Dienstag, 23. April 2019

Fast sauber eingelocht

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2610358
Frequenz: 402.7 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Sasel (WMOID 10141)
Flugdatum: 23.4.2019 12:00Z
Track wetterson.de & radiosondy.info & DWD (korrigiert)
           wetterson.de & radiosondy.info
          
Landestelle Holm bei Wedel,  LAT LON: 53.62340, 9.70857 Google Maps
Status: Lokalisiert durch Sonden-GPS. Geborgen 23.4.2019, 14:15UT

 Diese Sonde startete in Sasel und drehte über der Stadt ein paar Runden. Schnell wurde klar, dass sie im Raum Wedel und nördlich der Elbe niedergehen würde. Der Fallschirm funktionierte sehr gut, aber Thermik und umlaufende, böige Winde ließen die Predictions in der Endphase überall zwischen Rissen, dem Klövensteen, und weit westlich von Holm im Minutentakt hin- und herschwanken. Bernd sei Dank hatte Radiosondy die Sonde bis in 259m Höhe. Das half allerdings auch nicht weiter. Denn die Sinkgeschwindigkeit schwankte auf dern letzten 300m zwischen 6.3 und 1.6m/s, wobei gegen Ende die geringeren Werte dominierten. So konnte man das Landegebiet nur grob eingrenzen. Ich saß in der Landephase schon in der S-Bahn nach Wedel. Da ich im Westen Hamburgs arbeite, war ich schnell vor Ort. Von Wedel aus brachte mich ein Bus nach Holm, und von da mein Faltrad ins Landegebiet. Dort konnte ich das Sondensignal empfangen und dekodieren. Wie befürchtet lag die Sonde auf riesigen Golfplatz. Golf ist wirklich ein Hobby mit einem immensen Landschaftsverbrauch. Das Gelände ist etwa halb so groß wie die Stadt Wedel....

Anders als sonst führten hier aber öffentliche Wege durch das Gelände, und direkt an einem solchen befand sich zu meinem großen Glück die Landestelle. Die eigentlichen Spielflächen waren mit Elektrozäunen abgesperrt, aber durch große Tore zugänglich. Die Golfer sperrten Spaziergänger keineswegs aus. Ein Rentner - nach eigener Aussage kein Golfer - saß auf einer Bank direkt an der Landestelle. Auf meine Frage, ob er etwas von dem Wetterballon bemerkt hätte, verwies er auf die weiße Box, die an einem Knickbaum hing. Derartige Hinweise aus der Bevölkerung werden natürlich dankend entgegengenommen.






Die Sonde ließ sich mit dem 10-Meter-Schläger leicht bergen; leider kam kaum Schnur mit und leider wurde der Temperatursensor beschädigt.



Bei der Fahndung nach dem Schirm traf ich auf echte Golfspieler, die alle positiv drauf waren. In einem Wäldchen auf der anderen Seite des Wanderwegs hing im Baum der Schirm und ein kleiner Ballonrest. Leider außerhalb der Reichweite meiner 10m  Stange. So blieb diesmal leider viel Schnur in der Natur. Also endete meine erste Runde auf einem Golfplatz mit 3 über Par (Sensor kaputt, Schnur im Baum, Schirm im Baum). Golfer sind zwar nach der Erfahrung freundlich und hilfsbereit und genossen sichtlich ihre Runden bei schönstem Wetter, aber Golf ist nix für mich.




Zurück bin ich mit dem Rad ganz nach Wedel gefahren, weil das Mitnehmen in den Bus etwas nervig ist. Obwohl die Straße mehr oder minder südwärts verlief und der Wind eher von Nordost kam, bekam ich wiederholt echte Sturmböen von vorne ins Gesicht. Klar, dass bei solchen Bodenwinden eine Sondenprediction kaum sinnvolle Ergebnisse liefert. 

Und dennoch hätte man die Sonde im Kaltzustand finden können. Denn Rasomon,  die Radiosondenseite des DWD, hat die Sonde natürlich bis unmittelbar vor der Landung erfasst, da die Startstation in Sasel nicht weit weg ist von der Landestelle. Leider sind die Positionen fehlerhaft. Gleich nach dem Start sind die Positionen ok, aber der Fehler der Positionen schaukelt sich während des Sondenfluges auf und beträgt mitunter bis zu 1000m und mehr. Korrigiert man aber die Längen- und Breitenwerte nach anderen Internetquellen, kann man in so einem Fall die Sondenbahn rekonstruieren.

Daten aus Radiosondy.info; Daten enden in 259m Höhe


Daten aus Radiosondy.info (über 259m) und vom DWD (unter 259m). Man beachte den Versatz der Sondenspur (Vaisala-Software-Bug). Das Ballonsymbol markiert die tatsächliche Landestelle.

Daten aus Radiosondy.info und vom DWD; DWD-Daten um den Versatz in 259m Höhe korrigiert. Der Track zielt jetzt exakt auf die Landestelle.

Die Korrektur des Bugs ist natürlich nicht 100%ig, weil die Höhen in den DWD-Daten ebenfalls ungenau sein dürften - was hier ignoriert wurde.  Auch ist das Verfahren bei einer ambulanten Sondenjagd reichlich aufwändig. Aber für eine geplante Kaltsondensuche könnten korrigierte DWD-Daten in Fällen helfen, in denen Radiosondy.info und wetterson.de-Daten höher enden als der DWD-Empfang (was inzwischen selten vorkommt).

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier