Sonntag, 24. Februar 2019

Sonden angeln am Sonntag

In letzter Zeit komme ich am Samstag wegen familiärer Verpflichtungen nicht zur Sondenjagd, und in der Woche gibt es da einen (schönen) Beruf. Letzte Woche wurde der Hamburger Raum gut mit Sonden eingedeckt, und ich konnte nichts machen. Am 19.2.2019 sollte laut Vorhersage die Norderney-Mittagssonde bis Hamburg fliegen. Aber der Fallschirm funktionierte nicht wirklich, und P2830587 landete bei Apensen nahe Buxtehude. Am Samstag, den 23.2.2019 waren es die Schleswiger Sonden. Ich war familienbedingt in Schmalenbeck. Die Vorhersage deutete auf eine Landung in der Nähe hin, aber der Ballon der Morgensonde P2950038 platzte früh und schlug dann in Uetersen ein. Die Mittagssonde schwebte endlos weit bis  Thieshope, etwas weit weg für einen kurzen Ausflug. Am Sonntag hat Sondenjäger Uli aus Buchholz sie bei einer Nachsuche im Gelände nicht finden können.

Am Sonntag hatte ich etwas Zeit, die kalten Sonden zu suchen.  Am aussichtsreichsten erschien mir die Schleswiger Sonde in Uetersen. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2950038
Frequenz: 402.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 23.02.2019 12:00Z
Track Bremen (wetterson.de)
Landestelle Uetersen, LAT LON:53.689820, 9.675020 Google Maps
Funddatum 24.2.2018, 12:20 Z
Status: Gefunden durch Tawhiri-Prediction nach wetterson.de Daten


Die Prediction sah sie auf einer feuchten Wiese an einem parkartigen Gelände. Dort würde sie gewiss irgendwann ein Spaziergänger erbeuten. Allerdings war die Sinkgeschwindigkeit zu gering angesetzt, so dass davon auszugehen war, dass sie ein paar Meter kürzer geflogen war und daher eher in den Bäumen am Rande der Heidgrabener Straße hängen würde. Also machte es Sinn nachzugucken und ich machte mich über Tornesch auf den Weg.

Kaum hatte ich mein Faltrad an einem Verkehrsschild angeschlossen und ein paar Schritte gemacht, traf ich zwei in Uetersen wohnende Kollegen, die das schöne Wetter für einen Sonntagsspaziergang nutzten. Denen musste natürlich erst einmal der Grund meines unerwarteten "Auftritts" erklärt werden. Wir konnten sogar noch ein paar ziemlich wesentliche Dinge besprechen, die wir sonst am Abend per Email hätten klären müssen. 

Schon während des angeregten Gesprächs hatte ich ein wenig meine Blicke schweifen lassen. In der erwarteten Landeregion lag nichts Auffälliges herum. Ein weißes Objekt in einem Baum sah extrem verdächtig aus, hing aber zu weit kursabwärts und entpuppte sich dann auch als Stück einer Plastikplane. Ich rechnete sowieso damit, dass die Sonde eher zu kurz geflogen war.  Im  Wäldchen auf der anderen Straßenseite  lag allerdings keine Sonde. Weiter südwestlich grenzte die Straße an ein Werksgelände, das sich ziemlich exakt in der Anflugrichtung befand.  Und von einer Werkshalle hing natürlich, wie sollte es anders sein, eine dünne weiße Schnur. Die Sonde, soviel war jetzt klar, lag auf dem Hallendach. Das ganze Werksgelände war menschenleer, das Werkstor verrammelt, niemand am Eingang, den man um Einlass hätte bitten können.

Was tun?  Die Schnur endet blind in einer Hecke, nur wenige Zentimeter vom Zaun entfernt. Wenn man den Faden in die Hand kriegt, könnte man daran die Sonde einfach vom Dach herunterziehen. Mein Arm passt aber leider nicht durch die Gitterstäbe. Meine 10m-Stange schon - außer, dass sie auch im eingefahrenen Zustand für die zu überbrückende Distanz lächerlich unhandlich wirkt. Der Sondenjäger wird zum Sondenangler! Vorsichtig das Ding durch die Stäbe und die Zweige bugsiert - bei der ersten Berührung fällt die Schnur auf den Boden. Wie frustrierend! Es gelingt mir aber, die Schnur auf dem Boden mit dem Haken anzuheben und nach ein paar Fehlversuchen aufzuwickeln und in die Hand zu bekommen. Das ist der halbe Sieg.

Vorsichtiges Einziehen der Schnur führt zu einem leisen Poltern auf dem Dach, und irgendwann segelt P2950038 vom Dach herunter auf die betonierte Fläche. Jetzt noch vorsichtig die Leine mit dem "Fisch" einholen, damit sich die Beute bloß nicht noch irgendwo verhakt. Das ging glatt bis zur Hecke. Ein paar weitere Stangenmanöver waren nötig, um die Sonde an den Gitterzaun zu bringen. Im Gegensatz zu meinem Arm passte die flexible Weich-Version der RS41 da gerade so eben hindurch, wenn man sie etwas quetschte - mit dem Hartschalengehäuse des alten Modells wäre das nicht gegangen. 




 

Uff! Praktisch die ganze Schnur und die Sonde hatte ich. Den Fallschirm und den Ballonrest hatte wohl schon gestern jemand mitgenommen? Nein!  Ein Scan auf der anderen Straßenseite zeigte, dass sich die Reste auf einem Gartengrundstück in einem Baum verhakt hatten. Ich hatte wenig Lust, dafür die Gartenbesitzer aus der Sonntagsruhe zu wecken und beließ es bei der Sichtung. Der Gartenbesitzer wird keine Probleme mit der Entsorgung haben und sich höchstens über das Objekt wundern.



Ganz offensichtlich war die Sonde auf dem Hallendach gelandet und der Schirm auf der anderen Straßenseite. Die Schnur lag also mitten auf der Straße und wurde daher von den Autos durchtrennt. 

Vergnügt radelte ich zurück nach Tornesch. Der nächste Zug fuhr nicht nach Altona, sondern zum Hauptbahnhof. Unterwegs habe ich dann per App herausgefunden, dass man vom Nachbargleis gleich einfach nach Apensen weitgerfahren könnte. Das hatte ich eigentlich gar nicht vorgehabt. Aber jetzt wollte ich es wissen. Ob die Sonde vom Dienstag da noch lag? 



Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2830587
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 19.02.2019 12:00Z
Track Bremen (wetterson.de)
Landestelle Uetersen, LAT LON: 53.438060, 9.587500 Google Maps
Funddatum 24.2.2018, 15:20 Z
Status: Gefunden durch Tawhiri-Prediction nach wetterson.de Daten


Vom Bahnhof Apensen zur Landestelle brauchte ich nur ca. 3km fahren. Dieses Mal stimmte die Prediction sehr gut. Schon aus großer Distanz sah man den Ballonrest an der passenden Stelle in der Sonne glänzen.




Der Ballonrest war relativ groß, und der Fallschirm hatte sich nicht geöffnet. Das erklärt die exteme Landegeschwindigkeit von 10m/s. Die Sonde lag 50m weiter auf einer Wiese





Fazit: Zwei sehr unterschiedliche Sonden. Die erste hätte ich als Einsteiger niemals entdeckt, geschweige denn bergen können. Die zweite war fast schon zu einfach.

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier









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