Samstag, 12. April 2025

Alles sauber in Elmshorn

Die Nachtsonde aus Schleswig vom 12.4.2025 landet mitten in Elmshorn. Ich kenne das Gebiet sehr gut von der Meteoritensuche 2023. Damals war ein  Problem die extreme Sauberkeit in dieser Stadt. Es lagen bereits bei Beginn der Suche ca. 3 Tage nach dem Einschlag zahlloser Fragmente in der Stadt kaum noch Trümmer auf der Straße, weil die Straßenreinigung extrem effektiv war. Auch die Bewohner sind sehr reinlich und ordnungsliebend. Auf Gehwegen und Rasenflächen entfernt der Elmshorner Bürger mustergültig herumliegenden Unrat und andere Fremdkörper. Mitten in diesem damaligen Meteoriten-Streufeld kommt eine Radiosonde herunter - am Samstag Morgen. Direkt am Landeort in der Moltkestraße war seinerzeit ein Meteorit gefunden worden. Heute ist liegt Prediction ist aber nicht AUF der Straße, sondern auf Hausgrundstücken. Da macht es keinen Sinn, die Sonde sofort zu bergen, weil man wahrscheinlich mit  Bewohnern kommunizieren muss. Als gegen 9 Uhr sich noch niemand auf die Suche macht, springe ich schnell in Altona in den Zug, um die Sonde noch sendend anzutreffen. Um 10:00 bin ich am Bahnhof Elmshorn. Da es kein Kilometer zu radeln ist, bin ich ein paar Minuten später vor Ort.

 

Sondentyp: RS41SGP
SN:
 
W3330866
Produktionsdatum: 2024-8-14
Frequenz: 402.5 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Schleswig 
(WMOID:10035)
Flugdatum:12.4.2025 0Z
Track
wettersonde/sondehub

Maximale Höhe:
29710m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.99m/s

Landegeschwindigkeit:
4.2m/s

Landestelle: Elmshorn,
LAT, LON:
53.7584,9.66835 Google Maps
Status:
Geborgen am 12.4.2025
8:41 UT
Methode:
Peilen mit TTGO

 

An der Ecke Moltkestraße/ Kalteweide liegt unübersehbar der blaue Schirm. Erstaunlich für Elmshorn.


 

Die Schnur geht steil aufwärts und verschwindet auf dem Dach. Komischerweise ist die Sonde nirgends zu sehen. Ich bin etwas verwirrt.

Die Sonde sendet noch. Der TTGO zeigt eine GPS-Position fast direkt an der Straße an. Auf der Karte der RDZsonde-App streuen die Positionen allerdings beträchtlich entlang einer Grundstücksauffahrt zwischen den Häusern. Dort  will gerade eine Bewohnerin ihr Rad aus dem Schuppen holen. Ich erkläre ihr das Anliegen, und sie bietet mir an, worum ich sie nie gebeten hätte. Ich könne ja mal einen Blick von ihrem Balkon werfen - sie wohne im Obergeschoss, dort gäbe es einen freien Blick aufs Dach und auf die Gärten. Von dort sehe ich sofort die Schnur. Sie endet verwirrenderweise auf der falschen Grundstücksseite in einer Eibe. Eine Fortsetzung der Schnur ist nicht zu erkennen, und in Schnurrichtung liegt auch nichts auf dem Rasen der Gärten, die zu den Untergeschoss-Wohnungen gehören. Die nette Bewohnerin verrät mir noch, wie man zur Eibe gelangt und wünscht mir viel Glück. 

Meine erste Vermutung ist, dass die Sonde in der Eibe hängt und sich nur einfach im dichten Strauchwerk versteckt. Ich kann aber im Baum keine Fortsetzung der Schnur erkennen, und die Sonde ist aus allen möglichen Blickrichtungen auch nicht zu sehen. Durch den Bretterzaun, der die Gärten abschirmt, ist genau wie von oben nichts zu sehen. Auch liegt die Eibe eigentlich auf der falschen Seite des Hauses.

Irgendwann beschließe ich, auf der Fallschirmseite ein paar Meter Schnur einzuholen.  Vielleicht kann ich die Sonde so an der Schnur aus ihrem Versteck ziehen. Es ist erstaunlich, dass dabei kein Widerstand zu fühlen ist. Resultat eines Checks bei der Eibe: Dort endet jetzt keine Schnur mehr im Baum. Dafür hängt das lose Ende - ohne Sonde - vom Dach des Hauses herunter. Hier kann ich also auf der Fallschirmseite bedenkenlos die gesamte Schnur aufrollen. 

Es gibt nur eine Erklärung. Die Sonde hat jemand zwecks Entsorgung abgeschnitten - wir sind in Elmshorn. Kommt das Signal aus der Wohnung des Finders aus einem der beiden Häuser? Das würde immerhin die große Streuung der GPS-Positionen erklären. Ich kann kaum 10 Wohnungsklingeln betätigen. Soll ich vielleicht in den Briefkästen ein paar Flugblätter zu versenken?

Die GPS-liegen alle entlang des Durchgangs zwischen den Häusern. Um meine Hypothese besser abzusichern und auch einzugrenzen, aus welchem der beiden Häuser die Sonde um Hilfe ruft, behalte ich die Empfangsstärkeanzeige des TTGo genau im Auge. Vor dem rechten Haus ist das Signal schwächer als vor dem linken. Haben die Finder die RS41 vielleicht in einer der dort herumstehenden Mülleimern entsorgt? Das würde vieles vereinfachen!  Das Signal ist in der Nähe der Tonnen tatsächlich viel stärker als sonstwo zwischen den Häusern. Ein naheliegender Blick in die gelbe Tonne ist vergeblich. Ich bin nicht scharf darauf, auf Verdacht irgendwelche weiteren Tonnen zu inspizieren. Besser scheint es, die Dinger auf drahtlosem Wege zu inspizieren.


Vor der Restmülltonne ist das Signal mit Abstand am stärksten. Wenn man den TTGO ganz dicht an die Tonne heranhält, sind wir bei -30dba. Da ist kaum ein Zweifel angebracht! Also Deckel auf...

und - bingo!



Hier muss natürlich sofort verhindert werden, dass zwei Lithiumbatterien vorschriftswidrig entsorgt werden 😀 . Es zeigt sich wieder einmal: Ein Hoch auf den TTGO als Peilhilfe, und ein Hoch auf den für Laien komplizierten Abschaltvorgang der RS41-Radiosonde. 

 



Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier



 

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