Sondentyp: RS41-SGP
SN: P3030800Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 13.03.2019 12:00Z
Track Bremen und Polen (MIX)
Landestelle Westerhorn bei Elmshorn, LAT LON: 53.87228, 9.68189 Google Maps
Status: Gefunden am 13.3.2019, 15:44 UT
Die Mittagssonde aus Norderney sollte eigentlich bis weit nach Mecklenburg fliegen. Daraus wurde nichts, da der Ballon platzte schon in 25km Höhe, und der Abstieg war anfänglich recht schnell. Ich beschloss, gar nicht erst nach Hause zu fahren, sondern gleich von der Arbeit aus in den Regionalzug zu springen, der mich schnell nach Dauenhof bringen würde. Dies ist die letzte Tankstelle vor der Wüste bzw. die letzte Haltestelle des HVV. Von da aus wären es nur 3km, die man auch ohne Rad zu Fuß zurücklegen konnte. Eine Yagi und einen RTL-Stick habe ich eh auf Arbeit deponiert und kam mit. Allerdings bedeutete das auch, dass ich keine sinnvollen Klamotten zum Draußen-Spielen dabei hatte. Beim Blick aus dem Zugfenster hatte ich immer mehr den Eindruck, dass das alles keine so richtig gute Idee war. Denn die Äcker waren extrem aufgeweicht, und es regenete Bindfäden. Regenklamotten und Gummistiefel hatte ich jetzt nicht dabei.
In Dauenhof angekommen, musste ich erst einmal in einem Bushäuschen Zuflucht nehmen, so stark war der Regen. Ein Sturmtief war im Anmarsch, es war empfindlich kalt. Ein Blick auf die Radarprognose von SAT24 zeigte aber, dass eine Aufklarungsphase die starken Schauer kurzfristig unterbrechen würde. Als der Regen nachließ, stratzte ich zügig los und erreichte relativ schnell das Landegebiet der Sonde. Die Sonde sollte rechts vom Weg liegen, aber da sah man nur Gänse und unglaublich viele Rehe*). Links war am Rand eines Grabens etwas Weißes zu sehen, aber ich war nicht sicher. Das gesamte Gelände war engmaschig von breiten Gräben durchzogen. Um mir ein Bild zu machen, wurde rasch das Notebook und der SDR-Stick herausgeholt. Das Sondensignal war aus 200m Distanz laut und deutlich und ließ sich gut decodieren. Jetzt wusste ich, dass das Weiße eindeutig der Fallschirm war. Immerhin lag alles auf einer nassen Wiese und nicht auf einem umgepflügten Marschacker - der wäre nämlich in meinem Aufzug kaum begehbar gewesen. Die Wiese mit dem Fallschirm war über einen Aufgang vom Weg aus zugänglich, aber die Sonde lag laut Karte hinter einem weiteren Graben. Der sich vor Ort als tief und breit erwies. Die Schnur war straff gespannt.
Die Idee, die Sonde an der Schnur über die Wiese zu ziehen, scheiterte im Ansatz. Die Sonde war irgendwie drüben verhakt.
Immerhin war jetzt zu erkennen, wie man auf die Wiese gelangen konnte: 500m den Weg zurück gab es einen Aufgang, und dann musste man durch einen schlauchförmigen Zwischenraum zwischen zwei Gräben die Strecke zurück laufen. Also beförderte ich Ballonrest und Schirm auf die andere Seite und machte mich auf den Weg. Es war ziemliches Gestake; mit Halbschuhen musste man teilweise hochkonzentriert von Graspulken zu Graspulken springen.
Die Sonde lag in einer großen Pfütze, und der Schnurmast hatte ich in den Matsch gebohrt - daher war sie verhakt und konnte nicht an der Schnur über die an sich flache Wiese gezogen werden. Ansonsten war die Sonde komplett intakt.
Weiterstaken zum Schirm, Schnur aufrollen. Endlich nach einer Serie von Misserfolgen mal wieder eine Sondenbergung.
Jetzt galt es aber, sehr rasch den Heimweg anzutreten, denn die kurze Trockenperiode war eindeutig zuende. Da der Regen im Sturm fast waagerecht fiel, bot der Windschatten eines Trafohäuschens für einen heftigen Schauer einen effektiven Regenschutz. In der nächsten Regenpause konnte ich ein Bushäuschen im nahen Dorf erreichen und dort den nächsten Wolkenbruch aussitzen. Der hörte nicht auf, sondern ging dann in allgemeinen eiskalten Pieselregen mit Schauereinlagen über. Es half nichts, aber wollte ich den nächsten Zug erreichen, musste ich da durch. Aber am Ende freute ich mich über einen gut geheizten Zug, der heimwärts fuhr. Dort erwies sich dann der Sondenjäger als Warmduscher, und die Welt war wieder in Ordnung.
*) Ein in der Gegend aktiver Naturschützer hat mich aufgeklärt: In einem nahen Waldgebiet war ein Wolf unterwegs - weshalb die Rehe auf die Felder und Weiden auswichen.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier