Mittwoch, 31. August 2022

Für 9 Euro in den Manöversondenschwall

Am 29.8. starten allerlei Sonden vom Fliegerhorst Fassberg ostwärts. Ich überlege mir, ob ich ein letztes Mal einen Ausflug außerhalb des HVV-Bereichs unternehmen möchte. Das 9-Euro Ticket, welches mir die freie Nutzung auch solcher Verkehrsmittel garantiert, läuft ja am Monatsende aus. Am Morgen des 30.8. fliegen plötzlich Sonden von der Artilleriestellung 34 des Truppenübungsplatzes Munster. Die Idee ist ein Tripp von Uelzen mit dem Bus Richtung Lüchow und dann ein Abklappern der Landestellen mit dem Rad.

Das klappt leider überhaupt nicht. Obwohl die Regionalzüge inzwischen wieder etwas pünktlicher die Elbe überqueren, kann man den Busanschluß in Uelzen vergessen. Und da die Busse Richtung Lüchow nur alle 2 Stunden fahren, fahr ich die 20km mit dem Faltrad. Das hat Nachteile: Die Verzögerung führt dazu, dass die Sonden teilweise bereits kalt sein dürften. 

Aber auch auf der Straße ist der Weg steinig. Gleich hinter Uelzen ist die Straße wegen einer Baustelle voll gesperrt - auch für Räder. Das verlängert den ohnehin weiten Weg noch mehr. Als ich bei dem Versuch, die Sperrung zu umfahren, durch Molzen radel, sehe ich auf wettersonde.net, dass wenige Kilometer nördlich gerade eine weitere Manöver-DFM niedergeht - ein klassischer Erdnagel. Wie cool ist das denn? Den sollte man doch eben mal schnell mitnehmen können.

Sondentyp: DFM09
SN:
18081203
Frequenz: 403.87 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Munster Süd (Stellung 34)
Flugdatum: 30.08.2022 09:27Z L
Track radiosondy.info

Maximale Höhe:
18451m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 4.95 m/s

Landegeschwindigkeit:
12.1 m/s

Landestelle: Jastorf,
LAT, LON:
53.0379,10.6137, Google Maps
Status:
Geborgen am 30.8.2022, 10:40 UT
, Ackerlandung
Methode:
GPS-Empfang durch TTGO

Die Landestelle steht noch nicht ganz fest. Ich entscheide mich, über Oetzendorf und nicht über Jastorf  zu fahren. Das erweist sich als unglücklich. Auch diese Straße ist kurz vor Oetzendorf gesperrt - wieder total, auch für Räder. Kein Problem: Gleich an der Baustelle zweigt ein Waldweg ab, und laut Karte kann man hier in wenigen hundert Metern nach Oetzendorf gelangen. Das erweist sich als Fehleinschätzung. Die Wege sind nämlich nicht mehr befahrbar. Na, gut, dann eben schieben! Aber nein, nach 100 Metern kommt man auch zu Fuß kaum noch voran. Der ehemalige Weg ist komplett mit Brombeeren  zugewachsen. Ich kann das Rad nicht schieben, sondern muss es durch Brennnessel-Wüsten tragen. Das ist anstrengend und kostet Zeit. Irgendwann kämpfe ich mich nach Oetzendorf durch. Von dort geht eine Schotterstraße Richtung Landestelle. Weiter hinten ist sie plötzlich asphaltiert und geht bergab - welch ein Luxus nach diesem Krampf! Die Tawhiri-Prediction aus wettersonde.net sieht völlig unplausibel aus, und in dem ganzen Stress bemerke ich nicht, dass radiosondy die Sonde bis 300m Höhe hat. 

Ein Feldweg geht auf den Wald zu, in dem die Sonde liegen soll. Der TTGO wird durch eine auf der gleichen Frequenz sendende Sonde verwirrt. Das dürfte sich geben, wenn ich etwas näher herankomme. Und tatsächlich, plötzlich wird das Objekt der Begierde auf der RDZsonde-App angezeigt. Zum Ausgleich für den ganzen zeitfressenden Stress ist die Bergungssituation sehr einfach. 







 

 

Eine weitere Sonde hatte ich vorhin noch auf wettersonde gesehen. Sie müsste unweit niedergegangen sein. Auf der 6h-Ansicht von wettersonde.net ist sie aber nicht erkennbar. Das war dann wohl ein Irrtum. Also fahre ich über Molzen wieder auf meine ursprüngliche Route zurück. Dort müsste D18083928 gelandet sein. Die Prediction liegt laut wettersonde.net auf einer riesigen gemähten Wiese nördlich der Straße. Senden tut da nichts mehr. Ich suche die Gegend ab - nichts. Ich kenne diese Region nicht sehr gut und weiß daher nicht, dass es  Leute gibt, die die Sonden nur in radiosondy einspeisen. Dort gibt es die Daten der Sonde bis 300m Höhe. Der Grund für meine Erfolglosigkeit ist rückblickend, dass ich zu weit südlich gesucht habe.

Ich überlege, wie es jetzt weitergeht. In meinem ursprünglich angedachten Suchgebiet wären die Sonden jetzt kalt und wegen der großen Endhöhen in den Internetquellen sicher schwierig zu finden. Eine ist von einem Kollegen soeben als Baumhänger > 15m Höhe eingetragen worden - da werde ich mit der 10m Stange nichts; außerdem ist offenbar jemand vor Ort. Ich guck noch mal auf wettersonde.net, und da ist jetzt die Spur der Sonde, die ich vorhin nicht angezeigt bekam, zu sehen. Die hat auch eine erdnageltechnische Aufschlaggeschwindigkeit und ist direkt an der Brücke über den Elbe-Seitenkanal bei Uelzen niedergegangen. Da man eh langsam an eine Heimfahrt denken muss und in der Region nur Rufbusse fahren, könnte man ja die Route entsprechend wählen. Über den Kanal muss man ja eh. Also geht es die ganze Strecke mit dem Rad zurück.

 

Sondentyp: DFM09
SN:
18081178
Frequenz: 403.449 MHz
Timerkill: keiner
Startstation: Munster Süd (Stellung 34)
Flugdatum: 30.08.2022 09:47Z L
Track radiosondy.info

Maximale Höhe:
18050m

Durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit
: 5.36 m/s

Landegeschwindigkeit:
10.3  m/s

Landestelle:
Heitbrack (Elbe-Seitenkanal), LAT, LON:53.028403,10.583906, Google Maps
Status:
Geborgen am 30.8.2022, 15:55 UT
, aus Elbe-Seitenkanal gefischt
Methode:
Ad-hoc-Extrapolation aus wettersonde.net-Daten

Ich komme an der Brücke an.  Empfang: Keiner. Es ist dafür wohl auch etwas spät.  Es stellt sich heraus, dass die wettersonde.net Prediction in einem hohen Maisfeld liegt. Wenn sie da liegt, liegt sie  gut und landet im Maishäxler. Aber: Die Spur der Sonde endet in 700m Höhe und zielt etwas nördlich, so dass die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sich die wahre Landestelle im Umfeld der Kanalbrücke befindet. Also schließe ich das Rad an einem Verkehrsschild an und gehe auf die Brücke. Mit dem Fernglas scanne ich das Wasser, das Ufer und die Bäume auf beiden Seiten - ohne Erfolg. 

 

 



Dann gucke ich senkrecht nach unten - und da schwimmt etwas Rotes. Eindeutig zuzuordnen: Ballonrest, Fallschirm und DFM-Abroller, glücklicherweise dicht am Ufer. Schnell geht es die Treppenstufen an der Brücke herab auf den Serviceweg des Kanals.


 

Und 10m südlich dümpelt die DFM





Die Sonde kann ich so aus dem Wasser heben. Der Schirm wird mit der Stange ans Ufer gebracht. Allerdings ist die Schnur am Kanalboden an einigen Stellen an den Steinen des Schotterbetts verankert. Das ist mein Glück, denn sonst wäre die Sonde sicherlich weggeschwommen. 

Nach der Bergung halte ich mich nordwärts und radele nach Bad Bevensen. Ich bin ziemlich fertig, als ich da ankomme - immerhin waren es mehr als 63km Strecke auf teilweise grenzwertigen Wegen, und ich war eigentlich nur auf eine kürzere Strecke eingerichtet.


Übersicht über alle Sondenfunde hier
Karte aller Sondenfunde hier


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