Sonntag, 9. Oktober 2016

Von Fallschirmen in Jauchegruben und in Vordergärten

Hatte 2 unterschiedlich erfolgreiche Sondenjagden dieses Wochenende. Einmal die Jagd nach einer Saseler RS 41 östlich von Winsen/Luhe. Allmählich wird es für die 12Z-Sonde etwas zu früh dunkel. Wenn sie nach 15:00 landet, braucht man zur Analyse der Situation und der Anreise schon zu lange bis zum Dunkelwerden. Ich bin mit dem Regionalzug nach Winsen gefahren und dann 12km mit dem Rad zur Landestelle, wobei es stark regnete. In einem Bushäuschen 1km von der vorhergesagten Landestelle (hatte bis 190m Höhe Empfang von Hamburg aus gehabt - Zilogs Decoder war besser als Sondemonitor), konnte ich den Rechner im Trockenen booten und einen Empfangsversuch unternehmen. NIX! Also einpacken. Allmählich hatte es aufgehört zu regnen. Weiter bis zur vorhergesagten Landestelle geradelt, wo ich schon in der Dämmerung ankam. Dort wieder ein Empfangsversuch: Jawoll - ein Signal! Und GPS-Koordinaten. Das Ding (M1020066) war nur 150m entfernt, und das Signal war immer noch merkwürdig schwach. OK, da hilft nur ein Ausflug zur Landestelle. Ein Feldweg führte bis dorthin, und auf den ersten Blick war es ein idealer Landeplatz auf einem abgeerntenen Feld. Aber dann war da dieser Erdwall und dieser 3m hohe Maschendrahtzaun, der ein 20X20m Gelände umgab. Ich war dann 15m von der Landestelle weg. Keine Spur von Fallschirm, Schnur oder Sonde!. Ich kletterte auf einen Erdwall, um mir im Schummerlicht einen Überblick zu verschaffen. Das eingezäunte Gelände war eine Grube, die mit Teichfolie abgedichtet war (Güllegrube? Düngervorrat? Rübenmiete?).



In der Grube lagen Fallschirm und Ballonrest und etwas Weißes, was wahrscheinlich die Sonde war - und laut Google Earth auch sicher war. Jetzt war klar, warum der Empfang so schlecht war: Die Sonde lag IN der Grube, ca. 5m unter Terrainhöhe. Ein paar Stallungen waren in der Nähe, das Haus in der Umgebung wurde nach Aufschrift nicht vom Bauern, sondern von einem Tischler bewohnt - und auf Verdacht jemandem auf die Hütte zu rücken am Sonntag Abend - ich weiß nicht. Also blieb nur eines: Zurückradeln - glücklicherweise bei trockenem Wetter. Freiluftbewegung ist auch mal ganz nett.

Nächsten Morgen ein Blick auf die Bremer Radiosondenseite. Die 0Z Sonde von HH-Sasel (M1020068)  hat in der Nacht eine Hamburger Stadtrundfahrt mit zwischenzeitlichem Ausflug in die Stratosphäre hingelegt.


Da kaum Wind war, schwebte sie über verschiedenen Stadtteilen, um nur 11km vom Startplatz im Stadtteil Lokstedt niederzugehen. Vor der Arbeit kurz mal da hin. An der Bushaltestelle Veilchenweg eine Antenne in die Luft gehalten, mit bestem Empfang und üblichem Erfolg. Landestelle lag links einer Straße mit elativ großräumigen Einzelhäusern. An dem fraglichen Grundstück lag schon der Fallschirm auf der Einfahrt. Die Schnur verschwand auf einem Vordach. Im Haus Licht und Aktivittät. Also klingeln. Eine ältere Dame war empört, dass "die Kinder einen Drachen" auf ihrer Einfahrt platziert haben. Hab sie dann über den wahren Urheber des "Drachens" aufgeklärt und die Vermutung abgelassen, dass mehr in ihrem Hintergarten liegen müsste. Sie hat dann eine ziemlich undurchdringliche Stahltür aufgemacht,  und direkt dahinter lag - surprise, surprise - eine RS41. Musste ich ihr erklären, was solche Sonden für einen Sinn haben und dabei mehrfach dementieren, dass ich vom Wetterdienst sei, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnte, dass jemand sowas aus Daffke macht. Wenn man das nicht ausdrücklich dementiert sondern nur erklärt, dass man hinter der Sonde her ist, ist man für die Leute automatisch "der Mann vom Wetterdienst". Sie wollte die Radiosonde nicht haben und war wohl ganz froh, dass jemand den Dreck freiwillig wegmacht. War ein wenig empört, dass sowas "mitten in der Stadt runterkommt". Auch darüber konnte ich sie aufklären - dass nämlich normalerweise die Dinger mehr als 100km entfernt auf dem flachen Land herunterkommen und die Leute, die sowas starten, keinen Einfluss auf das Landegebiet haben.