Dienstag, 1. Januar 2019

Alkoholfrei zur Sonde


Sondentyp: RS41-SGP
SN: N4130741
Frequenz: 402.5 MHz
Startstation: Schleswig (WMOID:10035)
Flugdatum: 29.09.2018 6Z
Track  Bremen
Landestelle LAT LON: 53.46671 9.917152 Google maps
Status: gefunden
Lokalisiert durch GPS-Decodierung, Stangenbergung

 
29.9.2018


Die Morgensonde aus Schleswig vom 29.9.2018 konnte ich sehr gut empfangen. Ich habe sie aber nicht bis zur Landung getrackt, weil folgende Dinge klar wurden: Die Bremer Landevorhersage lag auf einem Acker bei Vastorf. Den Acker kannte ich: Hier hatte ich bereits vor nicht allzu langer Zeit eine Radiosonde aus Bergen, N2120253, eingesammelt. Es war Wochenende, also hin. Die passende S-Bahn fuhr allerdings um 9:43, 3 Minuten nach der Sondenlandung, und der Zug von Lüneburg ins Wendland fährt nur alle 3 Stunden. Der Anschluss in Lüneburg war schaffbar, wenn der Zug pünktlich war. Alles rasend schnell alles zusammenraffen und los.

Am Hauptbahnhof stiegen zwei ca. 20-jährige bayerisch sprechende Männer ein und setzten sich in die Sitzreihe hinter mir. Sie gaben vor, Soldaten zu sein, und wussten verbal sehr gut, wo es lang geht. Als die Metronom-Kontrolleurin ihrer ansichtig wurde, eskalierte alles. Denn die beiden hatten vor sich etliche (verschlossene) Bierflaschen aufgebaut, aber das Bereitstellen von Getränken im Zug ist verboten. Metronom ist bekannt für seine Null-Toleranz-Politik. Die beiden sahen nicht ein, dass sie die Flaschen wegpacken sollten, worauf die Kontrolleurin sie rausschmiss. Die weigerten sich. Fahrgäste, die um ihre Anschlüsse fürchteten, drohten handgreiflich zu werden und wünschten sich Strafen wie zu Adolfs Zeiten. Deeskalationsversuche scheiterten, da die beiden wohl ein Betonkopf-Naturell hatten und sie schon vor, beim und nach dem Einsteigen Ärger gemacht hatten und die Kontrolleurin endgültig den Kanal voll hatte. In Harburg kam die Bundespolizei und komplimentierte sie heraus. Bis zur Weiterfahrt vergingen locker 24 Minuten. Danach haben natürlich erst einmal die ICEs auf der gleichen Strecke Vorrang. Die weitere Fahrt war eine Schleichfahrt, weil irgendwelche Aktivisten letzte Nacht systematisch alle Signalanlagen der Strecke in Brand gesteckt hatten. Ob es am Wetter liegt, dass die Besten der Besten  der Besten (Sir!) gerade in  Hochform waren?

Was keiner zu hoffen wagte: In Lüneburg hatte der Anschlusszug nach Hitzacker auf uns gewartet!
In Vastorf war alles einfach. Ich kannte ja den Fußweg, denn die Bremer Prediction war nur ca. 300m von der damaligen Landeposition entfernt! 700m von der Sonde machte ich einen Empfangsversuch. Der war positiv, und ich konnte auch sogleich die Koordinaten dekodieren. Eine Eingabe in die App Locus auf meinem Handy zeigte aber, dass die Sonde 150m weiter geflogen war als erwartet und in einem Wäldchen lag. Ein Vergleich meiner eigenen GPS-Höhe mit der der Sonde ließ meinen Optimismus schwinden. Diese Sonde hing über 20 Meter über dem Umgebungsgelände, also hoch in einem Baum.

Leider bestätigte sich die Ferndiagnose vor Ort. Die Sonde war gar nicht leicht zu entdecken. Erst sah ich nur die Schnur hoch am Himmel, und nur in einem bestimmten Winkel war die Sonde mit dem Fernglas zu sehen. 





afokal  mit Feldstecher und Handy

Der Fallschirm hing über einem Feldweg, aber leider auch 12 Meter hoch – knapp außerhalb der Reichweite der 10m Stange.


So konnte ich leider nur unverrichteter Dinge nach Hause fahren und die Sonde auf die Baumlanderliste packen. Das ist die zweite in zwei aufeinander folgenden Tagen….Wegen der zerstörten Signalanlagen dauerte die Rückfahrt eine halbe Stunde länger.


Update vom 30.12.2018
Ich habe die Sonde heute besucht. Sie hat ihre Position drastisch verändert und hängt jetzt nur noch ca. 11-12m hoch. Ein paar  Versuche mit kühnen Konstrukten aus Stöcken, Kabelbindern und einer 10m Stange waren leider uneffektv. Ein Pflichtbesuch mit einer 15m Stange wird folgen.







Update vom 1.1.2019
Ich beschloss, den Neujahrsausflug 2019 nach Vastorf zu machen und eine 15m Stange mitzunehmen. Anreise wie üblich mit Bahn und zu Fuß. Stürmische Böen machten das ganze nicht so leicht wie erwartet. Der Sturm bog meine Stange ganz schön um. Es war zwecklos, dagegen ankämpfen zu wollen.




In Flauten  konnte man mal mit der Hakenspitze kurz an die Sonde ticken. Aber vom Anticken  kommt so eine Baumlandersonde nicht herunter. Das erfordert Geduld und Frustrationstoleranz, aber irgendwann hatte ich die Sondenschnur doch eingehakt und konnte die Sonde abreißen. Leider kamen nur 20cm Schnur mit.



Der Bergungsversuch am Fallschirm war weniger kompliziert.



Leider kam auch hier nur wenig Schnur mit. D.h. ich konnte Sonde, Schirm und Abroller erbeuten, aber leider fast nichts von der Sondenschnur, was aus Umweltschutzaspekten immer etwas bitter ist.

Das ganze war schnell genug geschehen, um die Bahn zurück noch zu erwischen. Das war angenehm, denn die Wendlandbahn fährt nur alle 3 Stunden. Plan B wäre ein 11km-Marsch nach Lüneburg gewesen. Ich war sehr froh, dass ich den nicht umzusetzen brauchte, denn bereits auf dem 2km-Rückweg zum Bahnhof haben mich stürmische und heftige Graupelschauer gründlich durchnässt.

Nach all den Baumlanderbesuchen der letzten Zeit bin ich recht froh, dass ein Eintrag auf der Baumlanderliste gelöscht werden konnte.





Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier