Samstag, 7. November 2020

Das ist hier viel zu eng

 

Sondentyp: DFM17
SN: 20038985
Frequenz: 402.451 MHz
Startstation: Pinneberg (WMOID:-)
Flugdatum: 06.11.2020 12:00
Track  Radiosondy, wetterson.de und Hein Spezial
Landestelle LAT LON: 53.631256,9.418139 Google maps
Gefunden am 6.11.2020 15:26UT
Methode: Decodierung des Sonden-GPS per TTGO
 
Diese Tage starteten  wieder einige der begehrten DFM17-Sonden aus Pinneberg. D20039028 am 5.11. landete bei Stemmen nördlich von Lauenbrück. Sie ist inzwischen geborgen worden. Am 6.11. steigt 20038985 auf. Die Vorhersage mit den üblichen Pinneberg-Standardwerten ergibt eine Landung nördlich der Elbe, wo sicher Hein bereits lauert. Dann springt das Ding aber doch über die Elbe und landet nördlich von Hammah. Eine ganze Weile sieht es so aus, als ob die fallschirmlose Sonde mitten in der Rotschlammdeponie Stadermoor niedergehen würde. Dann aber verfehlt sie das Becken um weniger als 200m. Wetterson.de hat die Sonde bis 197m GPS-Höhe. Kurt muss gerade ein paar Dinge an seinem System richten, so dass diesmal die beliebten Baumwipfelhöhe-Positionen aus Uetersen ausbleiben. Wie wertvoll die sind, wird einem erst bewusst, wenn man sie nicht bekommt.
Aber Rettung aus Uetersen kam dennoch. Hein schickte über unsere Whatsappgruppe ein Foto seines TTGO-Displays herum.

Damit kann ich eine Tawhiri-Prediction rechnen, sie liegt am Nordrand eines schmalen Waldstreifens, 150m südlich der Deponie. 

Das Landegebiet ist, obwohl weit weg, für mich sehr gut erreichbar, und ich habe da schon viele Sonden geborgen. Aber angesichts Corona sollte man sofort starten, bevor der Berufsverkehr einsetzt. Der Plan ist eine Bahnfahrt nach Hammah. Wegen der Bauarbeiten fährt der entsprechende Regionalzug allerdings ab Harburg. Ich könnte bequem mit der S-Bahn anreisen und dann in Buxtehude zusteigen. Schon stehe ich  mit dem Faltrad auf dem S-Bahnhof. Und da läuft irgendwas nicht normal. Ein Blick auf den Telegram-Infokanal ergibt folgende Aussage:

Betriebsfremde Personen auf den Gleisen in Stellingen. Signalstörungen in Wilhelmsburg und Neuwiedenthal sowie schadhafte Züge: Es kommt zu Fahrtausfällen zw. Altona <> Elbgaustraße, Altona <> Harburg Rathaus. S31 ist eingestellt. S3 bis zu 40 Min Verspätung, restl. Li. bis zu 10 Min Verspätung

S-Bahnchaos vom Feinsten. Natürlich vertraut mein Plan auf eine funktionierende S3. Soll ich besser aufgeben? Auf dem Display ist eine S3 nach Stade angekündigt - 40 Minuten verspätet. Aus den 5 Minuten werden 15, dann rollt sie ein. Oft sind solche verspäteten S-Bahnen proppenvoll mit Fahrgästen. Die aber ist leer. Also einsteigen. Nach Stadermoor kann man auch von Stade aus radeln. 
Die S-Bahn zuckelt los. Am Hauptbahnhof steigen schlagartig massenhaft Leute zu, weil das wohl die erste Bahn in die Richtung seit langem ist. Plötzlich ist der Wagen rappelvoll mit Leuten. Die Türen gehen nicht zu, weil die Leute wie üblich sich alle durch die erste Tür des ersten Wagens quetschen. Lautsprecherdurchsagen machen darauf aufmerksam, dass dieser Zug noch andere Türen besitzt. Mein Wagen ist voll mit Leuten - wie wird erst dort vorne aussehen?  Zum Aussteigen ist es zu spät. Angesichts der Pandemie mach ich das aber an der nächsten Station, Hammerbrook.


Die sich rückstauenden S-Bahnen kommen jetzt in schneller Folge. In den Waggons spielen sich unbeschreibliche Szenen aus. 1.5 Meter Abstand? Kein Problem, wir schaffen hier locker 25 Zentimeter, RNA Polymerase olé. Ich bleibe auf dem Bahnsteig und warte ab.

Da kommt wieder eine S-Bahn - fast leer. Die fährt nur bis Neugraben. Ich steige ein, um safe aus der Stadt zu kommen, bevor der eigentliche Berufsverkehr losgeht. In Neuwiedenthal warte ich auf den nächsten Zug nach Stade. Der kommt 5 Minuten später und ist auch wie erhofft fast leer. Allerdings zuckelt er weitestgehend im Schritttempo dahin. Mehr als 2 Stunden nach Aufbruch erreiche ich endlich Stade. Vor dem Bahnhof lungern ein paar Jugendliche herum. Polizisten zertreuen mit den Worten "das ist hier viel zu eng" die "Menschenmenge".  Sie haben ja recht, aber ich kann mein Lachen nach dem Erlebnis eben in den S-Bahnen kaum unterdrücken. 

Wie angenehm das doch ist, nach diesem Stress endlich in der frischen Luft zu radeln. Irgendwann liegt Stade hinter mir und es geht flott voran. 1000m vor der Landestelle meldet der TTGO Empfang. Die bodennahe Position liegt 10 Meter neben der Prediction. 

Ein mit dem Rad gut befahrbarer Feldweg ist auf Google-Maps eingezeichnet. Rechts eine Weide mit einer großen Schafherde. Die sind neugierig und laufen neben mir her. Da ist auch der Waldstreifen. Der Weg knickt ab und geht direkt auf die  Landestelle zu. Sonde und Ballonrest hängen knapp über dem Boden direkt nebeneinander, verbunden von einer kurzen Schnur. Das meiste von der Schnur ist noch auf der Spule.





Meine zweite DFM17 hat auch erstmals den Abroller dabei. Er ist größer als der von der DFM09, und er hat keine Kunstoffhülle um die Holzspule. Das scheint aber nicht immer so zu sein. Bilder von der bei Stemmen gelandeten DFM17 zeigen eine Kunststoffhülle bei ansonsten gleichem Aufbau des Gespanns. 




Nach der Sondenbergung geht es nach Hammah und von dort problemlos heimwärts. Es wird langsam dunkel. Der Himmel ist voller Graugänse, die aus allen Richungen auf das Deponiegelände zufliegen und auf dem "Roten See" zu rasten scheinen. Von dort hört man lautes Geschnatter. Das erstaunt mich doch ein wenig.

 

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier

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