Montag, 24. März 2025

Lazy in der Göhrde

Eine Kaltsondenjagd in der Göhrde ist eine Ganztagsaktion. Am besten, man erreicht die Gegend mit der ersten Wendlandbahn. Die fährt nur alle drei Stunden. Daher ist es meist sinnvoller, die Rückfahrt von Bad Bevensen zu starten, was aber dann zu einer Gesamtstrecke zu ca. 40km führt. 

Am 22.3. schaffe ich es erst mit der 2. Wendlandbahn. In dem riesigen Waldgebiet sind eine Reihe von Sonden des Manöversondensturms gelandet. Auch kenne ich noch ein paar alte und uralte nicht aufgeklärte Kaltsonden-Landeplätze. Die Idee ist, vom Bahnhof Göhrde nach Oldendorf und von dort aus über das Forsthaus Röthen (bekannt aus X-Y-ungelöst) nach Hohenfier zu fahren. Entlang der Straße reihen sich die Kaltsonden. Von Hohenfier wird es dann wohl nach Bad Bevensen gehen. 

Auf der Hinfahrt gucke ich wie üblich auf die Locus-Karte, auf der ich alle wesentlichen Positionen verzeichnet habe. Dort bleibt mein Blick an dem vom letzten Wochenende bekannten Bahnhof Leitstade hängen. Dort habe ich letztes Wochenende eine Kaltsonde, die nur 1km vom Bahnhof entfernt lag, aufgesammelt und bin dann wieder geschwind zum Bahnhof geeilt. Zwischen dem Ausstieg in Leitstade und der Ankunft des  Gegenzugs hat man genau eine Stunde. Ich sehe, dass eine der Manöversonden vor 3 Tagen nur 800m vom Bahnhof entfernt niedergegangen ist. Die Stunde muss reichen um hinzukommen, die Lage zu erkunden und wieder zurück zu fahren. Für eine aufwändige Bergungsaktion oder eine schwierige Suche ist es zu wenig Zeit. 

Das Problem ist, dass ich diese Sonde leider nicht mit dem Tower mitgeschnitten habe und daher die exakte Landestelle unbekannt bleibt. Da es auf Sondehub aber letzte Positionen aus relativ niedriger Höhe gab, ist die Sache vielleicht nicht so hoffnungslos. Am Donnerstag hatte ich unmittelbar nach der Landung die Frequenz via Tower abgehört - und da war nichts. Das lässt auf eine sehr bodennahe Position schließen. Also beschließe ich spontan, eine Station weiter nach Leitstade zu fahren, die Position schnell abzuchecken und mit dem Gegenzug dann nach Göhrde zu fahren. Ich verliere eine Stunde, gewinne aber möglicherweise eine Sonde - oder zumindest Erkenntnisse zu ihrem Verbleib. 

Sondentyp: DFM09
SN:
D17052008
Produktionsdatum: 2017
Frequenz: 403.85 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Munster Süd
(WMOID:
-)
Flugdatum:19.3.2025 (17:00-19:00L)
Track
wettersonde.net und sondehub

Maximale Höhe:
16082m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 3,79m/s

Landegeschwindigkeit:
3.2m/s

Landestelle: Leitstade,
LAT, LON:
53.17403,10.905 Google Maps
Status:
Geborgen am 22.03.2025 10:53UT
Methode:
Extrapolation aus Sondehub-Daten 

Nach einer Woche bin ich wieder an dem urigen "Bahnhof" Leitstade. Ein paar weitgehend mit dem Faltrad befahrbare Waldwege bringen mich schnell fast bis zur Landestelle. Das Rad wird an einen Baum gekettet, und los geht es, es sind nur 200-300m bis zum Ziel. Ein in den Karten nicht eingezeichneter Pirschpfad geht direkt in die richtige Richtung. Es ist ein Kiefernwald mit sehr viel Unterholz aus niedrigen Buchenbüschen. Links raschelt es vernehmlich, und 30m vor mir kreuzt eine Rotte Wildschweine meinen Weg. Sie rennen exakt in das Unterholzgestrüpp, in dem ich die Sonde vermute. Daher ergreifen sie erneut die Flucht, als ich nahe. 

Ich brauche keine drei Minuten, als ich fast über eine am Boden liegende Sondenschnur stolpere. Der Rest ist einfach. 






Auf dem Rückweg umgehe ich das Aufenthaltsgebiet der Schweine und erreiche wieder das Rad. Ohne jeden Stress bin ich rechtzeitig zur Abfahrt des Zuges in Leitstade. Hat alles wie am Schnürchen geklappt.

Sylvio alias DG5SUX ist auch in der Gegend unterwegs, und wir kommunizieren via Whatsapp. Er hat zwei der Manöversonden, D18082291und D18080018 nach den Towerdaten besucht.  Leider hängen beide Sonden in etwa 20m Höhe unerreichbar im Baum. 

Eine Station später, am Bahnhof Göhrde, verlasse ich den Zug und radle Richtung Oldendorf. Am Eingang zur Göhrde kenn ich eine uralte DFM09 aus Bergen, D18051710 die ich schon einmal vergeblich gesucht habe. Soll ich vielleicht in der Umgebung der damaligen Extrapolationslösung schnell mal absuchen? 

Viel Zeit will ich der Suche aber nicht einräumen - ich bin ja etwas spät dran heute. 

Die Sondenjäger von der Grunz-Fraktion haben auch hier das Moos gründlich durchgearbeitet. Auffällige Fremdkörper liegen hier nicht herum. Unauffällige aber schon! Sehr genau auf der Verlängerungslinie finde ich Reste eines komplett zerfallenen Fallschirms und vergammeltes sprödes Latex! Ich gehe davon aus, dass das Reste von D18051710 sind. Die Story, die sich daraus entwickelt, ist einen Extra-Blogbeitrag wert. Reste der DFM kann ich zunächst nicht finden. Erst später wird klar, warum ich nichts finde.

Zu der nächsten Sonde, D17052124 ist es nicht weit. Nur wenige Meter von der Straße am Forsthaus Röthen liegt sie im Wald. Diesmal gibt es eine exakte Tower-Positionen nach der Landung. Leider kann ich nichts erkennen. Erst nach einer längeren Suche kann ich aus einem bestimmten Winkel die Schnur an dem vermuteten Baum im Sonnenschein aufleuchten sehen. Im selben Augenblick trifft auch Sylvio ein. Er ist schon aktiv gewesen, als ich von Radiosonden noch nichts wusste. Gelegentlich hatten wir elektronischen Kontakt, und ganz kürzlich habe ich ihn mal in unsere Whatsappgruppe eingeladen. So lernen wir uns endlich mal persönlich kennen. 

Irgendwann sehe ich die Schnur den Baum herunterhängen und kann die Sonde in einer Astgabel verorten. Leider zu hoch. Sylvio entdeckt derweil den roten Schirm, der aber noch höher am Baumwipfel hängt.

Wir beschließen die weitere Aktion gemeinsam zu veranstalten. Mein Faltrad verschwindet in Sylvios Kofferraum, und weiter geht es bis zur nächsten Landestelle. Am Ende wird aus der angedachten 40km-Radtour eine Mitfahrt in Sylvios Auto. Göhrdetour, mal ganz lazy! Das nächste Ziel liegt wieder eher im Zuständigkeitsbereich der Antikenverwaltung:

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
V4740714
Frequenzen: 402.5 MHz
Timerkill: keine
Startstation:
Schleswig (WMOID:10035)
Produktionsdatum: 2023-6-8
Flugdatum: 21.11.2023 12Z
Track wettersonde.net
Maximale Höhe: 31603m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 4.85 m/s 
Landegeschwindigkeit: 5.2 m/s
Landestelle: Hammoor
LAT, LON:
53.13382,10.78269 Google Maps
Status: Geborgen am 19.3.2025, 15:11UT

Methode: Extrapolation aus wettersonde.net - Daten

Am Waldparkplatz am Kellerberg geht es zu Fuß weiter. Nach einem Kilometer sind wir an der 75%-Prediction angekommen. Da ruft Sylvio schon unvermittelt "Sonde gefunden!" und ändert seine Laufrichtung. Tatsächlich: An dem Stamm einer Kiefer hängt in bodennaher Pflückhöhe eine RS41!

 




Die Schnur ist in der Borke verklemmt - nur deshalb liegt die Sonde nicht am Boden. Sylvio kann sie aushaken und einen großen Teil der Schnur bergen. Ich mache mich derweil auf die Suche nach dem Schirm und finde die vergammelten Reste nicht weit weg in Flugrichtung am Boden.

Die Sonde ist extrem beschädigt und komprimiert. Ob sich irgendein Tier daran gescheuert hat? Aber wir sind angesichts der schnellen und problemlosen Bergung nach recht langer Zeit bei mittelmäßig zuverlässiger Prediction angenehm überrascht.


Zurück am Auto beschließen wir einen kurzen Abstecher zu V1040819, einer Meppener Sonde vom 23.1.2025. Sie war eine der ersten, die über den Tower nach der Landung decodiert wurde. Axel war 2 Tage nach der Landung vor Ort, musste aber feststellen, dass sowohl Schirm als auch Sonde unerreichbar hoch im Baum hingen. Leider müssen wir vor Ort feststellen, dass sich die Lage nicht verändert hat. Meppen hat phasenweise die Sonden nicht mit den bundeswehrtypischen roten, sondern mit blauen Schirmen ausgestattet, und dieses Exemplar ist ein Beispiel hierfür. Leider können das wir nur von unten bestaunen. 

Gegen Ende fahren wir aus der Göhrde heraus. Bei Havekost ist eine der Manöversonde auf dem Acker gelandet. Angesichts des Spruchs "Im Märzen der Bauer..." ist nicht unbedingt sicher, dass sie noch da ist.


 

Sondentyp: RS41-SGP
SN:
D18082757
Produktionsdatum: 2018
Frequenz: 403.09 MHz
Timerkill:
keiner

Startstation:
Munster Süd
(WMOID:
-)
Flugdatum:19.3.2025 (11:00-12:53L)
Track
wettersonde.net und TOWER

Maximale Höhe:
16504m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.98m/s

Landegeschwindigkeit:
3.27m/s

Landestelle: Havekost,
LAT, LON:
53.08117,10.6726 Google Maps
Status:
Geborgen am 22.03.2025 17:05UT
Methode:
Extrapolation aus Tower-Daten

Schon vom Auto aus sieht Sylvio den roten Schirm und ich den weißen Fleck auf dem Acker. Der Rest ist sehr simpel: 




Sylvio bringt mich noch netterweise am Bahnhof Bevensen vorbei. Besten Dank! Da noch etwas Zeit ist, setzen wir den netten Sondenjäger-Klönsnack fort. Irgendwann bringt mich dann der Zug nach Hamburg.

Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier




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