Donnerstag, 24. April 2025

Barum? Darum!

Am 22./23.4. landen zwei Radiosonden aus Bergen alle in der Umgebung des Dorfes Barum. Als am Spätnachmittag sich eine weitere Sonde zu den anderen gesellt und ich etwas Zeit erübrigen kann, schnappe ich mein Faltrad und eine kurze 10m-Stange und springe in den Metronom RE3 nach Hannover. In Bad Bevensen verlasse ich den Zug und radel los. Erste Erkenntnis: Neue Reifen laufen leichter. Man sollte sie, obwohl der Hersteller nichts dagegen hat, wohl nicht erst nach 9000km wechseln. Nach 6km erreiche ich das Dorf Barum. Gleich dahinter liegen zwei Landestellen in nur 600m Entfernung voneinander auf Ackerland. Die frisch gelandete Sonde hat erst einmal Vorrang. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
V1010561
Produktionsdatum: 2023-03-06
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 23.4.2023 (12:00Z)
Track
wettersonde.net

Maximale Höhe:
33484m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.99m/s

Landegeschwindigkeit:
5.8m/s

Landestelle: Barum,
LAT, LON:
53.06077,10.50954 Google Maps
Status:
Geborgen am 23.04.2025 15:29UT
Methode:
Decodierung des GPS-Signals durch TTGO (RDZsonde)

 Der Wendland-Tower hat die Sonde bis in 10m Höhe über dem Boden empfangen, und die Landestelle sollte direkt am Weg liegen. Wenige Meter neben der Straße sehe ich aus weiter Entfernung einen hellen Fleck auf dem frisch umgepflügten Acker liegen. Erst unmittelbar vor dem Ziel empfängt der TTGO das Signal. Die Situation ist eindeutig: 



Auf dem Acker ist auch der Fallschirm erkennbar. Ich möchte nicht über den Acker stiefeln. Der Versuch, den Schirm per Schnurzug zu bergen, gelingt. Im selben Augenblick beginnt es zu schütten. Dagegen hilft der Poncho. 

Weiter geht es. Ebenfalls nicht weit weg vom Weg soll Sonde Nr. 2, U3250388  liegen. Diese Mittagssonde vom Vortag ist auf einem Getreidefeld heruntergekommen. Die Halme sind mittlerweile recht lang, so dass sich das Gespann dort gut versteckt haben könnte. Axel hat die Landung mit dem Tower bis auf 10m Höhe über dem Gelände mitgeschnitten. Mehr als 8-15m kann sie nicht geflogen sein. In diesem Umkreis liegt nichts. Ich checke auch den etwas weiteren den Umkreis gründlichst. Da ist nichts. Diese Sonde hat sehr wahrscheinlich andere Freunde gefunden. 

Ich weiß, dass 2022 bei einer ähnlichen Wetterlage zwei Raritäten, nämlich RS92 mit Wasserbatterie in der selben Gegend gelandet sind. Auch ihr Fund wurde nie eingetragen, aber sie waren nach 24 Stunden definitiv weg. Die Umstände an der Landestelle schlossen damals mindestens für eine dieser Sonden einen Zufallsfund durch Passanten aus. Auch beim Manöversondensturm verdunsteten ja etliche Sonden rückstandsfrei. Auf der anderen Seite kann man andere Sonden auch lange nach der Landung in derselben Region auffinden. Vielleicht hat dieser Kollege aus der RUSH-Fraktion nur sporadisch Zeit und agiert entsprechend? Egal, weg ist weg! 

 Zurück geht es zum Dorf Barum.  Hier suche ich Schutz in dem Wartehäuschen an der Bushaltestelle. Als der Regen etwas nachlässt, geht es weiter in den Wald. Hier muss die heutige Mitternachtssonde am Boden liegen.

 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
V1221639
Produktionsdatum: 2023-03-21
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 23.4.2023 (00:00Z)
Track
wettersonde.net

Maximale Höhe:
33484m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.96m/s

Landegeschwindigkeit:
12m/s

Landestelle: Barum,
LAT, LON:
53.03402,10.49815 Google Maps
Status:
Geborgen am 23.04.2025 17:20UT
Methode:
Kaltsondensuche, Tawhiri-Prediction


 Ich habe geschlafen und daher nicht das Signal mitgeschnitten. Aber eine Stunde nach der Landung war ich kurz wach und habe auf der Bergener Frequenz gelauscht. Es war keinerlei Signal im Wasserfall zu erkennen. Da in der Entfernung vom Tower normalerweise jede Form von Baumlander nach der Landung zu empfangen ist, bedeutet das, dass die Sonde bis zum Boden durchgefallen sein muss. Das passt auch zu der Landegeschwindigkeit von 12m/s. Leider beträgt in den Internetquellen die letzte Höhe 834m. Wegen der geringen Windgeschwindigkeit und der Funktionslosigkeit des Fallschirms ist die Landevorhersage dennoch einigermaßen verlässlich. Die Extrapolationslösungen und die Tawihiri-Predictions spannen ein Dreieck von ca. 150*100*50m auf. Das ist einigermaßen übersichtlich. 

Ich suche zuerst kurz die Gegend um die Extrapolationslösungen ab - relativ wenige Bäume, viel Unterholz, das könnte passen. Auf der anderen Straßenseite geht ein Weg in die Richtung der Tawhiri-Lösung. Auch dort gibt es Stellen, an denen eine steil einfliegende Sonde den Boden erreichen könnte. Und Bingo! 





Nach weniger als 10 Minuten ist die Sonde lokalsiert. Die Schnur verliert sich in den hohen Wipfeln der Nadelbäume. Ich greife zum Fernglas, verfolge die Schnur. Da die Bäume über 30m hoch sind, hängt der Schirm im Wipfel eines Nachbarbaums, 25m hoch und direkt über dem Waldweg. Ohne Schnurzug geht da nichts. 

Die Schnur liegt  neben der Sonde locker auf dem Boden, und ich kann meterweise Band einholen, ohne dass es irgendeine Art von Gegenzug gibt, Dann kann ich Schirm und Reste etwas nach oben ziehen. Sie hängen fest an einem biegsamen Fichtenzweig. Ruckartiges Ziehen befreit die Reste, und ich kann sie bequem bis zum Boden ablassen. Der Rest ist einfach. 

 




 



Zurück geht es nach Bad Bevensen. Leider fährt mir dort trotz Sprintfahrt der Meteronom nach Hamburg vor der Nase weg. Ich muss eine ganze Stunde warten. Der nachfolgende Zug fährt heute nur bis Hamburg-Harburg (Deutsch->Metronomisch: "Maßnahmen zur Betriebsstabilisierung"), von wo aus mich die S-Bahn nach Hause befördert.

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Dienstag, 15. April 2025

Bergener Sonden abends und morgens

Nach dem Wetterwechsel hat sich in der Hochatmosphäre eine Südströmung eingestellt. Das bewirkt, dass nach langer Pause Bergener Sonden in den Raum Hamburg einschweben. U3260298, Bergen12Z vom 13.4. landet am Südrand des Rülauer Forsts bei Schwarzenbek - einem bekannten Sondenmagneten - und wird dort am folgenden Tag von Jürgen Wruck geborgen. Weniger Glück habe ich in Horneburg bei  U3150403, der Bergener Mitternachtssonde vom selben Tag. Die Landestelle ist gut einzugrenzen und liegt auf oder direkt an der Straße. Wahrscheinlich hat sie jemand aufgelesen - jedenfalls ist nichts zu finden. Die netten Anwohner haben auch nichts bemerkt. Außer einer guten Hydratisierung durch einen Regenguss kann ich da nichts mitnehmen.

Bleibt am Abend des 14.4. noch ein Besuch bei U3260299. Diese Sonde war in der Nacht auf den 14.4. bei Tespe gelandet. Am Abend ist sie noch nicht als geborgen eingetragen. Mitten in RUSHland garantiert das allerdings keinen Erfolg.

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U3260299
Produktionsdatum: 2022-08-13
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 14.4.2023 (00:00Z)
Track
wettersonde.net

Maximale Höhe:
33909m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.03m/s

Landegeschwindigkeit:
10.8m/s

Landestelle: Tespe,
LAT, LON:
53.39550,10.38569 Google Maps
Status:
Geborgen am 14.04.2025 17:17UT
Methode:
Extrapolation aus Wettersonde.net-Daten 

Ich nehme dennoch mein Faltrad, fahre ab Bergedorf mit dem Tespe/Niedersachsenring. Als ich dort losradele, habe ich weniger als eine Stunde Zeit, will ich nicht eine weitere Stunde auf den nächsten Bus warten. Die Strecke beträgt ca. 3km pro Richtung. Nach weniger als 10 Minuten bin ich vor Ort. Die Prediction liegt auf einem brachliegenden Zwischensaat-Acker, nur wenige Meter von dem Wirtschaftsweg entfernt. Ich deponiere das Faltrad ein paar Meter auf den Acker und gucke mir die Sache an. Der Acker wird Richtung Ost von einem Schilfstreifen begrenzt. Die Sondenschnur sehe ich erst aus kurzer Distanz. Linkerhand liegt ein nicht geöffneter roter Fallschirm.



Die Sonde befindet sich gut getarnt im Schilfstreifen zwischen ein paar Brennnesseln.

Die Schnur ist ziemlich im Schilf verknotet. Das Entwirren kostet mehr Zeit als mir lieb ist. Ich trage das Rad vom Ackerrand zurück auf den Wirtschaftsweg. Blick auf die Uhr: 9 Minuten bis zur Abfahrt des Busses. Ich will gerade in die Pedale treten, da hält ein entgegenkommender Radfahrer an und fragt mich: "Habe ich das richtig gesehen - sind sie eben auf diesem Acker mit dem Rad gefahren?" "Nein, ich habe das Rad auf den Ackerrand gelegt und auf den Weg getragen." (Mit 16" Rädern auf einem Acker fahren - Vorstellungen haben die Leute!). Kurze Erklärung des Sachverhalts - Wetterballon gelandet und geborgen, bla bla. Aber ich habe gerade keine Zeit für genauere Erklärungen - es bleiben nur noch 7 Minuten bis zur Abfahrt des Busses. Vielleicht kann ich ein paar Hundert Meter abkürzen, indem ich einen anderen Weg benutze. Wo immer möglich wird voll in die Pedale getreten. Und der alternative Weg ist gut befahrbar. Nach einer Abbiegung komme ich auf gutem Straßenbelag richtig schnell voran. Ich kann aus weiter Entfernung die Straße überblicken und weiß sicher, dass der Bus nicht bereits die Haltestelle passiert hat. Ich bin rechtzeitig am Ziel und steige etwas keuchend ein. 


In der folgenden Nacht zum 15.4. landet die nächste Bergener Sonde in Hamburg Rahlstedt...

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U3420043
Produktionsdatum: 2022-08-23
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 15.4.2023 (00:00Z)
Track
wettersonde.net/ TOWER

Maximale Höhe:
31978m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.9m/s

Landegeschwindigkeit:
3.9m/s

Landestelle: HH-Rahlstedt,
LAT, LON:
53.58551,10.16905 Google Maps
Status:
Geborgen am 15.04.2025 3:38UT
Methode:
Decodierung des GPS-Signals durch TTGO (RDZsonde)

Ich verfolge die Sonde mit dem Zernien-Tower. Obwohl Rahlstedt eigentlich gut durch andere Empfangsstationen abgedeckt ist, kann ich die Sonde bis 112m Höhe verfolgen - 4m niedriger als die anderen Internetquellen. Die Extrapolationslösung liegt nach dem Satellitenbild auf einem offenbar zugänglichen Acker. Ich beschließe mit der ersten Bahn hinzufahren. Da die Bushaltestelle Geehachter Weg nur wenige hundert Meter entfernt liegt, kann ich auf die Mitnahme des Faltrades verzichten. Der T-Beam TTGO hat ja einen eingebauten GPS-Empfänger, und RDZsonde streamt nicht nur die Position der gelandeten Sonde, sondern auch meinen Standort nach wettersonde.net.  Meine Annäherung an die Landestelle über den Brachacker wird trotz der frühen Uhrzeit von Sondenjäger-Kollegen auf der Karte gespannt verfolgt. Die Bergung an sich verläuft problemlos. An der Bushaltestelle kommt sofort ein Express, mit dem ich durch die erwachende Stadt zum gemütlich zum Hauptbahnhof gondeln kann. Zuhause weckt ein starker Kaffee die Lebensgeister. 

 




 

Aber die Invasion der Bergen-Sonden ist noch nicht vorbei. Die Mittagssonde landet allerdings im Alten Land in einer Apfelplantage - etwas zu weit weg für einen Check. Die Mitternachtssonde  hingegen wird zu einer Wiederholungssendung der gestrigen. Wieder eine Landung auf einem im dichten Wohngebiet gelegenen Acker, diesmal noch näher an meinem Wohnort. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
U3150408
Produktionsdatum: 2022-08-05
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 16.4.2023 (00:00Z)
Track
wettersonde.net/sondehub

Maximale Höhe:
33331m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.76m/s

Landegeschwindigkeit:
13.4m/s

Landestelle: Krupunder,
LAT, LON:
53.61808,9.85740 Google Maps
Status:
Geborgen am 16.04.2025 3:22UT
Methode:
Decodierung des GPS-Signals durch TTGO (RDZsonde)


Kurt hat die Sonde noch etwas tiefer empfangen als alle anderen und hat die Daten sogar nach Sondehub gestreamt. Ich versuche gerade, die letzte Flugrichtung den Daten zu entnehmen, als ich bemerke, dass er seinen RDZsonde-Screenshot sogar auf unserer Whatsappgruppe gepostet hat - inclusive der in Sondehub nicht gelisteten Flugrichtung. Er selber plant aber keine Tour ins Landegebiet. Also spring ich wieder in die erste S-Bahn, die mich direkt zur Haltestelle Krupunder befördert. Von dort aus ist es ein Fußweg von etwas über einem Kilometer bis zur Landestelle. Die Sonde hat es praktischerweise auf einen schmalen Streifen Ackerland verschlagen - direkt zwischen einem Wohngebiet und einem recht neuen Gewerbepark. Sie liegt nur wenige Meter von der Straße entfernt. Das Situation entspricht der 24 Stunden vorher: Beginnende Dämmerung, gestreckte Ackerlandung. Nur ist diesmal der Ballonrest recht groß.

 


 








Die Mittagssonde soll diesmal weiter fliegen - nördlich von Norderstedt. Ich bin erstaunt, dass ihr Fallschirm erneut so schlecht funktioniert, dass sie wieder mitten in der Stadt herunterkommt. Diesmal sieht es längere Zeit danach aus, als ob sich die Sonde ausgerechnet die Landebahn des Flughafens ausgesucht hätte. Erst in letzter Zeit dreht sie eine in den Vorhersagen nicht vorhergesagte Schleife und geht keine 20 Meter außerhalb des Flughafengeländes nieder. Wieder hat Kurt die niedrigste Daten und vor allem einen korrekte letzte Flugrichtung. 

Die Landevorhersage und das Satellitenbild lassen keine ganz klare Einschätzung zu, wie es um die Zugänglichkeit des Geländes bestellt ist. Da ist ein Weg - offenbar öffentlich zugänglich. Da ist ein Bach - die Tarpenbek. Da sind viele Bäume. Häuser sind nicht auszumachen, aber kommt man auf das Gelände?. Eine Bushaltestelle namens Grotkoppelweg ist über Niendorf-Nord gut erreichbar. Da hilft nur eines: Vor Zuschlagen des Killtimers die exakte Position ermitteln und es dann einfach mal probieren. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
V1221664
Produktionsdatum: 2023-03-21
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill:
5h:00m

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum: 16.4.2023 (12:00Z)
Track
wettersonde.net/sondehub

Maximale Höhe:
32712m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.07m/s

Landegeschwindigkeit:
12.3m/s

Landestelle: HH-Niendorf,
LAT, LON:
53.63836,9.98216 Google Maps
Status:
Geborgen am 16.04.2025 14:55UT
Methode:
Decodierung des GPS-Signals durch TTGO (RDZsonde)


Die Landestelle ist schnell erreicht. Die nicht bebauten Grundstücke sind abgezäunt und erlauben keinen Zugang. Eine Brücke führt über die Tarpenbek. Drüben verläufft ein Weg zwischen Fluss und Landebahn. Der ist sinngemäß als Betriebsweg des Flugplatzes ausgeschildert. Die Benutzung auf eigene Gefahr erlaubt, und er ist von Hunde-Spaziergängern und Radfahrern bevölkert. Von dem Weg kann aus ich auf der anderen Seite des Nils das Objekt der Begierde über dem Ufer baumeln sehen!

 


 



Der Fallschirm ist nicht erkennbar. Wie komme ich an die Sonde? Möglich wäre ein Durchwaten der Tarpenbek, aber wie kriege ich danach meine Füße wieder trocken? Ich sehe, dass es einen schmalen Streifen zwischen den Grundstückszäunen und dem Flussufer gibt - vielleicht geht da was? Drüben fragen macht keinen Sinn, offenbar ist das Gelände nicht bevölkert, und selbst wenn man irgendwie auf das Grundstück käme, wäre die Sonde zu weit vor dem Zaun für eine Stangenbergung. 

An der Brücke ist tatsächlich ein Trampelpfad erkennbar, der zwischen Tarpenbek und Zaun in die Richtung führt. Der endet aber 30m vor dem Ziel an einem umgestürzten Baum. Linkerhand Zäune, rechterhand ist der besagte zugängliche Geländestreifen sehr schmal und vor allem mit Brombeeren bewachsen. Allerdings ist das Stachelzeugs nicht allzu dicht. Ich kann mich ein paar Meter vorankämpfen, bis ich die Teleskopstange durch das Gestrüpp fädeln kann und die Sonde zu mir herüberziehe. 

 


 

Etwas Schnur kommt mit. Wo sich der Fallschirm befindet, ist nicht nicht ermitteln, und mich auf Verdacht 50m weiter durch das Gestrüpp zu kämpfen macht keinen Sinn. Schnurzug endet mit Schnurriss. Immerhin ist die Sonde geborgen.

 

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Samstag, 12. April 2025

Alles sauber in Elmshorn

Die Nachtsonde aus Schleswig vom 12.4.2025 landet mitten in Elmshorn. Ich kenne das Gebiet sehr gut von der Meteoritensuche 2023. Damals war ein  Problem die extreme Sauberkeit in dieser Stadt. Es lagen bereits bei Beginn der Suche ca. 3 Tage nach dem Einschlag zahlloser Fragmente in der Stadt kaum noch Trümmer auf der Straße, weil die Straßenreinigung extrem effektiv war. Auch die Bewohner sind sehr reinlich und ordnungsliebend. Auf Gehwegen und Rasenflächen entfernt der Elmshorner Bürger mustergültig herumliegenden Unrat und andere Fremdkörper. Mitten in diesem damaligen Meteoriten-Streufeld kommt eine Radiosonde herunter - am Samstag Morgen. Direkt am Landeort in der Moltkestraße war seinerzeit ein Meteorit gefunden worden. Heute ist liegt Prediction ist aber nicht AUF der Straße, sondern auf Hausgrundstücken. Da macht es keinen Sinn, die Sonde sofort zu bergen, weil man wahrscheinlich mit  Bewohnern kommunizieren muss. Als gegen 9 Uhr sich noch niemand auf die Suche macht, springe ich schnell in Altona in den Zug, um die Sonde noch sendend anzutreffen. Um 10:00 bin ich am Bahnhof Elmshorn. Da es kein Kilometer zu radeln ist, bin ich ein paar Minuten später vor Ort.

 

Sondentyp: RS41SGP
SN:
 
W3330866
Produktionsdatum: 2024-8-14
Frequenz: 402.5 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Schleswig 
(WMOID:10035)
Flugdatum:12.4.2025 0Z
Track
wettersonde/sondehub

Maximale Höhe:
29710m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.99m/s

Landegeschwindigkeit:
4.2m/s

Landestelle: Elmshorn,
LAT, LON:
53.7584,9.66835 Google Maps
Status:
Geborgen am 12.4.2025
8:41 UT
Methode:
Peilen mit TTGO

 

An der Ecke Moltkestraße/ Kalteweide liegt unübersehbar der blaue Schirm. Erstaunlich für Elmshorn.


 

Die Schnur geht steil aufwärts und verschwindet auf dem Dach. Komischerweise ist die Sonde nirgends zu sehen. Ich bin etwas verwirrt.

Die Sonde sendet noch. Der TTGO zeigt eine GPS-Position fast direkt an der Straße an. Auf der Karte der RDZsonde-App streuen die Positionen allerdings beträchtlich entlang einer Grundstücksauffahrt zwischen den Häusern. Dort  will gerade eine Bewohnerin ihr Rad aus dem Schuppen holen. Ich erkläre ihr das Anliegen, und sie bietet mir an, worum ich sie nie gebeten hätte. Ich könne ja mal einen Blick von ihrem Balkon werfen - sie wohne im Obergeschoss, dort gäbe es einen freien Blick aufs Dach und auf die Gärten. Von dort sehe ich sofort die Schnur. Sie endet verwirrenderweise auf der falschen Grundstücksseite in einer Eibe. Eine Fortsetzung der Schnur ist nicht zu erkennen, und in Schnurrichtung liegt auch nichts auf dem Rasen der Gärten, die zu den Untergeschoss-Wohnungen gehören. Die nette Bewohnerin verrät mir noch, wie man zur Eibe gelangt und wünscht mir viel Glück. 

Meine erste Vermutung ist, dass die Sonde in der Eibe hängt und sich nur einfach im dichten Strauchwerk versteckt. Ich kann aber im Baum keine Fortsetzung der Schnur erkennen, und die Sonde ist aus allen möglichen Blickrichtungen auch nicht zu sehen. Durch den Bretterzaun, der die Gärten abschirmt, ist genau wie von oben nichts zu sehen. Auch liegt die Eibe eigentlich auf der falschen Seite des Hauses.

Irgendwann beschließe ich, auf der Fallschirmseite ein paar Meter Schnur einzuholen.  Vielleicht kann ich die Sonde so an der Schnur aus ihrem Versteck ziehen. Es ist erstaunlich, dass dabei kein Widerstand zu fühlen ist. Resultat eines Checks bei der Eibe: Dort endet jetzt keine Schnur mehr im Baum. Dafür hängt das lose Ende - ohne Sonde - vom Dach des Hauses herunter. Hier kann ich alsom auf der Fallschirmseite bedenkenlos die gesamte Schnur aufrollen. 

 

Es gibt nur eine Erklärung. Die Sonde hat jemand zwecks Entsorgung abgeschnitten - wir sind in Elmshorn. Kommt das Signal aus der Wohnung des Finders aus einem der beiden Häuser? Das würde immerhin die große Streuung der GPS-Positionen erklären. Ich kann kaum 10 Wohnungsklingeln betätigen. Soll ich vielleicht in den Briefkästen ein paar Flugblätter zu versenken?

Die GPS-liegen alle entlang des Durchgangs zwischen den Häusern. Um meine Hypothese besser abzusichern und auch einzugrenzen, aus welchem der beiden Häuser die Sonde um Hilfe ruft, behalte ich die Empfangsstärkeanzeige des TTGo genau im Auge. Vor dem rechten Haus ist das Signal schwächer als vor dem linken. Haben die Finder die RS41 vielleicht in einer der dort herumstehenden Mülleimern entsorgt? Das würde vieles vereinfachen!  Das Signal ist in der Nähe der Tonnen tatsächlich viel stärker als sonstwo zwischen den Häusern. Ein naheliegender Blick in die gelbe Tonne ist vergeblich. Ich bin nicht scharf darauf, auf Verdacht irgendwelche weiteren Tonnen zu inspizieren. Besser scheint es, die Dinger auf drahtlosem Wege zu inspizieren.


Vor der Restmülltonne ist das Signal mit Abstand am stärksten. Wenn man den TTGO ganz dicht an die Tonne heranhält, sind wir bei -30dba. Da ist kaum ein Zweifel angebracht! Also Deckel auf...

und - bingo!



Hier muss natürlich sofort verhindert werden, dass zwei Lithiumbatterien vorschriftswidrig entsorgt werden 😀 . Es zeigt sich wieder einmal: Ein Hoch auf den TTGO als Peilhilfe, und ein Hoch auf den für Laien komplizierten Abschaltvorgang der RS41-Radiosonde. 

 



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Mittwoch, 2. April 2025

Mit der 15m Stange in die Göhrde

Die Tatsache, dass ich vorgestern die DFM09 D18051710 in der Göhrde zwar lokalisiert, aber nicht habe bergen können, ärgert mich ziemlich. Das alles nur, weil ich auf die Mitnahme einer Stange verzichtet hatte. Das Wetter am 1.4.2025 ist super, und ich kann mir gerade einen freien Tag organisieren.

Als zweites Ziel bietet sich die ebenfalls in der Göhrde gelandete Norderney-Sonde W1240564 an.  Neulich erwies sich dort die Otwo-13m Stange als knapp zu kurz. Für die 15m DXWire-Stange habe ich seit einiger Zeit eine Angelrutentasche, die man auch gut auf das Brompton schnallen kann.  Also kann man heute mit einer kleinen Rad-Rundtour beide Probleme lösen. Mit etwas Glück schaffe ich die Runde in 4 Stunden, dann passt das zeitlich für die Rückfahrt. Die Wendlandbahn fährt ja nur alle 3 Stunden.

Also bin ich nach 2 Tagen erneut am Bahnhof Göhrde. 

 




Los geht es. An dem Sonden-Archäologe-Site kette ich,wie so häufig, das Rad an den üblichen Baum. 


 

Natürlich durchstreife ich das Fundgebiet der alten Fallschirmreste mit entsprechender Aufmerksamkeit. Vielleicht kann ich heute bei anderer Beleuchtung doch noch eine RS92-BGP entdecken? Nein, aber das war nach der extrem intensiven Suche vorgestern auch nicht zu erwarten. Aber heute bin ich ja wegen der DFM09 von 2022 hier. 

Sondentyp: DFM09
SN:
D18051710
Produktionsdatum: 2018
Frequenz: 403.33 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Bergen
(WMOID:
10238)
Flugdatum:10.10.2022 (9:30-11:20L)
Track
radiosondy

Maximale Höhe:
17557m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.96m/s

Landegeschwindigkeit:
2m/s

Landestelle: Röthen,
LAT, LON:
53.14912,10.80713 Google Maps
Status:
Fallschirm- und Ballonreste geborgen am 30.3.2025 12:12UT, Sonde geborgen am 1.4.2025  10:19 UT
Methode:
Extrapolation aus Radiosondy-Daten, Stangenbergung

 

Diese Sonde hatte ich am 29.10.2022 vergeblich gesucht. Am 22.3.2025 war ich nach langer Zeit mal wieder in der Göhrde unterwegs und kam auf der Straße nach Röthen mit dem Rad an der alten Landestelle vorbei. Ich beschloss mal kurz in der Gegend der Extrapolationslösung nachzusehen - in der Hoffnung, dass sie jetzt am Boden liege. Ich fand exakt auf der Extrapolationslinie tatsächlich stark zerfallene Fallschirmreste. Die DFM09 war nirgends zu sehen. Eine genaue Untersuchung der gefundenen Reste ergab Erstaunliches: Sie stammten überhaupt nicht von der DFM09, sondern von einem  Radiosondenaufstieg von Anfang 2014 oder waren sogar noch älter.  Die Aussicht, vielleicht eine RS92-BGP am Waldboden aufsammeln zu können, war so verlockend, dass ich am 30.4. bei Schauerwetter die Region 50m um den Fundort  gründlichst abgesucht habe. Leider konnte ich nichts finden. 

Bevor ich aufgegeben habe, bin ich noch einmal auf der Suche nach der DFM09 von 2022 deren Extrapolationslinie nach Süden weiter gelaufen und sah dann sofort einen Fremdkörper an einem Baumstamm hängen. 


 Die Sonde entdeckte ich nach einiger Suche ca. 11m hoch an einem Baumstamm verklemmt:

 



Ich habe mich geärgert, dass ich die Stange bewusst zuhause gelassen habe - für archäologische Untersuchungen am Boden braucht man sowas nicht. Die Lehre mal wieder: "Never leave home without it." Deshalb bin ich heute wieder vor Ort. 

Die Stangenbergung ist ganz einfach. Zwar habe ich Schwierigkeiten, die Sonde einzuhaken - aber nach ein paar Manipulationen hängt sie nicht mehr an der Borke, sondern pendelt an einem Schnurrest. Und da fällt sie ohne weitere Aktion meinerseits einfach so vom Baum! Das war einfach. Der Grund: Die Kunstsoffhülle, die die Sonde mit der Schnur verbindet, ist durch die jahrelange UV-Strahlung so marode, dass sie bei etwas Belastung einfach zersplittert ist.




 Ich packe meine Sachen ein, lasse bei Durchquerung der Landeregion von 2014 noch einmal vergeblich meine Blicke schweifen und bin wieder beim Fahrrad. 

Dies ist ein ausgesprochener Sondenmagnet. Nur 800m weiter die Straße herunter ist am 19.3. 2025 eine DFM09 Manöversonde niedergegangen, D17052124  Deren Landestelle hatten Sylvio und ich am 22.3. identifiziert. Sie war damals in einer Astgabel mehr als 20m hoch eingeklemmt. Wegen der Windböen am Wochenende guck ich besser schnell mal nach. Immerhin hängt sie jetzt besser sichtbar an der Schnur und steckt nicht mehr fest. DFM-Schnüre sind aber leider sehr wetterfest, wie wir gesehen haben. 

Nun fahre ich zügig weiter zum zweiten Ziel der heutigen Tour,  W1240564. Dies ist die Nachtsonde aus Norderney vom 19.2.2025, die bei Pommoissel auf einem Waldhügel im Baum hängt. 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
W1240564
Produktionsdatum:2024-03-21
Frequenz: 404.1 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Norderney (WMOID:
10113)
Flugdatum: 19.
2.2025 00:00
Track
wettersonde/TOWER Zernien

Maximale Höhe:
32647m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.31 m/s

Landegeschwindigkeit:
3.5m/s

Fundstelle: Pommoissel
LAT, LON:
53.15287,10.87466  Google Maps
Status: Baumlander in 16m Höhe, Fallschirm > 20m hoch, geborgen am 1.4.2025, 13:04UT

Methode:
Landekoordinaten via Tower Zernien. Stangenbergung mit verlängerter 15m-Stange

Per Tower war die Position exakt bekannt. Am 16.3. hatte ich diesen Baumhänger besucht. Mit der 13m Stange und Einsatz der gesamten Körperlänge hatte ich die Sonde anstupsen, aber nicht einhaken können. Nach 2 Stunden Bergungsversuchen flutschte die Sonde etwas höher und war völlig unerreichbar. Aus diesem Grund habe ich heute die 15m Stange in die Göhrde geschleppt.

Diesmal nähere ich mich dem Landegebiet von Westen. Auf der B216 kann ich die Höhe auf einem bequemen Radweg erklimmen und bin dann angenehm überrascht, dass der weitere Waldweg eben verläuft und auch besser befahrbar ist als der von der anderen Seite. Am Landeplatz der Sonde angekommen, ist der blaue Fallschirm noch da, aber die Sonde ist weg. Nach einiger Suche sehe ich sie 15m hoch am Nachbarbaum hängen.  Sie ist wohl durch den Wind am Wochenende herübergependelt.




Wenn ich die 15m Stange ganz ausziehe, kann ich die Sonde nur von unten anstupsen. Ich klebe einen GFK-Stab mit Tape an die Spitze, so dass ich die Stange weiterhin auf dem Boden abstützen kann. Jetzt komme ich an die Schnur, aber jedes Drehen des Hakens führt zu wilden Pendelmanövern. Zweimal kollabiert die Stange: Weil sie 5kg wiegt und eine enorme Kraft auf den Teleskopsegmenten lastet, passiert das speziell mit dieser Stange gerne mal. Beim dritten Crash stelle ich fest, dass sich der Haken beim Herunterrasseln der Stange hoch im Baum verhakt hat. Als ich die Stange zusammengeschoben und in Sicherheit gebracht habe, traue ich meinen Augen kaum: Der Haken hat sich beim Kollaps der Stange in der Sonde verklemmt. Das hatte ich überhaupt nicht bemerkt. Wie gut, dass ich mit der Leinen-Haken-Technik arbeite. Also bringt ein kräftiger Ruck an der Leine die Sonde zu Boden. An eine Bergung des 25m hoch im Baum befindlichen Fallschirms ist leider nicht zu denken.


 

 

Jetzt muss ich rasch meinen Kram zusammenpacken und auf die Uhr blicken. Oha, es ist im wahrsten Sinne des Wortes höchste Eisenbahn. Ich habe keine Lust, drei Stunden auf dem Bahnhof Göhrde auf den nächsten Zug zu warten. Die Fahrt über den neu entdeckten Zugang zur Landestelle ist glückicherweise sehr zügig zu bewältigen, und auf der Straße geht es steil den Hügel abwärts. In rasanter Fahrt erreiche ich den Ort Pommoissel und 1km  weiter auch den Bahnhof. Nach 10 Minuten kommt die Wendlandbahn und bringt mich relativ problemarm nach Hause. 

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