Dienstag, 19. Februar 2019

Peilen wider Willen

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P0720057
Frequenz: 404.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID: 10304)
Flugdatum: 18.02.2019 12:00Z
Track Bremen/radiosondy Mix
Landestelle Engelschoff bei Himmelpforten, LAT LON: 53.658878, 9.335973 Google Maps
Funddatum 18.2.2018, 19Z
Status: Gefunden durch Peilung


Diese Mitagssonde aus Meppen landete am Nachmittag unweit der Postanschrift des Christkinds bei Himmelpforten, und zwar bei Engelschoff. Tawhiri-Predictions aus verschiedenen Höhen aus den Bremer und den polnischen Daten lagen nur wenige Meter auseinander. Ich kam erst kurz vor 17:00 in Hamburg los, was eine Sondensuche bei Dunkelheit bedeutete. Da man die Sonde im Licht der Taschenlampe in jedem Fall finden würde, sah ich den Augenblick für ein kleines Experiment gekommen: Der Suche unter Ernstfall-Bedingungen mit einem Raspberry Pie und dem neuen Programm Sonde Finder.  Ich hatte ein paar Tests gemacht, die recht vielversprechend verliefen. Allerdings ist meine Kombination aus RTL-SDR-Stick, Raspberry, Powerbank noch ziemlich fliegend verdrahtet, passt aber in einen kleinen Koffer, der nicht viel Platz im Rucksack frisst. Mein Notebook blieb zuhause. Und das war zu viel Optimismus, wie sich herausstellte.
Die Bahn brachte mich nach Himmelpforten, und von da sind es nur etwas mehr als 6 Fahrradkilometer. An der Straße in Engelschoff war die vorhergesagte Position nur 400m entfernt. Ein Verteilerkasten bot eine Arbeitsfläche. Raspberry hochfahren. Sonde Finder starten. Die Sonde war im Spektrum klar erkennbar. Aber angesichts der geringen Distanz wirkte die Amplitude auf dem Display etwas schwach. Und anders als bei den vorherigen Test dekodierte der Raspberry nichts.

Alles wieder einpacken und über Feldwege bis zur Landestelle. Mein mitgenommener Google Earth Screenshot zeigte: Die Prediction lag direkt am Weg, der einen Kanal entlangführte und der auf Open Streetmap nicht zu sehen ist. Vor Ort war im Schein der Taschenlampe von dem Gespann nichts zu sehen, was mich angesichts er erwarteten Genauigkeit der Vorhersage ein wenig erstaunte. Das Signal war sogar noch schwächer als vorher. Immerhin ließ sich mit der Moxon die Richtung erpeilen. Die lag Richtung Straße und Dorf. Allerdings war mein Raspberry-Koffer noch nicht fertig eingerichtet, alle Komponenten fliegen in den Kofferschalen lose herum. Das ganze war absolut nicht zum Peilen und Rumlaufen gedacht. Ich musste, wie ein Kellner einen Teller hält, den aufgeklappten Koffer mit dem fliegenden Setup balancieren und dann über die ziemlich güllegetränkte und von tückischen Gräben durchzogenen Wiese schreiten, in der anderen Hand die Moxon und die helle Lampe. Ein ziemlicher Krampf.

Immerhin schien die Richtung zu stimmen, denn das Signal wurde immer stärker. Allerdings konnte man es nur auf dem Display sehen - nicht hören. Irgendwann versperrte ein Graben den Weiterweg. Also ganz zurück, auf die Nachbarwiese, und weiter. Nach 200 Metern war diese Wiese komplett überschritten. Von der Sonde keine Spur. Die nördlich anschließende Koppel war ein Ex-Maisfeld. Im Schein der Leuchte war nichts zu sehen, obwohl die erpeilte Richtung eindeutig schien. Zwischenzeitige Decodierversuche blieben trotz des inzwischen starken Signals erfolglos und unterbrachen nur sinnlos die Versuche mit meiner Peilkrücke. Also weiter. 260 Meter von der Prediction entfernt endlich links ein roter Fallschirm und quer die Schnur. Uff.







Die auf dem Jaucheacker dahinmüffelnde Sonde versteckte sich unter einem Maisstrunk. Endlich konnte das Köfferchen zugeklappt werden. Die Moxon wurde am Kabel um den Hals gelegt, was den Besitz von nur zwei Armen wieder als ausreichend erschienen ließ.

Ich denke, ein paar solide Tests muss ich mit dem Raspby durchführen, und vor allem herausbekommen, warum, anders als bei den Tests, die Dekodierung komplett versagte. Zur nächsten Sondenjagd kommt wieder ein Notebook mit. Immerhin, old school Peilung funktioniert mit dem Ding eindeutig.

Die Sonde an sich: Kleiner Ballonrest. Kann es sein, dass Meppen keine 50, sondern nur 30m Schnur verwendet? Ansonsten wie üblich super sorgfältig zusammengebaut. Meppen ist Qualität.






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