Montag, 18. Februar 2019

45km Radfahren für etwas Schrott

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P0340416
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 30.01.2019 12Z
Timerkill: 5:00h
Track eigene Daten  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.384874  10.564415  Google maps
Status: GEFUNDEN am 18.2.2019
Methode: Schlechte Prediction  aufgrund eigener Daten bis 395m und massive Suche im Wald

Ein wunderschöner Sommer-Sonntag war sehr verlockend für eine Radtour. Ich wollte unbedingt der Bergener Mittagssonde vom 30.1.2019, die bei Lauenburg-Buchhorst im Wald lag, einen Besuch abstatten. Am Flugtag hatte keiner der üblichen Verdächtigen Zeit, und bisher gab es keine Fundmeldung. Aber wie kommt man da hin? Über Büchen mit Bahn und Bus? Distanz Station Busstation "Buchhorst Abzweigung"-Sonde ca. 1,5km? Hmm, das ist easy  Aber kann man nicht ein paar Kaltsonden auf dem Weg besuchen? Da liegt z.B. seit dem 30.8.2018 N2240716, die Bergener Nachtsonde, in einem kleinen Wäldchen. Laut Google Maps führt ein Weg direkt zur Landestelle. Also warum nicht an der Busstation "Dalldorf Abzweigung" die Fahrt unterbrechen und dort nach dem Rechten sehen? Doof nur, dass die Busse alle 2 Stunden fahren, und manchmal am Sonntag gar nicht.
Also fährt man vielleicht besser mit dem Rad von Büchen nach Lauenburg. Dann kommt man automatisch an beiden Stellen vorbei und ist nicht an Busfahrzeiten gebunden. Büchen? Da ist es nicht weit bis zur Sonde N2230327, einem mir gut bekannten Baumlander, auch aus Bergen, eine Mittagssonde vom 8.8.2018. Die hängt 20 Meter hoch im Wald bei Langenlehsten. Ich hatte sie am Flugtag lokalisiert und seither einmal besucht. Immerhin gab es inzwischen 3 Stürme, und da erfordert diese Sonde eigentlich dringend eine Nachkontrolle. Von Büchen zur Sonde sind es 13.8km per Rad, aber dummerweise in Gegenrichtung zur angedachten Büchen-Lauenburg-Tour. Da dort Sonntags  gar keine Busse fahren, müsste man die Strecke hin- und zurück auf jeden Fall mit dem Rad zurücklegen.

Als ich mein Faltrad heute über den Hauptbahnhof schob, war mir klar, dass ich den Bus Büchen-Lauenburg nicht nutzen würde, denn auf den würde ich eine ganze Stunde warten müssen. Zur Wahl standen die kleine Lösung: Büchen-Dalldorf-Buchhorst-Lauenburg, von da aus zurück mit dem Bus nach Bergedorf. Oder die große Lösung: vorher noch Büchen-Langenlehsten-Büchen. Erst auf dem Bahnsteig in Büchen entschied ich mich für die große Tour - Superwetter, der erste Frühlingstag.

Also auf nach Langenlehsten. Easy zu radeln, am Himmel hörte man Kraniche. Von dem Dorf geht es dann in den Wald. Ein Vogelruf entpuppte sich als Baumläufer. Vor Ort lag die Sonde nicht, wie vermutet, unter dem Baum. Aber sie war auch im Baum nicht mehr an der bekannten Stelle zu sehen. Erst nach einer intensiven Fernglassuche war die Sonde im Gezweig entdeckt. Sie hing jetzt höher und nicht mehr an der langen Schnur. Das kann noch länger dauern. Schade.

Zurück auf dem bekannten Weg. Schönes Fahren, Schwäne, Gänse, Kraniche am Himmel. Goldammern singen in den Knicks, sogar ein paar Stare sind schon da. So bringt es Spaß. Viel schneller als gedacht war ich in Büchen. Die Idee, die nächste Etappe mit dem Bus zu bewältigen, war gegenstandslos, da es mehr als eineinhalb Stunden bis zur nächsten Abfahrt waren. Also weiter radeln. Der Wald in Dalldorf ist in der Gegend der Prediction recht übersichtlich. Aber ich konnte die Sonde nicht finden.

Weiter ging es nach Lauenburg. Das Gelände wurde hügeliger. Der Wald in Buchholz war von der Feuerwehr aus zugänglich und für norddeutsche Verhältnisse ein Gebirge. Das Rad über die Waldwege zu schieben war unmöglich. Also wurde am Zaunpfahl des lokalen Sportplatzes, etwa 250m von der Prediction entfernt, das Rad angeschlossen. Und weiter ging es zu Fuß.

Doch was liegt da vor mir, 2-3 Meter vom Rad entfernt? Ein weißer Streifen.


Ist das etwa??? Ja! Das Ding ist ein Latexstreifen eines Wetterballons. Aber SO weit weg von der Prediction? Den Ballon hatte ich bis 395m GPS-Höhe mitgeschnitten, so schrottig kann das nicht sein. Mir sah das eher so aus, als ob da einer den Schirm und Ballonrest aus dem Wald getragen hat und ein paar Fetzen in die Gegend gestreut hat. Dafür sprach auch, dass auch in den Bäumen ringsum kein Ballonrest hing.

Also rauf auf den Hügel, Richtung Prediction. Hinter dem Gipfel fiel das Gelände steil ab - das war der Hang des Elbtals. Den lockeren Buchenwald mit dem Fernglas abgesucht. Nichts. Zur Prediction heruntergestiegen. Nichts. Leider war ich schlecht vorbereitet und hatte nicht die letzte Sondenposition abgespeichert.

Allmählich bekam ich Zweifel. Hangwinde und das extrem hügelige Terrain mit tiefen Tälern und hohen Hügeln können aber die Prediction unsicher machen. Die Auflösung des Geländemodells von Tawhiri ist 30m, und das Gelände hier ist kleinteiliger. Vielleicht stimmt die Prediction nicht ansatzweise? Also das Paralleltal checken. NICHTS. Zurück zum Rad. Wenn da ein Latexstreifen lag, kann der Ballonrest nicht weit sein. Aber totale Fehlanzeige an den Bäumen in weitem Umkreis.
Die Sonne ging langsam unter. Jetzt noch der Vollständigkeit halber das Tal direkt am westlichen Waldrand erkundet. NICHTS. Also ist es Zeit aufzugeben. 45km auf dem Rad ohne Sondenerfolg. Das ist hart aber ungerecht.

Als ich fast schon das Rad erreicht hatte, sah ich plötzlich in 3m Höhe etwas Weißes an einem Baum unweit des Weges. Die Stelle war ca. 40 Meter von dem "Parkplatz" meines Fahrrads am Sportplatzzaun entfernt. Von der anderen Seite war es durch den Stamm verdeckt. Ein Blick durchs Glas zeigte die typischen Umrisse einer RS41. Unfassbar.

Das Ding war mit der Stange leicht zu Boden gebracht. Was ich so noch nie gesehen habe: Der Begleitzettel war nicht in wie in Bergen sonst üblich mit Tesa befestigt, sondern mit 2 ziemlich schlaffen Gummibändern. Die Nachtsonde tags drauf hatte übrigens wieder Tesa.




Ich lasse ungern Schnüre und Schirme zurück. Beim Ziehen an der Leine war durch die sich biegenden Äste ungefähr die Richtung der Schnur abgeschätzt - aber kein Schirm hing in den Bäumen. Es wurde auch dunkel. Da besagter Sportplatz direkt an den Wald stößt, habe ich mir vom dort aus den Waldrand angeschaut. Und da hingen der große Typ Schirm und allerlei Latexreste.


 
Leider knapp außerhalb in der Reichweite meiner 10m Stange.  Ärgerlich war auch, dass ich versehentlich den Auslöser meiner Handy-Kameras nicht gedrückt hatte, um die Sonde, die malerisch am Baum hing, zu dokumentieren.

Jetzt ging es über die ehemalige Transitstrecke durch Lauenburg zum ZOB und von da aus mit dem Bus nach Hause. Auf dem Rückweg whatsappte ich einen kurzen Bericht. Darauf ein Kommentar: "Und alles nur für etwas Schrott". Ist schon irgendwie strange, dieses Hobby.