Samstag, 23. November 2024

Faltrad spart sinnlose Wartezeit

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
W1240503
Produktionsdatum:2024-03-21
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:
10113)
Flugdatum: 23
.11.2024 00:00Z
Track
wettersonde.net/sondehub/DB7XO-Mix

Maximale Höhe:
28420m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.70 m/s

Landegeschwindigkeit:
4.9m/s

Fundstelle: Ebstorf,
LAT, LON: 
53.04085,10.43725  Google Maps
Status: Geborgen am 23.11.2024,11
:50 UT.
Methode:
Extrapolation aus DB7XOs Daten

Die Mitternachtssonde aus Norderney landet bei Ebstorf. Auf Radiosondy und Wettersonde.net sind die letzten Daten ziemlich ungeeignet für eine Landeprognose - 608m Höhe, guter Fallschirm - 45km/h horizontale Geschwindigkeit. Sondehub hat die Sonde bis in 200m GPS-Höhe - was eine sehr gute Landevorhersage erlaubt. Es sieht so aus, dass die Sonde noch knapp auf einem Acker liegt, der Fallschirm aber auf einem bebauten Gelände mit Stallungen und einer Biogasanlage. 

Über unsere Whatsappgruppe kommt dann noch ein Hinweis von Axel (DB7XO). Er hat die Sonde über den Web-SDR db0dan, der in Zernien auf einem hohen Turm steht, decodiert. Und er hatte noch eine tiefere Position. Axel selbst kann nichts unternehmen, da er sich eine Erkältung eingefangen hat. 

Draußen ist es kalt, aber es lacht die Sonne. Ist eine Radtour überhaupt sinnvoll? Oder sollte man ab Ebstorf 4km pro Richtung wandern? In Hamburg liegt Schnee - das bedeutet normalerweise, dass außerhalb der erwärmten Stadt noch winterliche Bedingungen herrschen dürften. Die Schneehöhenkarte von Kachelmannwetter zeigt aber, dass es nur ganz lokal im Bereich der Hamburger City eine nennenswerte Schneedecke gibt. Also beschließe ich die Tour und nehme das Rad mit. 

Angesichts der Landestelle ist eine schnelle Anreise anzuraten. Die Sonde liegt nach den neuesten Daten sehr sicher auf dem Acker, aber der Schirm könnte in den Knickbäumen hängen oder sogar auf dem Stallgelände liegen. Sicherheitshalber kommt die 10m-Stange mit.

Die Anreise sollte problemlos über die Amerikalinie möglich sein.  Der Regionalzug nach Ebstorf fährt ab Uelzen, und die HVV-App verrät, dass 11 Minuten Übergangszeit vorhanden sind - was bei den üblichen Zugverspätungen ausgehen sollte. Vom Bahnhof sind es dann keine 4km mit dem Rad.

Aber wir schreiben das Jahr 2024 - das Jahr des disfunktionalen ÖPNV. Als ich im Zug nach Uelzen sitze, fällt mir auf, dass die Bahn-App oftmals zuverlässiger ist als die vom HVV. Und es ist wie derzeit immer: Wegen Personalmangels fährt der Zug nicht - offenbar gilt das für den ganzen Tag. Sondern es fährt ein Ersatzbus. Und natürlich folgt auf der Fahrt nach Uelzen eine Zugüberholung auf die andere. Statt 11 Minuten habe ich vor Ort nur eine Minute Restzeit. Glücklicherweise weiß ich, wie ich zum ZOB komme. 

Dort stellt sich heraus, dass dies nicht die einzige Verbindung ist, die heute ausfällt. Auch der Zug nach Magdeburg ist durch einen Bus ersetzt. Das führt zu allgemeiner Verwirrung. Eine Stimme ruft aus einem Busfenster: "Wer nach Soltau will, das bin ich". Die Fahrerin jongliert uns dann souverän durch Niedersachsen, um dann absolut gekonnt eine extrem enge, schlauchförmige Einfahrt am Bahnhof rückwärts hineinzumanövrieren. WOW. Später erfahre ich, dass es selten vorkommt, dass der Ersatzbus wirklich an dieser vorgesehenen Haltestelle hält, weil die meisten Fahrer der Ersatzbusse sich diesen Stunt einfach nicht zutrauen. Weshalb man als ortsunkundiger Fahrgast schon mal den Bus verpasst. 

Ich entklappe mein Rad und fahre los. Da ist auch schon das Gelände mit den Tanks der Biogasstation. Und - man sollte es kaum glauben - auf dem Acker liegt schon von weitem sichtbar ein leuchtender weißer Fleck. Damit ist klar, dass die heutige Bergung auf einfaches Einsammeln hinausläuft.

 


 





Nachdem die guten Sachen in der Tasche verstaut sind, beobachte ich noch ein paar Kolkraben, die einen Bussard ärgern. Dann geht es zurück zum Bahnhof. Natürlich fällt auch der Zug auf der Rückreise aus. Ortskundige Leute raten mir ab, mich an der Bushaltestelle von vorhin hinzustellen - das besagte Rückwärtsfahr-Manöver fährt kaum ein Busfahrer. Sie erzählen mir auch, dass der Ersatzbus häufig ganz ausfällt. Auch wird mir berichtet, dass das Problem kein Personalmangel sei. Vielmehr hätte es schon die letzten Wochen einen Ersatzverkehr gegeben, weil der Rechner der Züge beim Booten irgendeine Fehlermeldung absondere. Offenbar sei die Federung sämtlicher Wagen nicht mehr sicher. Und die zur Fehlerbehebung nötigen Ersatzteile lassen auf sich warten. 

Irgendwann warte ich jetzt schon 25 Minuten auf den Bus. Ich finde mit der App heraus, dass in weiteren 30 Minuten auch ein regulärer Bus nach Uelzen verkehren soll, mit dem man den Zug in Uelzen auch noch erwischen sollte. Davon wird mir dringend abgeraten: "Der hat immer 15-20 Minuten Verspätung und fährt dann auch einen ziemlichen Umweg..." Ländlicher ÖPNV 2024. Die ortskundigen Leute gehen nach Hause, weil nach ihrer Meinung der Ersatzbus wohl ganz ausfällt. Eine Stunde in Uelzen herumzustehen, habe ich auch keine Lust. Es sind 11km bis dorthin, weniger als 50 Minuten Zeit. Noch sollte das reichen. Rad auseinanderklappen und losfahren, auf gehts. Ich hätte das mal gleich so handhaben sollen, anstelle hier sinnlos rumzuwarten.

Gemütlich nach Uelzen bummeln darf ich aber auch nicht, ich muss schon beherzt in die Pedale treten. Immerhin ist es ein guter Radweg über sanft hügeliges Gelände. Höhenmeter sind kein Problem, der eisige Gegenwind schon eher. Auf halber Strecke überholt mich der Ersatzbus - er ist also doch noch gefahren. Da bin ich aber schon sicher, dass es zeitlich mit dem Rad ausgehen sollte, zumal der zweite Abschnitt der Strecke durch einen windgeschützten Wald verläuft und es überwiegend leicht bergab geht. 4 Minuten vor Abfahrt des Zuges kann ich in Uelzen in den Zug nach Hamburg einsteigen. 

Es ist erstaunlich - erstmals seit Wochen ist der Regionalzug nicht überfüllt. Aber in Lüneburg und Winsen steigen massenhaft Leute zu, etliche mit HSV-Schals. Die Anreisewelle für das abendliche Spiel gegen Schalke beginnt langsam, aber sicher! Und am Hauptbahnhof ist der S-Bahnsteig gepackt voll mit Leuten. Das "Betanken" der S3 nach Pinneberg mit den ganzen Fans dauert ewig. Und die folgende S1 hat aus irgendeinem Grund extreme Verspätung.

Da hilft nur kreatives S-Bahn-Fahren. Die S2 nach Altona eignet sich nicht zur Anreise zu Stadion oder Kietz und ist daher mehr oder minder leer. Direkt zu mir nach Hause fährt sie allerdings auch nicht. Aber auf der letzten Meile hilft wieder mein treues Faltrad. Das hat mir heute mehr als eine Stunde sinnlose Wartezeit gespart.

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