Der "Big Baltic Jammer" ist ein fetter Störsender, den offensichtlich Russland im Oblast Kaliningrad betreibt und der seit Ausbruch des Ukraine-Krieges häufig aktiv ist. Dieser spooft und/oder jammt das GPS-Signal bis weit nach Polen hinein.
Neu ist, dass die Sendeleistung des Jammers mittlerweise so stark ist, dass mitunter auch hiesige Radiosonden betroffen sind. Nahe des Gipfelpunktes ihrer Bahn fielen die Daten der Bergener Nachtsonde des 21.7. dem Kaliningrad-Jammer zum Opfer. Und Bergen befindet sich weit von Kaliningrad entfernt. Radiosondy - eine polnische Seite - scheint die kaputten Positionen bereits automatisch herauszufiltern.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: V1110552
Produktionsdatum: 13.03.2023
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h:00m
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 21.07.2025 (00:00Z)
Track wettersonde.net (mit Jamming)
Track radiosondy.info (gefiltert)
Maximale Höhe: 33135m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 2.33m/s
Landegeschwindigkeit: 8.5m/s
Landestelle: Klein-Nordende, LAT, LON: 53.72215,9.675912 Google Maps
Status: Geborgen am 21.07.2025 16:33UT
Methode: Extrapolation aus Radiosondy-Daten
Die Sonde wies noch eine andere Besonderheit auf: In der Nähe der Gipfelhöhe zeigte sie ein floaterartiges Aufstiegsverhalten und schwebte mit konstanter Höhe von 32km dahin. Am Ende entschied sich der Ballon immerhin zu platzen und das Gespann landete bei Klein Nordende.
S-Bahn, Regionalbahn und Faltrad bringen mich wie üblich zur Landestelle. Eine Straße und ein schmaler Streifen Wald durchziehen das Landegebiet. Auf einem Haferfeld entdecke ich sofort den riesigen Ballonrest und den darin verfangenen Fallschirm...
Die Schnur verschwindet in luftiger Höhe im Wipfel einer Eiche. Per Fernglas kann ich sie über ein paar weitere Wipfel bis zum anderen Ende des Waldstreifens verfolgen. Auf dem angrenzenden Weizenfeld liegt sie nicht. Obwohl die Position nur 4-5m von der Extrapolation entfernt ist, brauche ich 20 Minuten, um die Sonde zu finden. Nach einiger Zeit entdecke ich eine Schnur, die am Waldrand von einem Baum kaum sichbar senkrecht nach unten verläuft. Erst vermute ich, dass jemand die Sonde abgeschnitten hat. Aber da ist sie! Gut getarnt liegt dort die RS41 in ca. 4m Höhe auf den Ästen auf. Danach ist sie leichte Beute für die Teleskopstange.
Erst zuhause entdecke ich, dass ich 2019 eine RS92 aus Pinneberg nur 150m entfernt geborgen habe. Damals war ich der irrigen Meinung, dass dies meine letzte RS92 gewesen sein könnte.
Direkt neben der Landestelle befindet sich ein kleines Naturschutzgebiet, die Liether Kalkgrube. Hier wurde früher der Gipshut eines darunter liegenden Salzstocks abgebaut. Die Natur hat sich das Gebiet zurückgeholt, Knabenkräuter wachsen direkt am Weg. Karstquellen speisen ein paar Tümpel. An einigen Stellen ist hier Rotliegendes (Perm) aufgeschlossen - in Norddeutschland ist anstehendes Gestein aus dem Erdaltertum eine Seltenheit.
Am Rande der Grube gibt es einen Gedenkstein. Hier wurde im 19. Jahrhundert auf der Suche nach Kohle eine Tiefbohrung durchgeführt - ein paar Jahre war es das tiefste Bohrloch der Welt.
Ich radel zurück nach Tornesch. Die Regionalbahn nach Altona kommt nach einiger Wartezeit und befördert mich bequem heimwärts.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier
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