Samstag, 6. Mai 2017

Apfelbauer Nr. 2

 Am Samstag rechnete ich eigentlich nicht mit irgendeiner Sondenjägeraktion. Aber da erschien plötzlich eine DFM09 mit der Nummer 502994 in der Geged um Lauenburg auf der Bremer Seite. Der Startplatz mochte irgendwo im Raum Bleckede gelegen haben. Die Richtung war opitmal für einen  Empfangsversuch vom Balkon. Der Empfang war klar und deutlich. Offenbar war es ein Bundeswehr-Exemplar an den kleinen Ballons, jedenfalls platzte es in 16000m Höhe und schwebte dann abwärs, immer mehr Richtung Hamburger Osten. Ich konnte die Sonde bis in 171m GPS-Höhe lokalisieren, das sind nur 71m über dem Boden. Eine eigene Habhub-Prediction zeigte die Landestelle in Dassendorf, gleich neben der Straße.

Wie kommt man nach Dassendorf? Erst dachte ich an Bahn und Bus, entschied mich dann aber für S-Bahn und Rad, weil der Bus am Samstag nur alle 2 Stunden fährt, die S-Bahn in Aumühle aber alle 20 Minuten. Der Transport eines Fahrrads in der S-Bahn am Hafengeburtstag ist das ultimative Abenteuer des 21 Jahrhunderts. Von Aumühle aus ging es immer nur bergab, und sehr schnell waren die 5km zurückgelegt. Dass im Wahlkampf in Schleswig Holstein alle Register gezogen werden, war unterwegs insbesondere an den Plakaten eines nach eigener Aussage "sehr guten" "Politikanbieters im Premiumbereich" mit seinen im Parteien-Vergleich ausgesprochen konkreten Sachaussagen deutlich erkennbar:



Direkt neben der theoretischen Landestelle platzierte ich das Notebook auf dem Verteilerkasten und bastelte meine Yagi zusammen. Und sofort hatte ich ein Signal bis zum Mond. Erst jetzt bemerkte ich, dass der Antennenstecker noch gar nicht eingestöpselt war. Sondemonitor lieferte mir sofort eine Position. Die lag, wie erwartet, auf der anderen Straßenseite, und zwar exakt AUF dem  Haus direkt gegenüber. Es war .... erneut ein OBSTHOF. Da auf dem Dach oder vor dem Haus von der Straße aus keine roten Fallschirme, Schnüre, Abroller oder DFMs erkennbar waren, ahnte ich gleich, was da los war: Die Sonde befand sich inzwischen IM Haus und sendete von dort aus ihre Position. Und offenbar war der GPS-Empfang innerhalb des Gebäudes super, und an der Sendeleistung haperte es bei den  DFMs ja noch nie.

Anders als gestern gab es am Tor aber KEINE Klingel. Dafür eine biologische Alarmanlage in Form eines Hundes, der sofort angelaufen kam und sehr deutlich machte, dass man sich mit ihm besser nicht anlegen möge. Sein Problem: Er konnte nicht raus. Mein Problem: Ich konnte nicht rein. Irgendwann kamen aber die Besitzer heraus. Ich fragte sie, ob ihnen bewusst sei, dass ein Wetterballon bei ihnen gelandet war. "Klar, den können Sie haben, wenn sie wollen."  Der Bauer und seine Frau hatte die Sonde tatsächlich landen sehen, direkt neben dem Hof, und er berichtete begeistert von dem Anblick des Fallschirms in der Luft. Erst nach der Landung entdeckte er die Schnur und die Sonde, aber dann alles recht fachmänisch geborgen.  Einen Bundeswehr-Begleitzettel gab es diesmal nicht. Wie erwartet, war es das typische Bundeswehr-Manöver-Setup: Kleiner roter Ballon, die kleine Sorte Fallschirm, DFM09. Schon im Januar waren mehrfach solche Flüge erfolgt, die damals im Raum Lüneburg starteten.

Und auch dieser Bauer war wie sein Kollege gestern ein lebhafter, freundicher und interessierter Zeitgenosse. Er hatte bereits im Netz gesurft - nach dem, was er berichtete, hatte er schon radiosonde.eu. entdeckt und ein paar basale Infos über die DFM in Erfahrung gebracht. Den Rest erzählte ich ihm live am Objekt und durfte den Fund behalten. Was er noch nicht herausgefunden hatte war, wie man eine DFM abschaltet. Das war mein Glück.

Und im übrigen bin ich weiterhin dafür, dass mehr Sondenspürhunde ausgebildet werden sollten. Das heutige Exemplar sichert auch Ozonsonden oder das DWD-Monster aus Lindenberg effektiv gegen unerwartet auftauchende Mitinteressenten ab und garantiert so eine angenehme und entspannte Bergung.
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