Samstag, 15. Oktober 2022

Die niedrig hängenden Früchte sind sofort weg

Im September/Oktober flogen aus Bergen und Munster allerlei Manöversonden. Drei landeten um das Dorf Holdenstedt südlich von Uelzen. Zwei davon hatten sehr niedrige Endhöhen, da der lokale Sondenjäger Clemibunge entsprechende Daten eingespeist hatte. Ich wunderte mich, dass er die Sonden nicht gleich eingesammelt hatte. Hat er aber nicht, denn er trägt normalerweise seine Funde in Radiosondy ein. Bei der dritten war die Landestelle sehr unsicher. Status laut Radiosondy ebenfalls "Unbekannt".

Am Samstagmorgen locken freie Abokarte und recht schönes Herbstwetter. Dem üblichen Bahnchaos kann ich durch entsprechendes Umdisponieren teilweise entgehen. Ich trudel allerdings eine Stunde verspätet in Stedersdorf (Kreis Uelzen) ein. Da ich vergessen habe, etwas Essbares einzustecken, muss dort noch schnell ein Discounter überfallen werden. Dann geht es westwärts. Nicht weit hinter dem Ortseingang Wrestedt biege ich in einen  kurzen Feldweg ein, direkt auf die recht genaue Prediction der DFM09 18082550 zu. Diese Sonde war vor 3 Tagen in Munster Nord gestartet worden. Ich mache vor Ort ergänzend zur Tawhiri-Prediction eine Extrapolation und kann damit die Landestelle auf wenige Meter eingrenzen. Tatsächlich liegt Clemibunges letzte Höhe nur 10 Meter über Grund. Und die Sonde ist, um es kurz zu machen, weg. 

Diese Klärung ging schnell. Wieder aufs Rad und weiter. Hinein geht es nach Holdenstedt. Gleich hinter dem Dorf befindet sich die Landestelle von 18082588, gleicher Flugtag, gleicher Startort, noch genauere Prediction.  Nach der Erfahrung eben bin ich pessimistisch. Berechtigterweise, denn auch diese  Sonde ist, um es kurz zu machen, weg. Auch das ist schnell erledigt. Da ist offenbar ein Kollege erfolgreich gewesen, der die Sonden nicht einträgt. Man muss ja auch nicht damit rechnen, dass eine Sonde, die problemlos mit perfekter Prediction auf einem Acker einzusammeln ist, nach 3 Tagen noch da liegt. Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt, dass ich mich jetzt den höher hängenden Früchten zuwenden muss!


Der Flug der  dritten Sonde, 18050767 liegt schon mehr als 2 Wochen zurück. Sie startete am 27.9.2022 vom normalen Bergener Startort aus, war aber vom ganzen Setup her auch eine Manöversonde. 

Sondentyp: DFM09
SN:
18050767
Frequenz: 403.331 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Bergen (Manöver)
Flugdatum: 27.09.2022 12:29UT L
Track radiosondy

Maximale Höhe:
17012m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.04 m/s

Landegeschwindigkeit:
4.1 m/s

Landestelle: Holdenstedt,
LAT, LON:
52.93333,10.53784, Google Maps
Status:
Stangenbergung von Sonde und Schirm am 15.10.2022, 14:00 UT
Methode:
Verschiedene Predictions nach Radiosondy.net-Daten.

 

Viele Chancen rechne ich mir hier nicht aus. Denn die letzte Höhe aus Radiosondy liegt bei 392m Höhe. Ihr Fallschirm hatte gut funktioniert, und es war ziemlicher Wind, so dass sie ein ganzes Stück geflogen sein muss - je nach Vorhersage 500-900m. Das macht die Vorhersage der Landestelle schwierig und ungenau. Der weitaus größte Teil des Gebiets liegt in einem Wald, der Rest auf einem Acker.

Der Weg in den Wald überquert per Holzbrücke einen munteren Heidebach. Ich fahre so weit, wie es die 16" Räder erlauben und kette das Rad an einen Baum. Hier bin ich schon mitten im Landegebiet.

Die Flugrichtungen der Tawhiri-Prediction und der Extrapolationslösung passen nicht gut zusammen. Dass die Extrapolation weiter flugbahnabwärts liegt, ist normal; wahrscheinlich ist die Sonde eher kürzer geflogen. Es bleibt nichts anderes übrig, als beide Lösungen zu überprüfen und den Bereich dazwischen auch.

Am einfachsten wäre es, wenn sie es auf den Acker hinter dem Wald geschafft hätte. Also gehe ich Schritt für Schritt in diese Richtung, die Bäume prüfend musternd. Nichts. Auf dem Acker liegt sie leider auch nicht. Danach gehe ich einen Waldweg hinein, der genau auf die Tawhiri-Lösung zuhält. Hier kann ich auch nichts entdecken. Nach einer guten Stunde Suche bin ich auf dem Querweg, auf dem ich mit dem Rad gekommen bin. Ich erwäge kurz, gleich zum Rad zu gehen und aufzugeben. Ich entschließe mich aber, ein paar Meter weiter zu gehen. Da geht auch ein auf der Karte nicht verzeichneter Parallelweg nach Südosten, und ich bemerke durch einen Blick auf die Locus-App, dass er ziemlich genau der Extrapolationsbahn folgt. Ich brauche nur ein paar Schritte den Weg hinaufzugehen, da sehe ich schon die Sonde aus großer Distanz in einem Baum direkt am Wegrand pendeln, Höhe etwa 11m. Die Position ist nur 60m von meinem Fahrrad entfernt. Die ganze Wanderung durch Felder und Wälder war also eigentlich unnötig.

 


 


 

Keine schwere Beute für meine etwas verkürzte Laguna-Stange. Mein Haken ist leider bei der letzten Bergung wie berichtet verloren gegangen, und das Ersatzmodell ist ein arger Kompromiss. So muss ich mehrfach ansetzen, um die Sonde herunter zu bekommen. 

 


 

Der Schirm hängt unerreichbar hoch in einer anderen Kiefer

Erstaunlicherweise kann ich beim Einziehen der Sondenschnur problemlos über drei Baumwipfel ziehen. Jetzt hängt er in dem Sondenbaum!


Ich traue mich nicht, ihn auch noch über den vierten Wipfel zu ziehen und nehme doch lieber die Stange...






Da nun alle hoch hängenden Früchte geerntet sind, kann ich die letzten 5km nach Uelzen radeln und mit dem Zug die Heimat wieder erreichen. 


Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier