Sonntag, 20. Oktober 2024

Landung in der Hochspannungsleitung - trotzdem sicher geborgen

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U3240269
Produktionsdatum: 2022-08-11
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 19.10.2024 (00:00Z)
Track
Radiosondy.info

Maximale Höhe:
34669m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.91m/s

Landegeschwindigkeit:
3.2m/s

Landestelle: Salzhausen,
LAT, LON:
53.44196,10.41748 Google Maps
Status:
Geborgen am 20.10.2024 11:25UT
Methode: Extrapolation nach radiosondy-Daten

Am 19.10. landet die Nachtsonde aus Bergen direkt am Ortsrand von Geesthacht. Ich kann mich nicht darum kümmern. Am Abend habe ich in Schmalenbeck einen Kometen zu beobachten. Ich starte eine Belichtungsreihe, aber nach 2 Minuten kommen die Cirren...


 

Ich bleibe gleich da. Am Morgen kurz nach 4:00 rasselt der Wecker, da die Max-Koch-Sternwarte in Cuxhaven ihren 50. Geburtstag groß feiert und man mich für einen der Vorträge eingeladen hat. Auf geht es mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof, mit der S-Bahn nach Harburg und von dort mit dem Regionalzug nach Cuxhaven. Im Zug habe ich genug Zeit zur Bearbeitung der Kometenbilder letzter Nacht. Gegen 9:00 bin ich in Cuxhaven. Um 9:30 soll es losgehen. Die Cuxhavener Sternfreunde haben sich mächtig ins Zeug gelegt: Catering, Bürgermeisterin, geladene Gäste - das volle Programm. Erst abends bin ich wieder in Hamburg. 

Am nächsten Morgen lockt unerwartet warmes Herbstwetter - ideal für eine Radtour. Mich erstaunt, dass die Sonde bisher niemand eingesammelt hat.  Das muss nicht bedeuten, dass sie noch da ist, weil in letzter Zeit ein Rad fahrender Sondenjäger in der Gegend ganz RUSH alles einsammelt, aber nichts einträgt.

Auch ist das ganze Setting potentiell gefährlich: Eine Betrachtung der Tawhiri-Prediction und der Extrapolationslösungen sowie der Flugbahn verrät keine Möglichkeit, wie das sich Gespann durch das Kabelgewirr der beiden Hochspannungsleitungen hindurchgemogelt haben könnte.

Natürlich ist der desolate Zustand der Öffis bei der Planung der Tour bedenkenswert. Die S-Bahn nach Bergedorf ist gesperrt. Aber da auch der Regionalzug nach Rostock ab Hagenow-Land durch eine SEV unterbrochen ist, eignet er sich nicht mehr für Berlin-Reisen und auch nicht für die Anreise der HSV-Fans zum Auswärtsspiel. Daher erweist sich die einzige funktionierende Schienenverbindung in den Hamburger Osten als erfreulich wenig frequentiert. Mit dem Bus fahre ich von Bergedorf bis zur Endstation Geesthacht-Oberstadt. Von da aus sind es keine 2km mit dem Rad bis zur Landestelle. Schon von der Straße aus werden die Leitungen aus 200m Entfernung mit dem Fernglas abgescant - darin hängt nichts. Zu meiner Erleichterung liegt auch kein paralysierter überambitionierter Vorgänger auf dem Acker herum. Aber auf den ersten Blick auch sonst keine relevanten Gegenstände. Ich mache mich auf Treckerspuren in Richtung der Predictions auf, um das Desaster aus der Nähe erkunden zu können.

 



Aus einiger Entfernung entdecke ich doch noch ein verdächtiges Objekt. Wohl der Ballonrest? Position und Größe könnten passen. Im Feldstecher sieht das allerdings eher nach einem Stück Düngertüte aus, aber die letzte Sicherheit fehlt. Beim Näherkommen sichte ich in dazu passender Richtung etwas, was eine RS41 sein könnte. Und tatsächlich, da liegt die Radiosonde am Boden, und zwar genau zwischen beiden Leitungen. 

 


 

Sicherheitshalber verfolge ich die Schnur und stelle sicher, dass sie nicht doch über einen der Drähte verläuft. Da besteht keine Gefahr. Ich gehe ein paar Schritte auf den vermeintlichen Ballonrest zu, um von dort aus die Schnur auf dem Abroller aufzuspulen. Es ist - doch eine Düngertüte.

Da!  Drüben in der Landschaft erblicke ich einen roten Punkt, und der Verdacht bestätigt sich.


Die Schnur aufzuspulen erweist sich als unmöglich - an dem Abroller hängen nur 50cm Leine! Man hat es öfter, dass sich eine Ballonschnur an den Hochspannungskabeln schnell aufscheuern oder bei Stromfluss durchbritzeln. Dann fallen die guten Sachen herunter und können unten gefahrlos eingesammelt werden. Das ist hier der Fall. An der Sonde hängt sehr viel mehr Schnur, aber von den 50m sind mindestens 20m vom Wind verweht. Die Sonde ist verdreckt, aber intakt. 






2km sind für eine Radtour ein Witz. Also fahre ich weiter Richtung Wangelau. Dort hängt im Wald an einer Lärche U2420246. Leider ist dieser Baumlander sehr hartnäckig. Im Feldstecher erscheint die Sonde so nah und ist doch so weit. Und zu meiner Bestürzung sind jede Menge Waldmaschinen in der unmittelbaren Umgebung abgeparkt; hier scheint eine Fällaktion bevorzustehen. 

Auf vertrautem Weg geht es zurück nach Büchen, wo mich der - ebenfalls erfreulich leere - Regionalzug zurück in die Stadt bringt. 


Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier





 


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