Straße verlief, kann ich komplett bergen. Da ich meiner Helferin nicht unnötig lange auf die Nerven gehen möchte, verzichte ich auf Fotos der Sonde im Baum. Dafür kriegt sie gleich 3 Flyer in die Hand gedrückt, für die beteiligten Grundstücksbesitzer jeweils einen.

 





Die Rückfahrt scheint zunächst einfacher zu sein als der Hinweg, weil der Bus in der Hauptverkehrszeit alle 10 Minuten fährt. In Barmbek kann ich beim Bäcker noch ein paar Brötchen erstehen. Die Weiterfahrt ist dann eine echte Folter. Die U-Bahnen sind rappelvoll, weil sie wegen der ausfallenden S-Bahn die einzige Verbindung in das Stadtzentrum bieten. Zuhause duschen, Kaffee kochen, frühstücken und auf zur Arbeit. 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier

 

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