Samstag, 31. Mai 2025

Von Großhansdorf nach Kleinhansdorf

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
W1240564
Produktionsdatum:2024-08-19
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:
10113)
Flugdatum: 31.
5.2025 00:00
Track
wettersonde

Maximale Höhe:
34000m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.8 m/s

Landegeschwindigkeit:
 1.6m/s

Fundstelle: Klein Hansdorf 
LAT, LON:
 
53.72617,10.21218  Google Maps
Status: Geborgen am 31.5.2025, 11:22UT

Methode:
 Extrapolation aus Wettersonde.net-Daten

 

Diese Sonde landet in der Nacht westlich von Bargteheide. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Norderney-Sonde so weit fliegen würde. Demenstprechend erstaunt reagiere ich, als ich per Whatsapp am Morgen von der Landung erfahren. 

 

 

Ich bin auf dem Weg zu meinem Zweitwohnsitz nach Schmalenbeck, Gemeinde Großhansdorf. Die Landestelle liegt bei Klein Hansdorf. Ich will heute in Ahrensburg ein paar Sachen für den Garten kaufen. Das liegt auf halbem Wege. Also fahre ich mit dem Auto an der Landstelle vorbei. 

Die Extrapolationslösung liegt in einem (Ur-) Wäldchen. Ein Gebirge umgestürzter Bäume und Brennnesselwiesen versprerren den Zugang. Ich versuche, außerhalb des Wäldchens in Richtung Landestelle voranzukommen. Dort befinden sich zwei Tümpel, die massive Anzeichen von Verlandung zeigen und in denen sich laut hörbar Angehörige des Wasserfrosch-Komplex tummeln. Und direkt am gegenüberliegenden Ufer spannt sich eine unübersehbare Schnur über einen Busch. Der Rest ist einfach.

 

 

 

 



 

Für den Rückweg zum Auto nehme ich eine etwas bequemere Route am Rande von Gerstenfeldern.

 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier

 

Sonntag, 25. Mai 2025

Vier Sonden im Raum Lüneburg

Der Wonnemonat Mai verging bisher ohne jeden Radiosondenfund. Und das bei bestem Wetter. Das lag daran, dass wenige Radiosonden im Raum Hamburg landeten, die verfügbare Zeit begrenzt war und die Baumlander sich entschlossen haben, noch ein Weilchen oben auszuharren. Am 19-21.5. startet die Kaserne in Lüneburg eine große  Zahl von Manöversonden, hauptsächlich vom Typ DFM09.  An den ersten beiden Tagen landen sie im Raum Lüneburg. Die meisten Sonden vom 19.5. werden schnell von einem Sondenjäger MABI im Kaltsondenstil eingesammelt. Leider habe ich nicht immer die Zeit, die Landungen mit dem Tower in Zernien mitzuschneiden. Aber für einige kann ich letzte Positionen in Baumwipfelhöhe oder sogar der gelandeten Sonde sichern.

Am Mittwochnachmittag (21.5.) habe ich etwas Zeit für ein Sonden-Restekehren im Kaltsondenstil. Um das mir sehr gut bekannte Sülbeck herum liegen gleich drei Landestellen. Ich steige also frohgemut mit dem Klapprad in den RE31 nach Lüneburg. Wegen der Verspätung aufgrund der allgemeine Bahn-Problematik drohe ich meinen Anschluss-Bus nach Sülbeck nicht mehr zu erwischen. Ganz knapp schaffe ich es aber doch noch pünktlich zum Bussteig 13 des Lüneburger ZOBs. Irgendwas ist hier nicht normal: Die Zahl der Menschen ist gering, und es sind auch kaum Busse zu sehen. Irgendein Passant klärt mich auf: Seit gestern streiken die Busfahrer. Weiß die Bahn-App davon? Nein! Weiß die HVV-App davon? Nein! Gibt es Aushänge? Nein! Das Internet liefert immerhin eine Ankündigung des Kreises Lüneburgs, dass die Eltern dafür verantwortlich seien, dass ihre Kinder trotz des Streiks die Schule pünktlich erreichen....

Was ist Plan B? IN Lüneburg ist D17047492 gelandet. Ich radel hin. Die Prediction ist nicht allzu gut; ich vermute eine Landung in einem Wäldchen. Das dichte Unterholz ist ein Problem. Ich suche ein wenig herum, kann aber nichts erkennen. Vielleicht sollte man nach dem Laubfall wiederkommen. Also radel ich zurück zum Bahnhof. Was ist Plan C? Da steht doch gerade der Zug nach Echem abfahrbereit. Von Echem sind die Radwege ins Zielgebiet viel besser als von Lüneburg aus. Also steige ich ein. 

Durchsage beim Herausrollen aus dem Bahnhof: "Achtung, die Strecke ist gesperrt ab 20 Uhr." Ich habe bei der Betreiberfirma des Zuges die Erfahrung gemacht, dass die bloße Androhung des Schienenersatzverkehrs keineswegs bedeutet, dass am Ende ein Bus fährt. Ich frage noch mal sicherheitshalber beim Zugbegleiter nach - er bestätigt die Durchsage. Ich breche die Aktion ab und fahre über Büchen heimwärts. Diese Strecke wird übrigens ab August bis April 2026 wegen einer Generalsanierung gesperrt. Später finde ich heraus, dass die Streckensperrung im Raum Echem bereits aufgehoben war und ich es hätte durchaus wagen können. Den Nachmittag hätte ich in jeder Hinsicht angenehmer gestalten können. 

Am Samstag (24.5.) sind die interessanten Sonden immer noch nicht als geborgen eingetragen. Also starte ich nach dem Frühstück wieder nach Lüneburg. Es geht sofort wieder gut los! Chaos am Hauptbahnhof - spontaner Gleiswechsel führt dazu, dass ich den Zug nach Lüneburg nur gerade so eben noch erwische, obwohl ich reichlich Reservezeit eingeplant habe. Diesmal aber fährt in Lüneburg ein Bus in die richtige Richtung. Ich steige an der mir sehr gut bekannten Station Sülbeck - an den Eichen aus. Drei Landeplätze liegen hier auf engstem Raum. Ich steuer erst einmal das Nachbardorf Boltersen an. Von der Sonde, die gleich am Ortsrand am Straßenland gelandet ist, habe ich einige Frames nach der Landung via Tower-Zernien decodieren können. 

Sondentyp: DFM09
SN:
D18079959

Produktionsdatum: 2018
Frequenz: 403.47 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Lüneburg
(WMOID:
-)
Flugdatum:20.5.2025 (12:00-13:37)
Track
wettersonde+TOWER

Maximale Höhe:
15494m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.38m/s

Landegeschwindigkeit:
4.38m/s

Landestelle: Boltersen,
LAT, LON:
53.27422,10.57505  Google Maps
Status:
Sonde geborgen am 24.5.2025, 9:32UT.  Stangenbergung aus Straßenbaum
Methode:
Empfang und Decodierung nach der Landung per Tower

Die Landestelle liegt links von der Straße. Die Wiese ist kurz gemäht, und da hätte die Sonde auf dem Präsentierteller gelegen. In Wahrheit hing sie unauffällig in einem kleinen Straßenbäumchen - einer Eiche - in ca. 6m Höhe.



Die Schnur verschwindet in einer weiteren Eiche - vom Schirm ist nichts zu sehen. Für die Stange ist die Sonde leicht erreichbar. 





Leider bleibt der Fallschirm unsichtbar und unzugänglich in der Eiche. 

Weiter gehts zur nächsten Sonde.

Sondentyp: DFM17
SN:
D21(334)065612
Produktionsdatum: 2021-11-30
Frequenz: 403.47 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Lüneburg
(WMOID:
-)
Flugdatum:20.5.2025 (11:22-13:02)
Track
wettersonde+TOWER

Maximale Höhe:
16126m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.60m/s

Landegeschwindigkeit:
2.2m/s

Landestelle: Sülbek,
LAT, LON: 
53.27049,10.55205  Google Maps
Status:
Sonde geborgen am 24.5.2025, 9:55UT.  Stangenbergung aus Straßenbaum

Methode: Empfang und Decodierung nach der Landung per Tower

Der Wald beherbergte mal einen Baumlander, der erst nach 2040 Tagen am Boden aufgelesen werden konnte. Bei meiner ersten Suche war ich auf dem gleichen Weg in den Wald geradelt wie heute. Diesmal bin ich optimistisch. Ich kenne die exakte Position, und das Signal nach der Landung war so schwach, dass ich es nur mit Mühe decodieren konnte. Das spricht alles für eine bodennahe Position. Diese Vorüberlegung erweist sich als korrekt: Die Sonde liegt genau am Wegrand und am Boden.

 


 

Schwierig auch hier der Schirm in 35m Höhe: Die Schnur verläuft durch mehrere Kiefern, und sie reißt bei Schnurzug.






Zurück gehts via Bolterson zur nächsten Manöversonde: Diese ist am Neetzeufer gelandet, es fragt sich auf welcher Seite des Nils. 

Sondentyp: DFM09
SN:
D17008011
Produktionsdatum: 2017
Frequenz: 403.11 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Lüneburg
(WMOID:
-)
Flugdatum:20.5.2025 (12:55-14:18)
Track
wettersonde+TOWER

Maximale Höhe:
14040m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.48m/s

Landegeschwindigkeit:
4.7m/s

Landestelle: Neu-Boltersen,
LAT, LON: 
53.28798,10.59568  Google Maps
Status:
Sonde nicht gefunden
Methode:
Empfang und Decodierung bis unmittelbar vor der  Landung per Tower

Diese DFM09 habe ich per Tower bis unmittelbar vor dem Einschlag decodieren können. Die Extrapolationslösung befindet sich nur wenige Meter von der letzten Position am Südrand der Neetze. Ich finde einen auf der Karte nicht verzeichneten Zugang über eine frisch gemähte Wiese. 



Landschaftlich alles sehr schön. Pirole singen - und da flitzt ein bunter Edelstein über das Wasser - ein Eisvogel! Aber keine Sonde weit und breit. Sie kann sich natürlich irgendwo in der Vegetation verstecken.  Auf der anderen Seite ist ein Mensch in blauen Outdoor-Klamotten unterwegs. Ob der auch nach der Sonde sucht? Ich mach mich wieder auf den Weg, überquere die Neetze. Der "Man in Blue" ist nicht mehr da. Von der anderen Seite habe ich einen etwas besseren Blick auf die Uferböschung, aber eine Sonde ist nicht zu sehen. Sie kann  auch in die Neetze gefallen und von der Strömung davongetragen worden sein. Dagegen spricht aber, dass nach der Landung ein ganz schwaches Signal im Wasserfall zu erkennen war. Eine DFM09 ist nicht so wasserdicht wie eine RS41. Und daher ist kaum anzunehmen, dass sie im Falle einer Wasserung noch längere Zeit gesendet haben kann.

Ich gebe hier auf und radele zurück nach Sülbeck. Hier nimmt mich der Bus nach Lüneburg mit. Am ZOB in Lüneburg checke ich die Verbindungen: Der 5600er Bus würde mich direkt zur Landestelle einer weiteren DFM bringen, und er fährt in wenigen Minuten. 

Sondentyp: DFM09
SN:
D17052966
Produktionsdatum: 2017
Frequenz: 403.11 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Lüneburg
(WMOID:
-)
Flugdatum:20.5.2025 (6:55-8:44)
Track
 radiosondy

Maximale Höhe:
17164m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.13m/s

Landegeschwindigkeit:
4.6m/s

Landestelle: Häcklingen,
LAT, LON: 
53.20854,10.40040  Google Maps
Status:
geborgen am 24.5.2025, 14:05UT
Methode:
Extrapolation aus Radiosondy-Daten

Tower-Daten gibt es diesmal nicht, dafür ist die Sonde in Radiosondy.info bis in niedrige Höhen verzeichnet.  Von der Bushaltestelle sind es 400 Fahrad-Meter bis zur Landestelle. Diese liegt direkt am Rand eines Roggenfeldes, welches das Gespann vor Blicken von Passanten versteckt hat. Es dauert Sekunden der Suche, und schon haben sich meine Wanderschuhe in der Sondenschnur verfangen. Der Rest ist einfach:

 

 


 









400 Fahradmeter zurück, auf den Bus warten, heimwärts fahren? Irgendwie erinnere ich, dass es noch eine Kaltsondenposition in der Nähe gab. Ein Blick auf die Locus-App hilft: Da hängt eine Sonde in 8km Entfernung im Wald. Der Startort ist exotisch: De Bilt in den Niederlanden! Sie war eine der ersten, die ich mit dem Tower bis kurz vor der Landung verfolgen konnte. Axel hatte mit den Daten aus unserer Whatsappgruppe die Sonde kurz nach der Landung lokalisiert. Leider hingen sowohl Sonde als auch Schirm mehr als 20m hoch in Kiefern. Diesen Baumlander könnte ich ja noch mal schnell kontrollieren. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
W2334177
Produktionsdatum:2024-06-05
Frequenz: 403.9 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
DeBilt
(WMOID: 06260))
Flugdatum: 7.
1.2025 00:00Z
Track
wettersonde + TOWER

Maximale Höhe:
34624m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5 m/s

Landegeschwindigkeit:
5.2m/s

Fundstelle: Deutsch Evern
LAT, LON:
53.177548,10.427873  Google Maps
Status: Geborgen am 24.5.2025,16:06
UT.
Methode:
Extrapolation aus Tower-Daten, Koordinaten von Axel

Die Straße geht in einen Waldweg über, der sich entlang des Tals der Ilmenau schlängelt. Vor Ort existiert ein in den Karten eingezeichneter Weg nicht. Dafür zielt ein Pfad ziemlich genau auf die Landestelle zu. An Axels Koordinaten stehen drei Kiefern. Weder liegt eine Sonde am Boden, noch hängt eine im Baum. Nach einer vergeblichen Suche steuere ich die Koordinaten des Schirms an. Der große ehemals rote Schirm hängt, wie von Axel beschrieben, verblichen im Wipfel einer Kiefer. 



Die Schnurreste sehen ziemlich zerstört aus, und es gibt keine Schnurverbindung mehr in Richtung auf meine Kiefern an der Sondenposition. Ist sie vielleicht in einen anderen Baum gependelt? Ich inspiziere jede der Kiefern in der Umgebung aus verschiedenen Blickrichtungen mit dem Fernglas - nichts. Nach mehr als einer Stunde gebe ich auf. Wie komme ich nun zurück? Ein Bus würde am Friedhof in Deutsch-Evern fahren - in einer Stunde. Anstelle mich da auf eine Bank zu setzen und abzuwarten, kann ich hier ja noch etwas weitersuchen. 

Die weiteren Anstrengungen ändern nichts an der allgemeinen Erfolglosigkeit. Dann aber gehe ich 15-20 Meter weiter Richtung Südost. Und dort entdecke ich plötzlich mit dem Fernglas Schnurreste in einer Kiefer. Eine Sonde baumelt nicht daran. Unter dem Baum liegt auch keine Sonde.  Aber ich bin sicher, dass hier mal eine hing.

Da sehe ich 20m südlich hinter einem Brombeeren-Gestrüpp und zwischen einigen heruntergefallenen Ästen etwas Helles glänzen.


 

Irgendein Tier hat die Sonde angeknabbert und dann dort abgelegt. Wahrscheinlich ein Wildschwein - denn deren Spuren sind überall zu sehen. 


 

Die Frontblende der Sonde, auf der auch die Seriennummer aufgedruckt ist, fehlt, genau wie der wunderschöne gelbe Label aus DeBilt. Wie stellt man nun sicher, dass man die richtige Sonde gefunden hat? Im vorliegenden Fall ist die Situation ja ziemlich eindeutig. Aber was macht man, wenn man zufällig eine alte RS41 ohne Sondennummer findet? Auf dem Sensorarm ist die Seriennummer in winzigen Lettern eingeprägt. Hier habe ich diesen Aufdruck einmal durch eine Lupe mit dem Handy fotografiert. 


Nach der doch noch erfolgreichen Bergung mache ich mich mit vier Sonden im Rucksack auf den Weg nach Deutsch Evern. Ich kann das letzte Stück der heutigen Radtour ganz gemütlich zurücklegen und an der Haltestelle am Friedhof kurz auf den Bus warten. In Lüneburg ziehe ich wieder einmal den leeren, aber langsamen RE31, der an jeder Milchkanne hängt, dem schnellen, aber überfüllten RE3 vor. In der Freizeit geht Bequemlichkeit vor Schnelligkeit, oder? Entspannt kann ich auf eine erlebnisreiche Sondensuche zurückblicken.


 

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