Die 0Z-Radiosonde (M2513771) aus Schleswig sollte laut Predictor in meiner Heimat landen - im Raum Ahrensburg, Großhansdorf. Spaßeshalber erzählte ich am Telefon meiner Mutter, dass wenn es nachts um 3:00 laut "klong" sagt, eine Radiosonde auf dem Dach ihres Hauses gelandet sein dürfte.
Daher habe ich gespannt diesen Flug auf meinem Balkon in Hamburg Altona mit Yagiantenne und USB-Stick verfolgt. Der Kontakt riss erst in einer Höhe von 75 Metern ab, Die Landestelle lag offensichtlich mitten in meiner Geburtsstadt Ahrensburg, ganz unweit vom Bahnhof, zwischen den Straßen Hagenau und einer Seitenstraße der Hagener Allee. Also bin ich mit einem der ersten Züge vor der Arbeit noch schnell hingefahren,obwohl eine Jagd mitten in einem Wohngebiet nicht unbedingt erfolgreich zu sein verspricht.
Die Vaisala RS92SGP- Sonden senden leider meist keine vernünftigen GPS-Positionen nach der Landung, sondern nur die meteorologischen Parameter. Diesmal konnte Sondemonitor sogar Länge und Breite ermitteln. Die lagen aber Kilometer daneben. Da half wie üblich nur peilen.
Es war noch dunkel, als ich ankam. In besagter Seitenstraße gab es ein starkes Signal. Zwischen den dort stehenden Mietshäusern wurde das Signal stets stärker, wenn man von der Straße weg Richtung Hagenau ging. Aber irgendwie lag die Landestelle wohl hinter der Grundstücksgrenze der Mietshäuser. Das machte auch von der Bahn der Sonde her Sinn, wenn man die allerletzte Position ignorierte. Also erkundete ich als nächstes die Straße Hagenau. Und hier war das Signal extrem stark.Auf dem Wasserfalldiagramm sah man jetzt auch diverse Nebenmaxima weitab der eigentlichen Frequenz. Das hat man nur, wenn man wenige Meter neben der Sonde steht. Die Nebenwellen veränderten die Stärke, je nachdem wohin man die Antenne zeigte. Irgendwann war klar, dass die Sonde in der Gegend eines hohen Nadelbaums und eines Apfelbaums auf der Nordseite der Straße liegen musste. Ein Blick über den Zaun gab kleinen Aufschluss, aber es war ja auch dunkel. Da auch meine Laptopakkus allmählich zur Neige gingen, ging ich zum Bahnhof Ahrensburg zurück und wärmte mich ein wenig auf und wartete die Dämmerung ab.
Zurück an der Landestelle war der Rest ohne weiteren Funkempfang schnell in Erfahrung gebracht. Man konnte neben den Bäumen von der Straße auf einen Vordergarten gucken, und in dem lagen fein ausgebreitet Fallschirm, Ballonrest, Schnur und Sonde.
In dem dazugehörigen Reihenhaus war Aktivität, und so klingelte ich mal an. Ein netter und interessierter Herr machte mir auf. Er hatte den Ballon auch schon bemerkt und war natürlich erstaunt, woher ich das auch schon wusste. Ich habs ihm erklärt. Seine Frage war natürlich, wem das Ding denn nun gehört. "Ihnen natürlich, denn Ihnen gehört schließlich das Grundstück". Bevor er es aber wegwirft, würde ich es schon gerne mitnehmen. Er war aber interessiert, wollte es als Andenken behalten und gerne Freunden und Kindern zeigen. Das konnte ich sehr gut verstehen und bat ihn, das Ding fotografieren zu dürfen. "Klar, gehen Sie einfach in den Hintergarten". Dort ergab sich folgender Eindruck:
Die Sonde war wegen der Windstille fast senkrecht gelandet, und daher hatte sich die 30m lange Schnur komplett in sich verzwirbelt, und das ganze lag sehr kompakt auf dem Rasen. Ich habe dem Besitzer noch die Batterie ausgebaut und nach einem Emailaddressenaustausch schieden wir freundlich.Ich finde, dass es bei der Radiosondenjagd nicht in erster Linie auf die Besitznahme des Objekts ankommt, sondern mehr auf die Vorbereitung, das Empfangen, das Kombinieren, Suchen, Peilen und erfolgreiche Finden, und wenn man dabei sogar noch andere Leute für die Radiosonden interessiert, kann man mit dem Ausgang der Aktion sehr zufrieden sein.