Sonntag, 16. Juli 2017

Zwei Sonden aus Schleswig

Am Wochenende des 15/16.7.2017 flogen zwei Schleswiger Sonden in den Bereich Hamburg ein. Die erste war M5130119, die Mittagssonde des 15.7. Sie landete in Neu-Wulmstorf. Die Endphase war recht chaotisch, und die Bremer Prediction sprang gewaltig hin und her. Per eigenem Empfang konnte ich die Sonde aber sehr tief verfolgen und wusste daher, dass sie entweder am südlichen Rand des Minigolfgeländes oder vor dem Freibad liegen müsste. Bahn und Bus brachten mich dort hin, aber der Schlager-Move war im vollen Gange, und das Leben konnte in vollen Zügen genossen werden. Vor dem Freibad dann rasch die Antenne angestöpselt und - nichts! Offenbar war die Sonde  nicht mehr da, kann man nix machen. Eine umfangreiche Suche in der Landegegend und weitere Empfangsversuche waren auch negativ. Shit.

M5130120 (16.7.17, 0Z) konnte ich gut im Flug empfangen, aber irgendwie hatte Bremen die Sonde noch tiefer - ungewöhnliche 192m tief. Ionosphäre lässt grüßen. Der Landplatz war am Rande des Schulgeländes der Grundschule in Ellerau oder in dem östlich davon gelegenen Wäldchen. Diesmal hatte ich Empfang. Der Platz war nach den GPS-Koordinaten im Wald, aber ganz dicht an der Grenze zum gut zugänglichen Schulgelände. Auf dem Schulhof stand eine Bank und ein Tisch, was für einen weiteren Empfangs und Peilversuch einladend war. Aber vom Schulgelände aus war leider nichts im Wald zu entdecken. Der Zugang zum Wald war abgezäunt. Das Haus neben der Schule wurde von einem Amateurfunker bewohnt, der seinen Garten mit einem beeindruckenden Antennenpark ausgestattet hatte. Von der Straße aus war der Wald zugänglich, und Trampelpfade brachten mich zur Sondenposition. Aber wo ist die Sonde? Ich sah sie dann aus einiger Entfernung in ca. 15m Höhe am Stamm einer Eiche baumeln. Die Schnur ging aufwärts, und ich konnte auch einen Blick auf den Schirm erhaschen, der noch höher hing. Man muss wohl mit einer ganz langen Stange wiederkommen, und auch dazu muss man wohl abwarten, bis die Blätter fallen. Denn derzeit sieht man direkt von unten von der Sonde NICHTS.


Dann rief Andre Wulff an. Er war ebenfalls in Ellerau gewesen, aber schon nach Erlöschen der Sonde. Er hatte auch den Wald durchstöbert, aber  nichts gefunden. Ohne Empfang war die Sonde auch schwer zu entdecken. Er meinte aber - offenbar frustrationsresistent - dass er sich auf die Suche nach C4834112 machen würde. Ob ich Lust hätte, mitzukommen. Diese Sonde - Baujahr 2007- war von Pinneberg aus am 13.7. gestartet worden und war bei Warlitz in der Gegend von Hagenow in einem Wald gelandet. Ich hatte ja schon einmal eine solches antikes Schätzchen in der Fischbeker Heide gefunden. Der Wald machte in Google Earth einen lockeren Eindruck, teilweise Lichtungen, und bei der enormen Landegeschwindigkeit könnte die fallschirmlose Sonde auch dieses Mal wieder durchplumpsen. Allerdings endete die Bremer Aufzeichnung in 827m Höhe. Die Prediction machte aber einen sehr konsistenten Eindruck. Also nichts wie hin! Der Wald war voll von Mücken und Bremsen. Er war lockerer als damals in Fischbek. Wir haben dann den Wald auf den Kopf gestellt und sie nicht gefunden. Ich vermute ja, dass die Sonde in der eingezäunten und zugewucherten Lichtung, die wir nicht absuchen konnten, versteckt liegt.

Naja, in letzter Zeit habe ich viele Sonden geborgen, auch welche, die nur mit geringer Wahrscheinlichkeit gefunden werden konnten. Und irgendwann holen einen die Spielregeln der Statistik wieder ein.

Update 10.9.2017: 
Seit letzter Woche habe ich eine 10m GFK-Stange (die kleiner und kompakter ist als meine alte 8m-Stange) und - für Spezialeinsätze - eine 15m GFK-Stange. Ein naheliegender Einsatzort für letztere war natürlich die Radiosonde am Baum in Ellerau. Andre Wulff und ich haben die Landestelle also fast 2 Monate nach der Landunge nachkontrolliert - und wir hatten sowohl eine bessere Kamera dabei als auch die 15m Stange. Wir fanden eine Stelle, an der man die wild pendelnde und rotierende Sonde durchs Laub hindurch die direkt von unten sehen konnte. Die Lage war unverändert, wie diese Teleaufnahme zeigt. 






Den Ballonrest und den Abroller konnte man auch erkennen, der Fallschirm war verdeckt. An die Sonde kam man nur, wenn man die Stange komplett ausfuhr. Dann ist aber die Stange viel schwerer zu handeln als die 8-10m Modelle. Vor allem biegt sich die Spitze unter dem Eigengewicht durch, obwohl das 15m Modell sehr viel massiver ist als die kleineren Stangen.


An der Stange wurde eine Apollo-Blade (eine sehr scharfe Rasierklinge) befestigt. Ich konnte ein paar Male mit der Schneide gegen die Schnur stoßen. Nach ein paar Treffern war die Schnur ziemlich ramponiert, wie André mit einem Fernglas aufmunternd feststellte. Nach ein paar weiteren Treffern konnte man die Beschädigung der Schnur auch mit dem freien Auge sofort erkennen. Als sich die Schnur dann an der Stange verdrillte, konnte ich etwas Kraft ausüben, und schon war die Schnur an der vorperforierten Stelle gerissen! Jetzt hing die Sonde oben an der Stange!

Und dann ließ sich die Teleskopstange einfahren und die Sonde zu Boden holen und André konnte die Sonde in Empfang nehmen. Für mich war es Sonde Nr. 75, für André die erste Nicht-RS92. Zu zweit ist die ganze Manövrierei sehr viel einfacher, weil einer mit dem Fernglas beobachten und dirigieren kann. An eine Bergung von Fallschirn und Ballonrest war nicht zu denken.


Der bekannte gelbe Aufkleber war nicht vorhanden oder hatte sich abgelöst.


Übersicht über alle Radiosondenfunde hier