Samstag, 20. Mai 2017

Zweitschlagkapazität!

K5024398 war die 6Z-Sonde aus Bergen am 19.7.2017. Diese Sonde habe ich einen Tag nach dem Flug im 2. Anlauf im Wald gefunden.

Ich hatte am Freitag nicht viel Zeit, daher bin ich unmittelbar nach der Bergung der Bergener Mitternachtssonde schon losgefahren, als die Sonde noch schwebte, es in Bremen aber schon eine Prediction gab. Also ging es mit der S-Bahn nach Neuwiedenthal, von dort aus zu Fuß weiter. Die Landeposition lag am Waldrand auf der Waldseite. Unter in einem Baum meinen Kram ausgepackt und losgelegt. Sofort Super Empfang, irres Signal. Ohne Antenne kein nennenswerter Signalverlust. Signal aufgezeichnet, durch Zilog gejagt: NIX. Nochmal: NIX. Peilversuche mit Körperpeilung zeigte die (wie sich später rausstellte) völlig richtige Richtung, und nach 30-40m kam das Signal von der anderen Seite. In der fraglichen Gegend die Bäume inspiziert, Fehlanzeige. Hilft eben nicht weiter, wenn man einfach Tomaten auf den Augen hat.

Auch musste ich die Hühner satteln, - ein Job-Termin rief. Also bin ich unverrichteter Dinge weggegangen.

Am Abend ließ mir der frustrierende Ausgang der Aktion keine Ruhe. Es gab nicht nur die 2 Sequenzen, die ich gleich im Wald analysiert hatte und die keine GPS-Daten enthielten. Vielmehr hatte ich bei den Peilversuchen natürlich eine WAV-Datei aufzeichnet. Zu der gab Zilog allerdings noch weniger als nichts raus - einen Ausgabefile von 0 byte Länge... Dabei hörte sich der Sound eigentlich ganz gut an.

Also habe ich einen Versuch mit Sondemonitor gestartet. Der konnte natürlich mit dem Kram auch GPS-technisch nichts anfangen, zeigte aber die Wetterdaten an und machte brav eine RAW-Datei. Und die konnte Zilog mit der rawin-Option dekodieren. Fast alle Frames waren wieder ohne Positionen, aber in den 9 Minuten gab es 33 Frames mit GPS-Koodinaten. Der DOP-Wert von 9.7 ist suboptimal, der d-Wert betrug immerhin 2.9 auf Basis von 4 Satelliten. Die Positionen streuten ein wenig doller als sonst, aber ich habe die Daten mal gemittelt, und am Ende erwies sich dieser Mittelwert als Volltreffer. Der Mittelwert lag auch sehr nahe an meiner Peil-"Lösung" vom Morgen.

Und Sondemonitor lieferte ja auch die Luftdruckdaten. Auf Kachelmannwetter die entsprechenden Daten rausgezottelt, rumgerechnet und erkannt: Diese Sonde hängt nicht wie erwartet hoch im Baum, sondern liegt auf dem Boden!! Dazu passte auch die Höhe der GPS-Lösung. Also musste ich am Samstag morgen nochmal HIN.

Naja, und an der entsprechenden Stelle hing der Schirm im Baum. Wieso ich das Freitag nicht gesehen habe, ist mir unklar. Es kann sein, dass der Schirm ursprünglich höher im Baum hing, denn in der Nacht hatten wir heftigste Gewitter mit Sturmböen, und die Schnur der Sonde sah ziemlich ramponiert und zerfasert aus.



 Die Schnur ging über mehrere Bäume, und die Sonde lag wie erwartet AUF DEM BODEN, allerdings zwischen Heidelbeergestrüpp.



Der schlechte GPS-Empfang hatte auch Gründe: Mein Handy-GPS hatte über dem Laubdach ebenfalls ein paar Probleme und mitunter eine schlechte Genauigkeit, wieso sollte ein Primitiv-GPS der Jahrtausendwende mit waagerecht auf dem Boden liegender Helixantenne damit besonders gut klarkommen.

Dann gab es noch die Bergung des Schirms mit einer 8m GFK-Stange, die einfach einen halben Meter zu kurz war. Ich versuchte erst, den Schirm über die Bäume zu ziehen, wodurch sie noch einen Meter höher geriet und dann die (zefasert ramponierte) Schnur riss. Ich war beim Einpacken, als ein Windstoß den Fallschirm bewegte und wieder nach unten gleiten ließ. Jetzt war der Schirm wieder FAST in Reichweite meiner Stange.


Aber eben nur fast. Am Ende wurde die Stange mit einem herumliegenden Ast, 2 Kabelbindern und ganz viel Tape verlängert

Mit diesem wilden Konstrukt konnte ich nach ein paar Fehlversuchen den Fallschirm erfassen und zu Boden bringen. Ich lasse ungern eine Schnur in der Natur.

 



Was kann man daraus lernen? Man sollte für Zilog nicht unbedingt nur WAV-Dateien probieren, sondern ruhig Sondemonitor mitlaufen lassen, damit man RAW-Dateien bekommt. Oder WAV-Dateien, die gar nicht gehen, abspielen und so in Sondemonitor feeden. Selbst bei tollem Empfang kann das besser funktionieren als eine WAV-Datei direkt in Zilog. Peilen führt auch zum Ergebnis , und man sollte Zeit mitbringen, damit man nicht einen im Baum hängenden Fallschirm übersieht. Auf der anderen Seite war ich froh über meine stressige Freitagsaktion, denn nur die gab die Daten für die erfolgreiche Samstagssuche.

Ansonsten: Die Sonde hatte, wie üblich bei 6Z und 18Z, einen kleinen Fallschirm und winzigen Ballonrest. Und der Zettel war von der sorgfältigen Schicht angebracht (mit Plastikumschlag).

Ich war anschließend noch bei der Landestelle der Bergener 18Z-Sonde vom Donnerstag. Da habe ich aber sofort aufgegeben, denn die Sonde lag bei Moorwerder in einer Gegend, in der viele Gemüsebauern eine recht intensive Form von Landwirtschaft betreiben. Zugang gab es nur über die Bauernhöfe, auf den Gemüsegärten wimmelte es nur so von Hilfskräften. Die Brachländer waren hoch bewachsen. Und meine Information war allein die Bremer Prediction, die an dem Abend auch nicht sehr genau gewesen sein dürfte. Wenn man nicht einmal weiß, auf dem Gelände welchen Hofes die Sonde niederging, ist auch Fragen nicht zielführend. Das Treiben der Lämmer auf dem Deich sorgte für eine kurzweilige Wartezeit auf den Bus *).

Liste aller Sondenfunde hier

*)  Jürgen Wruck hat die Sonde am 22.5. doch geborgen; sie lag erheblich weiter südlich als vermutet, und er konnte den roten Schirm von Süden, also vom Moorwerder Hauptdeich aus, im Gelände ausmachen.