Am 18.12.2023 landete die Nacht-Norderney-Sonde im Rülauer Forst. Das ist ein bekannter Sondenmagnet! Sie verfehlte wie üblich knapp DIE Starkstromleitung. Bei dem Sturmwetter hatte niemand Lust auf Waldbergungen. Angesichts der Tatsache, dass 3km weiter südlich ein bekannter Baumlander abhängt, wartete ich die Tage auf besseres Wetter. Am 23.12. war der Sturm vorübergehend abgeklungen. Am Morgen regnete es Bindfäden und Graupelkörner. Am frühen Nachmittag sah es danach aus, dass die Niederschläge abflauen. So beschloss ich eine spontane Faltradaktion nach Schwarzenbek. Erstaunlicherweise lag noch Schnee, der aber rasch abtaute. Dafür regnete es noch, als ich vom Bahnhof Schwarzenbek südwärts radelte. 2023 ist in unserer Gegend vielerorts das nasseste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, und der Dezember hat noch deutlich draufgelegt. Auf den den Äckern steht das Wasser, und überall gluckert das Wasser laut hörbar durch die Gräben. Auch der Waldweg hat Richtung Sonde hat sich in ein munteres Bächlein verwandelt. Da vorne stehen schon die Masten DER Stromleitung. Die Landeposition sollte rechts vom Weg liegen. Der Graben ist natürlich mit Wasser gefüllt. 100m entfernt entdecke ich den einzigen passierbaren Übergang.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: V2431548
Produktionsdatum: 2023-06-14
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 18.12.2023 00:00Z
Track wettersonde
Maximale Höhe: 310165m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.95m/s
Landegeschwindigkeit: 9.5m/s
Landestelle: Rülauer Forst LAT, LON: 53.47917,10.51859, Google Maps
Status:
Geborgen am 23.12.2023, 13:55UT
Methode: Extrapolation nach wettersonde.net-Daten
Nach einiger Suche entdecke ich die Sonde in 7-8m Höhe nur 3-4 Meter von der Tawhiri-Prediction entfernt.
Ich belasse sie zunächst dort und mache mich auf die Jagd nach Ballonrest und Fallschirm. Angesichts der bekannten Flugrichtung ist das nicht allzu schwer. Ich sehe eine Schnur vom Baum hängen, und unten liegen arg verknotet ein großer Ballonrest und der Fallschirm am Boden.
Ich entferne die Last, in der Hoffnung, dass auf der anderen Seite die Sonde herunterkommt. Die Schnur bewegt sich einen Meter nach oben...das war es. Ganz offensichtlich ist zu viel Reibung im System. Ich gehe zurück zum Rad, hole die Stange und versuche es an der Sonde mit der Schnur-Hakentechnik. Erst entferne ich mit der Stange ein paar lose Äste, die der Sturm losgerissen hat. Es gelingt ohne Probleme die Sonde einzuhaken. Aber beim Zug an der Schnur ist der Widerstand beträchtlich. Beim beherzten Zerren löst sich oben der Haken - der Knoten hat nicht gehalten. Das ist mir noch nie passiert, aber mit meinen Knotenkünsten ist es nicht weit her. Der Haken hängt jetzt oben an der Sonde, und die Schnur habe ich in der Hand! Ich erwäge zunächst, einen Stock an die Stange zu tapen und damit einen Ersatzhaken zu improvisieren. Dann entscheide ich mich dann aber lieber zum Einsatz meines rasierklingenbasierten Schneidewerkzeugs, dessen Einsatz ich nach Möglichkeit vermeide. Es funktioniert aber prima. Die Sonde ist geborgen, und natürlich habe ich auch den Haken zurück.
Ich mache mich auf, zurück Richtung Schirm. Die Schnur kann ich dort wieder ergreifen. Vielleicht kann ich sie von hier aus ganz herausziehen? Nein! Sie ist extrem fest in den Ästen verknotet, wohl aufgrund der Stürme. Leider reißt sie nur einen Meter hoch durch und springt dabei wie eine Feder nach oben. Danach kann ich das Schnurende nicht mehr sehen. So habe ich zwar Sonde, Ballonrest und Schirm, aber nur geringe Teile der Schnur bergen können. Was mich aus Umweltschutzgründen etwas nervt.
Zurück geht es den Waldweg entlang zur Straße. Nach wie vor regnet es, ein kaltes, aber permanentes Nieseln. Auf nach Wangelau! Dort hängt im Wald Bornholz seit März eine Sonde aus Schleswig im Baum, U2420246. Axel konnte am Tag nach dem Flug den Schirm in 30m Höhe lokalisieren, ich die Sonde im April 20m hoch in einer Lärche. Im August habe ich die Sonde nachkontrolliert - sie hing immer noch am Baum. Aufgrund der heftigen Stürme mache ich mir heute starke Haffnungen. Das letzte Stück des inzwischen vertrauten Feldweges zum Wald ist derart matschig, dass ich schieben muss. Auch schwindet langsam das Tageslicht. Das Rad kann ich nicht mit in den Wald nehmen, es wird an das Eingangsschild gekettet. Die matschige Stelle an der Überführung am Waldeingang über den Graben befindet sich direkt an DER Starkstromleitung, die heute nicht nur summt, sondern laut vor sich hin britzelt. Es ist dort auch sonst schon gerne sehr nass. Heute kann ich den Übergang gerade so passieren. Auch der weitere Weg in den Wald ist an einigen Stellen extrem matschig, und über den Graben, der den Wald vom Weg trennt, kommt man kaum herüber. Zu allem Überfluss kann ich zwar meine Markierung unter dem Baum wiederfinden, aber da liegt keine Sonde am Boden. Ich kann sie immerhin oben im Dämmerlicht im Baum pendeln sehen. Ich mache mich auf dem mühsamen Weg zurück zum Rad, hier kann man noch nichts machen.
Da die stark befahrene B209 zurück nach Schwarzenbek über weite Abschnitte keinen Radweg aufweist, entscheide ich mich für den kürzeren und angenehmeren Weg nach Büchen. Jetzt, wo alle Klamotten klamm und nass sind, hört es tatsächlich auf zu regnen. Es ist schon Nacht. Der Mond schimmert dumpf durch die Wolken. Leider ist es chancenlos noch den Zug in Büchen zu erwischen. Also kann ich gemütlich durch die Nacht fahren. Ich muss mehr als eine Stunde auf dem kalten und windigen Bahnhof warten. Seit Wochen sind die Züge von und nach Schwerin wegen ihrer 49-Euro-Eignung und der Anbindung nach Berlin krass überfüllt, und ich befürchte am Tag vor Heiligabend Schlimmes. Aber nein, es ist die erste wirklich entspannte Fahrt auf der Strecke seit langem. Ich kann sogar mit den Sitzen experimentieren und eine neue Methode zur Unterbringung des Faltrades in Regionalbahnen testen.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier
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