Sonntag, 10. März 2019

Jung, dynamisch, erfolglos




Naja, sooo jung bin ich auch nicht mehr. Wie dynamisch meine Sondenjagd ist, mögen andere entscheiden. Egal, die letzten Tage war die Sondenjagd auf jeden Fall erfolglos.

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P3030728
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 05.03.2019 00:00Z
Track Bremen, Polen, eigene Daten
Landestelle Fischbek bei Bargteheide
Schnurreste und vermutliche Landestelle, LAT LON: 53.7505, 10.28648 Google Maps
Fallschirm im Baum, LAT LON: 53.750590, 10.286965, Google Maps
Status: Sonde vermutlich in dichtem Brombeergestrüpp am Boden


P3030728 war die Norderney-Nachtsonde vom 5.3.2018. Ich selber habe es nicht geschafft, die Sonde gleich nach dem Flug zu besuchen, weil ich relativ früh zur Arbeit musste. Bernd ist am frühen Morgen kurz vorbeigefahren, da wir anfänglich den Eindruck hatten, dass die Landestelle vielleicht nicht, wie vorhergesagt, in einem kleinen Wäldchen, sondern ein paar Meter weiter auf dem Feld liegen würde. Leider hatte er keine Zeit für nähere Recherchen und kein Empfangs- und Decodierequipment an Bord.

Aufgrund familiärer Verpflichtugen war ich am Nachmittag des  selben Tages in Schmalenbeck, nicht weit entfernt. Ich konnte mir ein Auto ausleihen und damit der Landestelle einen Blitzbesuch abstatten.Ich suchte stumpf in  der Umgebung der Prediction in dem kleinen Wäldchen. Dort  lag nichts. Viel konnte ich nicht machen, denn es wurde rasch dunkel.

Bernd hatte die Vermutung, der Ballon sei vielleicht noch weiter geflogen. Auf den Feldern auf der anderen Seite des Fahrwegs waren am Morgen des 5.3. allerlei Bauern unterwegs.Mein Eindruck war bei genauerer Betrachtung der Flugbahn eher, dass er etwas nördlich der Prediction lag. Die Sinkgeschwindigkeit der letzten Bahnpunkte war etwas höher, und daher war es eher wahrscheinlich auch eher zu kurz geflogen war.  Er würde also eher im nördlichen oder nordwestlichen Teil des Wäldchens liegen. Diese Region hatte ich wegen einbrechender Dunkelheit nicht abgesucht.

Heute fuhr ich mit der Bahn zur Station Kupfermühle. Von dort brachte mich das Faltrad zur bekannten Landeregion. Meine Theorie der Landestelle musste sofort getestet werden und wurde umgehend bestätigt. Ein Weg führte genau dort hin. Da hingen tatsächlich der Schirm, Abroller, Automatenventil  und ein kleiner Ballonrest im Baum.






Was aber  nicht wirklich weiterhalf. Denn die Schnur war durch die Stürme der letzten Tage komplett zerfetzt und eine Fortsetzung war in den Bäumen der Umgebung nicht erkennbar. Und in Richtung auf die letzte Position war das Gelände sehr undurchdringlich. Überall lagen umgestürzte Bäume, und weite Flächen waren mit dichter Vegetation aus Brombeer-Dornengebüsch bedeckt. In dem komplett unwegsamen Gelände musste man über das Mikado an Baumstämmen klettern und extrem aufpassen, dass man sich nichts bricht. Aus der Gegenrichtung konnte man etwas einfacher an die vermutliche Landestelle herankommen. Als ich gerade aufgeben wollte, sah ich 40m von der Fallschirmstelle in zwei  Bäumen Schnurreste in der Sonne blitzen. Es dauerte mehr als 10 Minuten, bis ich mich zu den Bäumen durchgekämpft hatte. In den Bäumen hing keine Sonde, darunter lag keine. Weiter in Flugrichtung wieder extrem dichtes Brombeergebüsch über einem Baumstamm-Mikado. Da konnte die Sonde durchaus liegen. Ich habe versucht, in Flugrichtung das Gesträuch zu durchstreifen - am Ende erfolglos. Irgendwann ist es einfach Zeit aufzugeben. Die Sonde dürfte da noch liegen, sehr wahrscheinlich tief im Gestrüpp. Dass sie in dem Gelände jemand zufällig gefunden hat, ist wohl auszuschließen.

Um eine Ergänzungskarte zu sparen, schlossen sich 12km Radfahrt nach Ahrensburg-Gartenholz an.


Dort war es Zeit, sich mit der aktuellen Norderney-Mittagssonde zu befassen.

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P3030814
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 10.03.2019 12:00Z
Track Bremen
Landestelle Quickborn, Prediction: LAT, LON 53.721000, 9.838228, Google Maps
Status: Verloren

Die sollte je nach Landegeschwindigkeit nach Mecklenburg oder sogar in meine Gegend fliegen. Es kam ganz anders. Der Ballon platzte in 24km Höhe, und die Sonde landete in Quickborn nordwestlich von Hamburg. Ich war auf der falschen Seite der Stadt.

Genau wie Harry. Der erwog und verwarf einen Umweg, weil er sich auch gerade von Osten aus der Stadt näherte. André, der seit einiger Zeit in der Gegend wohnt, hatte einen anderen Termin. Bernd war in der Wilstermarsch auf einer Kaltsondenexpedition und hat zweimal nur einen Fallschirm, aber keine Sonde gefunden. Radiosondy hat heute Probleme und enthielt nur Schrott und nicht Bernds gewohnte Daten aus Baumwipfelhöhe. Per Whatsapp schickte er aber eine sehr gute Prediction. Freies Feld, 6 Fahrradkilometer von der AKN-Station Quickborn. Ich hätte einfach durchfahren können und sollen. Stattdessen würde ich schnell aussteigen und den Empfangskram holen. Das würde gerade eine halbe Stunde kosten.

Aus der halben Stunde wurde mehr als eine Stunde, weil zwei Nachbarinnen in einem Problem meinen Rat wollten. Das mussten wir rasch mit einem dritten Nachbarn diskutieren - war aber auch nicht ganz unwichtig.
 
Nun kam ich auch NACH dem Ende des HSV-St.-Pauli Lokalderbys am Stadion vorbei. Noch waren aber erst vergleichsweise wenige und vergleichsweise nüchterne HSV-Fans unterwegs (die anderen brauchen einfach länger vom Stadion zur S-Bahn). Dennoch war ich froh, in Quickborn die rappelvolle AKN verlassen zu können und wieder Fahrrad fahren zu dürfen. Auf einer Koppel am Wegrand ca. 15 Kraniche. Auf einen Storchennest auf einem Hausdach ein leicht abgerissener Storch. Dem sah man die kürzlich zurückgelegte Strecke Durban-Quickborn durchaus an. Ein paar Frösche im Himmelmoor, eine Mauser und der ist wieder fit.

Der Weg zur Landestelle war gut begehbar und die Wiesen gut zugänglich. Vielleicht zu gut. Ich hatte fest mit einem weithin sichtbaren weißen Norderney-Fallschirm  gerechnet - aber da war nix.


Ein kurzer Empfangsversuch war erfolglos - da war jemand schneller. Klassischer Gorbatschow- kann man nix machen. Möglich, dass die Bewohner eines nicht weit entfernten Hauses das Ding gesehen und eingesackt hatten.

Dennoch war es ein schöner Ausflug in die Natur, und die Sonden sind nur der Anlass, aber nicht der Zweck einer solchen Tour. Es wäre auch langweilig, immer alle Sonden sicher aufzufinden. Umso mehr weiß man die nächste erfolgreiche Bergung zu schätzen.



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