Sonntag, 26. Januar 2020

Sonntagstour in neuen Gefilden

Sondentyp: RS41-SGP
SN: P3350184
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 26.1.2020 0Z
Timerkill: keiner
Track Bremen
Landestelle Altenmedingen, LAT LON: 53.139478,10.59724  Google Maps
Status: gefunden am 26.1.2020,13:01Z
Methode: Tawhiri-Prediction auf Basis von wetterson.de


Der Hamburger Verkehrsverbund wurde im Dezember Richtung Niedersachsen erweitert. So gehören jetzt Cuxhaven, Uelzen, Bodenteich, Schnega (das liegt genauso weit weg von Magdeburg wie von Hamburg) zum HVV.  Einige ganz peripheren Zonen lassen sich allerdings nur mit speziellen Zeitkarten (für die Bewohner dieser Gefilde am Rande der Erdscheibe) erreichen - Normalmenschen brauchen doch ein Bahnticket. Aber am Wochenende darf ich mit meiner Abo-Karte den Gesamtbereich (!) ohne Aufpreis befahren und könnte sogar noch jemanden mitnehmen. Das habe ich heute erstmals ausgenutzt. Ich finde das ganz prima, denn diese Gegenden sind für eine Tour unter der Woche recht weit entfernt, aber am Wochenende eröffnet das neue Möglichkeiten.

Dieses Wochenende sind keine Landungen im Raum Hamburg angekündigt. Mitten in der Nacht zum Sonntag sehe ich zu meinem Erstaunen auf wetterson.de, dass die Bergener Mitternachtssonde offenbar in geringer Höhe geplatzt war und daher nicht bis weit nach Osten fliegt. Vielmehr ist sie gerade im Landeanflug auf den Raum Bienenbüttel / Bad Bevensen. Die Landung erfolgt in übersichtlichem Gelände. Normalerweise wäre mir das zu weit, aber angesichts des Wochendendes will die neue Regelung ausgenutzt sein. Ich überlege kurz, ob ich den Nachtzug, der kurz nach 2:00 losfährt, nehmen sollte für eine nächtliche Sondentour in die neuen Gefilde. Eine starke Taschenlampe habe ich ja...Aber ein gewisses Schlafdefizit fordert sein Recht. Man kann ja auch gegen 5 Uhr hinfahren, da würde die Sonde immer noch senden. Denn ungewöhnlicherweise ist dieses Mal der bundeswehrtypische Killtimer nicht aktiviert. 

Wieder ist das Schlafbedürftnis stärker. Also erst einmal ausschlafen - immerhin ist ja Sonntag. Und dann gemütlich lange spätstücken. Ein Blick auf Radiosondy - ist das Ding doch wohl hoffentlich inzwischen als gefunden gemeldet? Nö! Also wann fährt der nächste Zug? Normalerweise alle Stunde. Aber die Verbindung um 10:42 fällt heute wohl aus. Eine Stunde später, um 11:42 müsste ich die S-Bahn erwischen und könnte kurz vor 12 Uhr am Hauptbahnhof in den Regionalzug springen.  

Was kommt in den Rucksack? Google Earth zeigt keinen Baum weit und breit, und die Sonde ist bestimmt längst aus. Also können Stange und Empfangsgeraffel zuhause bleiben. Wichtig ist ein Fernglas, denn die Prediction ist nur begrenzt genau. Faltrad aus dem Keller holen und rein in die S-Bahn. Der Zug am Hauptbahnhof  lässt sich nur mit einem Sprint erreichen. Und dann rattert er los. Und diesmal über Lüneburg hinaus bis Bienenbüttel. Ich überlege kurz, ob die Radtour von Bad Bevensen aus nicht noch kürzer ist. Auch da gilt heute mein Ticket. Aber die etwas längere Strecke von Bienenbüttel aus sieht angenehmer aus.

Immer öfter erfolgt inzwischen meine typische Radiosonden-Radtour mindestens zum Teil auf  vertrauten Pfaden. Diesmal nicht. Völliges Neuland. Wichmannsburg und Edendorf erscheinen aus dem kalten, feuchten Nebel und gleiten vorbei.  Eine Brücke über den Elbe-Seitenkanal, dahinter kommt ein kleines Wäldchen. Da klingelt mein Handy. Rainer aus Heppenheim hat ein kleines Bildkalibrierproblem mit seinen Astrofotos. Bei meiner Telefon-Ferndiagnose fische  ich im Trüben, passend zu dem Nebelwetter.

Weiter gehts. Da vorne sind schon die Häuser von Altenmedingen, und dahinter muss die Sonde liegen. Natürlich verfranse ich mich im Dorf, bemerke meinen Fehler aber schon beim Ortsausgang. Und dann folgt der schon auf der Karte erwartete Feldweg. Der war wohl mal asphaltiert, aber jetzt ist Straßenbelag  eher "orginal Namibian taste". Links sollte gut sichtbar die Sonde liegen. Sehr übersichtliches Winterweizenfeld mit kurzem zarten Grün. Ein verdächtiges Objekt wird mit dem Fernglas inspiziert - irgendwas Landwirtschaftliches. Dafür stehen auf der anderen Wegseite ein Schwarm Dohlen und zwei Kraniche. 

Eine Treckerweg führt zweigt vom Feldweg ab und verläuft grob in die richtige Richtung. Das gefällt mir gut, denn aufgrund der Tawhiri-Karte rechne ich mit einer Landestelle etwas nördlich der Vorhersageposition - das wäre direkt auf diesem Pfad. Da liegt weit und breit nix. Aber der rötliche Knubbel  vorne links, der erscheint immerhin verdächtig. Ein Blick durchs Fernglas bestätigt: Fallschirm, Ballonrest. Yeah. Die Sonde ist tatsächlich nördlich geflogen, aber  200m kürzer als gedacht.  Alles im Rahmen der erwartbaren Genauigkeit. Der Rest ist einfach.









Einsacken, fertig. Zurück fahre ich diesmal nach Bad Bevensen, um noch einen neuen Weg kennenzulernen. Wieder stehen Kraniche auf den Feldern. Bad Bevensen kennt nur ein Thema: Den Kurgast. Der hält mich für ortskundig und frag mich nach dem Weg, als ich nach selbigem auf der Handykarte suche. Am Bahnhof läuft ein paar Minuten nach meinem Eintreffen der Zug nach Hamburg ein. 




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