...heißt es in britischen Pubs kurz vor der Polizeistunde. Bei den Baumlandern ist es ähnlich: Wenn die Blätter jede Sicht in die Wipfel verhindern, sollte man die Sonden da oben lokalisiert haben. Ende April ist es höchste Zeit. Die kaputten Bahnstrecken des Erixx verhindern eine Göhrde-Tour. So kann ich die Gegend um Schwarzenbek ins Auge fassen. Dort hängt noch eine nicht lokalisierte Schleswig-Sonde in dem sondenmagnetischen Waldgebiet Bornholz. Vorher will ich aber noch ein anderes Exemplar, dessen Position bekannt ist, checken.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: T2940792
Frequenz: 404.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 23.3.2023 7:00Z
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.9 m/s
Maximale Höhe: 20755m
Landegeschwindigkeit: 2.8 m/s
Track wettersonde
Landestelle:Grove bei Schwarzenbek , LAT, LON 53.522168,10.47919 Google Maps
Status: Baumlander, von unten sichtbar, ursprünglich 20-25m. Fallschirm abgetrennt gemeinsam mit Jürgen Wruck am 6.4.2023. Geborgen am 23.4.2023, 11:55UT
Die Landestelle hatte Jürgen am 26.3. lokalisiert. Leider hing die Sonde über 20m hoch. Jürgen schrieb aber in Radiosondy: "Ballonrest ca. 3-4 m. Sonde könnte runterfallen, wenn der Fallschirm geborgen werden kann." Am 6.4. haben wir gemeinsam mit einer Stange den Schirm aus dem Baum geholt und abgetrennt. Die Schnurreibung war leider etwas zu hoch. Die Sonde kam zwar etliche Meter herunter, blieb dann aber leider doch hängen. Ca. 3m zu hoch für die mitgebrachte 10m-Stange. Ein paar Tage später war Jürgen noch mal da - leider hatte sich nichts verändert.
Ich hatte eventuell erwogen, mit dem Auto aus Schmalenbeck anzurücken, in dessen Kofferraum sich eine 15m-Stange befindet. Die sollte eindeutig reichen. Aber leider lief das organisatorisch nicht zusammen. Am Sonntag bin ich noch in Hamburg, beschließe, beide Sonden mit einer Radtour zu besuchen und eben es bei Grove mit der 13m-Stange zu versuchen. Das wird knapp, aber einen Versuch wert.
In Schwarzenbek verlasse ich den Regionalzug und radel die Strecke nach Grove. Leider kann Jürgen heute nicht mitmachen. Vor Ort ist die Lage unerwartet gut: Die Sonde ist inzwischen doch weiter heruntergekommen und baumelt an einer langen Schnur nur 8 Meter über dem Boden. Hätte die das nicht gleich machen können? Wunderbar ist auch, dass es keine Hindernisse wie Zweige zwichen dem Boden und der Sonde gibt. Ideale Voraussetzung für eine Stangenbergung also.
Naja, der Rest ist einfach, wenngleich die Schnur oben völlig festhängt und etwas Kraft nötig ist:
Stange und Tasche werden wieder auf das Faltrad geschnallt. Zu der zweiten Sonde fahre ich über Müssen, Schulendorf und Wangelau. Bei Müssen ist die Straße gesperrt. Mit dem Rad kommt man aber durch. Dann bin ich in dem Wald "Bornholz".
Sondentyp: RS41-SGP
SN: U2420246
Frequenz: 402.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 4.3.2023 12:00Z
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.11 m/s
Maximale Höhe: 32895m
Landegeschwindigkeit: 3.2 m/s
Track wettersonde
Landestelle:Wangelau, Bornholz , LAT, LON 53.45103,10.51838 Google Maps
Status: Fallschirm 30m hoch, lokalisiert von Axel DB7XO am 5.3.2023. Sonde ca. 20m hoch, lokalisiert am 23.4.2023
Hier ist ja bisher nur der Fallschirm gesichtet worden, und bevor das Laub jede Sicht nach oben behindert, sollte man auch die Sonde lokalisieren. Man kann über Waldwege, die auf der Open-Streetmap nicht verzeichnet sind, bis auf wenige Meter zur Landestelle vordringen. Ich brauche eine ganze Weile, den von Axel entdeckten Fallschirm zu erkennnen. Ich habe nicht erwartet, dass er so hoch hängt - eher 30 als 25 Meter. Tatsächlich sehe ich zu Anfang nur die Schnur stromaufwärts von Axels Koordinaten aufleuchten. Als ich sie rückwärts verfolge, erkenne ich auch den Fallschirm und den großen Ballonrest.
Das Verfolgen der Schnur in die andere Richtung gibt mir eine Idee, wo wohl die Sonde sein muss. Die Schnur ist an einer Stelle leider durchgerissen. Aber dann sehe ich, noch höher oben, eine Fortsetzung in Richtung einer Lärche. Und in der hängt auch die Sonde, mehr als 20m hoch.
Wenn erst einmal die Nadeln länger sind, wird es schwer, die Sonde von unten zu sehen. Jetzt aber ist sie lokalisiert. Einschießen eines Bigshots würde sehr kompliziert werden. Man könnte allenfalls die recht verrottete Schnur zwischen den Bäumen überschießen. Damit würde man wahrscheinlich die Sonde nur in die Höhe reißen, und ob sie dann runterkommt oder sich oben in einer Astgabel verklemmt, ist fraglich. Also ist es wohl am besten, sie gelegentlich zu kontrollieren und irgendwann unten einzusammeln. Man kann nur hoffen, dass sie sich nicht wie die Sonde in Sülbeck in den knorrigen Ästen und Nadeln verheddert. Die Schnur ist aber recht länglich.
Den Rückweg trete ich über Büchen an. Auf dem Weg kommt mir der Jäger, den ich neulich im selben Wald bei der Suche nach einer anderen verschollenen Sonde getroffen hatte, in seinem Auto entgegen.
Viel länger hätte ich bis Büchen nicht brauchen dürfen, denn die drohenden Wolkentürme lassen heftige Schauer und/oder Gewitter erwarten. Im Zug nach Hamburg sitze ich glücklicherweise trocken.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
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