In der Nacht zum 24.11. versagten fast alle in Deutschland aufgelassenen Wetterballons und platzen in einer geringen Höhe.
Bergen: 17820m
Norderney: 17364m
De Bilt 18314m
Schleswig: 16933m
Essen: 17803m
Idar-Oberstein: 16880m und 17734m
Meiningen: 20629m
Lindenberg: 18344m und 19887m
Greifswald: 20372m
Die Norderney-Sonde sollte in dieser sehr windigen Nacht bis zur polnischen Grenze fliegen. Am frühen Morgen sehe ich auf wettersonde.net, dass sie in den Marschen südlich von Hamburg Bergedorf heruntergekommen ist.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: W1240532
Produktionsdatum:2024-03-21
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 24.11.2024 00:00Z
Track wettersonde.net/sondehub/-Mix
Maximale Höhe: 17364m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.03 m/s
Landegeschwindigkeit: 10m/s
Fundstelle: HH-Bergedorf, LAT, LON: 53.47509, 10.21662 Google Maps
Status: Geborgen am 24.11.2024,6:35 UT.
Methode: Decodierung des Sonden-GPS mit TTGO (RDZsonde)
Draußen sind die Frostgrade einer milden Frühlingstemperatur gewichen. Allerdings regnet es heftig. Ich verzichte auf mein Faltrad - ich werde wohl den Landeort von einer der Bushaltestellen der Gegend zu Fuß erreichen können. In meinen Treckingrucksack stecke ich noch ein Paar Gummistiefel - der schlickige Marschboden dürfte unangenehm werden. Beim Verlassen des Hauses kehre ich noch mal um - es gibt breite und tiefe Gräben in der Gegend, also wird auch noch eine 10m-Teleskopstange eingesteckt. Ich habe sie zwar nicht gebraucht, aber dennoch das Gelände richtig eingeschätzt.
Die S-Bahn bringt mich nach Bergedorf, und der Bus an den Rand dieses Stadtteils zur Station Lehfeld. Von dort aus geht ein Weg parallel zur Autobahn durch die Marsch. Immer wieder gehen recht heftige Regengüsse nieder. Eigentlich sollte laut Regenradar die Niederschlagsfront doch durchgezogen sein! Langsam bin ich nur noch wenige hundert Meter vom Ziel entfernt. Da müsste auch der TTGO etwas empfangen. Aber da ist nichts. Da, so ca. 200m von der Prediction entfernt hat der TTGO Empfang. Das Signal ist aber so schwach, dass der TTGO keine daraus keine Daten decodiert. Da! Die ersten Koordinaten sprudeln! Die Sonde liegt laut Open Streetmap direkt am Rand eines breiten Grabens, und zwar auf seiner westlichen Seite.
Ich ziehe Gummistiefel an und versuche, ein Wintergetreidefeld zu betreten. Schon nach wenigen Schritten sind sie von einem massiven Brocken aus klebrigem Marschboden umhüllt, der beim Laufen immer größer wird. Jeder dieser Klumpen wiegt ein Vielfaches der Schuhe. Mit etwas Matsch hatte ich ja gerechnet, aber die Regenfälle der letzten Zeit haben bereits wieder den Boden mit Wasser gesättigt. Es geht Schritt für Schritt den Graben entlang. Rechterhand liegt etwas Weißes - offenbar Ballonrest und Fallschirm. Als ich nur noch 10m von der Sondenposition entfernt bin, sehe ich etwas unauffälliges Weißes am Rand des Grabens liegen. Das ist die Sonde. Die straff gespannte Schnur hält sie aufrecht, und ihr ganzes Heck inklusive der gesamten Antenne taucht komplett ins Wasser ein. Das erklärt den schwachen Empfang. Ich bin aber positiv überrascht, dass die Sonde aus 150-200m Entfernung noch so gut zu empfangen war! Und das mit einem nicht besonders performanten TTGO. Mit sendenden RS41 im Wasser hatte ich schon zu tun, aber die schwammen auf dem Rücken, wobei die Antenne nach oben zeigte.
Ich ziehe die Sonde an der Schnur heraus und die Reste an der Schnur zu mir herüber. Das erspart mir Ausflüge über den noch tieferen Matsch. Der Ballonrest ist komplett, er ist eingerissen. Und der Fallschirm ist noch immer im zusammengefalteten Zustand, was die hohe Landegeschwindigkeit erklärt.
Meine Gummistiefel sehen wie Lehmklumpen und nicht wie Schuhwerk aus. Ich kann sie in der Brookwetterung, einem breiten Graben, notdürftig abspülen. Ich würde sie gerne in einer Plastiktüte verpacken, aber so etwas habe ich nicht dabei. Also wird das Schuhpaar in der Ballonhülle eingewickelt und verschwindet im Rucksack.
Während dieser Nacharbeiten hat die Morgendämmerung eingesetzt.
Zurück geht es zur Busstation Lehfeld und dann zurück nach Hause. Dort wird ausführlich gefrühstückt und dann die Reinigung der verschlammten Ausrüstung begonnen.
Das flächendeckende Versagen der Wetterballons in dieser Nacht hat sicher mit dem Wetterwechsel zu tun. Wahrscheinlich sind die Ballons durch gefrierenden Regen und/oder Eiskristallbildung zerstört worden.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier
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