Sonntag, 13. Oktober 2019

Im Matsch spielen...

Sondentyp: RS41-SGP
SN: R2040239
Frequenz: 404.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 20.08.2019 05:00Z
Track Bremen
Landestelle: Raa-Besenbek, LAT, LON: 53.74720,9.610676, Google Maps
Status: Geborgen am 13.10.2019 um 15:47 UT durch Tawhiri-Prediction nach wetterson.de Daten


Am 20.8.2019 landeten zwei Meppener Sonden nordwestlich von Hamburg. Zunächst einmal die Frühsonde R2040239, um die es hier überwiegend geht. Dann folgte Mittags R2031130. Ich kam erst relativ spät los und habe dann von Elmshorn aus die Sache aufgerollt. Das Faltrad brachte mich damals zur ersten Landestelle (R2040239). Mit Empfang war nicht mehr zu rechnen. Leider lag die Stelle tief in einem Maisfeld. Ich habe von verschiedenen Stellen aus versucht, ob ich den großen roten Fallschirm vielleicht mit dem Fernglas ausmachen könnte: Fehlanzeige. Es war bei einer Landegeschwindigkeit von 11m/s auch damit zu rechnen, dass alles auf den Boden durchgeschlagen ist. Ich bin dann sofort weiter zu R2031130 gefahren, weil hier mit einem Empfang des Sondensignals zu rechnen war. An einer Stelle war Schluss: Eine größere Rinderherde wurde auf eine andere Weide getrieben. Die Bauern erklärten mir, dass die Krückau die Gegend durchschneidet, und dass man derzeit auch nicht über das Sperrwerk auf die andere Seite kommen kann. Leider war auch nicht klar, auf welcher Seite man nach der Sonde suchen muss. Ich erhoffte mir immerhin eine Ermittlung der Landestelle aus dem Sondensignal.

Es war auch kompliziert, überhaupt an den Deich der Krückau zu gelangen, weil meistens Bullenwiesen im Weg waren. Ohne genaue Ortskenntnis war da nichts zu machen. An einer Stelle kam man fast ans Ufer. Da sendete aber nichts mehr, obwohl ich nicht weit von der Prediction entfernt stand. Entweder hatte jemand auf der anderen Seite die Sonde schon weggeräumt, oder sie war nach Landung im Fluss von der Tide weggeschwemmt worden. Irgendwann hatte ich sogar ein schwaches Signal auf der Frequenz. Ich befestigte die Antenne an der GFK-Stange --- und es war die Abendsonde aus Idar-Oberstein, über 400km entfernt. Ich beschloss aufzugeben.

Die Sonde im Maisfeld sollte aber ein gutes Ziel für eine Kaltsondensuche abgeben. Ich habe eines Abends das doppelt mannshohe Maisfeld auf Treckerspuren durchstreift und konnte nichts finden. Sehr nahe an der Prediction gab es ein feuchtes Gebiet, wo z.T. Schilf im Maisfeld wuchs und was ich nicht durchsuchen konnte. Dennoch war der Misserfolg eigenartig, da die 50m lange Schnur senkrecht zu meiner Suchrichtung verlaufen sollte und ich sie in jedem Fall mehrfach hätte queren müssen.

Fast zwei Monate nach dem Sondenflug hatte ich etwas Zeit am Sonntag Abend.  Vielleicht war das Maisfeld schon geerntet? Die Stelle war ja schnell erreichbar. Und tatsächlich: Der Mais war weg. Allerdings hatte es in den vergangenene Tagen tüchtig geregnet, so dass das Stoppelfeld recht schlammig war. Der lehmige Boden backte an den Wanderschuhen und an allen Klamotten. Ein paar helle Objekte erwiesen sich als herumliegende Maiskolben oder Reflexe an Maisstoppeln. Bei der Ernte war das Schilf stehen geblieben. Gleich daneben lag ein Objekt, das aus einiger Distanz sehr wie ein zerfaserter Ballonrest aussah. Aus der Nähe bestätigte sich dieser Verdacht - da lagen ein großer roter Schirm, ein Spreizring, ein ziemlich großer Ballonrest und ein Abroller. Alles komplett verdreckt.



Etwas Archäologie führte zur Freilegung der Spule der Rolle aus dem Lehm. Es stellte sich heraus, dass sich die Schnur noch größtenteils auf der Spule befand.


Dann konnte die Sonde, oder was von ihr vielleicht noch übrig war, nicht weit sein. Die Schnur war offenbar von der Erntemaschine durchtrennt worden. Also die letzte bekannte Position im Handy-Navy als Zielpunkt gewählt und in die Richtung gelaufen. Nur wenige Meter entfernt fand sich die Sonde, natürlich auch komplett verschlammt und in einem Gewirr von Maiswurzeln verhakt.




Eine 50m-Schnur, auf die ich auf meiner Suche im Mais so stark geachtet hatte, lag niemals in diesem Maisfeld, von daher konnte meine damalige Suchstrategie nicht funktionieren. Das kompakte Objekt lag auch in direkt an dem nicht zugänglichen sumpfigen Teil, den ich damals nicht abgesucht hatte. Umso erfreulicher der Erfolg.

Die Sonde konnte ich sogar einschalten, und sie blinkte nicht einmal Error. Allerdings ging sie wegen der leeren Batterie nach wenigen Sekunden wieder aus. Am Bahnhof Elmshorn verschwanden der verschlammte Ballonrest und der Schirm erst einmal in einem Abfalleimer. Zuhause brauchten Sondenjäger, seine Klamotten und seine gesamte Ausrüstung eine gründliche Reinigung.






Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier