Am Sonnabend lockt den "Öffi-Klapprad-Troll" die freie Fahrt für freie Bürger mit der Abokarte im HVV-Gesamtbereich. Frei nicht im Sinne von Autobahn, sondern im Sinne von Freibier. Sowas ist sehr unzeitgemäß und muss genutzt werden. Die Idee ist eine Fahrt nach Dannenberg und danach eine Suche nach einem Meppen-Tandem bei Lüchow. Da Lüchow weit weg von Dannenberg ist, macht ein früher Aufbruch Sinn.
Da sehe ich, dass die Mitternachtssonde aus Norderney im Raum Bad Bevensen einschwebt. Vielleicht sollte man da hinfahren und dann überlegen, was man danach mit dem angebrochenen Tag anstellt. Vielleicht von Bevensen aus einen Zug später in Dannenberg aufschlagen...Egal. Ich bin um kurz vor 7:00 am Hauptbahnhof und nehme den Regionalzug nach Hannover. In Bad Bevensen wird das Klapprad enfaltet, und es geht auf der vertrauten Straße nach Römstedt.
SN: T3431736
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 09.04.2022 00:00Z
Track radiosondy
Landegeschwindigkeit: 2.3 bzw. 1.4 m/s
Landestelle: Römstedt bei Bad Bevensen LAT, LON: 53.09936,10.65258, Google Maps
Status: Geborgen am 9.4.2022, 6:32 UT
Methode:Decodierung des Signals mit TTGO (RDZsonde)
Die Prediction ist sehr wahrscheinlich Edelschrott. Nimmt man die letzte Position von Radiosondy, betrug die Sinkgeschwindigkeit 2.3m/s. Dann sollte sie beim Friedhof des Dorfes liegen. Wettersonde.net hat genau einen Frame mehr. Wenige Meter tiefer sollten keinen Unterschied machen. Doch! Die Sinkgeschwindigkeit betrug danach 1.4m/s, und da würde die Sonde weeeeiiiit fliegen und irgendwo jenseits des Dorfes in der Feldmark liegen. Ich glaube eher an die Radiosondy-Lösung. Aber man weiß ja nie. Und eine Heißsondenjagd ist doch auch mal ganz nett.
Am Friedhof liegt weit und breit nichts herum. So schalte ich den TTGO an. Jawoll, hier gibt es Empfang und Positionen. Im Dorf an der Straße mit dem schönen Namen "Wiesengrund", direkt an der Straße. Wenige 100m entfernt. Ich radel die Straße herunter und sehe schon aus einiger Distanz jenseits der Querstraße den Schirm auf einer Hofkoppel liegen.
Tiere sind nicht auf der Weide, aber ein Elektrozaun geht herum. Die Schnur endet blind auf dem Fußweg - ohne Sonde. Schurzug erlaubt es, den Schirm im strammen Wind aufgebläht zu mir segeln zu lassen. Ich drehe mich um 180 Grad und sehe unter einem Busch an der Garagenauffahrt eines Einzelhauses, 2 Meter vom Eingang die RS41. Offenbar hat ein auf der Querstraße fahrendes Auto die Schnur durchgetrennt. Ich kann von der anderen Straßenseite die Schnur greifen und die Sonde ohne Betreten des Grundstücks zu mir ziehen. So muss ich niemanden am Samstag Morgen um 8 wachmachen.
Was macht man mit dem angebrochenen Tag. Ich würde kurz nach 9:00 in Bevensen sein. Der Gegenwind ist brutal, da bringt es kaum was, dass es fast nur bergab geht. Der Zug nach Lüneburg würde erst in einer Stunde fahren, und da die Wendlandbahn nach Dannenberg im 3-Stunden-Takt verkehrt, bin ich auch schon recht spät dran. Ich überlege mir eine Alternative.
Im Februar sind bei Bevensen zwei SGPW-Sonden heruntergekommen: E4430064 und E4473511. Ich habe deren Landestellen schon mal inspiziert. Seit mir eine solche Sonde bei Lauenburg ins Netz ging, bin ich nicht so sicher, ob ich damals gründlich genug gesucht habe. Kleiner Ballonrest und ohne Fallschirm, sowas kann leicht in der Vegetation versinken. Obwohl die Chance minimal ist, würde ich gerne nachsehen. Es sind nur wenige Kilometer. Die Landestellen liegen direkt nebeneinander. Und mindestens eine ist sehr unübersichtlich. Also Lüchow Lüchow sein lassen und hin.
Es ist nicht weit. Es geht gegen den sehr starken Wind UND bergauf. Schauer mit Hagel lassen auch kein Zufriedenheitsgefühl aufkommen. Sonde 1 ist damals direkt an der Straße - da such ich nur kurz und bin sicher: Da ist nichts. Die zweite Sonde liegt an einem Waldrand. Und dort sehe ich wenige Meter im Wald doch glatt einen Latextreifen im Gestrüpp hängen. Wo sowas ist, ist ein Ballonrest nicht weit. Und der sollte in diesem Fall etwas größer sein, denn die Sonde war nicht mit 19m/s, sondern mit 12m/s gelandet.
Seit dem letzten Besuch sind noch mehr Bäume ungefallen, einige hat man zersägt. Eine längere Suche in der Gegend ist aber ergebnislos. Ich halte es immer noch für die wahrscheinlichste Variante, dass ein anonymer Sondenjäger, der in Radiosondy nichts einträgt, beide Sonden eingesackt hat. Außer dass ich bei einem kräftigen Schauer kräftig durchnässt werde, gibt es kein Ergebnis. Ich finde einen Unterstand unter einer Kiefer. Schlecht, aber besser als nichts.
Laut SAT24-Regenradar würde es sehr bald eine kurze Unterbrechung der Schauer geben. Kaum lässt der Regen etwas nach, geht es rapide zurück nach Bevensen. Bergab und kräftiger Rückenwind, so will man das. Ich trudel auf dem Bahnhof gleichzeitig mit dem Zug nach Hamburg ein. Draußen scheint schon wieder die Sonne - Aprilwetter eben.
SAT24 meint, dass nach einem weiteren kräftigen Schauer erst einmal Ruhe sein soll. Der Tag ist noch nicht zuende. Bei Radbruch ist da doch noch diese Waldlandung aus Schleswig von vor ein paar Tagen. Und von Winsen, wo der Zug gleich hält, ist das schnell zu checken.
Sondentyp: RS41-SGP
SN:T1930046
Frequenz: 402.5 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 03.04.2022 12:00Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 31531m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.41 m/s
Landegeschwindigkeit: 1.6 m/s
Landestelle: Radbruch, LAT, LON: 53.29821,10.23989, Google Maps
Status: Geborgen am 9.4.2022, 12:25UT
Methode: Extrapolation nach wettersonde.net Daten
Bei 1.6m/s Landegeschwindigkeit hatte ich die zuerst als sehr wahrscheinlichen Baumlander eingestuft. Dann hatte ich aber gesehen, dass laut Extrapolation die Sonde viel kürzer geflogen ist als nach Tawhiri. Bei einer Endhöhe von 90m stimmt in so einem Fall die Extrapolation. Und da am fraglichen Wegrand auf dem Satellitenbild einen baumlosen Streifen gibt, ist das womöglich ein leichtes Drive-In mit dem Rad! Etwas ungünstig ist, dass der Zug nur in Winsen und nicht in Radbruch hält. Da fällt mir auf, dass das viel besser ist. Wenn ich von Winsen durch den Wald mit der Sonde zum Bahnhof Radbruch fahre, habe ich die ganze Zeit Rückenwind. Also nichts wie raus in Winsen.
Die Idee ist viel zu gut, um zu funktionieren. Der Himmel ist Richtung Westen schon wieder pechscharz. Ich bleibe am Bahnhof. Laut SAT24 zieht dieser letzte heftige Schauerkopf aber in 20 Minuten ab, und danach kommt mindestens 2 Stunden lang nichts Schlimmes mehr hinterher.
Als der Regen nachlässt, fahre ich sofort los. Der Weg ist prima, der Rückenwind schiebt wie verrückt und die Sonne scheint. Sogar im Wald ist der Weg gut befahrbar. Schon bin ich an der Sondenposition. Von weitem sieht man die Sondenschnur von einer Kiefer herunterhängen und direkt am Wegrand enden.., Drivein, wie erhofft. Die Sonde liegt unmittelbar am Weg, noch dichter als erhofft, 20 Meter neben der Extrapolation.Die Schnur geht über die einzige hohe Kiefer in den baumlosen Streifen.
Ich bin erstaunt, dass keiner der vorbeilaufenden Spaziergänger das Ding in den letzten Tagen eingesackt hat. Sie liegt direkt am Wegrand, und der leuchtend gelbe Label macht sie extrem auffällig .Der Schirm hängt etwas versteckt in einer niedrigen Kiefer. Ich kann ihn mit der Stange problemlos bergen. Leider ist die Schnur derart in den Nadeln verhakt, dass ich sie nicht komplett herausbekomme.
Nach der Bergung geht es weiter mit Rückenwind bis zum Bahnhof Radbruch, wo nach wenigen Minuten der Zug nach Hamburg einrollt.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier
Keine Kommentare:
Neue Kommentare sind nicht zulässig.