Dienstag, 14. Mai 2024

Thermik und eine halbe Live-Landung

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
V2930796a
Produktionsdatum: 2023-07-19
Frequenz: 402.7 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Sasel
(WMOID:10141)
Flugdatum: 13.05.2024, 12:00Z, Startzeit 10:45UT
Track
: wettersonde.net

Maximale Höhe:
25636
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.19m/s

Landegeschwindigkeit:
-3.2m/s

Landestelle: Pinneberg (Eggerstedt) 
LAT, LON:
53.63429, 9.80031, Google Maps
Status:
Geborgen am 13.5.2024, 14:50UT. Gemeinsame Bergug mit Jan.

Methode:
Lokalisiert mit Sonden-GPS (TTGO, RDZsonde). 

 

Am Montag, den 13.5.2024 startet Sasel unerwartet eine RS41. Sie erreicht die nominelle Höhe von 25-26km und schwebt dann mit einem gut funktionierenden Fallschirm zu Boden. Es ist kaum Bewegung in der Atmosphäre, so dass die ersten Prognosen eine Landung im Schanzenviertel nahelegen. Bei klarem blauen Himmel ist es aber recht warm, so dass die Thermik klar mitspielt. Das verlängert die Landestrecke. Ich schnappe mir mein Faltrad und fahre drei S-Bahn-Stationen bis Bahrenfeld. Von dort müsste man die Landeposition leicht mit dem Rad erreichen können. Ich setze mich auf eine Bank am Bahnsteig und verfolge die Lage. Der Landepunkt verschiebt sich nach Nordwesten. Als die Sonde 6500m Höhe erreicht hat, steht der Landepunkt schon seit  5 Minuten wie angewurzelt auf die Kreuzung Elbgaustraße/Farnhornweg fixiert. Das ist von der Linie S1 erreichbar, aber etwas weit.  Ich springe in einen Zug nach Altona und steige in die S3 nach Pinneberg. Man sollte den Landepunkt vom Bahnhof Elbgaustraße und 1km Radfahrt leicht erreichen können, und zwar deutlich vor der Landung! Eine Live-Landung mit dem Rad erscheint plötzlich machbar.

Das übliche S-Bahn-Chaos verzögert die Ankunft. Als ich Elbgaustraße aufs Rad steige, sieht es so aus, als ob die Sonde bereits deutlich vor dem erwarteten Landepunkt in den Volkspark plumpst. An besagter Kreuzung hat man eine wunderbare Rundumsicht. Inzwischen hat sich die Landestelle auf meine unmittelbare Umgebung verschoben. Noch ist die Sonde in 700m Höhe über dem nahen Friedhof. Endlich sehe ich neben dem bei kristallklarem Himmel deutlich erkennbaren Mond den weißen Punkt des Fallschirms.

 


 

Im 10X50 Fernglas ist auch die Sonde erkennbar. Da der Glanzwinkel perfekt getroffen ist, leuchtet zwischen Sonde und Schirm die Schnur hell auf. Die Sonde fliegt aber etwas weiter als vorhergesagt. Ich schwinge mich aufs Fahrrad fahre hinterher. Aber was ist das? Sie wird kleiner? Klettert sie etwa in der Thermik? Tatsächlich lässt sich das in den Daten eindeutig später eindeutig nachvollziehen.

 

Die verschiedenen Landevorhersage versagen komplett oder gehen ins zentrale Schleswig Holstein! Als die Sonde wieder konstant am Fallschirm zu sinken beginnt, ist das Landegebiet bis nach Pinneberg verschoben. Die Geschwindigkeit über Grund beträgt immer noch über 30kmh, da komm ich mit dem Rad nicht hinterher. Da  ich das Gespann noch vor der Landung aus den Augen verliere, ist das allenfalls eine halbe Live-Landung. Ich entscheide mich zu einer Rückkehr zum Bahnhof Elbgaustraße. Ich springe in den Zug nach Pinneberg, klappe wegen der Sperrzeit mein Rad zusammen. Die Sonde landet am südliche Rand von Pinneberg bei Eggerstedt, nur 2 Fahrradkilometer vom S-Bahnhof Thesdorf entfernt. Die Landestelle liegt auf einer Wiese mit hohem Gras. Da ahnt man ca. 40m von der Straße entfernt etwas Weißes durch die Vegetation hindurchschimmern. Das wird wohl der Schirm sein. Der TTGO zeigt auch Koordinaten auf der Wiese, und die passen zu der Fallschirmposition. 

Ich kette das Fahrrad an ein Verkehrsschild, finde einen Übergang auf die Wiese und laufe auf den Fallschirm zu. Von der Wiese aus sieht man ihn nicht, weil er zu tief in der Vegetation verborgen ist. Aber ich habe mir die Richtung gemerkt und werde nicht enttäuscht.

 

Die Schnur zielt auf einige Knickbüsche.Ich spule sie wie üblich auf den Abroller. An den Büschen angekommen wird deutlich, dass die Schnur auf den letzten Metern über den Wipfel des Busches herüber verläuft und dahinter verschwindet. 

 


 

Ich laufe um den Busch herum, in der Hoffnung, dort die Sonde zu finden. Ohne jeden Erfolg.  Also hängt die Sonde irgendwo unsichtbar im Busch. Das ist bitter, den vor allem auf der Sondenseite versperrt ein dichtes Brombeer- und Brennessel-Gestrüpp den Zugang. 

Noch etwas fällt auf: Etwas 30m südlich steht eine männliche Person, die gewiss nicht zum Pilzesuchen dort ist, zumal sie einen Handempfänger dabei hat. Wir kommen sehr rasch in ein angenehmes Gespräch. Jan ist auf dem Weg zu seiner ersten Sondenbergung.  Wir versuchen es noch einmal von der anderen Seite des Busches. Hier sind auch Brombeeren, aber lange nicht so viele. Irgendwann sehe ich die Sonde direkt am Fuß des Busches ca. 10cm über dem Boden an der Schnur hängen. Jan hat ein Taschenmesser zur Hand und kann den Rest der Schnur aufwickeln. 


 

Er nimmt natürlich die Sonde mit nach Hause. Auch hat er viele Fragen zu TTGOs, Sondenjagd im Allgemeinen und Speziellen und zum Eintragen in Radiosondy, und da kann ich ihm da natürlich weiterhelfen. Er wird natürlich auch sofort Mitglied unserer Whatsappgruppe. Das wird gewiss nicht seine letzte Radiosonde sein. Er ist auch auf zwei Rädern unterwegs, und zwar mit einem Motorroller. 

Nach einem netten Radiosondenjäger-Schwätzchen trennen sich unsere Wege. 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier


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