Am Vormittag des 27.9.2019 war es mal wieder so weit: Meppen lieferte per Luftpost zwei seiner beliebten RS41/DFM09-Tandems in den Großraum Hamburg. Solche Tandemflüge führen sie ein paar Mal im Jahr aus - normalerweise tragen die Ballons nur RS41-Sonden. Eigentlich hätte sich laut Prognose Rainer in Bremervörde über die Gelegentheit freuen sollen, gleich zwei Radiosonden mit einem Schlag einsammeln zu dürfen. Da aber die mit großer Sorgfalt zusammengebastelten Gespanne mit ihren großen roten Fallschirmen meist extrem langsam sinken, war ich an dem Vormittag wachsam, ob sie nicht viel weiter fliegen könnten. Ein abgesagter beruflicher Vormittagstermin gab mir etwas mehr Flexibilität, und tatsächlich war es zum Frühstück evident, dass die erste Sonde den Sprung über die Elbe schaffen würde. Und wie! Sie flog bis Hasloh.
Sondentyp: RS41-SGP und DFM09
SN: R2040237 + 19007471Frequenz: 404.5 MHz und 403.13 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 27.09.2019 05:00Z
Track Bremen (RS41), Polen (DFM09 Landephase)
Landestelle: Hasloh, LAT, LON: 53.69923, 9.86625, Google Maps
Status: Geborgen am 27.9.2019 um 8:06 UT durch GPS-Decodierung des Sondensignals
Eine (wie derzeit im Berufsverkehr üblich) extrem verspätete S-Bahn brachte mich nach Eidelstedt und die AKN nach Hasloh. Von da waren es 6 Faltradkilometer zur Landestelle. Völlig begeistert war ich über die beginnende Maisernte.
An der vorhergesagten Landestelle war nichts zu sehen, so dass ich das Objekt der Begierde sofort in dem doppelt mannshohen Maisfeld vermutete. Denn natürlich landet so eine Sonde nicht auf einer der abgeernteten Flächen.
An der vorhergesagten Landestelle war nichts zu sehen, so dass ich das Objekt der Begierde sofort in dem doppelt mannshohen Maisfeld vermutete. Denn natürlich landet so eine Sonde nicht auf einer der abgeernteten Flächen.
Also wurde der Raspby herausgeholt und gestartet. Wieder einmal hörte man im Kopfhörer den Sound einer RS41, und der treue Zilog-Decoder ließ Koordinaten sprudeln, die natürlich im Maisfeld lagen. Allerdings ziemlich dicht am Rand.
Durch Ackerfurchen konnte ich zerstörungfrei bis zu den GPS-Koordinaten laufen. Trotz der genauen Positionskenntnis brauchte ich eine Weile, um die beiden Sonden halbhoch in den Pflanzen hängend zu entdecken.
Fallschirm, kleiner Ballonrest und Abroller lagen etwas entfernt auf den Maispflanzen und ließen sich an de Schnur herbeiziehen, so dass das ganze Gespann geborgen werden konnte.
Gemütlich ging es zurück nach Hasloh und von dort direkt zur Arbeit. Das Faltrad verschwand unter dem Schreibtisch. Dabei hätte man sofort seine Zweitschlagfähigkeiten unter Beweis stellen können. Unterdessen war nämlich in ein weiteres Tandem in mitten in Hohenhorst bei Haseldorf gelandet. Das war überraschend, denn zuerst sah es so aus, als würde das Gespann bei Stade landen oder in die Elbe fallen. Aber es schaffte den Sprung über den Fluss und lag nun auf "meiner" Seite.
Sondentyp: RS41-SGP und DFM09
SN: R2031132 + 19007585Frequenz: 404.5 MHz und 403.13 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Meppen (WMOID:10304)
Flugdatum: 27.09.2019 8:00Z
Track Bremen (RS41)
Landestelle: Hohenhorst, LAT, LON: 53.65191, 9.56218, Google Maps
Status: Geborgen am 27.9.2019 um 15:16 UT nach GPS-Lokalisierung des Sondensignals
Etwas weit weg. Und außerdem zählt bei Landungen in bewohntem Gebiet bekanntlich jede Minute - und Zeit hatte ich bis zum fortgeschrittenen Nachmittag keine. Danach war die Idee, von Holm aus dort hinzuradeln. Ich entdeckte rechtzeitig, dass man von Wedel aus günstig und schnell per Bus bis direkt zur vorhergesagten Landestelle kommen könnte. Also blieb das Rad erst einmal im Büro, und es wurde nur der noch gepackte Sondenjägerrucksack geschultert.
In Hohenhorst war an der Prediction direkt an der Haupstraße nichts zu erkennen. Wahrscheinlich war die Sonde schon längst von Passanten eingesackt worden. Zweifelnd wurde ein Empfangsversuch gestartet. Aber doch, der Sound überzeugte und vertrieb jeden Pessimismus! Die RS41 sendete immer noch. Zu der Zilog-Raspby-RTL_FM-Lösung bekomme ich immer mehr Vertrauen.
Zur Landestelle gelangen war aber nicht einfach. An der Straße standen Höfe, und von diesen aus erstreckten sich schmale lange Obstgärten in die fragliche Richtung. Da musste man wohl fragen. Der Obstbauer hatte vom Trecker aus auf dem Nachbarstreifen ein rotes Objekt gesehen und sich nicht weiter darum gekümmert. Zwei begeisterte Jungs übernahmen sofort die Initiative und begleiteten mich in die Richtung. Sie sackten sofort die Sonde, den Schirm auf dem Nachbargrundstück ein und präsentierten es mir strahlend. Erfahrene Sondenjäger-Profis kriegen das auch nicht besser hin 😀😊 Meine Idee, sie könnten die Sonden natürlich behalten, stieß auf Begeisterung. Als ich Richtung Busstation ging, versuchten sie, die Schnüre zu entwirren und die Eignung des Schirms für den Drachensport zu ermitteln.
Als ich in den Bus einstieg, rief gleich jemand meinen Namen. Da saß im Bus eine Studentin, die bei mir kürzlich einen Kurs gehabt hatte. Sie wollte auch über Wedel nach Altona, um dort ein Konzert zu besuchen. Die S-Bahn bot auf dem Rückweg das volle Programm: Betriebsfremde Personen auf den Gleisen, Polizeieinsatz am Hauptbahnhof, Signalstörungen und die berühmten Verzögerungen im Betriebsablauf. Nach längerem Warten in Blankenese ging es dann weiter. Ich musste in Flottbek noch schnell das Rad auslösen, und dann ging es endlich heimwärts.
Für mich war es übrigens das erste Mal, dass ich an einem Tag zwei Meppener Tandems finden konnte. Bisher waren die Landestellen immer zu weit auseinander, oder bei einer der Sonden war jemand schneller. Das dritte Tandem des Tages landete übrigens bei Delmenhorst. Die Sonden sendeten in Sichtweite der Bremer wetterson.de-Antenne. Bis ein Sondenjäger des Weges kam und das noch munter sendende Gespann zur Straße trug. Das kann man auf der Wetterson.de-Karte genau sehen. Hätte es einen so guten Fallschirm gehabt wie die beiden ersten, wäre es wahrscheinlich direkt bei Rainer auf dem Dach gelandet.