Montag, 14. Juni 2021

Kleine Rundfahrt zur Kaltsonde


Sondentyp: RS41-SGP
SN:
 
R2320613
Frequenz:
405.7 MHz
Timerkill: 5 Stunden
Startstation:
Bergen (WMOID:10238)
Flugdatum: 4.8.2020 00:00Z
Track Radiosondy
Maximale Höhe: 31822m
Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit: 5.19 m/s 
Landegeschwindigkeit: 4.1 m/s
Landestelle: Stubben, LAT, LON:
53.28688,10.55093, Google Maps
Status: Kaltsondenbergung ; 14.06.2021, 13:20 UT
Methode:Tawhiri-Prediction nach Radiosondy-Daten


Als ich neulich bei Echem eine Sonde aus Pinneberg eingesammelt habe, hatte ich die diffuse Erinnerung, dass in der Gegend noch irgendwas Lohnendes in der Landschaft rumoxidiert. Leider fand ich keinen passenden Eintrag auf meiner Locus-Karte. P2221075, eine Schleswiger Sonde von 2018 wollte ich nicht noch ein viertes Mal probieren. Die anderen Eintragungen waren mir zu weit weg, und so bin ich dann zurück nach Echem geradelt. Als ich dann ein paar Tage später mit dem Sondenmodul von Radiosondy die Sache recherchierte fiel mir R2320613 auf, eine Sonde vom August 2020. Diese Sonde hatte einen guten Fallschirm, und so rechnete ich schnell eine Extrapolation. Zurückblättern in unserem Whatsapp-Archiv gab sogar eine echte Tawhiri-Prediction, die ich damals veröffentlicht hatte. Die deckte sich auf ein paar Meter mit der Extrapolation. Das sieht doch ganz gut aus! Seither hat sich wohl niemand um das Ding gekümmert, auf Radiosondy ist der Status "unknown". Also dürfte sich das Teil noch im Wald befinden. Irgendwie ärgerlich; die Sonde lag von der Pinneberg-Landestelle nur 3 Fahrradkilometer entfernt, da hätte man doch bequem mal nachgucken können. Also war das Ding auf der Prioritätenliste ganz oben. 

14.6.2021: Ich habe Zeit für eine Radtour am Nachmittag, und das traumhafte Sommerwetter ist hierfür extrem einladend. Das Ziel ist klar. Es geht mit dem Regionalzug wieder nach Echem, dann mit dem Rad an dem Golfplatz vorbei. Dort ist schon die Abzweigung zu der Sonde von neulich. Also gerade weiter, vorbei an der hoffnungslosen Landestelle von P2221075. Und schon geht es links über einen Bahnübergang in den Wald auf recht festem Gravel. 

Motordröhnen von hinten, immer lauter. Ein Kieslaster! Dem folgt eine riesige namibiakompatible Staubfahne und Husten meinerseits. Maske aufsetzen  bei der Sondenjagd im Wald? Mindestens 20 Kieslaster, Kiestrecker, PKWs mit fetten Kies-Anhängern folgen dem ersten im Laufe meiner Suche. Die vorhergesagte Landeposition ist dummerweise genau an der Weggabelung, bei der es rechts zum Kieswerk Menneke geht, so dass es nicht bei einer einzigen Hustenattacke bleibt.

Ich finde einen geeigeneten Baum zum Anketten des Rades und mache mich auf die Suche. An der Weggabelung gibt es eine dichte Vegetation aus Brombeeren, Brennnesseln und Klebkraut. Wenn die Sonde da liegt, wird es schwer. Ich scanne mit dem Fernglas die Wipfel des Mischwaldes nach Schnüren und Schirmresten. Buchen, Eichen, Lärchen, Kiefern. Nichts. Ich mache einen Ausflug in Richtung auf die letzte Position - nichts. Allerdings ist das Laubdach auch recht dicht, und die Vegetation am Boden kann eine heruntergefallene Sonde auch hier gut verstecken.

Als nächstes inspiziere ich noch einmal die Gegend östlich des Weges, denn eigentlich kann die Prediction doch nicht so schlecht sein. Ein schmaler Pfad geht in die passende Richtung. Nichts.  Als ich nach einer Stunde Suche wieder zurück laufe, sehe ich plötzlich die Sonde am Baum hängen - keine 30m von der Prediction entfernt.


Das ist mit der 10m Stange kein nennenswertes Problem. 






Es stellt sich heraus, dass die Schnur gar nicht mehr durchgehend vorhanden ist. Das lose Schnurende ist hoch oben in einer Lärche verhakt, und nur daran hängt die Sonde noch. Es kommt zusammen mit einem Zweig und ein paar Zapfen mit etwas Zug herunter. Ich mache mich noch auf die Suche nach Ballonrest und Schirm. Die Flugrichtung ist ja eindeutig. Ich kann aber nirgends etwas entdecken und gebe es auf. Wahrscheinlich hängen die Sachen unsichtbar irgendwo im Laubdach. 

Vorbei an weiteren nervigen Kieslastern rolle ich wieder zurück zur Hauptstraße. Von hier ist es nicht weit bis zur Meppener Sonde P2310341, die seit Januar 2020 hoch im Baum am Neetzekanal hängt. Da es in den letzten Tagen recht windig war, kann man ja mal vorbeigucken. Hier besteht immer die Gefahr, dass sie in den Kanal fällt, denn sie hängt exakt über der Uferlinie. Leider ergibt die Kontrolle, dass sie immer noch oben ist, aber an einem längeren Schnurstück als bisher. 

Wie komme ich jetzt nach Hause? Den Bus am Schierenweg werde ich nicht erwischen, aber vielleicht mit scharfen Sprint den Zug in Bardowick? Der fährt nur alle Stunde. Es gelingt, da der Zug eine Minute Verspätung hat.


Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier

Keine Kommentare: