Sonntag, 8. März 2020

Ein Schirm ohne DFM und eine DFM ohne Schirm....

Am 7.3.2020 machte ich mich mal wieder ins Wendland auf. Ziel war wie am letzten Wochenende die Sonde bei Leitstade, wo ich eine gewisse Chance  sah, die schon als verloren deklarierte Sonde  mit einer 15m Stange vom Baum zu bekommen. Allerdings landeten in der Gegend etliche Manöversonden - von einigen kannte ich Landekoordinaten. Und dann kam noch die Bergener Mittagssonde P3420971 dazu, die zwischen Hitzacker und Dannenberg auf Abholung wartete. Viel zu viele Sonden, um sie bei einer einzigen Runde zu bergen. Zumal die Wendlandbahn mit ihrem 3-Stunden-Takt schnelles Vorankommen kaum ermöglicht.

Ich habe immer noch keine gute Befestigung der 15m-Stange am Faltrad gebastelt. Da die lange Stange aber für die Sonde in Leitstade zwingend nötig ist, muss diesmal alles zu Fuß erledigt werden. Das ist auch möglich, da alle Sonden fußläufig von Bahn- und Busstationen erreichbar sind. Allerdings muss man sich mehrere  Pläne zurechtlegen, um zu viele 3-Stunden-Wartezeiten zu vermeiden, da man ja nicht weiß, wie lange Suche und Bergung genau dauern. Als  Die Gleichung mit zu vielen Unbekannten löst Sylvio (dg5sux), der irgendwann die Sonde bei Hitzacker als gefunden meldet.


Sondentyp: DFM09
SN: 17047318
Frequenz: 403.81 MHz
Startstation: Bergen (Manöver)
Flugdatum: 03.03.2020 20:20Z (Landezeit)
Timerkill: -
Track Radiosondy und eigene Daten
Landestelle Avendorf, LAT LON: 53.16511,10.74558 Google Maps
Status: Verloren
Methode: Tawhiri Prediction (eigener Empfang)


 In Neetzendorf verlasse ich die Wendlandbahn um 8:19. Lerchen und Kraniche am Himmel und auf den Feldern. Auf der Straße erreiche ich Ahndorf. Ein Weg führt zwischen den Feldern, auf denen die Prediction liegt, hindurch. Und da hängen ein großer weißer Ballonrest und ein großer roter Fallschirm aus großer Entfernung unübersichtbar an einer Knickeiche, direkt an den Gleisen der Wendlandbahn.  Ich hätte das aus dem Fenster meines Waggons sehen können.


Ein Jagdstand ist direkt neben der Eiche. Leider liegt entgegen der Flugrichtung keine Sonde auf dem Acker. Auch in den Knickbäumen ist nichts erkennbar. Die Schnur ist zum Teil straff gespannt, das lose Ende ist aber um ein paar Zweige geschlungen.









Wenigstens möchte ich den Fallschirm herunterholen - wozu habe ich die 15m-Stange dabei? Nach etwas Gezerre ist bis auf ein kleines Stück Schnur alles geborgen.

Wer beschreibt meine Überraschung, dass an dem Abroller ein Knicklicht hängt? Ich hatte schon davon gehört, dass so etwas bei nächtlichen Starts von Manöversonden manchmal vorkommt, aber bisher hatte ich Knicklichter an Radiosonden noch nie gesehen. Das tröstet etwas über die verlorene Sonde hinweg.
Auf dem Rückweg laufen mir einige Dorfbewohner von Ahndorf entgegen, die wissen wollten, was diese unbekannte Person in ihrem Dorf will. Ich erkläre es ihnen und frage natürlich nach dem Verbleib der Sonde, aber ihnen war die Tatsache der Wetterballonlandung unbekannt. Ich denke ja, dass der Jagdpächter das Ding abgerissen und mitgenommen hat.

Gemütlich geht es zurück nach Neetzendorf zur Bahn. Das ganze hat viel länger gedauert als gedacht, der ganze Ausflug hat fast den ganzen 3-Stunden-Slot aufgefressen. In Leitstade muss das schneller gehen. Denn da habe ich exakt 62 Minuten. Plan B wäre ein Ausflug nach Hitzacker gewesen, aber das hat sich jetzt wegen der Bergung dieser Sonde erledigt.




Sondentyp: RS41-SGP
SN: P2151018
Frequenz: 405.7 MHz
Startstation: Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 21.08.2019 12Z
Timerkill: 5:00h
Track Bremen
Landestelle Leitstade, LAT LON: 53.171857,10.90727 Google Maps
Status: Baumlander 13-14m hoch, von unten sichtbar. Bergung mit 15m Stange am 7.3.2020, 11:00Z
Methode: Koordinaten von dg5sux aus Radiosondy.info (DANKE!)

Also schnellen Schrittes zu dem Baum mit der Sonde. Ich finde einen schnelleren Zugang zur Landestelle, und da ich mich nicht orientieren brauche, beginnt das Stangenmikado gleich nach der Ankunft. Ich muss einmal neu ansetzen, aber am Ende habe ich die Sonde am Boden.



Zum Entwirren der Schnur nach der Aktion bleibt keine Zeit. Also alles in den Rucksack stopfen und rasch zurück. 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges bin ich am Bahnhof.

In Lüneburg selbst ist direkt am Bahnhof eine der Manöversonden gelandet. Ich habe etwas Zeit,aber da liegt nichts mehr. Wäre auch tagelang nach der Landung mitten im Stadtgebiet kaum wahrscheinlich gewesen, zumal die derzeitigen Manöversonden mit ihren großen Schirmen und Ballonresten extrem auffällig sind.



Da steht auch schon der Bus nach Hitzacker. Die Fahrt ist wegen einer Baustelle exotisch. Der Bus verkehrt wegen einer Baustellenumleitung zum Teil über namibia-artige Feldwege. Auch hier fahren die Busse alle zwei Stunden, und den Rückbus müsste ich nach 50 Minuten kriegen. Naja, ich will ja nur 800m laufen, nachgucken, ob ich die Sonde finde, das sollte reichen.



Sondentyp: DFM09
SN: 17050887
Frequenz: 403.09 MHz
Startstation: Bergen (Manöver)
Flugdatum: 03.03.2020 11:10Z (Landezeit)
Timerkill: -
Track Radiosondy und eigene Daten
Landestelle Avendorf, LAT LON: 53.269243,10.670822  Google Maps
Status: geborgen am 07.03.2020, 14:07Z
Methode: Tawhiri Prediction (eigener Empfang)


 Das ist natürlich viel zu optimistisch. In der Nähe der Prediction im Wald ist nichts erkennbar. Ein Weg geht auf einen Hügel. Von oben sehe ich nichts. Aber als ich wieder zurück zur Straße gehe, scheint im Wipfel eines Baumes ein merkwürdiger weißer Fremdkörper zu hängen. Plastikbeutel? Ballonrest? Selbst ein Feldstecher löst das Rätsel nicht. Aber dann ist es klar: der Baum befindet sich jenseits des Waldausgangs direkt an der Straße, und ich bin auf dem Hinweg drunter durchgelaufen.

Ich verfolge die Schnur. Und da hängt ziemlich hoch die DFM09 im Nachbarbaum:
Ich nehme kurz mit der Stange Maß - sie reicht aus. Es mögen 12  Meter sein. Nach einigem Gefummel habe ich den Haken eingehängt und die Sonde am Boden:







Auch hier versuche ich eine Stangenbergung des Schirms und der sonstigen Reste. Leider ist das erfolglos. Der Schirm hängt fest. Ein paar Fetzen des Fallschirms und Ballonrests kann ich nach unten befördern. Beliebig viel Gewalt mag ich auch nicht anwenden, da die Sonde direkt über der (nicht allzu stark) befahrenen Straße hängt und ich die Autos durch meine Aktivitäten nicht gefährden will. In jedem Fall hat es sich heute sehr gelohnt, die ganze Zeit die Stange durch die Gegend zu tragen.

Noch habe ich eine Stunde bis zur Abfahrt des Busses. 400m südöstlich steht auf der Locus-Karte eine Notiz vom 25.6.2018: Eine Landeprediction für K4640586 auf Basis eigenen Empfangs. Irgendwelche Details sind nicht zu ermitteln. Also suche ich die Gegend ohne große Hoffnung ab, mehr so als Zeitvertreib. Erst zuhause recherchiere ich, dass die Sonde damals gefunden wurde.



Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier