Ende Januar 2025 beginnt auf dem Truppenübungsplatz Bergen ein Artilleriemanöver. In regelmäßigen Abständen starten DFM-Manöversonden, meist das Modell DFM09. Zielgebiet ist zeitweise das Wendland, aber auch das Gebiet nördlich der Elbe. Man kann die Sonden bis zur Grasnarbe mit dem SDR von Zernien mitschneiden - zum Teil sogar nach der Landung. Von daher sind die Landestellen bekannt. Ich entschließe mich am Samstag zu einer Tour durch das Landegebiet. Das scheint aussichtsreich, zumal bisher niemand irgendeinen Fund eingetragen hat. Also fahre ich in aller Frühe mit dem Wendlandbus von Uelzen Richtung Lüchow. An der Station Diarehm Kniepenkrug verlasse ich den Bus, klappe das Rad auseinander. Bis zur ersten Landestelle ist es nicht weit. Die liegt direkt am Weg. Nirgends liegt eine DFM09 herum. D17050473 ist weg. Wahrscheinlich hat sie ein Spaziergänger abgegriffen, denke ich.
Weiter gehts. Auch die Landestelle von D17053312 ist gut bekannt. Dort liegt aber auch keine Sonde. Dafür führen frische Fußspuren bis direkt zur Landestelle. Weiter fahre ich auf wunderbaren Wirtschaftswegen Richtung Dannenberg. Überall gucken Rehe aus den Zwischensaatfeldern, überall sieht man Kraniche am Wegrand stehen. Und am Ortsrand ergibt sich das übliche Bild an der Location von D17052725.
Die Wendlandbahn, diese eingleisige Strecke am Rande der HVV-Erdscheibe, verkehrt nur alle 3-4 Stunden. Soll ich hier ewig auf den Zug warten oder die Tour fortsetzen? Ich fühle mich nach knapp 30km sehr frisch, das Wetter ist prima, das Radfahren bringt Spaß. Also geht es weiter zur Elbbrücke bei Dömitz. Von oben hat man einen tollen Blick über die Elbniederungen, auf die Reste der zerstörten Eisenbahnbrücke. Vor dem zweiten Weltkrieg verband hier Deutschlands längste Flussbrücke die Wendlandbahn mit dem Eisenbahnnetz der anderen Elbseite. Die Brücke wurde in den letzten Kriegstagen zerstört, nach der Wende wurde der Bahnanschluss von Dömitz gekappt. Dömitz hat zwar einen ZOB, aber die Rufbusseuche hat die Sinnhaftigkeit des ÖPNV in der gesamten Region beendet. Ich aber habe ein Faltrad, und das bringt mich bequem durch die Infrastrukturwüste.
Mein Weg führt weiter nach Neu Kaliß. Dort lag mal D17051744. Vielleicht war der unbekannte, nicht eintragende Kollege nördlich der Elbe nicht aktiv? Doch! Wieder die bekannten Fußspuren. Zurück geht es nach Dannenberg, wo ich auf den Wendlandzug warte. Fast 60km Radfahrt, 4 auf wenige Meter genau bekannte Landestellen besucht, 0 Funde.
Am 4.2. sind immer noch Manöversonden unterwegs. Ich schneide sie neben der Arbeit wieder mit. Das Landegebiet driftet lansam vom Raum Eschede aus nach Norden, bis in die unmittelbare Nähe des Sendemastes. Meist kann man das Signal nach der Landung noch im Wasserfall sehen. Bei D18083545 reicht es gerade eben nicht zur Decodierung. Die Position ist auf freiem Acker. 4 Minuten nach der Landung wird das Signal schlagartig stärker. Zilog kann 2 Positionen decodieren. Und dann ist das Signal schlagartig weg.
Da gibt es nur eine Erklärung: Jemand hat die Sonde aufgenommen, angehoben und routiniert ausgeschaltet. Da ein Spaziergänger den versteckten Schalter nicht so schnell findet, kann das nur ein Sondenjäger sein. Eingetragen hat der nichts. Auch Sven (EDDB) hat am selben Spätnachmittag spaßeshalber ebenfalls den Tower genutzt und Landephasen mitgeschnitten. Was soll man sagen: Er beobachtet den gleichen Vorgang auch bei D18071656, D18071213 und D19007882, jeweils wenige Minuten nach dem Touchdown. Wir können hier also dem Unbekannten (RRUSH = REALLY rapid unidentified sonde hunter alias Göhrde-Sucher) tatsächlich bei der Arbeit zugucken.
Axel ist trotz dieser Meldungen am Tag darauf trotzdem entschlossen, den nördlicheren Teil des Gebiets abzusuchen. Man kann es kurz machen: Bei den Sonden, bei denen Sven und ich die Aktivität des Unbekannten radiotechnisch verfolgt hatten, liegt wie erwartet nichts mehr. Auch D18082780 bei Hanstedt 2 ist weg.
Ich kann mich freimachen und werde angesichts der Lage eher mein Glück im Raum um Eschede versuchen. Vielleicht gibt es so weit im Süden weniger anonyme Konkurrenz. Natürlich nicht! Beide Sonden sind weg. Die erste (D18083507) sollte am Rand eines Wohngebiets in der Feldmark liegen. Der Acker hatte sich aber eine brummende Neubaustelle verwandelt. Die andere (D18082324) lag auf einem Stoppelfeld. Eine frische Reifenspur ziert den nahe gelegenen Feldweg, und die Sonde ist natürlich auch weg.
Wenn man Axels und meine vergeblichen Suchen zusammennimmt, so sind das 11 Sonden, null Funde. Ich gönne wirklich jedem seinen Radiosondenfund. Es muss toll sein, mit dem Auto mit der Welle der landenden Radiosonden mitzuschwimmen und eine Sonde nach der anderen einzusammeln. Aber wie wäre es danach mit einem Eintrag bei Radiosondy? Auch auf unserer Whatsappgruppe der Unbekannte natürlich willkommen. Wir freuen uns dann mit ihm über seine Funde.
In Uelzen verlasse ich den Zug und fahre in den Stadtwald. Dort sendete gestern bis nachts noch D18080404 aus luftiger Höhe. Die wird ja wohl hoffentlich noch da sein.
Sondentyp: DFM09
SN:18080404
Frequenz: 403.85Mhz
Timerkill: keiner
Startstation: Bergen (Manöver) (WMOID:-)
Produktionsdatum: 2018
Flugdatum: 4.2.2025 13:09-14:46Z
Track Wettersonde/TowerPower Mix
Maximale Höhe: 13536m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.37 m/s
Landegeschwindigkeit: 3.48 m/s
Landestelle: Uelzener Stadtwald LAT, LON: 52.98738,10.5186 Google Maps
Status: Geborgen am 5.2.2025, 1354:UT
Methode:Signal nach der Landung decodiert via db0dan, Kaltsondenbergung
Und tatsächlich werde ich nicht enttäuscht. Schon vom Weg aus sehe ich sie in 6-8m Höhe am Baum hängen.
Der Fallschirm ist nicht zu erkennen, offenbar liegt er oben auf dem Wipfel einer der hohen Fichten auf. So bleibt nichts weiter übrig, als die Sonde mit der Stange zu bergen. Oben raschelt es, aber leider kommt der Schirm nicht mit.
Nachdenklich radel ich zurück nach Uelzen. 2 Sondenjäger, 12 Radiosonden, 80km Radfahrt, etliche Liter Sprit, eine Bergung. Man muss nicht immer einen Erfolg einer Sondenjagd erwarten, sonst wird es ja langweilig. Aber bei diesem Manöversondensturm lag die Erfolgsquote in den unendlichen Weiten zwischen Uelzen, Celle und Dömitz liegt bei 8.3%, und das ist suboptimal.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier
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