Es steht da im Wendland kleiner feiner Turm:
Foto: Torsten Bätge, Wikipedia CC BY-SA 3.0 |
Das ist ein Sendemast des NDR. Dort betreiben Amateurfunker (Callsign db0dan) einen kleinen feinen Web-SDR 290m über dem Meeresspiegel. Für norddeutsche Verhältnisse bedeutet das: Weg mit dem Watzmann, dann haben wir von da oben freie Sicht bis zum Mittelmeer.
Es gab da auch zwei kleine feine Radiosonden-Kanäle. Leider mit einem Empfangsloch zwischen 403 und 404MHz. Dennoch hat Axel gelegentlich damit decodiert und eindrucksvoll niedrige letzte Positionen zur Verfügung gestellt. Getriggert durch eine kürzliche RS92 aus Pinneberg habe ich mich mal wieder mit meinem eigenen SDR-Stick befasst, und bei der Gelegenheit auch mit dem Web-SDR herumgespielt. Dann habe ich testhalber ein paar Landungen mitgeschnitten und festgestellt, dass man die Sonden im Raum Hamburg von dem Turm bis in Baumwipfelhöhe empfangen kann.
Dirk - auch ein Mitglied unserer Whatsappgruppe - hat Kontakt zu den Betreibern des Turms. Sie waren sofort bereit, einen weiteren Stick zu installieren, aber erst im kommenden Jahr. Mit einer derart positiven Antwort in derart relexartiger Geschwindigkeit hatte ich nicht gerechnet. Ich schrieb dann Dirk, dass man doch das Band 401-402MHz herausnehmen könnten, denn da sind hierzulande wenige Sonden unterwegs. Dann hat man das Sondenband von 402-406MHz komplett und bei 404MHz sogar eine Überlappung. Dirk hat die Idee wohl dem Betreiber gemailt. Ich war extrem erstraunt und begeistert, dass ich beim nächsten Aufruf das 403-404MHz-Band aufscheinen sehe. Bei denen werden Wunder sofort erledigt. WOW! Das erfordert natürlich auch, dass man ab sofort die Möglichkeit auch nutzt.
Tags drauf steuert eine Norderney-Sonde auf Schwarzenbek zu. Gleich mal testen. Frequenz einstellen, Audioeinstellungen an meinem Notebook konfigurieren, Zilog starten. In der Vor-TTGO-Zeit habe ich das genau so auf dem Acker mit meinem SDR-Stick gemacht. Dies hier ist aber Remote! Genau wie früher lässt Zilog wieder die Koordinaten sprudeln:
Was soll man sagen: Zieht man 40m Geoidhöhe und die Geländehöhe ab, hat der Empfänger im 54km entfernten Zernien die letzte Position der Sonde in 10 Metern über Grund erfasst! Das ist besser als Baumwipfelhöhe. Was für eine Tower-Power! Schnell eine Extrapolation gerechnet. Zu dieser Sonde muss man keinen Empfänger mitnehmen. Ich poste die Koordinaten in unsere Gruppe, aber keiner fährt hin. Dafür klappt es einen Tag später. Meppen 1 und 2 werden via Tower bis zur Landung mitgeschnitten. Jürgen bzw. Sascha müssen nicht lange peilen....
Zwei Tage nach dem Flug hat es für die Norderney-Sonde bei Schwarzenbek bisher keine Bergungsmeldung gegeben....Also beschließe ich am Freitag Morgen eine schnelle Suche.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: W1236480
Produktionsdatum:2024-03-20
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 18.12.2024 00:00Z
Track wettersonde.net/TowerPower-Mix
Maximale Höhe: 30209m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.02 m/s
Landegeschwindigkeit: 5.1m/s
Fundstelle: Melusinental, LAT, LON: 53.48702,10.51069 Google Maps
Status: Geborgen am 20.12.2024,9:13 UT.
Methode: Extrapolation aus Empfang via db0dan
Mit dem Regionalexpress bin ich schnell in Schwarzenbek, und die 3 Kilometer sind per Fahrrad kein Thema. Vom Fahrweg aus kann ich einen etwas im Raps versteckten weißen Fleck sehen - das ist definitiv der Fallschirm. Die übliche landwirtschaftliche Plastiktüte kann es nicht sein. Dazu passt die Position zu gut. Gummistiefel an und los!
Ein Blick auf die Distanzanzeige in Locus: Die Sonde liegt innerhalb des GPS-Error-Circles auf der Extrapolationslösung. Genauer wäre das mit einemTTGO auch nicht gegangen! Der Abstand Sonde-Prediction schwankt phasenweise zwischen 1 und 2 Metern. Das erfordert aus 10m Höhe auch keine große Vorhersagekunst, aber was für Möglichkeiten eröffnen sich da für die Kaltsondenjagd. Man muss nur daran denken, den SDR und Zilog zu starten.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier