SN: S2251305
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Norderney (WMOID:10113)
Flugdatum: 5.4.2021 00:00Z
Track radiosondy.info
Durchschnittliche Fallgeschwindigkeit: 12.2 m/s
Landegeschwindigkeit: 7.5 m/s
Landestelle: Maschen, LAT, LON: 53.40554,10.06584, Google Maps
Status: Geborgen am 5.4.2021, 6:03UT
Methode: Decodierung des GPS mit TTGO
Am Ostermontag landete die Morgensonde aus Norderney direkt nördlich des funktionslosen Bahnhofs Maschen auf einer Wiese. Da ich ohnehin nach Hamburg musste, beschloss ich, gleich loszufahren. Das Wetter war am frühen Ostermontag allerdings grausam: Eisiger Wind und starker Regen. Ich beschloss, zum Bahnhof Schmalenbeck zu gehen, statt mit dem Faltrad über Ahrensburg zu fahren.
Der Bahnhof Maschen und die Decatur-Brücke ist überregional bekannt durch eine der größten Possen der deutschen Verkehrspolitik. Die Reaktion auf die Whatsapp-Meldung, dass ich auf dem Weg zur Mitternachtssonde aus Norderney sei, war auch die, dass ich doch mal nachsehen sollte, ob die Brücke inzwischen wieder passierbar sei. Ich konnte das sofort beantworten: "Natürlich nicht."
Die Brücke ist aber auch nicht das einzige Problem der Gemeinde Seevetal. Man wird das Gefühl nicht los, dass da ein gestörtes Verhältnis zum ÖPNV vorliegt, oder es sind die diplomatischen Beziehungen zwischen Bahn, Gemeinde, Bund und Land durch die Brückenkrise soweit erschüttert, dass nichts mehr geht. Jedenfalls sind die Regionalbahnhöfe der Gemeinde immer sofort daran erkennbar, dass dort seit den 1970er Jahren niemand etwas renoviert hat, offenbar weil niemand für die Kosten aufkommen möchte. Rührend sind auf allen 3 Bahnhöfen die Versuche der umliegenden Schulen, etwas zu verbessern, indem die durchaus hochniveauigen Produkte des Kunstunterrichts dort ausgehängt werden. Aber ein vergammelter Bahnhof bleibt ein vergammelter Bahnhof, und die Bilder verdienen ein schöneres Ambiente.
Da die Brücke seit 2016 gesperrt ist, ist Maschen ein Geisterbahnhof und der Ortsteil Horsten abgeschnitten. Außer ein paar Bahnbediensteten vom Rangierbahnhof und einem durchgeknallten Sondenjäger steigt da praktisch niemand mehr ein und aus, weil niemand mehr den Bahnhof erreichen kann.
Der TTGO hatte die Sonde schon aus dem Zug erfasst. Es wäre aber auch ohne gegangen, weil der weiße Fallschirm schon von Weitem auffiel. Zur Sondenbergung musste ich nur über die Straße gehen, auf die Wiese. Die Sonde lag auf der einen, der Fallschirm auf der anderen Seite eines Grabens, und die Schnur verlief über einige niedige Weidenbüsche. Die Weidenkätzchen blühen auf.
Da das sehr schnell vonstatten ging, hatte ich noch 45 Minuten Zeit bis zum Einrollen des Zugs nach Hamburg, und so konnte ich noch die eigenartige Stimmung an diesem merkwürdigen Ort ein wenig auf mich einwirken lassen.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier