Am 22./23.4. landen zwei Radiosonden aus Bergen alle in der Umgebung des Dorfes Barum. Als am Spätnachmittag sich eine weitere Sonde zu den anderen gesellt und ich etwas Zeit erübrigen kann, schnappe ich mein Faltrad und eine kurze 10m-Stange und springe in den Metronom RE3 nach Hannover. In Bad Bevensen verlasse ich den Zug und radel los. Erste Erkenntnis: Neue Reifen laufen leichter. Man sollte sie, obwohl der Hersteller nichts dagegen hat, wohl nicht erst nach 9000km wechseln. Nach 6km erreiche ich das Dorf Barum. Gleich dahinter liegen zwei Landestellen in nur 600m Entfernung voneinander auf Ackerland. Die frisch gelandete Sonde hat erst einmal Vorrang.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: V1010561
Produktionsdatum: 2023-03-06
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h:00m
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 23.4.2023 (12:00Z)
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 33484m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.99m/s
Landegeschwindigkeit: 5.8m/s
Landestelle: Barum, LAT, LON: 53.06077,10.50954 Google Maps
Status: Geborgen am 23.04.2025 15:29UT
Methode: Decodierung des GPS-Signals durch TTGO (RDZsonde)
Der Wendland-Tower hat die Sonde bis in 10m Höhe über dem Boden empfangen, und die Landestelle sollte direkt am Weg liegen. Wenige Meter neben der Straße sehe ich aus weiter Entfernung einen hellen Fleck auf dem frisch umgepflügten Acker liegen. Erst unmittelbar vor dem Ziel empfängt der TTGO das Signal. Die Situation ist eindeutig:
Auf dem Acker ist auch der Fallschirm erkennbar. Ich möchte nicht über den Acker stiefeln. Der Versuch, den Schirm per Schnurzug zu bergen, gelingt. Im selben Augenblick beginnt es zu schütten. Dagegen hilft der Poncho.
Weiter geht es. Ebenfalls nicht weit weg vom Weg soll Sonde Nr. 2, U3250388 liegen. Diese Mittagssonde vom Vortag ist auf einem Getreidefeld heruntergekommen. Die Halme sind mittlerweile recht lang, so dass sich das Gespann dort gut versteckt haben könnte. Axel hat die Landung mit dem Tower bis auf 10m Höhe über dem Gelände mitgeschnitten. Mehr als 8-15m kann sie nicht geflogen sein. In diesem Umkreis liegt nichts. Ich checke auch den etwas weiteren den Umkreis gründlichst. Da ist nichts. Diese Sonde hat sehr wahrscheinlich andere Freunde gefunden.
Ich weiß, dass 2022 bei einer ähnlichen Wetterlage zwei Raritäten, nämlich RS92 mit Wasserbatterie in der selben Gegend gelandet sind. Auch ihr Fund wurde nie eingetragen, aber sie waren nach 24 Stunden definitiv weg. Die Umstände an der Landestelle schlossen damals mindestens für eine dieser Sonden einen Zufallsfund durch Passanten aus. Auch beim Manöversondensturm verdunsteten ja etliche Sonden rückstandsfrei. Auf der anderen Seite kann man andere Sonden auch lange nach der Landung in derselben Region auffinden. Vielleicht hat dieser Kollege aus der RUSH-Fraktion nur sporadisch Zeit und agiert entsprechend? Egal, weg ist weg!
Zurück geht es zum Dorf Barum. Hier suche ich Schutz in dem Wartehäuschen an der Bushaltestelle. Als der Regen etwas nachlässt, geht es weiter in den Wald. Hier muss die heutige Mitternachtssonde am Boden liegen.
Sondentyp: RS41-SGP
SN: V1221639
Produktionsdatum: 2023-03-21
Frequenz: 405.7 MHz
Timerkill: 5h:00m
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 23.4.2023 (00:00Z)
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 33484m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.96m/s
Landegeschwindigkeit: 12m/s
Landestelle: Barum, LAT, LON: 53.03402,10.49815 Google Maps
Status: Geborgen am 23.04.2025 17:20UT
Methode: Kaltsondensuche, Tawhiri-Prediction
Ich habe geschlafen und daher nicht das Signal mitgeschnitten. Aber eine Stunde nach der Landung war ich kurz wach und habe auf der Bergener Frequenz gelauscht. Es war keinerlei Signal im Wasserfall zu erkennen. Da in der Entfernung vom Tower normalerweise jede Form von Baumlander nach der Landung zu empfangen ist, bedeutet das, dass die Sonde bis zum Boden durchgefallen sein muss. Das passt auch zu der Landegeschwindigkeit von 12m/s. Leider beträgt in den Internetquellen die letzte Höhe 834m. Wegen der geringen Windgeschwindigkeit und der Funktionslosigkeit des Fallschirms ist die Landevorhersage dennoch einigermaßen verlässlich. Die Extrapolationslösungen und die Tawihiri-Predictions spannen ein Dreieck von ca. 150*100*50m auf. Das ist einigermaßen übersichtlich.
Ich suche zuerst kurz die Gegend um die Extrapolationslösungen ab - relativ wenige Bäume, viel Unterholz, das könnte passen. Auf der anderen Straßenseite geht ein Weg in die Richtung der Tawhiri-Lösung. Auch dort gibt es Stellen, an denen eine steil einfliegende Sonde den Boden erreichen könnte. Und Bingo!
Nach weniger als 10 Minuten ist die Sonde lokalsiert. Die Schnur verliert sich in den hohen Wipfeln der Nadelbäume. Ich greife zum Fernglas, verfolge die Schnur. Da die Bäume über 30m hoch sind, hängt der Schirm im Wipfel eines Nachbarbaums, 25m hoch und direkt über dem Waldweg. Ohne Schnurzug geht da nichts.
Die Schnur liegt neben der Sonde locker auf dem Boden, und ich kann meterweise Band einholen, ohne dass es irgendeine Art von Gegenzug gibt, Dann kann ich Schirm und Reste etwas nach oben ziehen. Sie hängen fest an einem biegsamen Fichtenzweig. Ruckartiges Ziehen befreit die Reste, und ich kann sie bequem bis zum Boden ablassen. Der Rest ist einfach.
Zurück geht es nach Bad Bevensen. Leider fährt mir dort trotz Sprintfahrt der Meteronom nach Hamburg vor der Nase weg. Ich muss eine ganze Stunde warten. Der nachfolgende Zug fährt heute nur bis Hamburg-Harburg (Deutsch->Metronomisch: "Maßnahmen zur Betriebsstabilisierung"), von wo aus mich die S-Bahn nach Hause befördert.
Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier